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Portugal 2019
2023 © Peter E. Burkhardt

 

Urlaub in Portugal 2019

 

Inhaltsverzeichnis

Reliefdaten © OpenStreetMap contributors

Reliefdaten: https://maps-for-free.com ("MFF-maps are released under Creative Commons CC0") sowie © https://www.openstreetmap.org/copyright

Schnee in den Pyrenäen. Spanischer Pilgerort Roncesvalles auf dem Gebirgskamm in 1100 Metern Höhe. Dieses Wetter hatte mich überrascht, allerdings nicht ungewöhnlich im November (16.11.).

Strahlender Sonnenschein am Ziel in Portugal. Aparthotel Navigator im heiligen Sagres, fast am Ende der Welt. Es sind 19°C, auch im November am Tag meiner Ankunft am Sonntag, den 17.11.

 

 © 2019 Peter E. Burkhardt. Alle Rechte vorbehalten, außer gekennzeichnete Werke. Ausgabe Web. Hinweise bitte an www.pegons-web.de/Aktuelles

 

Portugal 2019: Inhaltsverzeichnis
2019, 2023 © Peter E. Burkhardt

Inhalt

Seite

Di 12.11. – Start in Chemnitz > Würzburg > Eisingen

3

Mi 13.11. bis Do 14.11. – Eisingen

5

Fr 15.11. – Eisingen > Freiburg > Moulins

8

Sa 16.11. – Moulins > Bordeaux > Àrea de Descanso

11

So 17.11. – Àrea de Descanso > Puebla de Obando > Sagres

13

Mo 18.11. – Ohne Bratwurst am Ende der Welt

14

Di 19.11. – Wanderung am Praia do Bordeira

20

Mi 20.11. – Bräunen am Praia do Telheiro

24

Do 21.11. – Vila do Bispo, Praia do Castelejo, Praia da Cordoama

28

Fr 22.11. – Praia do Tonel, Praia do Castelejo

31

Sa 23.11. – Einkauf in Vila do Bispo, Praia do Castelejo

33

So 24.11. – Suche nach dem Praia do Barranco

37

Mo 25.11. – Wasser holen am Fóia, Burg in Aljezur

41

Di 26.11. – Praia do Beliche, Praia do Telheiro

47

Mi 27.11. – Wanderung am Praia do Bordeira

49

Do 28.11. – Suche des Praia do João Vaz, Praia do Zavial

54

Fr 29.11. – Rundgang am Hafen von Sagres

57

Sa 30.11. – Praia do Castelejo

59

So 1.12. – Heimfahrt ab Sagres > Roncesvalles

60

Mo 2.12. bis Di 3.12. – Roncesvalles > Chemnitz

61

Anhang: Costa Vicentina und ihre Strände

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Portugal 12.11.2019: Start in Chemnitz > Würzburg > Eisingen
2019 © Peter E. Burkhardt

Di 12.11. – Start in Chemnitz > Würzburg > Eisingen

Route 12.11.2019 (487 km)

Chemnitz > A72 Bayreuth > A70 Schweinfurt > A7 Würzburg > A81 Stuttgart > A8 Ri Pforzheim > Eisingen

Ein wichtiges Vorwort

Ursächlicher Grund für die Reise war ein Klosterbesuch in den Vogesen. Dort werden Schnupperkurse angeboten, um in einem französischen Kloster das Leben und die Arbeit der Mönche kennenzulernen. Darüber hinaus kann man seine eigene Gedankenwelt im Verhältnis zu Gott und der Kirche in Ordnung bringen. Dabei wird man von gut deutschsprechenden Mönchen unterstützt. Es finden auf Wunsch seminarähnliche Einzelgespräche in Dialogform statt, die auf dem Lebensweg des Besuchers weiterhelfen sollen. An den Zusammenkünften der Mönche, deren Gebete und Gesänge und an meditativen Veranstaltungen darf man teilnehmen, muss es aber nicht.

Das war der Ansatz bzw. das Angebot, das ich nutzen wollte, um mir zu manchen Fragen Antwort geben zu lassen. Leider kam wieder einmal alles anders. (Wie sollte es bei mir auch sein?) Die geplanten drei Tage Mindestaufenthalt verkürzten sich auf eine einzige Nacht.

Die Gründe möchte ich hier in der Öffentlichkeit nicht besprechen. Es sind mehrere Dinge zusammengekommen, die mit mangelnder Vorbereitung und unerfüllten Erwartungen zu tun haben.

Ich entschloss mich, weit weg zu fahren, und zwar dorhin, wo ich schon immer innere Ruhe fand, auch ohne Hilfe kirchlicher Einrichtungen. Das heilige Sagres, am äußersten südwestlichen Zipfel Portugals gelegen, gewissermaßen am Ende der Welt, würde meinen Kopf von Gedanken befreien, die ich der Vernunft nach nicht akzeptieren kann.

Das alles geschah aber nicht heute, am Dienstag, meinem Start in Chemnitz, sondern erst Tage später.

Der folgende Bericht geht weder zeitlich noch inhaltlich auf die Ereignisse im Zusammenhang mit dem Klosterbesuch ein. Dieser Bericht ist so geschrieben, als hätte es diese Episode nie gegeben – bereit, vergessen zu werden.

 

Start in Chemnitz mit Hindernis

Einen vollen Tank und genügend Luft in den Reifen hatte ich zwar, aber ich stand 13.10 Uhr immer noch in einer Seitenstraße nahe meiner Tankstelle in Chemnitz. Das war reichlich spät, um die 474 Kilometer nach Eisingen (nahe Pforzheim), meinem heutigen Ziel, noch vor Einbruch der Dunkelheit zu bewältigen. Ich hatte noch mit R. telefoniert wegen der möglichen späteren Ankunft. Endlich konnte es losgehen. Doch nach nur wenigen Metern begann ein eigenartiges Fiepen. Es kam von der Autoelektronik, ohne dass ich die Ursache erkennen konnte. Keine der Fehlerlampen leuchtete.

Motor ausmachen, um das Auto herumlaufen und wieder neu starten half. Das Fiepen war weg. Mein Weg führte mich durch die Stadt Richtung Leipziger Straße, um dann auf die Autobahn zu kommen. So würde ich Zeit sparen. Es kam wieder anders, wie sollte es auch anders sein. Am Hechlerberg begann die Fieperei aufs Neue. Das kann ja heiter werden, dachte ich. Irgendwo muss ich halten und den Fehler suchen, noch vor der Autobahn.

Auf der Straße zum Schlossfriedhof fand ich einen Parkplatz, um nun der Ursache auf den Grund gehen zu können. Wieder das gleiche Spiel: Motor ausmachen, aussteigen, Auto verschließen, begutachten, Auto aufschließen, starten – das Fiepen war weg. Ich wusste nicht so recht, was ich davon halten sollte. Auf keinen Fall konnte ich so auf die Autobahn fahren, da mich das laute Fehlersignal verrückt machen würde, wenn es permanent auftreten würde. Ich überlegte schon, in eine Werkstatt zu fahren. Es musste etwas mit der Elektronik zu tun haben, denn alle Flüssigkeitsstände waren in Ordnung und keine der Fehlerlampen brannte.

Versuchsweise machte ich den Motor aus und startete noch einmal, diesmal war kein Warnsignal zu hören. In der Hoffnung, jetzt sei alles in Ordnung, fuhr ich weiter durch die Stadt auf die Leipziger Straße Richtung Autobahn. In Höhe von Carglass der Schock: Wieder begann das Fiepen, ohne dass ich irgendetwas getan hätte. Es trat einfach beim Fahren auf. Mir kam die Sache mysteriös vor.

Portugal 12.11.2019: Start in Chemnitz > Würzburg > Eisingen
2019 © Peter E. Burkhardt

Mir blieb nichts anderes übrig, als auf den Parkplatz von Carglass zu fahren. Vor knapp 5 Jahren hatte ich hier die hinteren Scheiben mit Dunkelfolie bekleben lassen, so wie auch vor fast 20 Jahren den Omega Caravan. Dieser Sichtschutz hat sich außerordentlich bewährt. Dadurch kann keiner ins Schlafzimmer schauen. Ein wirksamer Wärmeschutz im sonnigen Süden ist es natürlich auch. Die Leute hier hatten gute Arbeit geleistet. Vielleicht kann man mir hier helfen, dachte ich.

Ich stellte den Motor ab, holte das Handbuch aus dem Handschuhfach und versuchte, die Fehlerursache mit Hilfe der Fehlerbeschreibungen zu finden. Auch das brachte nichts. Da der Beifahrersitz mit einer Tasche und anderen Dingen belegt war, musste ich erst einmal aufräumen. Es hätte ja sein können, dass ein Monteur den Platz brauchen würde.

Nochmals startete ich, das Fiepen war wieder da. Ich verzweifelte bald, rüttelte hier, rüttelte da und kam dabei an die Gurtaufnahme des Beifahrersitzes. Das Fiepen war plötzlich weg. Ich war sprachlos. Mit Stecken und Lösen des Beifahrergurtes konnte ich den Fehler auslösen. Es musste also am Schalter in der Gurtaufnahme liegen, der den korrekt gesteckten Gurt meldet.

Nach einigen Steckvorgängen verhielt sich die Gurtaufnahme, wie sie sollte. Das Warnsignal trat nicht mehr auf. Es ist bis heute nicht wieder ohne Grund aktiviert worden.

Natürlich muss das Warnsignal angehen, wenn jemand auf dem Beifahrersitz sitzt, den Gurt nicht angelegt hat und man das Auto bewegt. Wie das in der Wirkungskette im Einzelnen geschieht, weiß ich nicht.

 

Die Reise kann beginnen

Nun konnte ich meine Reise endlich antreten. Etwa 14 Uhr fuhr ich auf die Autobahn. Da ich mich vom Navi leiten ließ, war der Weg über Hof, Nürnberg und Stuttgart vorgegeben. Doch es kam anders, wieder einmal.

Einige Kilometer vor Bayreuth wäre ich fast in eine LKW-Kolonne gefahren. Hinter einer Kurve ging nichts mehr. Alle drei Spuren waren voll. Lediglich der ganz linke PKW-Bandwurm zeigte stockend und schrittweise Bewegung. Das änderte sich etwa eine halbe Stunde lang nicht. Zwischendurch kam ein Polizei-PKW, der natürlich weiter vorn prompt Probleme hatte, in der nicht frei gemachten Rettungsgasse vorwärts zu kommen. Mit lautem Geheul bei Blaulicht verschaffte er sich Gehör. Dann war wieder Warten angesagt.

Als ich in die Nähe des A70-Abzweigs Richtung Würzburg kam, lockerte sich der Stau etwas auf. Die LKW-Schlange setzte sich über den Abzweig hinaus auf der A9 in Richtung München fort. Ich nahm die Chance wahr und fuhr auf die A70 Richtung Würzburg. So würde ich auch an mein Ziel kommen. Seit der Würzburger Tunnel verfügbar ist, gibt es bei der Stadtdurchfahrt keine Probleme.

So war es dann auch. Die Fahrt über Schweinfurt, Würzburg, Ludwigsburg und Stuttgart verlief ohne Stockungen. Eine kleine Rast genehmigte ich mir. Das Brötchen während der Fahrt und Wasser dazu aus der Flasche mussten reichen. Großartig Kaffee zu kochen war mir zu zeitaufwendig. Das Problem ist immer wieder die Zeit, bis das Wasser sprudelt. Ich müsste während der Fahrt meinen 12V-Wasserkocher angesteckt lassen und dann anhalten. Das fällt mir jetzt gerade beim Schreiben ein. Auf diese naheliegende Idee bin ich bisher nicht gekommen.

Die gesparte Zeit verplemperte ich dann kurz vor Pforzheim im Stau. Ein LKW aus Litauen war in die rechte Planke gefahren. Den Hänger hatte es dabei abgerissen und umgehauen. Wahrscheinlich war da jemand eingeschlafen oder auch nur unaufmerksam. Andere Unfallbeteiligte gab es nicht. Bis eine Fahrbahn freigegeben wurde dauerte es fast eine Stunde.

Obwohl es schon nach 19 Uhr war, hatte man auf mich gewartet. So kam ich doch noch zu einer vernünftigen Mahlzeit.

 

 

 

 

Portugal 13.11. bis 14.11.2019: – Eisingen
2019 © Peter E. Burkhardt

Mi 13.11. bis Do 14.11. – Eisingen

Aufenthalt in Eisingen

Aus Datenschutzgründen und zur Wahrung der Persönlichkeitsrechte sind wie immer auch in dieser Web-Ausgabe
bestimmte private Informationen und Fotos nicht enthalten. Dazu gehört auch der Aufenthalt in Eisingen.

Trotzdem möchte ich nicht versäumen, etwas über den Ort zu berichten, da es sich hier, weg vom Stadttrubel in Pforzheim, gut und vor allem ruhiger leben lässt.

Eisingen, eine Gemeinde im Enzkreis

Das kleine Dorf Eisingen mit rund 4500 Einwohnern wird von der Gemeinde als familienfreundlich, naturnah und lebendig beworben. Ich kann das bestätigen. Jedenfalls zeugt das Bild des Dorfes von fleißigen, rechtschaffenen Bürgern, die ihr Eigentum hegen und pflegen. Auch öffentliche Gebäude einschließlich Kirche und Friedhof machen den Eindruck, dass man sich um das allgemeine Wohl der Bürger kümmert. Verwahrloste oder gar baufällige Gebäude oder Grundstücke sind mir nicht aufgefallen. Einzige Ausnahme sind ein paar private Gärten in Zentrumsnähe, die offensichtlich aufgegeben und jahrelang sich selbst überlassen wurden.

Es gibt ein paar Fachwerkhäuser, die besonders beeindrucken. Sie sind teilweise ein echter Hingucker. Die meisten Grundstücke sind mit schönen, gepflegten Privathäusern bebaut. Eisingen ist eine beliebte Wohngemeinde mit den Vorzügen der Ruhe und der geringen Entfernung zu Pforzheim, wo alles das geboten wird, was es in Eisingen nicht gibt. Große Supermärkte oder große Industriegebiete findet man in Eisingen nicht, dafür aber idyllische Dorfläden wie Metzgerei und Bäckerei mit herzlichem Personal, die auch einmal ein privates Wort für ihre Kunden übrig haben. Ich habe das selbst erleben dürfen.

Geschichte

Die ersten Ansiedlungen müssen schon in der Steinzeit gegründet worden sein, entsprechende Funde beweisen das. Eine vorbeiführende Heerstraße und alte römische Gräber belegen, dass auch hier die Römer ansässig waren und Weinbau betrieben. Der Weinbau hat sich bis in die heutige Zeit erhalten.

Die erste urkundliche Erwähnung von Eisingen erfolgte im 1. Jh in den Annalen des Klosters Reichenau. Später erwarben auch andere Klöster Besitzrechte von Eisingen. Heute gehört Eisingen als selbständige Gemeinde zum Enzkreis, dieser zu Baden-Württemberg.

Eisingen, Blick auf das Zentrum (Foto 2017)

Mitten im Dorf die evangelische Margaretenkirche (2017)

Eisingen, Blick Richtung oberes Dorf (Foto 2017)

Hier und da ist noch Platz für ein neues Haus (Foto 2017)

Portugal 13.11. bis 14.11.2019: – Eisingen
2019 © Peter E. Burkhardt
Eisingen

Neubaugebiet Waldstraße, unpassend zum Dorf

Fensterläden sind traditionell ein Muss.

Margaretenkirche von der Straße aus gesehen

Haustiergalerie eines Bauernhofes direkt an der Straße

Fränkische Hofanlage als Fachwerkhaus, um 1800 gebaut

Der Fachwerkgiebel wurde bei der Sanierung erhalten.

Margaretenkirche, Friedhofseite

Auch Wandmalereien wie in Bayern sind zu finden.

Kleine rustikale Episode beim Metzger

Es kam ein hungriger Fremder in den Laden und schaute sich um. Da lagen so viele Leckereien, auch Warmes war zu haben. Ratlos wanderte sein Blick über die saftigen Auslagen. Die Verkäuferin, wohlgenährt wie man sich eine Metzgerfrau vorstellt, wies auf die Fleischwurst mit großen Stücken von der Zunge. Nein, das wollte der Fremde nun wirklich nicht. Was andere jahrelang im Maul trugen, aß er nicht – und das sagte er auch.

Mit breitem Grinsen im Gesicht und zugleich vorwurfsvoll erwiderte sie: Eier, die von anderen aus dem Ar... kommen, esst ihr doch auch – und das ist viel, viel schlimmer! Er dachte, wo sie Recht hat, hat sie Recht. Zuerst verdutzt über diese frivole Direktheit musste der Fremde lachen. Mit fröhlichem Schlagabtausch wanderte schließlich eine dicke Scheibe heißer Wiegebraten mit Brötchen über die Ladentheke.

Portugal 13.11. bis 14.11.2019: – Eisingen
2019 © Peter E. Burkhardt
Altes und neues Eisinger Loch
Datei: Altes_Eisinger_Loch_01_aw.jpg

Doline "Altes Eisinger Loch" bei Neulingen, Deutschland  1

(Urheber Hans-Peter Scholz Ulenspiegel, 2005, © nach CC BY-SA 3.0)

Datei: Neues_Eisinger_Loch_02_aw.jpg

Doline "Neues Eisinger Loch" bei Neulingen, Deutschland  2

(Urheber Hans-Peter Scholz Ulenspiegel, 2005, © nach CC BY-SA 3.0)

Traditionsbewusste Sanierung der Häuser steht im Fokus.

Eisingen liegt in einem Tal, im Schnitt auf 300 Meter Höhe und ist zum Teil von Wald umgeben. Es gibt etliche historische Plätze und Gebäude, die in einer Broschüre der Gemeinde "Eisingen einst und heute" beschrieben werden. Besonders interessant sind die sogenannten Eisinger Löcher, die aus Zusammenbrüchen unterirdischer Kalksteinhöhlen entstanden sind.

Das alte Eisinger Loch entstand etwa im Jahre 1806. Zu dieser Höhle gibt es eine interessante Legende, nachzulesen im Web (www.eisingen-enzkreis.de). Vom alten Eisinger Loch aus soll es Gänge zum Dorf geben, in denen der Teufel verkehrt sowie Hexenversammlungen abhält.

Das neue Eisinger Loch, entstanden in 1966, ist ein weiterer Erdeinbruch ganz in der Nähe des alten Eisinger Lochs. Das neue Loch ist etwa 45 Meter tief und 10 Meter breit. Es kann von einer Fußgängerplattform aus besichtigt werden.

Noch nicht gemacht

Zwar hatte ich einen Rundgang durch die Gemeinde gemacht, doch für detailliertere Besichtigungen fehlte die Zeit. Da wäre zum Beispiel die Margaretenkirche (erstmals 1344 erwähnt, Reformation 1556) mit einer historischen Glocke von 1493. Es gibt auch ein kleines Weinmuseum mit einer historischen Kelteranlage von 1556.

Noch mehr interessieren mich jedoch die Eisinger Löcher, die sicherlich eine Wanderung wert sind. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.

 

 

1  Altes Eisinger Loch. Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Altes_Eisinger_Loch_01.JPG, Lizenz: https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.de, Zuschnitt/Farbanpassung: Peter E. Burkhardt, Weitergabe des Fotos zu gleichen Bedingungen

2  Neues Eisinger Loch. Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Altes_Eisinger_Loch_02.JPG, Lizenz: https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.de, Zuschnitt/Farbanpassung: Peter E. Burkhardt, Weitergabe des Fotos zu gleichen Bedingungen

Portugal 15.11.2019: Eisingen > Freiburg > Moulins
2019 © Peter E. Burkhardt

Fr 15.11. – Eisingen > Freiburg > Moulins

Route 15.11.2019 (613 km)

Eisingen > A8 Ri Karlssruhe > A5 Offenburg > A5 Freiburg > A5 Ri Basel > A36 Mulhouse > D83-D483-D83 Ri Belfort > Ri Belfort Parkplatz Ortsausgang Lachapelle an D83 (47.707542, 7.005534) > A36 SO-Umfahrg. Belfort > N1019/E54-D438 ON-Umfahrg. Lure > N19-D457 NW-Umfahrg. Vesoul > D457-D474 Gy > D12 Pesmes D475> D673 NW-Umfahrg. Dole D905 > D673-N73 WS-Umfahrg. Chalon sur Saóne > N80-N70-N79/E62 S-Umfahrg. Digoin > N79/E62 Montbeugny > D12-D526 Moulins (F1-Hotel Moulins Sud) (46.532583, 3.349778)

Route alternativ durch Besançon (598 km)

Eisingen > A8 Ri Karlssruhe > A5 Offenburg > A5 Freiburg > A5 Ri Basel > A36 Mulhouse > D83-A326 Belfort A3683-D83 Ri Belfort > Ri Belfort Parkplatz Ortsausgang Lachapelle an D83 (47.707542, 7.005534) > A36 SO-Umfahrg. Belfort > A36 Abfahrt Belchamp > D126-D663-D683 (am Fluss Le Doubs entlang) > O-Umfahrg. Le Moulinot D683 > Besançon > D673-N73 WS-Umfahrg. Chalon sur Saóne > N80-N70-N79/E62 S-Umfahrg. Digoin > N79/E62 Montbeugny > D12-D526 Moulins (F1-Hotel Moulins Sud) (46.532583, 3.349778)

Start in den Süden

Mein Start in Eisingen war wieder reichlich spät. Doch ein gemütliches Frühstück ist mir wichtig. Noch vor der Autobahn war Tanken angesagt. Die Preise in Eisingen waren relativ günstig.

Die Strecke Richtung Süden über die A8 und A5 möchte ich nicht weiter beschreiben. Regen und Niesel wechselten sich ab. Allerdings habe ich die letzte deutsche Tankstelle verpasst. Die Tankstelle "Schau ins Land" vor der Abfahrt nach Freiburg bietet letztmalig die Gelegenheit, vor der französischen Grenze zu tanken.

Mein erster Stopp war nach 237 Kilometern ein Parkplatz an der D83 am Ortsausgang von Lachapelle, einige Kilometer nach Mulhouse, auf dem manchmal ein Kiosk-Wagen steht. Ich hatte gehofft, dort eine Wurst oder so etwas zu bekommen. Fehlanzeige. Ich musste mir meinen Cappuccino selbst machen, bei dem schwachen Autotauchsieder dauert das eine Ewigkeit. Bei bedecktem Himmel aber trocken nutzte ich die Zeit für ein paar Fotos.

Tankstelle in Eisingen mit moderaten Preisen

D83 Ortsausgang Lachapelle (47.707542, 7.005534)

Im Sommer steht ein Kioskwagen mit heißen Würstchen.

Nur eine Notbrotzeit, kalt und kein Kioskwagen in Sicht

Zur Not ist der kleine Parkplatz auch als Schlafplatz geeignet, obwohl die Hauptstraße vorbeiführt. Der Weg rechts endet auf den Feldern, links davon ist Wald. Auf dem rechten freien Platz steht sonst der Kioskwagen ("FRITERIE"). Ein Schild verbietet, dort zu parken, da es "PRIVÉ" sei.

Nur etwa 200 Meter weiter Richtung Belfort ist links von der Straße ein kleiner See. Ob es einen Zugang gibt, weiß ich nicht. Notfalls wäre es aber eine Möglichkeit, an Waschwasser zu kommen.

Portugal 15.11.2019: Eisingen > Freiburg > Moulins
2019 © Peter E. Burkhardt
Übernachtung in Moulins

Der weitere Verlauf der Route ist in meinen Spanienberichten schon mehrfach beschrieben, siehe auch die Info im Kasten. Noch vor 20 Uhr näherte ich mich Moulins, im F1-Hotel hatte ich dort schon mehrfach übernachtet. Eine heiße Dusche würde mir gut tun.

Ich sitze hier im F1-Hotel in Moulins im Zimmer 126. Es ist 20.52 Uhr. Vor etwa einer Stunde habe ich eingecheckt. Die Entscheidung, hier schon zu übernachten, war unterwegs beim Fahren im Finsteren gefallen. Ich bin ziemlich kaputt.

Das Lager im Auto ist auch noch nicht gemacht. Ich bin immer noch erkältet, die Blase macht mir zu schaffen. Ich musste mehrmals nothalten, nicht immer passt die Verkehrs- und Parkplatzlage zu meinem Drang.

Ich denke, es war die richtige Entscheidung, hier zu schlafen. Zwar wird die Zeit ziemlich knapp, denn am Sonntag beginnt meine Reservierung im Navigator-Hotel in Sagres. Nach der Flucht im Kloster hatte ich angerufen. Nun bleibt mir als Hauptreisetag nur der morgige Samstag. Ich muss morgen so weit wie möglich in den Süden kommen.

Den Fernseher habe ich zwar laufen, er dient aber nur als Geräuschkulisse. Es gibt nur französisch-sprachige Sender. Eigentlich könnte man wenigstens CNN in Englisch erwarten. In Spanien und Portugal gibt es solche Probleme nicht.

Auch ist zwar das F1-Hotel-WLAN vorhanden und im Preis inbegriffen, doch man muss seine E-Mail-Adresse preisgeben und sein Einverständnis für Werbe-Mails geben. Nicht mit mir! Ich kann hier gerne auf den Access verzichten. In Sagres ist das alles problemlos, auch ohne Werbung und individualisiertem Passwort.

Das Auto steht gleich neben der Eingangstür und ist beleuchtet. Hoffentlich hat niemand Lust nachzuschauen, was drin ist. Ich habe nur das Nötigste mit ins Zimmer genommen.

Die Sicherung für den weißen 230V-Kocher hat gehalten. Damit nicht wieder Schutzleiterprobleme in Verbindung mit einem Sicherungsfall auftreten, habe ich ein Adapterkabel zwischengesteckt. Der Kocher ist sowieso völlig aus Plastik, außer der Heizungsspirale natürlich, so dass der Schutzleiter entbehrlich ist. Ich weiß, es ist nur ein Notbehelf.

F1-Hotel Moulins Sud (Foto 2016)

F1-Hotels sind nicht schön, aber günstig. Maximal 3 Personen, Waschbecken mit Kaltwasser im Zimmer, Dusche/WC auf dem Gang. (Foto 2016)

Ich hatte unterwegs wegen der Blasenprobleme relativ wenig getrunken. Das konnte ich jetzt mit Cappuccino ausgleichen. Außerdem hatte ich so das ideale Getränk zum Titschen, denn die Brötchen vom Montag ist schon ziemlich trocken. Für R. ist das Titschen ein Grauen. Ich habe das schon mit Brötchen und Kakao in meiner Kindheit gemacht, wie meine Mutter. Übrigens, die Schlesier sagen dazu "Eintunken".

Mir tut das Kreuzbein immer noch weh. Der Schmerz hat zwar nachgelassen, aber eben nicht weg. Ich hatte bei R. eine Schranktür wieder angeschraubt. Auf der kleinen Setztreppe (Alu-Leiter) habe ich mir dann das Kreuz verrenkt. Das war noch vor dem Müllwegschaffen. Gestern Vormittag hatten wir die Garage ausgeräumt und die Schrankteile, Glasscheiben und Metallstühle ins Auto gepackt. Da dann erst ab 13 Uhr die Müllannahme in Pforzheim öffnet, sind wir dementsprechnd spät losgefahren. Kurz vor Mittag passierte die Geschichte mit meinem Kreuz. Ich konnte dann kaum etwas anpacken. R. musste das Auto so gut wie alleine ausladen.

Es ist jetzt 21.20 Uhr. Ich glaube, ich mache Schluss mit dem Schreiben. Die heiße Dusche wird meinem Kreuz gut tun. Ich bin müde.

Portugal 15.11.2019: Eisingen > Freiburg > Moulins
2019 © Peter E. Burkhardt
Neue Runde am Laptop

23.25 Uhr, ich bin wieder putzmunter und sitze am PC. So wie zu Hause auch musste ich noch einen Cappuccino trinken und dazu eine Scheibe Brot mit Blutwurst genießen. Eine furchtbare Angewohnheit ist das! Es gab Zeiten, da konnte ich fast durchschlafen. Entweder brauchen alte (ältere) Leute nicht soviel Schlaf oder mit meinem Kopf stimmt etwas nicht. Jedenfalls fühle ich mich wohl, wenn ich die Buchstaben auf den Bildschirm hämmern kann.

Im Fernsehen läuft so eine komische Unter­haltungs-Show mit Karaoke-Sängern, die toll verkleidet auf der Bühne stehen und versuchen, das Publikum im TV-Studio zu begeistern. Die französische Show heißt MASK-Singer. In Deutschland gibt es sowas nicht. Naja, da habe ich wenigstens etwas Musik, außer dem reichhaltigen Gequatsche. Es gibt eine Jury ähnlich der bei Dieter Bohlen. Alles ist leichte, seichte, zeitvergeudende Unterhaltung ohne erkennbaren Sinn oder lehrenden Wert.

Aber muss den alles einen Sinn haben? Was ist überhaupt sinnvoll? Eigentlich steht es mir nicht zu, eine Bewertung in der Weise abzugeben, indem ich eine Sendung auf die Zuschauer spiegele und damit den Charakter des Zuschauers ermittle bzw. bewerte. Wenn ich es recht überlege: Alles im Leben hat einen Sinn, selbst das vermeintlich Sinnlose.

Etwas Elektronik

So, jetzt beende ich das lehrende Gelabre. An meinen nackten Beinen zieht die Kälte in die Schenkel. Ich habe meinen Schlafanzug im Auto gelassen, die Jogginghosen natürlich auch. Trotz meiner Müdigkeit klappere ich lieber mit den Tasten. Übrigens, die ergonomische Mouse mit der seitlichen Taste von TRUST war in Pforzheim bei Media Markt für 49 Euro zu haben. Das ist definitiv zu teuer. Ich hatte ja diese Mouse zusammen mit der Tastatur, auf der ich gerade am Laptop arbeite, für nur 39 Euro bekommen. Ich frage mich, nach welchen Kriterien die Märkte die Preise gestalten. Auch bei SATURN, der Schwester von Media Markt, kostete die Solo-Mouse 49 Euro.

Wir, d.h. R. und ich, fragten auch nach einer 500GB-SSD für seinen Laptop. Sie wäre für rund 89 Euro zu haben gewesen. Bei Amazon kostet sie zur Zeit nur 77 Euro, vor einer Woche im Angebot sogar nur 68 Euro.

F1-Hotels haben WLAN, verlangen aber die E-Mail-Adresse

Der Verkäufer bei Media Markt wollte die Platte für 77 Euro nicht hergeben, er meinte, das sei für ihn ein Verlustgeschäft, er kaufe die Platte für 82 Euro ein. Wer kennt sich da noch aus?

Nun ja, es hat mit der SSD noch Zeit. Auf jeden Fall muss dann das alte Win 7 durch Win 10 ersetzt werden. Für R. ergibt es beim Laptop-Handling keinen Nachteil, da man mit einem frei verfügbarem Hilfsprogramm die alten Oberflächen von Win 7 bzw. Win 8/8.1 auf dem neuen Windows 10 nachbilden kann (Classic Shell). Ein weiterer Vorteil von Win 10 ist, dass der Virenscanner eines Fremdanbieters entfällt. Bisher hat dieser zusätzliche Virenscanner den Laptop unsäglich verlangsamt. Win 10 hat seinen eigenen integrierten Virenscanner, der mittlerweile einer der Besten ist. Er ist so in das Betriebssystem eingeklinkt, dass er die Arbeitsgeschwindigkeit nicht fühlbar verringert.

Für die Neuinstallation von Win 10 anstelle des Win 7 ist ein neuer Installations-Schlüssel erforderlich, damit Microsoft bei den künftigen Win-Updates nicht meckert. Den Win10-Code kriegt man kostenlos bei Microsoft aus dem Netz, einen Schlüssel dazu für etwa 12 Euro bei Amazon. Ich selbst war anfangs auch zu Win 10 skeptisch. Doch Microsoft updatet den System-Code laufend, vor allem bezüglich Sicherheit und Geschwindigkeit ist es das beste Betriebssystem aller Zeiten. Voraussetzung ist aber, dass man die richtigen Einstellungen vornimmt. Dazu gehört, sämtliche Telefonate des Systems nach Hause (zu Microsoft) zu unterbinden. Auch sollten sämtliche Animationen bei der Arbeit mit der Mouse abgeschaltet sein. Ebenso sind halbdurchscheinende Fenster sinnlos, weil resourcenfressend.

Oh Schreck, es ist schon wieder kurz nach Mitternacht. Ich muss Schluss machen. Gute Nacht!

Portugal 16.11.2019: Moulins > Bordeaux > Àrea de Descanso
2019 © Peter E. Burkhardt

Sa 16.11. – Moulins > Bordeaux > Àrea de Descanso

Route 16.11.2019 (1234 km)

Moulins (F1-Hotel Moulins Sud) > N7 Ri S > D291-D65 Cressanges N79/E62 > N79/E62-D945-D33 > D33 La Chaux D157 > Bizeneuille D94-A714/E62-N145/E62 > Parkplatz Aire de Nouhant (46.283210, 2.399330) > N145 N-Umfahrg. Guéret > N145 S-Umfahrg. La Souterraine N145 > N147/E62 N-Umfahrg. Bellac > N147/E62-D951-N141/E603 > N10/E606 NW-Umfahrg. Angouléme > N10/E606 Parkplatz Aire de Bedenac Ouest (45.173309, -0.334245), 20 km vor Bordeaux > N10/E606 Saint-Antoine A10/E5 > Saint-André-de-Cubzac > N230 O-Umfahrg. Bordeaux > A630 S-Umfahrg. Bordeaux > A63/E70 Ri W-Umfahrg. Le Muret > Mautumfahrung D348-D834-D20 > Castelnau D410 > D10E > Liposthey > A63/E70/E5 > A63/E70/E5 W-Umfahrg. Labouheyre > A63/E70/E5 Aire de I'Océan-Quest (44.088867, -1.001062) > A63/E70/E5 OS-Umfahrg. Castets D10E (Mautumfahrung) > D10E Magescq D16-A63/E5/E70 > D810 Saint-Geours-de-Maremne D12 > D12 Biarrotte D12-D817-D12 > D12 > Fluss Adour-Querung vor Le Port du Vern (43.500823, -1.293471) D12 > D261 Le Port du Vern D123 > D123-D936 > Auffahrt 4 auf A64/E80 > A64/E80 Abfahrt 3 auf D21 > D21-D21E Hasparren D22 > D22-D933 Saint-Jean-Pied-de-Port (43.162787, -1.239815) D933 > ab Pekotxeta/Arnéguy (Spanien) N-135 > spanische Tankstelle li Ri S (43.108810, -1.282988) > N-135 Roncesvalles am Pilgerweg (43.009218, -1.318578) > N-135 > PA30-PA34 N-Umfahrg. Pamplona > N240A > Auffahrt S von Gulina auf AP15 > S von Irurtzun AP15-A15-A10 > S von Alsasua A10-A1 > A1 N-Umfahrg. Vitoria-Gasteiz A1/E80 > A1/E80 Arminòn AP1/E5/E80 > AP1/E5/E80-A1-BU30-A62 S-Umfahrg. Burgos A62/E80 > A62/E80 W-Umfahrg. Valladolid A62/E80 > A62/E80-A-66 W-Umfahrg. Salamanca > A-66 Àrea de Descanso (40.569626, -5.656817) 2 km Ri S vor Guijuelo

Debakel über die Pyrenäen

Grob gesagt führte mich mein Weg ab Moulins schräg durch Frankreich an Bordeaux und Bayonne vorbei und dann ins Vorland der Pyrenäen (siehe Kasten). Ich wählte den mir bekannten Weg über Saint-Pied-de-Port und auf der spanischen Seite Roncesvalles, danach Richtung Pamplona. Diese Route vermeidet den dichten Verkehr an der Westküste Frankreichs und der Nordküste Spaniens. Vorteil am Meer ist natürlich, man hat keine Berge und immer gemäßigte Temperaturen.

Im Stillen hoffte ich, dass es auf dem Parkplatz in Roncesvalles nicht allzu kalt sein würde. Ich hatte dort auf dem großen Camper-Platz schon in 2018 geschlafen. Der Komfort beschränkt sich auf einen Bach, der direkt am Platz vorbeifließt. So hat man wenigstens früh eine Badewanne mit eiskaltem Wasser.

Die Fahrt durch Saint-Pied-de-Port, dem Startpunkt vieler Santiago-Pilger aus dem Norden Europas, gestaltete sich trotz Navi wieder schwierig. Es regnete, es war finster und meine Aufmerksamkeit war auch nicht mehr die Beste. Jedenfalls verfranzte ich mich wieder und fand dann mit der freundlichen Navi-Dame durch ihre Neuberechnung doch die richtige Straße zum Pyrenäenkamm.

Unfreundlicher Tankstopp in Spanien

Anfangs ging alles gut, sogar die erste spanische Tankstelle (43.108810, -1.282988), die bergan auf der linken Straßenseite ist, übersah ich nicht. So konnte ich den Tank mit dem etwas günstigeren spanischen Sprit füllen. Spanien hat diesbezüglich von den 4 Ländern (Deutschland, Frankreich, Spanien , Portugal) die günstigsten Preise.

Allerdings war die Tankdame nicht sehr zuvorkommend. Sie hatte wohl mit dem Handwerker-Kunden vor mir ein Bezahlproblem. Offensichtlich tat der Kassen-Computer nicht das, was sie wollte. So stand ich ein Weilchen hinter ihr, ohne dass sie mich erkennbar wahrnahm. Dabei hatte ich die 60 Euro passend in der Hand, mit der Absicht, ihr 60 Cent zu schenken. Seelenruhig ging sie ihrem Computerproblem nach und gab schließlich doch auf. Mich empfand sie offenbar in diesem Augenblick als lästig, die 60 Cent habe ich ihr nicht geschenkt.

Die schwierige Auffahrt zum Kamm

Bergan wurde es zusehends kälter. Zuerst bemerkte ich, dass der Regen in Schnee überging. Auch auf der Straße zeigten sich erste Spuren, die der Match hinterließ. An einer recht unübersichtlichen engen Kurve stand ein LKW bergab mit der Schnauze vor einer großen Hinweistafel. Er war wohl ins Rutschen gekommen. Mit Mühe schlich ich vorbei und machte mir so meine Gedanken, wie die vor mir liegende Bergfahrt enden würde. Immerhin ist der Pyrenäenkamm etwa 1100 Meter hoch.

Hätte ich keinen Frontantrieb, hätte ich es nicht geschafft. Auf der Straße lagen nach dem Schneematch weiter oben etwa 5 Zentimeter Schnee. Darunter war es sauglatt. Immer wieder wollte eines der Vorderräder durchdrehen, am Display kam schon eine Anzeige, die ich bisher nicht kannte. Da war mehr Schwung angesagt, selbst auf die Gefahr hin, in den Kurven nicht in der Spur zu bleiben. Im 4. Gang nahm ich eine Kehre nach der anderen. Bloß gut, dass nur ganz wenige Autos unterwegs waren.

Portugal 16.11.2019: Moulins > Bordeaux > Àrea de Descanso
2019 © Peter E. Burkhardt
Winter in Roncesvalles (Orreaga)

Auf dem Kamm lagen dann etwa 25 Zentimeter. Es schneite unaufhörlich. Die höchste Stelle ist nicht Roncesvalles selbst, sondern vorher die kleine Kirche Richtung Spanien auf der linken Seite. Doch der Pilgerort liegt nur wenige Höhenmeter darunter.

Für eine kurze Rast und ein paar Fotos hatte ich meinen treuen Dacia nahe an der Straße abgestellt, um gut wieder wegzukommen. An eine Übernachtung auf dem Camper-Parkplatz war überhaupt nicht zu denken. Ich wäre nicht einmal wegen des Schnees auf den Parkplatz gekommen, geschweige denn wieder weg. Außerdem war es mir sowieso zu kalt. Der Bordcomputer meldete 2 Grad Minus.

Leider war ein Schneeflug schneller als meine Wegfahrt. Er fuhr so nahe am Auto vorbei, dass der Schnee bis zu den Scheiben flog. Da ich wohlweislich auf der schon abschüssigen Straße parkte, kam ich mit durchdrehenden Winterrädern wieder auf die nun freie Fahrbahn.

Die gefährliche Abfahrt

Mit dem 3. Gang, damit die Motorbremse wirkt, setzte ich meine Fahrt fort, immer mit Angst, ins Rutschen zu kommen. Das ging so vielleicht 10 kurvenreiche Kilometer, mit rund 20 Sachen kein Vergnügen. Später war nur noch Match, dann Regen und in Pamplona war schon wieder alles trocken.

Übernachtung auf der Àrea de Descanso

Vor mir lag noch eine riesige Strecke. Ich beschloss, solange zu fahren wie möglich. Ziel für ein paar Stunden Schlaf war der große LKW-Parkplatz an der A-66 (40.322597, -5.863258) in Spanien in der Nähe von Baños de Montemayor. Leichtsinnig ist es schon, bei Übermüdung weiterzufahren. Mir zog es ständig die Augen zu. Ein kurzer Stopp hätte nichts genutzt. Deshalb hielt ich schon vor dem LKW-Parkplatz an, um zu übernachten. Bisher hatte ich diese Park- und Übernachtungsmöglichkeit glatt übersehen. Sie liegt nur an einer Seite der Autobahn, ist aber beidseitig erreichbar. Sie nennt sich Àrea de Descanso (40.569626, -5.656817), etwa 8 Kilometer Richtung Süden nach Montejo. Nicht weit davon liegt der See Embalse de Santa Maria. Vorteil war, der Platz liegt nicht so hoch in den Bergen wie der besagte LKW-Parkplatz. Der Bordcomputer zeigte 8 Grad, für nachts im November ein erträglicher Wert.

Winter in Roncesvalles am Pilgerweg (43.009218, -1.318578)

Wenig später waren die Spuren wieder zugeschneit.

Hostal La Posada, dahinter die Iglesia de Santiago aus dem 14. Jh. mit der Wallfahrtskapelle Capilla del Espíritu Santo

Pass Alto de Ibañeta im April 2018, wesentlich freundlicher als in der Winternacht vom 16.11. zum 17.11.2019. Diese kleine Kirche wurde im 20. Jh. gebaut anstelle der Wallfahrtskirche San Salvador de Ibañeta aus dem 11. Jh. Der Pass ist 1057 m hoch, im Sommer natürlich kein Problem. Im Winter dagegen ist man froh, den Kamm hinter sich lassen zu können. Roncesvalles liegt etwa einen Kilometer hinter der Bergkuppe.

Portugal 17.11.2019: Àrea de Descanso > Puebla de Obando > Sagres
2019 © Peter E. Burkhardt

So 17.11. – Àrea de Descanso > Puebla de Obando > Sagres

Route 17.11.2019 (592 km)

Àrea de descanso A-66 > A-66 N-Umfahrg. Béjar > A-66 W-Umfahrg. Plasencia > A-66 W-Umfahrg. Cáceres N523 > N523 Puebla de Obando N523 > N523 Badajoz A5/E90-A6/E90 > A6/E90 N-Umfahrg. Elvas N4 > N4 N-Umfahrg. Borba N255 > N255-N254 Redondo N381 > N381 Montoito M513 > Vendinha N256 > IP2/E802 > W-Umfahrg. Portel > IP2/E802 O-Umfahrg. Vidigueira > IP2/E802 O-Umfahrg. Beja N18 > N18-N2 O-Umfahrg. Ervidel N2 > N2 Aljustrel N263 > N263 Odemira N120 > Aljezur N120 > N268 > Bordeira > Carrapateira > Vila do Bispo > N268 Sagres, Aparthotel Navigator (37.006812, -8.934704)

Fast Nonstop bis Sagres

Etwa 6 Stunden Schlaf und zwei Kaffee reichten, um mich wieder fit zu machen. Nun war schon Sonntag, noch heute wurde ich im Navigator-Hotel in Sagres erwartet. Vor mir lagen aber immer noch rund 600 Kilometer. Der weitere Verlauf meiner Fahrtroute ist, wie immer, aus dem Kasten ersichtlich.

Ich nahm natürlich die Route über Puebla de Obando an der N523. Puebla ist mir zu sehr ans Herz gewachsen. Leider hatte die Tankstelle zu. Ich hatte gehofft, den alten Tankwart zu treffen, der mir wie ein guter Freund erscheint. Aber vielleicht ist er auch schon in Rente gegangen. Man war dabei, umzubauen.

Kurz hinter der Grenze bei Badajoz musste ich erschrocken rechts ran fahren. Die portugiesische Polizei hatte wohl eine Ausfahrt. Jedenfalls rasten sie mit lautem Warnsignal an mir vorbei, insgesamt 5 Einsatzfahrzeuge. Wohin sie wollten weiß ich natürlich nicht. Ich hatte mich nur gewundert, dass sie gewissermaßen aus Spanien kamen, so wie ich auch. Oder sie waren vom ersten großen Parkplatz kurz hinter der spanisch-portugiesischen Grenze losgefahren.

In Portugal zu fahren ist ein Vergnügen und für mich fast schon Gewohnheit. Was auffällig ist, trotz fast gleicher Route, vorgegeben von meinem Navi, geht es fast jedes Mal über andere Straßen. Die Portugiesen sind dabei, ihr Straßennetz massiv auszubauen bzw. zu modernisieren. Viele der Überlandstraßen werden jetzt zu Autostraßen oder auch sogar zu Autobahnen. Dabei führten diese Verbindungen vor Eintritt in die EU noch über Dörfer und um jeden Weinberg herum. Eigentlich gefallen mir die alten Straßen besser. Ab und zu sieht man noch ein Stück davon, natürlich gesperrt oder auch umfunktioniert zum Parken.

Heute war ich aber froh, zügig die vor mir liegenden Kilometer schruppen zu können. Ein Highlight für mich ist, wenn die Stadt des Bischofs (Vila do Bispo) kommt, da bin ich dann fast schon "zu Hause".

Gegen 17 Uhr stand mein Auto auf dem Hotel-Parkplatz, geschafft! Ich war viel zu kaputt, um jetzt noch zu berichten. Es reichte gerade noch fürs Duschen, Essen und dann ab ins Bett, nicht ohne vorher noch einen Blick auf mein geliebtes Sagres zu werfen. Das war aber nur möglich, weil mein Wunsch erhört worden war und ich mich im gleichen Appartement wie in 2018 einquartieren durfte. Die Westseite des Hotels ist eben doch die Beste.

Endlich bin ich da, erster Abend in Sagres

Sagres am "Ende der Welt"

Schon der erste Abend mit traumhafter Kulisse

Portugal 18.11.2019: Ohne Bratwurst am Ende der Welt
2019 © Peter E. Burkhardt

Mo 18.11. – Ohne Bratwurst am Ende der Welt

Erster Morgen in Sagres

Der Pool des Navigator-Hotels liegt noch im Schatten.

Nachtgäste auf dem Mini-Parkplatz oberhalb des Strands

Beweis: Ich bin wieder hier, wer hätte das gedacht.

Es ist 8.50 Uhr, die Sonne scheint, ich bin gerade aufgestanden. Vor etwa 2 Stunden hatte ich die Heizung angeschaltet, auf 24°Grad gestellt. Die Automaik funktioniert, der Lüfter ist aber nicht gerade leise. Ich war trotzdem noch einmal eingeschlafen.

Heute werde ich meinen Drachen besuchen, allerdings nur am Felsrand, denn auf die Festung gehe ich wegen des nötigen Eintrittsgeldes nicht. Dann steht noch ein Besuch beim Lidl in Vila do Bispo an. Vielleicht hole ich mir auch noch eine "Letzte Bratwurst vor Amerika". Mich zieht es einfach an diese magischen Orte.

Doch jetzt mache ich mir erst einmal einen Kaffee, außerdem wartet die Dusche.

Die Morgensonne weckt Sagres, am Horizont noch Dunst.

Der große WoMo-Platz ist eigentlich nachts gesperrt.

Blankgeputzter Himmel, wie im Hochsommer

Mittagszeit, mit 21°C geht es im November nicht besser. Trotz der zugenommenen Besucherzahl ist Sagres immer noch das, was es schon vor 10 Jahren war: Ein verträumtes, ruhiges Nest, in dem man seinen Gedanken nachhängen kann, ohne gestört zu werden. Auch nachts sorgt das Meer für angenehme 15°C. Hoffentlich wird hier nicht wie andernorts alles verbaut.

Portugal 18.11.2019: Ohne Bratwurst am Ende der Welt
2019 © Peter E. Burkhardt
Mareta-Strand

Der Praia da Mareta ist wieder breit und kinderfreundlich.

Das Geländer ist neu, die Treppen nach unten gesperrt.

Am Mareta-Strand war soweit alles wie in den vergangenen Jahren. Allerdings hat mich gewundert, dass der ganze Sand wieder da ist. Im April 2018 hatten die Wellen bis an die Klippen geschlagen. Man konnte, wenn man nur wollte, direkt von der letzten Treppenstufe des Strandzugangs ins Wasser steigen. Heute war wieder wie gewohnt ein ca. 30 Meter breiter Sandstrand. Die Natur macht, was sie will.

Die Menschen machen auch, was sie wollen. Das eine Strand-Restaurante hat jetzt Sonnenschirme aus Stroh fest aufgestellt. Außerdem standen etwa 30 Plastikliegen gestapelt am Rand des vom Restaurante "beschlagnahmten" Strandstreifens. Jetzt sieht es hier fast aus wie in Italien, kein schöner Anblick. Wahrscheinlich zieht so nach und nach auch hier der Massentourismus ein. Nun ja, mir kann es eigentlich egal sein. Ich bevorzuge sowieso die Weststrände ab dem Leuchtturm in Richtung Norden. Dort ist zwar ständig Wind, aber sie sind nicht überlaufen. Im Gegenteil, dort bin ich froh jemand zu treffen, mit dem ich ratschen kann (andere sagen tratschen, schwafeln, quatschen usw.). Manche Sandbuchten sind auch deshalb fast menschenleer, weil man von oben nach unten klettern muss und natürlich auch wieder hinauf. Viele der Normalo-Touristen scheuen solche Strapazen.

Im Sommer wäre hier so nahe am Strand kein Platz.

Restaurante Raposo mit neuem Strandinventar

Italienisches Flair, da fehlt nur noch die Absperrung.

Je mehr zivilisierter Müll am Strand steht, desto unattraktiver werden die einst naturbelassenen Strände. Surfer und Naturfreunde brauchen so etwas nicht. Höchstens die mit dem Flieger gekommenen Faro-Touristen dürften sich freuen, auch hier ihre Bequemlichkeit zu haben. Dass die Strandbars diese Kaufkraft abschöpfen wollen, ist verständlich. Doch wo bleibt da das Regulativ der Gemeindeverwaltung? Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sagres in den Massentourismus einsteigen will.

Portugal 18.11.2019: Ohne Bratwurst am Ende der Welt
2019 © Peter E. Burkhardt
Eindrücke am Mareta-Strand

Das Restaurante Telheiro Do Infante ist und bleibt zurückhaltend und schön. Die etwas erhöhte Lage mit eigenem kleinen Parkplatz sorgt für das nahtlose Einfügen in die Natur. Im Gegensatz dazu hätte der Hotelbau oben auf den Klippen nie genehmigt werden dürfen. Allerdings hätte ich heute keinen so schönen Ausblick beim Frühstück.

Das Telheiro Do Infante bietet auch Gästezimmer.

Das westliche Ende des Praia da Mareta

An der Kleidung zu erkennen: Kein Sommer

Die Klippen am östlichen Ende des Mareta-Strands bieten zu ihren Füßen ein beliebtes Tauchrevier. Dort suchen viele Fische Schutz vor der rauhen See. Es gibt also viel zu sehen. An den steilen Felsen darüber wird gern geklettert. Dabei hilft mancher Haken in der Wand, die Schwerkraft zu überlisten.

Beach Bar Chiringuito Sagres mit super Sicht aufs Meer

Exponiert am Strand und ungenutzt seit vielen Jahren

My footprint in the sand

Den Drachen habe ich dann doch nicht besucht. Auf die Festung wollte ich nicht, und zum Klettern hatte ich keine Lust. Er muss warten. Ich denke er tut es auch, so uralt wie er schon ist.

 

 

Portugal 18.11.2019: Ohne Bratwurst am Ende der Welt
2019 © Peter E. Burkhardt
Cabo de São Vicente

Der Farol de São Vicente auf dem Cabo de São Vicente: Südwestlichster Punkt Portugals, das "Ende der Welt"

Anstelle des Drachenbesuchs fuhr ich zum Kap. Auf meine "Letzte Bratwurst vor Amerika" musste ich aber verzichten. Selbst der leere Verkaufswagen war weit und breit nicht zu sehen. Auch das Tor zum Leuchtturmgelände war verschlossen. Es sah aus, als ob schon der Winter eingezogen wäre. Wahrscheinlich lohnt sich das Geschäft jetzt nicht mehr. Ich war ja noch nie zu dieser Jahreszeit in Sagres.

Aber der Himmel war blank geputzt. Schöneres Wetter kann es nicht geben. Auch jetzt, es ist gerade 18 Uhr, steht die Sonne noch recht hoch und strahlt mich von der Seite an. Mir ist klar, dass es kaum so bleiben wird. Im November ist hier eigentlich schon Regenzeit.

Am Leuchtturm waren nur wenige Autos geparkt. Ein Bus aus Lagos fuhr gerade ab. Der Stricksachenverkäufer mühte sich um die wenigen Kunden. Ich wanderte ein wenig Richtung Osten, um für das Leuchtturmmotiv einen besseren Standort zu finden.

Es ist immer wieder erstaunlich, wie sich kleine Blümchen selbst zu dieser Jahreszeit der Sonne entgegenstrecken. Es muss also auch die zugehörigen Bestäuber geben, sowas wie Bienen oder andere Insekten. Offensichtlich geht wegen der auch nachts milden Temperaturen die Fauna und Flora nicht in die winterliche Auszeit.

Portugal 18.11.2019: Ohne Bratwurst am Ende der Welt
2019 © Peter E. Burkhardt
Die sozial schädlichen Selfis

Hin und wieder half ich beim Fotografieren, damit Mann und Frau oder auch Mädchen und Partner gemeinsam "abgelichtet" werden. Heutzutage rennen viele mit einem Smartphone-Haltestab herum, um das Smartphone auf Abstand zu halten und so ein "Selfi" bzw. ein Gruppenfoto zu produzieren. Das ist nichts für mich. Die gegenseitige Kommunikation beim gegenseitigen Helfen meiden viele. Manchen steht es direkt im Gesicht geschrieben: Sprich mich bloß nicht an!

Um ein Beispiel zu nennen: Ich sprach heute mit Leuten aus Sachsen (Wen wunderts, die sind überall.), mit Leuten vom Bodensee, mit Kroaten, mit Tschechen, mit einem Russen aus Lettland und mit einem Paar aus NRW. Letzterer Mann saß im Rollstuhl. Mein Hilfsangebot, ihn über die Steinspitzen zum Klippenrand zu fahren, lehnte die Frau dankend ab. Erst da merkte ich, dass es Deutsche waren.

Das Sein bestimmt das Bewusstsein

Unter meinen Gesprächspartnern waren auch ein paar Finanz- und Vermögensberater, die mehr der Zufall nach Sagres geführt hat. Sie hatten die Reise gewonnen. Ihr Hotel war etwa 70 Kilometer weiter nördlich, den Namen der Stadt habe ich vergessen. Interessant waren die Leute wegen ihres Berufes bzw. wegen der Ansichten, die sie mir gegenüber äußerten. Professor Dragi und seine jetzige Nachfolgerin würden genau die richtige Zinspolitik verfolgen, meinten sie. Nie seien die Bau-Darlehen so günstig gewesen, nie habe man so einfach und fast kostenlos Geld leihen können. Und mit etwas Risikofreude könne man auch heute an der Börse Geld verdienen.

Meinen Einwand zum Sparbuch kleiner Leute mit Null Prozent Zinsen schienen sie fast schon zu überhören. Jeder sieht die Dinge eben von seinem eigenen Standpunkt aus. Früher haben wir in der DDR gelernt: "Das Sein bestimmt das Bewusstsein." Das stimmt auch heute und wahrscheinlich ewig.

Selbst bei großer Mühe, anderer Leute Sorgen zu verstehen, ist dieses Hineinversetzen in die psychische und physische Welt eines anderen Individuums nicht geprägt von Selbstlosigkeit. Auf dem langen Weg der menschlichen Evolution wurde immer darauf geachtet, nur soweit das Interesse an den Mitmenschen einzubinden, wie es dem eigenen Ego und damit der eigenen Sippe nützlich erschien.

Das Tor war verschlossen, ein Besuch im Leuchtturmhof nicht möglich. Mancher Bus-Tourist aus Lagos wird enttäuscht sein, wenn der Farol-Besuch so mager ausfällt.

Der Riesenstuhl wartet auf Kundschaft. Mit hochgehievtem Benutzer ist er ein beliebtes Fotomotiv. Auch diese Attraktion, vor allem von Kindern begehrt, bleibt ungenutzt.

Vor dem Leuchtturmfelsen sitzt der Wachhund im Meer, jahrein und jahraus. Es könnte aber auch ein anderes Fabelwesen sein.

Die Natur hat Kopf und Schultern geformt, rein zufällig von Wind und Wasser. Oder steckt Absicht dahinter? Schließlich ist hier am Ende der Welt alles mystisch!

Portugal 18.11.2019: Ohne Bratwurst am Ende der Welt
2019 © Peter E. Burkhardt
Lidl und der verpasste Sonnenuntergang

Lidl in Vila do Bispo, mein Hauptversorger im Urlaub

Nach meinem Besuch am "Ende der Welt", wie der südwestlichste Zipfel von Portugal genannt wird, fuhr ich zum Lidl nach Vila do Bispo. Dort kaufte ich das Nötigste, um wenigstens die nächsten Tage etwas im Kühlschrank zu haben. Schon gegen 16 Uhr war ich zurück.

Fleißig wie ich bin habe ich bei der Schreiberei soeben den Sonnenuntergang verpasst. Der rote Ball verschwand nicht direkt in den Fluten, sondern hinter einem dichten Wolkenstreifen, der sich mittlerweile gebildet hatte. So erwischte ich mit dem Fotoapparat nur noch das orange-rote Himmelsfeuer. Es war gerade 18.30 Uhr.

Das Sonnenbad auf dem Balkon hat mir gut getan, nicht nur, weil ich nebenbei meine Quarktasche mit Kaffee genießen konnte. Zwischendurch zog aber vom Meer eine Wolkenwand hoch, die allerdings nicht nach Sagres kam, sondern Richtung Norden wanderte.

Der Abend bis in die Nacht

Es ist jetzt 21.40 Uhr, nach einigen Mails die ich geschrieben habe, sitze ich immer noch am Laptop. Es ist stockdunkel, der Mond ist nicht zu sehen, ein paar Sterne glitzern, die beiden Leuchttürme tun ihre Arbeit. Zwischendurch war Pizza-Essen angesagt, bloß gut, dass ich hier einen großen E-Herd habe.

Sagres geht schlafen, ich allerdings noch lange nicht.

Einmal nicht hingeschaut, ruckzuck war die Sonne weg.

Das Spiel der Farben wurde nur wegen mir inszeniert. Mutti sagte immer: Einbildung ist auch eine Bildung.

Der Himmel brennt. Oder ist es nur der Kamin des Herrn?

Beim Schreiben geht mir Manches durch den Kopf, sei es das Erlebte vom Tage, sei es der Zweifel am Sinn díeses Erlebten. Nicht die Sehnsucht nach Vergangenem beschäftigt mich. Es ist eher die Suche nach der Erkenntnis im Bewerten und Mitnehmen des Erlebten. Trotz des Wissens um die Endlichkeit der eigenen Tage frisst immer noch die Neugier in mir, auf manche Frage eine Antwort zu finden, geradeso, als sei dies lebensnotwenig. Vielleicht ist es das auch. Wahrscheinlich können wir nur das Morgen meistern, wenn wir das Heute akzeptieren – nicht so sehr das Erlebte, sondern die Sinnhaftigkeit des Erlebten.

Erst nach Mitternacht raunte eine unhörbare aber sehr wirksame Stimme in mir: Jetzt ist Schluss. Ich mache die Läden deiner Augen dicht. Morgen ist, so Gott will, auch noch ein Tag.

Portugal 19.11.2019: Wanderung am Praia do Bordeira
2019 © Peter E. Burkhardt

Di 19.11. – Wanderung am Praia do Bordeira

Praia do Bordeira

Heute früh wusste ich noch nicht so recht, was ich unternehmen würde. Ich hatte gestern noch den Wetterbericht speziell für Sagres konsultiert, der nichts Gutes versprach. Vormittags sollte es bedeckt sein, nachmittags Wolkenverdichtung mit gelegentlichem Regen. Beides traf nicht zu. Die Wetterdaten kommen von der Wetterstation, an der ich im Jahre 2015 vorbeigewandert war (37.08352, -8.94627). Dabei hatte ich mich auch noch verlaufen. Die Wetterstation steht oberhalb des Praia do Castelejo und ist ein großes rundes Gebilde aus Stahlstreben. Innerhalb steht ein kleines Gebäude, in dem wohl die Technik untergebracht ist.

Mein Weg führte mich über Vila do Bispo die N268 entlang nach Carrapateira. Um zum Strand zu gelangen sollte man die Zufahrt am Ortsausgang nehmen (von Vila do Bispo kommend) und nicht die Zufahrt am Ortseingang. Fast bis zu den Klippen ist die Straße geteert. Danach malträtieren Schottersteine und aus der Fahrbahndecke wachsende Felswölbungen das Fahrwerk. Bei einem Mietauto mag das dem Fahrer egal sein. Ich bin aber immer mit dem eigenen Auto unterwegs und habe schon schlechte Erfahrungen gemacht. In 2010 hatte sich bei meinem Omega Caravan durch das Geschüttle ein Benzinschlauch gelöst. Man muss wissen, dass die Schläuche mitsamt der Benzinpumpe im Tank sitzen und deshalb ein Defekt nicht so leicht lokalisierbar ist. Selbst die Werkstatt in Vila do Bispo hatte ein Weilchen gebraucht, den Fehler zu finden.

Videos für die Wand

Die Küstenstraße bietet eine herrliche Sicht aufs Meer, sowohl auf den über 3 Kilometer langen Surferstrand Praia do Bordeira als auch auf die Klippen in südlicher Richtung. Trotz der nur schwach durch die Wolken lukenden Sonne habe ich ein paar Fotos gemacht. Später reichte es sogar für ein paar Videos, allerdings ohne Stativ. Doch die Felsen und Steine bieten genügend nutzbare Flächen, um die Kamera abzulegen und somit wackelfrei ein Video zu produzieren. Ideal sind solche Aufnahmen zu Hause auf einem großen Wand-Bildschirm zur beruhigenden Untermalung bei geistiger Tätigkeit oder auch beim Nichtstun. Neben O-Ton vom Meer ist noch passende Musik hinzugefügt, so dass sich eine Umgebung fast wie im Adventure-Urlaub einstellt.

Praia do Bordeira, mit 3,1 km der längste Strand

Die Surfstation wartet auf Kundschaft.

In 2018 war der Steg noch unterbrochen, jetzt repariert.

Dieser Felsvorsprung ist untertunnelt und steht bei Flut unter Wasser. Wer nicht zur rechten Zeit kommt, muss nach oben und über die Felsen klettern.

Es ist gewissermaßen die Weiterentwicklung vom elektronischen Fotobild in Form der Dia-Show zum Dauervideo.

Portugal 19.11.2019: Wanderung am Praia do Bordeira
2019 © Peter E. Burkhardt
Wandern oberhalb der Klippen

Die Holzstege schützen vor dem Zertrampeln der Flora.

Interessant sind die Früchte an den Büschen.

Unscheinbar zwischen den Felsen Blüten im Herbst.

Auch hier bleibt die Pflanze namenlos. Trotzdem schön.

Der Küstenstreifen südlich von Carrapateira, also südlich vom langen Praia do Bordeira, besteht durchgängig einige Kilometer aus hohen Klippen ohne auch nur eine einzige Bademöglichkeit. Die Felsen fallen steil ins Meer, selbst das Klettern ist unmöglich.

Die Treppe mündet im Sand. Der Fluss ist trocken.

Leider kenne ich den Namen nicht.

Eine Wind- bzw. Regenjacke ist im November nie verkehrt.

Sie hat geduldig gewartet, bis ich sie im Kasten hatte.

Dafür ist oberhalb die Aussicht herrlich. Die hölzernen Laufstege führen zu Plattformen direkt über dem Meer. Die vielen Buchten und Einschnitte bieten zusammen mit den fast immer hoch schlagenden Wassermassen ein grandioses Schauspiel für die Foto- und Videosammlung.

Portugal 19.11.2019: Wanderung am Praia do Bordeira
2019 © Peter E. Burkhardt
Der Fischer und das Meer

Vor langer Zeit hatte ein Fischer einen Fisch gefangen (Wie soll es auch anders sein?). Der Fisch landete aber nicht auf dem Tisch sondern wieder im Meer. Es war ein besonderer, ein sprechender Fisch, der den Fischer bat, ihm das Leben zu lassen. Da der Fischer ein guter, warmherziger und mitleidsvoller Mensch war (Heute würde man sagen: Er hatte viele Spiegelneuronen, er war empathisch.), entließ der Fischer den Fisch wieder ins Meer. Daraufhin sprach der Fisch zum Fischer: Du hast einen Wunsch frei, er soll dir in Erfüllung gehen.

Zuhause angekommen gab es ein Donnerwetter von seiner Frau, die dem Manne vorwarf, weder Fisch noch die Einlösung des Versprechens mitgebracht zu haben. Sie jagte den armen Fischer wieder hinaus, um den Fisch zu rufen, damit dieser einen Wunsch erfülle.

Der Fisch hörte und erfüllte einen Wunsch. Zu Hause angekommen sah der Fischer seine Frau vor einem ganz neuen Waschtrog. Der alte war zersprungen gewesen und hielt das Wasser nicht mehr. Ihr war der neue Trog aber nicht gut genug. Sie wünschte sich mehr. Einzufügen ist an dieser Stelle, dass das Fischerpaar wirklich in erbärmlichen Verhältnissen lebte, kaum zu Essen hatte und auch die uralte Hütte dem nächsten großen Sturm nicht standhalten würde.

So musste der Fischer wieder hinaus zum Meer, ein neuer Wunsch ging in Erfüllung, die Frau war aber immer noch nicht zufrieden, der Fischer musste wieder zum Meer usw.

Dieses Spiel der nie genug bekommenden habgierigen Fischersfrau endete, als sie verlangte, der Fisch solle ausschließlich ihr dienen und in Zukunft ohne Widerrede alle Wünsche erfüllen. Als der Fischer dieses Verlangen überbrachte, brodelte das Meer und der Sturm peitschte die Wellen bis zum neuen Palast der Fischersfrau. Die Wassermassen rissen alles mit sich, alle erfüllten Wünsche lösten sich im Nichts auf. Die Fischersfrau, aber auch der gutmütige sanfte Fischer, waren nun ärmer als je zuvor.

Man muss wissen, der Fisch war ein verwandelter König (oder Königssohn), der die Macht hatte, das Gute zu belohnen und das Böse zu bestrafen. Nur ist es eben leider so, dass meistens nicht die bösen und unersättlichen Menschen bestraft werden, sondern dass es meist die guten Menschen trifft, da diese sich weniger wehren.

Torre de Aspa, ein geologischer Messpunkt

Auf halber Höhe ein waghalsiger Angler, kaum sichtbar.

Er muss gut klettern können, kein Pfad führt hin.

Der Reiz des Klippenanglers liegt in der Gefahr.

Heutzutage ist es manchmal noch schlimmer: Die Bösen werden belohnt, während die Guten für diese büßen müssen.

Wer an dieser Stelle an aktuelle Herrschaftsverhältnisse auf dieser Welt denkt, ist sicher auch der Meinung, dass Änderungen nötig wären.

Portugal 19.11.2019: Wanderung am Praia do Bordeira
2019 © Peter E. Burkhardt
Der Nachmittag

Gegen 15 Uhr schaute ich auf der Rückfahrt nochmals bei Lidl vorbei, um mich mit Quarktaschen und Äpfeln einzudecken. Schon gestern hatte ich die zwar kleinen, doch sehr saftigen und schmackhaften portugiesischen Äpfel gekauft, die auch noch im Angebot für 86 Cent das Kilo zu haben waren. Zwei weitere Kilo würden nicht schaden, so bin ich für die nächste Zeit wenigstens mit Obst versorgt.

Nachmittags auch nach der Kaffeezeit um 15.30 Uhr schien die Sonne öfter. Jedenfalls lag der Wetterbericht mit seiner Regenprognose nicht richtig. Den Rest des Tages verbrachte ich mit Fotos kopieren und Bericht schreiben. Zwischendurch gab es zum Abendbrot die zweite Hälfte der Pizza von gestern. Eigentlich steht Pizza so ziemlich am Ende meiner Lieblingsspeisen. Doch das Backen geht schnell, der Hunger treibt's rein.

Inzwischen ist es 20 Minuten nach 10 (natürlich nach 22 Uhr), draußen ist jetzt der Himmel bedeckt, soweit ich das bei der Finsternis erkennen kann. Jedenfalls sind keine Sterne zu sehen. Die Strahlen der Leuchttürme streichen gut sichtbar über das Meer, was bedeutet, es ist kein Nebel oder Regendunst in der Luft.

Für morgen ist halb Sonne, halb Wolken vorausgesagt bei maximal 16 Grad. Mal sehen, ob das zutrifft.

Abends fängt das Leben an

Die Bilder sagen mehr als Worte. Ich war fast 4 Stunden unterwegs, gemütlich, mit kleiner Mittagspause, mit Sitzen am Klippenrand und dem bei solchen Gelegenheiten immer wiederkehrenden Gedanken an die Geschichte mit dem Fischer und dem Meer.

Mein treues Pferd wartet geduldig, auch ohne Futter.

Täglich ein anderer Sonnenuntergang

Durch die Wolken entstehen bizarre Landschaften.

So könnte ich meinen, wenn ich rückblickend an die Nacht des 19.11.2019 denke. Es war ein Dienstag, also eigentlich kein Tag, an dem ohne Grund gefeiert wird. Ich saß noch am Laptop, als plötzlich im Erdgeschoss unter mir lautstark Folklore eines südlichen Landes erklang. Ich glaube es war griechisch. Ein Vorsänger mit kräftiger tiefer Stimme sang ein Lied nach dem anderen, immer begleitet von mehreren Gitarren oder ähnlich klingenden Instrumenten. Den jeweiligen Refrain sangen dann alle anderen mit. Es war offensichtlich eine größere Gesellschaft, die irgendetwas zu feiern hatte. Nun, bis dahin war alles OK.

Gewundert und später geärgert habe ich mich allerdings, dass die "Veranstaltung" einerseits erst halb elf begann und sich dann bis zwei Uhr nachts hinzog. Die Wände des Hotels übertragen den Schall ungebremst in jedes Appartement. Probeweise ging ich auf den Flur, um festzustellen, wie weit der von mir mittlerweile als Lärm empfundene Gesang zu hören war. Es klang, als sei man im Foyer eines Konzerthauses.

Portugal 20.11.2019: Bräunen am Praia do Telheiro
2019 © Peter E. Burkhardt

Mi 20.11. – Bräunen am Praia do Telheiro

Heutiges Ziel: Praia do Telheiro

Der Wetterbericht entsprach den Tatsachen. Früh bis ca. 14 Uhr war Sonne bei blankem Himmel. Dann trübte es ein, doch erst gegen 17 Uhr war der Himmel völlig bedeckt. Etwas später gab es noch einen kleinen Schauer, die Sonne versteckte sich auch beim Untergehen.

Was soll die Rederei übers Wetter? Man sagt ja, wenn man nichts zu sagen hat, redet man übers Wetter. Für meinen heutigen Trip zum Praia do Telheiro hatte ich Sonne vorgesehen. Die Lage der Bucht ist wie immer in meinen Sagres-Berichten am Ende im Anhang zu finden.

Fotos zur Beliche-Festung

Vor der Fahrt hinüber zur Telheiro-Bucht musste ich aber unbedingt ein paar Fotos von der Festungsanlage Forte do Beliche, genauer gesagt von der absturzgefährdeten Kapelle machen. Dazu stand die Sonne noch günstig, genügend weit im Osten, um die Felswand im Licht fotografieren zu können.

Die Kuppelkapelle Capela de Santa Catarina ist der Heiligen Katarina geweiht. Sie wurde von Prinz Heinrich wenige Jahre vor seinem Tode gestiftet. Die Kapelle war durch abgestürzte Felsbrocken schon im 19. Jh. stark gefährdet. Die letzte Restaurierung fand noch unter Salazar in Vorbereitung des 500. Todestages von Prinz Heinrich statt (1960). Nachdem aus finanziellen Gründen eine Rettung der Kapelle unmöglich erschien, wollte man aber in 2001 mit der Restaurierung beginnen. Doch bis heute im Jahre 2019 ist immer noch nichts gemacht worden.

Es ist nur eine Frage der Kraft des nächsten Sturmes, ob und wann das Bauwerk in die Tiefe stürzt. Für mich ist so etwas unverständlich. Schon jetzt ist der Innenhof für jeglichen Besucherverkehr gesperrt. Die Verantwortlichen wissen also, um was es geht: Nämlich um einen unwiederbringlichen Verlust, wenn nicht schleunigst die nötigen Mittel bereitgestellt werden und sofort mit der Sanierung begonnen wird.

Andernorts wird jeder auch nur einigermaßen alt aussehende Mauerrest abgesperrt und beschildert, um die Touristen auf das historische Erbe hinzuweisen. Eine ganze Kirche und damit eine ganze Festungsanlage überlässt man dagegen ohne Schmerzen den Gewalten der Natur.

Die Festungsanlage Forte do Beliche steht auf der letzten Landzunge vor dem Cabo de São Vicente, dem Kap des heiligen Vincent mit dem großen Leuchtturm.

Schon in der Gründerzeit nahe am Abgrund zum Meer gebaut ist seit nunmehr 60 Jahren die Heilige Kapelle akut absturzgefährdet.

Vielleicht sind das die letzten Fotos, bevor sich das Meer holt, was der Mensch nicht schützen will.

Eigentlich hilft nur ein großes Stahlpodest, weit verankert im noch festen Grund der Anlage.

Portugal 20.11.2019: Bräunen am Praia do Telheiro
2019 © Peter E. Burkhardt
Fahrt zum Praia do Telheiro

Die Zufahrt bis zu den Bauernhäusern ist wie in den letzten Jahren öffentlich befahrbar. Im weiteren Verlauf auf dem unbefestigten Weg hatte ich allerdings den Eindruck, Verbotenes zu tun. Auf einem Schild stand irgendetwas von Naturschutzgebiet auf portugiesisch, darunter die bekannte kleine Sperrscheibe.

Ich bin trotzdem gefahren, viele Spuren deuteten darauf hin, dass es noch mehr Leute gibt, die die Schilder ignorieren. Auf dem Parkplatz oberhalb der Klippen war nicht ein einziges Fahrzeug zu sehen.

Klettern und Sonnen

Die Kletterei hinunter zum Meer ist zwar nicht besonders schwierig, meine Kondition war aber nicht die Beste. Ich hätte doch die Wanderschuhe anziehen sollen. Mit meinen Latschen ging viel Trittsicherheit verloren. Auch unten am Wasser war kein Mensch zu sehen. Das sollte auch in den nächsten Stunden so bleiben.

An einer windgeschützten Stelle schlug ich mein Lager auf, d.h. ich rollte die Iso-Matte aus, sicherte sie mit zwei Steinen und entblößte nicht nur mein Haupt, um die Sonne ihre Arbeit machen zu lassen. Nun ist zwar das Bräunen heutzutage aus Gesundheitsgründen und Hautkrebs-Angst aus der Mode gekommen, ich halte aber maßvoll daran fest. Ein wenig braun darf es schon sein, sonst war man nicht im Süden am Meer.

Der Wind blies, aber nicht zu kräftig. Schon weit draußen begannen sich Wellen aufzubauen, die dann weite Teile des Strandes überschwemmten. Eigentlich ist die Bucht bei Surfern beliebt, ich wunderte mich, heute keinen Enthusiasten sichten zu können.

Für meine Videos war die Szenerie gerade richtig. Ich hoffe auf gute Aufnahmen. Beurteilen kann ich die Arbeit erst zu Hause am Mega-Bildschirm. Nach der Arbeit soll man ruhen, das tat ich dann auch.

Lange habe ich es nicht ausgehalten. Etwa um 11 Uhr gekommen räumte ich gegen 14 Uhr mein Lager und hechelte wieder nach oben. Wie gesagt, heute war ich nicht so richtig in Form. Mir hat mein Training in den letzten Tagen gefehlt. Erst heute früh habe ich wieder begonnen, die Hanteln zu schwingen und am Gummiband zu zerren. Ich glaubte meine Erkältung überwunden zu haben. Es braucht eben alles seine Zeit.

Zufahrt zur Bauernsiedlung, links dahinter der Telheiro

Weit oberhalb der Telheiro-Bucht endet die Fahrt.

Blick Richtung Süden, wo der Leuchtturm steht.

Der Farol de São Vicente auf dem Cabo de São Vicente

Auf dem Weg zum Auto oberhalb der Klippen kam ein Wanderehepaar aus dem Raum Dortmund. Ich sprach sie an. Man entwickelt in der Fremde eine Gespür, wer Deutscher ist. Außer Small-Talk gab es aber keine besonderen Erkenntnisse.

Portugal 20.11.2019: Bräunen am Praia do Telheiro
2019 © Peter E. Burkhardt
Auf dem Praia do Telheiro

Schmaler Pfad zur Klippenkante des Telheiro

Bis nach unten sind etwa 40 m zu klettern.

Fast wie der Uluru (Ayers Rock) in Australien. Nur fast.

Nordende des Praia do Telheiro

Diese Felsschichtung ist besonders schön.

Telheiro-Strand, Seite Richtung Norden

Der Pfad von oben verläuft teilweise in einem alten Flußlauf. Hier grünt es zu jeder Jahreszeit.

Portugal 20.11.2019: Bräunen am Praia do Telheiro
2019 © Peter E. Burkhardt
Kaffeetrinken und sonst fast Nichts

Eigentlich wollte ich noch einmal zum Leuchtturm fahren, hatte aber dann doch keine Lust dazu. Wie sagt man: Zuhause ist es am Schönsten. Mein Zuhause ist zur Zeit der Hotel-Balkon mit Blick aufs Meer. Ich hatte Kaffee-Durst und freute mich auf die noch übrig gebliebene Quarktasche.

Was sonst noch geschah? Nichts, zumindest nicht viel: Bericht schreiben, Zwischenmahlzeit, Bericht schreiben, späte Pizza essen, Bericht schreiben, Fotos kopieren und sortieren, und wieder schreiben.

Mittlerweile ist es halb zehn (21.30 Uhr), es wird noch dauern, ehe ich ins Bett krieche. Die Heizung steht jetzt auf 26 Grad, mit weniger ist es mir abends zu kalt. Wahrscheinlich wirkt irgendeine Automatik mit Nachtabsenkung, denn im Zimmer ist es natürlich nicht so warm.

Kurzinfo zur Festung von Sages

Die Festung (Fortaleza) auf dem weit ins Meer reichenden Felsmassiv gab es schon vor Heinrichs Zeit. Prinz Heinrich richtete hier eine Seefahrerschule ein. Er wurde später auch "Heinrich der Seefahrer" (Henrique el Navegadór) genannt. Prinz Heinrich (Infant Henrique bzw. Prince Henry) war der dritte Sohn des Königs von Portugal (König Johann der I. bzw. König Dom João I.).

Heinrich lebte von 1394 bis 1460. Sein Verdienst ist es, Portugal zu einer führenden Seemacht verholfen zu haben. Er läutete das Zeitalter der Entdeckungen Portugals ein und war ab 1419 Gouverneur der Algarve.

Die historischen Informationen zu Heinrich dem Seefahrer und auch zur Festung von Sagres sind in meinem Portugalbericht 2015 etwas ausführlicher behandelt. Zur Kirche auf dem Gelände der Festung und zum Ungeheuer von Sagres lohnt sich ein Blick in den Portugalbericht 2018.

Festung (Fortaleza) auf der Ponta de Sagres (kleine Halbinsel von Sagres)

Im Fortaleza-Massiv wohnt der Sagres-Drache.

Reste einer Info-Tafel. Aufstellen, vergammeln lassen, nicht reparieren und schließlich entfernen. Die Stützen müssen stehenbleiben, schließlich muss man sich erinnern können, dass dort etwas gestanden hat. Ich verstehe es nicht! In 2015 war alles noch in Ordnung. Die Bus-Touristen konnten sich informieren und waren dann schnell wieder weg. Jetzt muss der Bus garnicht erst halten, es gibt ja sowieso nur ein informationsloses Meer zu sehen.

Zwischenmahlzeit vor dem Pizza-Schmaus

Mareta-Strand im Gegenlicht, immer wieder ein Foto wert.

Portugal 21.11.2019: Vila do Bispo, Praia do Castelejo, Praia da Cordoama
2019 © Peter E. Burkhardt

Do 21.11. – Vila do Bispo, Praia do Castelejo, Praia da Cordoama

Vila do Bispo

Ich habe um 11 das Haus verlassen und bin 15.30 Uhr zurückgekehrt. Noch im Nieselregen steuerte ich zuerst den Marktplatz von Vila do Bispo an. Um 12 Uhr ist dort immer Gottesdienst, so glaubte ich wenigstens. Doch es kam niemand, kein Geistlicher und niemand von der Gemeinde.

Eine ältere Frau sprach mich an. Das ist ziemlich ungewöhnlich in Portugal. Sie musste erkannt haben, dass ich kein Einheimischer war. Sie hatte aber auch bemerkt, dass ich unschlüssig vor der Kirchentür stand. Wie ein Regenguss prasselten ihre Worte auf mich herab. Dabei zeigte sie immer wieder auf den Schaukasten neben der Tür. Ich verstand kein Wort, aber das war auch nicht nötig. Sie lachte beim Reden, abschließend winkte sie ab und ging weg.

Ich hatte übersehen, dass die angeschlagenen Zeiten nur für Sonntag gelten. Da heute Donnerstag ist, ist also auch kein Gottesdienst, und die Kirche bleibt verschlossen. Zu gerne hätte ich ein paar Fotos vom Inneren, ich möchte so wenig wie möglich fremde Bilder nutzen. Meistens haben die im Internet freigegebenen Fotos eine nicht ausreichende Qualität.

Beim ziellosen Herumschlendern fiel mir ein Deutscher mit Bulli auf. Ich sprach ihn an und fragte, ob das Wetter bald besser werden würde. Idiotischer kann man eigentlich ein Gespräch nicht beginnen. Er ließ sich aber darauf ein und meinte, zu dieser Jahreszeit sei es sonst wärmer.

Wir unterhielten uns noch ein ganzes Weilchen, nur soviel: Er stamme aus Zittau und sei später als Kind mit Familie nach dem Westen gegangen. Interessant war, von seinem Beruf als Kameramann zu hören. Seit seiner Rente verbringe er die Winter in Portugal. Wir unterhielten uns über Details der Kameratechnik von Damals und Heute. Es war interessant, seinen Ausführungen zu lauschen.

Der Wasserturm von Vila do Bispo hatte schon 2010 große Löcher im Dach. Bis jetzt hat sich in den 9 Jahren noch nichts daran geändert. Die Schäden sind größer geworden. Es regnet zwar wenig, doch im Winter dürfte das ganze Bauwerk unter dem eindringenden Wasser leiden. An allen Ecken und Enden werden die Häuser regelmäßig weiß getünscht, doch so ein wichtiges Objekt lässt man vergammeln. Ich frage mich nur: Warum?

Mein karges Frühstück, Ruhe vor dem Sturm

Marktplatz von Vila do Bispo (Foto April 2018). Das Casa Mestre (Gästehaus, gelbes Gebäude am Markt) hatte im November 2019 schon geschlossen. Im Winter macht hier fast jeder dicht, die Bars natürlich nicht.

Igreja Matriz ou de Nossa Senhora da Conceição de Vila do Bispo (Foto April 2018, Südseite). Gottesdienst und damit eine offene Kirche ist nur am Sonntag.

Wasserturm in Vila do Bispo. Dieses Foto wurde von mir zwar im April 2018 gemacht, doch der Zustand des Daches war im November 2019 immer noch so.

Portugal 21.11.2019: Vila do Bispo, Praia do Castelejo, Praia da Cordoama
2019 © Peter E. Burkhardt
Praia do Castelejo

Inzwischen hatte der Nieselregen aufgehört. Ein Strandspaziergang am Praia do Castelejo müsste gehen, so dachte ich. Es blies ein kräftiger Wind aus Westen, der recht hohe Wellen vor sich hertrieb. Der Wassernebel zog die Klippen hinauf bis weit ins Landesinnere. Das ist gut für die Bronchen. Auch dort war ich nicht ohne Gesprächspartner. Das deutsche Rentnerehepaar sei schon das 17. Mal hier, berichteten sie.

Sie machten sich auf den Weg, zum nächsten Strand, dem Praia da Cordoama, zu kommen. Man muss wissen, dass die Verbindung zwischen den beiden Buchten nur bei Ebbe trocken ist. Die gefährliche Stelle wurde gerade jetzt immer wieder vom Wasser überspült. Ich verzichtete auf das Wagnis. Meine neuen Wanderschuhe waren mir zu schade, um im Wasser zu laufen. Außerdem war nicht sicher, ob ich hätte überhaupt zurück gekonnt, denn das Wasser stieg unaufhörlich, zwar langsam aber stetig. Das Auto stand ja hier auf dem Parkplatz und nicht auf dem Platz vom nächsten Strand. Ich hätte also auf jeden Fall zurück gemusst. Oberhalb der Klippen zu wandern ist nahezu unmöglich. Die Straße zu nehmen bedeutet, mehrere Kilometer zu laufen.

Praia da Cordoama

Am Horizont zeigte sich ganz zart ein blauer Streifen, der langsam breiter wurde. Prima, dachte ich, da kommt vielleicht doch noch die Sonne raus. Nach einem Rundgang fuhr ich die wenigen Kilometer zum Praia da Cordoama. Dort sah ich das ältere Ehepaar nicht wieder.

Inzwischen war der blaue Himmelsausschnitt so breit, dass es nur noch eine Frage der Zeit sein würde, bis die tief stehende Sonne die Chance bekam, mein Herz zu erleuchten.

In der Hoffnung auf ein Sonnenbad nahm ich die Iso-Matte mit und stapfte in Richtung Norden, wo ich in einer Felsnische ein windgeschütztes Plätzchen finden würde. Die Sonne schien, ich lag auf der Iso-Matte, mit sehr sehr wenig an und ich ließ es mir gut gehen. Kein Mensch war weit und breit zu sehen. Das Meer grollte und donnerte. Immer wieder schob der Wind die Wassermassen Richtung Küste, bis sich die Wellen am flachen Ufer brachen. Die Videos für meine Videowand zu Hause habe ich noch nicht gesichtet. Sie müssen eindrucksvoll sein.

Neben Fotos und Video habe ich natürlich auch Brotzeit gemacht, etwas essen muss der Mensch.

Praia do Castelejo

Das Wahrzeichen des Praia do Castelejo

Regenwetter am Cordoama-Strand. Der Parkplatz war leer.

Plötzlich riss die Wolkendecke auf und die Strandbar des Cordoama hatte wieder Sonne für die Solaranlage. Im vorigen Jahr waren noch keine Solarpanels montiert.

Ab und zu verirrte sich ein Wanderer in meine Nähe, meist mit einem Fotoapparat in der Hand. Das Meer und die Klippen ziehen viele Amateurknipser magisch an.

Portugal 21.11.2019: Vila do Bispo, Praia do Castelejo, Praia da Cordoama
2019 © Peter E. Burkhardt
Kaffee und Kuchen, der Abend

Gegen 15 Uhr zog die Sonne ab und zu einen seidenen Vorhang herunter, es wurde dann sofort kühler. Es war Zeit, mein Sonnenbad zu beenden. 15.30 Uhr stand ich wieder im Hotel-Hof. Schon vorauseilend den Kaffeegeschmack auf der Zunge ging alles sehr schnell, die obligatorische Quarktasche hat wie immer geschmeckt. Ich genieße es, bei Kaffe und Kuchen und mit einer Kerze auf dem Tisch aufs Meer zu schauen und meinen Gedanken nachzuhängen.

Jetzt ist es gerade 19 Uhr, Zeit schon wieder zu essen, für mich jedenfalls. Ich habe mir angewöhnt, recht regelmäßig die Mahlzeiten einzunehmen. Andere halten nichts davon, mein Magen will es so. Da noch die letzte halbe Pizza im Kühlschrank wartet, gibt es keine Qual der Wahl, was ich esse. Ich werfe also den Elektroherd an.

Die Tage hier vergehen schneller als gedacht. Trotz des nicht immer optimalen Wetters fühle ich mich im Moment sehr gut.

Übrigens, ein schöner Sonnenuntergang ist nicht immer strahlend. Schon frühzeitig, bevor die Sonne die Meereskante küssen würde, schoben sich hämisch dicke schwarze Wolken vor ihr Antlitz und versauerten mir so den erhofften Sonnenuntergang mit Reinheitsgebot. Das soll heißen, nur die glutrote Scheibe wollte ich sehen, wie sie langsam hinter die Wassermassen des kalten Atlantik verschwindet.

Doch zusammen mit dem Wolkengebirge zeigte sie mir trotzdem, was sie kann: Im Farbenspiel des Abends meine Seele erfreuen!

Und wie wird es morgen?

Soeben habe ich den Wetterbericht zu Sagres studiert. Morgen soll es Gewitter geben und in den Folgetagen bis zum nächsten Wochenende teils bewölkt und teils heiter sein. Am Samstag beginnt dann das wirklich sonnige Wetter. Leider habe ich mich nur bis Sonntag, den 1.12.2019, einquartiert.

Wenn der Wetterbericht stimmt, müsste ich eigentlich wenigstens noch 3 oder 4 Tage länger hier sein. Ich weiß noch nicht genau, ob ich im Navigator bleibe oder doch mein Autobett nutze. Allerdings ist das Letztere bei den Nachttemperaturen die schlechtere Option.

Beim Träumen hatte ich den Abschied der Sonne verpasst.

Das Wolkengebirge konkurriert mit der Sagres-Festung.

Lichter-Show oder auch Kamin-Feuer, egal wie man es nennt: Ich finde es immer wieder bezaubernd, was sie für mich tut, vor allem auch, weil ich weiß, sie kommt wieder.

Nicht üppig, aber mehr brauche ich nicht.

Besonders am Morgen sind im Auto die Sachen meist klamm, wenn man keine Heizung hat. Es ist zwar wunderschön, mit Blick auf die Wellen aufzuwachen. Doch bleibt es ein naturnahes Wagnis, dem ich mich nicht mehr aussetzen möchte. Die möglichen Stürme zu dieser Jahreszeit sind sowieso kein Vergnügen, auch bei wärmeren Temperaturen nicht.

Portugal 22.11.2019: Praia do Tonel, Praia do Castelejo
2019 © Peter E. Burkhardt

Fr 22.11. – Praia do Tonel, Praia do Castelejo

Praia do Tonel

Morgens war es bedeckt, jetzt ist es 16.35 Uhr und es regnet. Laut Wetterbericht sollte sogar Gewitter kommen, was aber bisher nicht der Fall ist. Wenn ich raus schaue, erkenne ich nicht die Wasserkante am Horizont. Es ist alles diesig, nass, richtiges Sauwetter eben.

Heute früh war ich leicht geschockt. Nach meinen üblichen Übungen, die immer mit Schwitzen verbunden sind, konnte ich die Dusche nicht nutzen. Das Wasser lief nicht, weder warm noch kalt. So blieb mir nichts anderes übrig, als mich ein wenig mit Restwasser aus der Flasche abzurubbeln. Es war dann schon 11 Uhr, als ich die junge Frau im Empfang zur Rede stellen konnte. "Zur Rede stellen" ist geprahlt. Die mühsame Frage auf Englisch nach dem Wasser verstand sie aber. Es würde erst gegen 14 Uhr wieder verfügbar sein. Sie nannte keinen Grund, eine Entschuldigung beschränkte sich auf "sorry".

Nun, ich musste mich zufrieden geben. Für eine Beschwerde hätten mir sowieso die Worte (die englischen) gefehlt. Ich nehme an, dass eine Reparatur fällig war. Als ich vorhin eintrudelte, kam stinkende braune Brühe aus dem Hahn, die aber nach längerem Laufenlassen klar wurde.

Mein erster Punkt heute früh war der Praia do Tonel, der noch zu Sages gehört und unterhalb des großen Keramikladens liegt. Die Wellen waren kräftig, im Wasser war niemand. Ein paar Waagemutige wanderten am Strand unterhalb der Klippen entlang, was besonders hier nicht ungefährlich ist. Vor einigen Jahren kam ein junger Mann ums Leben, da sich ein großer Steinbrocken gelöst hatte. Das passiert regelmäßig vor allem dann, wenn Regen und Sturm im Spiel sind.

Ein junges Dresdner Pärchen lief mir auch über den Weg. Wie die meisten waren sie mit dem Flieger da. Ihr Quartier haben sie auch in Sagres. Überhaupt habe ich den Eindruck, dass zur Zeit nur Deutsche und Franzosen hier sind.

Am Praia do Tonel in Sagres

Auch hier gibt es ein Wahrzeichen, den ruhenden Löwen.

Interessant am Tonel-Praia sind die erodierten Sandsteinfelsen. Der Zahn der Zeit nagt unaufhörlich.

Mann könnte annehmen, das ist nicht auf dieser Erde.

Wenige Male kam die Sonne durch, so dass ich wieder Videos drehen konnte. Im Keramikladen war ich auch, um etwas Passendes für meine Freunde in Eisingen zu suchen. Das Auto konnte ich unten am Strand stehen lassen, der Weg hinauf ist nur ein Katzensprung. Heute nicht in Kauflaune fand ich nichts. Das ist immer so, wenn man kauflustig ist, steht auch etwas vermeintlich Passendes im Regal.

Portugal 22.11.2019: Praia do Tonel, Praia do Castelejo
2019 © Peter E. Burkhardt
Bei Lidl in Vila do Bispo

Der Tag war wie angestemmt. Lidl sollte auch noch von mir Besuch bekommen. Vorher war ich aber im Inter Marché, d.h. im Supermarkt hier in Sagres. Die hatten wenigstens schönes dunkles geschnittenes Körnerbrot. Wie es schmeckt, weiß ich noch nicht. Eine Kerze für meinen kleinen Kerzenhalter-Mann habe ich nicht entdecken können. Es gab nur Teelichter.

Bei Lidl war der Parkplatz fast voll, so schien es jedenfalls. Das Wetter schienen alle Überwinterer zum Einkaufen zu nutzen. Besonderes gab es nicht, meine Pizza ist immer vorrätig. In einem Einkaufswagen saß ein vielleicht 3-jähriger Junge, der mich laufend beobachtete. Die junge Mutter hatte mit dem Wühlen in einem verbilligten Sachenberg zu tun. Als ich nahe genug an ihrem Wagen stand, grapschte der Junge nach mir und strahlte übers ganze Gesicht. Nanu? Entweder hat er mich verwechselt oder er ist zu allen Männern so freundlich. Die Mutter lächelte verlegen und hörte mit dem Wühlen auf. Es war keine Deutsche.

Praia do Castelejo

Da ich nicht vor 15 Uhr wieder im Hotel sein wollte, machte ich noch einen Abstecher zum Praia do Castelejo. Dort war ich zwar gestern schon, aber egal. Heute spülte der Wind das Wasser bis fast an die Felsen. Die Wellen waren zwar hervorragend zum Surfen geeignet, aber lange Zeit ließ sich keiner blicken. Erst nachdem ich meine Runde gegangen war und fast schon frierend neben der Steindusche saß, versuchte ein Surfer, seine Gerätschaften startklar zu machen. Er hatte auch einen Gleitschirm dabei. Das Auseinanderfalten war bei dem Sturm nicht einfach. Ich überlegte schon, ihm meine Hilfe anzubieten, ließ es aber dann doch. Es hatte angefangen, richtig zu regnen. Da das Auto um die Ecke stand, konnte ich verhindern durchnässt zu werden. Wann und ob der Surfer es dann doch noch geschafft hat, aufs Wasser zu kommen, blieb mir verborgen.

Abends mit Hoffnung

Praia do Tonel mit einem Moment Sonne

Da kommt Freude auf. Es soll hier im Winter oft so sein. Aber das kommt davon, wenn man im November nach Sagres reist. Hoffentlich läuft nicht wieder Wasser ins Zimmer.

Die Abendsonne hat eine Wolkenlücke gefunden.

Die Surf-Schüler lassen sich nicht entmutigen.

Wenn ich jetzt aus dem Fenster schaue, nehme ich an, dass das Schlimmste für heute vorbei ist. Die Sonne versucht laufend, die sich auflösenden Wolkenfetzen zu durchdringen. Unten am Mareta-Strand sind auch wieder jede Menge Surfer im Wasser. Ich meine, es sind zur Zeit 2 Surfschulen. Ich zähle etwa 40 Leute. Mir wäre das Wasser zu kalt. Ohne Anzug ist jetzt sowieso nur ein kurzer Sprung möglich, für mich jedenfalls.

 

Portugal 23.11.2019: Einkauf in Vila do Bispo, Praia do Castelejo
2019 © Peter E. Burkhardt

Sa 23.11. – Einkauf in Vila do Bispo, Praia do Castelejo

Ein schöner Morgen und Kerzen aus Vila do Bispo

Sagres wie ich es liebe. Das Wetter von gestern ist vergessen, fast. Wie frisch gewaschen präsentieren sich die Häuser.

In diesem Felsplateau wohnt das Ungeheuer von Sagres.

Viel gibt es zum heutigen Tag nicht zu berichten. Das Wetter war durchwachsen betreffs der Sonne. Immer wieder schoben sich Wolken vor die Scheibe. Im Vergleich zu gestern war es aber ein richtig schöner Tag. Besonders an diesem Morgen strahlte mich Sagres an als wolle es mir sagen: Alles nicht so schlimm, heute geht es mir und damit hoffentlich auch dir wieder gut.

Oder war es etwa der Drache, der mit mir sprach? Mit Blick auf das Festungsmassiv glaubte ich, ihn zu sehen. Irgendwo dort in einer der Spalten musste er sein. Er erschien mir fast schon freundschaftlich. Keinen Gedanken verschwendete ich mit Angst vor dem Ungeheuer. Vielleicht rief er mich auch. So wie einst Prinz Heinrich mit ihm sprach und seinem Rat folgte, so sollte vielleicht auch ich HÖREN!

Nur auf Rat des Drachens hat Prinz Heinrich die Festung gebaut. Die Legende ist nachzulesen in meinem Portugalbericht von 2018.

Richtig HINHÖREN und HINSEHEN, auf die Flut der Erkenntnis, um heute das Richtige zu tun. Schließlich hat er mit seinen mindestens 600 Jahren mehr Erfahrung als ich jemals erfahren konnte und kann.

Portugal 23.11.2019: Einkauf in Vila do Bispo, Praia do Castelejo
2019 © Peter E. Burkhardt
Vila do Bispo

Vila do Bispo sieht wirklich aus wie die Stadt eines Bischofs. Ich bin für dieses Foto extra auf ein Bergl gestiegen.

Im Vordergrund Lidl, mein Versorgungsinstitut

Mein Kerzen-Mann hielt heute früh nur noch einen Stummel in der Hand. Ich nahm den Kerzenrest, um zeigen zu können, was ich benötige. Im Inter Marchè in Sagres gab es nur Teelichter, beim Lidl in Vila do Bispo ebenfalls. Doch im Supermarkt der Einheimischen in Vila do Bispo konnte mir geholfen werden. Dieser Supermarkt besteht aus mehreren privat geführten Einzelgeschäften. In einem dieser Geschäfte bekam ich den Tipp, es in der "Drogeria" am Fischerdenkmal zu versuchen. Über diese Fischerskulptur im Kreisverkehr, über den man unter anderem auch zu den Stränden kommt, habe ich schon im Sagres-Bericht 2018 geschrieben.

Die sogenannte Drogerie ist eigentlich mehr ein Heimwerkerladen. Es gibt alle möglichen Werkzeuge und vieles, was der Camper so braucht. Typische Drogerieartikel sah ich weniger.

Diese schmale Straße verläuft parallel zur neuen N268.

Der Wasserturm: Aus der Ferne Hui, vom Nahen Pfui. Ich meine die Löcher im Dach seit vielen Jahren.

Ein paar lange Kerzen fand der Mann nach längerem Suchen in den verstaubten Regalen aber doch. Im 5er-Päckchen zu 2,70 Euro nicht gerade billig, aber ich hatte keine Wahl. So strahlt mich mein Kerzen-Männchen wieder zu jeder Mahlzeit an, vorausgesetzt, ich zünde sein Licht.

Portugal 23.11.2019: Einkauf in Vila do Bispo, Praia do Castelejo
2019 © Peter E. Burkhardt
Sturm am Castelejo-Strand

Sturm am Praia do Castelejo. Noch ist es ruhig. Fotos konnte ich nur vor und nach dem Unwetter machen.

Das sind die kleinen Wellen vor dem Sturm.

Nachdem ich nun die wichtige Besorgung erledigt hatte, hoffte ich, mich am Castelejo-Strand noch ein wenig sonnen zu können. Der Wind blies aber so kräftig und trieb dabei den Sand vor sich her, dass ich auf das Sonnenbad verzichtete. Ich hätte keinen Platz gefunden, der auch nur einigermaßen windgschützt gewesen wäre. Außerdem überspülte in größeren Abständen eine große Welle den sonst noch trockenen Strandbereich bis an die Felsen. Selbst der Inhaber der Strandbar zog es vor, sein Auto von der Bar zum weiter höher gelegenen Parkplatz zu fahren. Er schloss alle Türen und machte offensichtlich die Bar sturmsicher. Ein paar Gäste eilten hastig zu ihren Autos und fuhren weg.

Es sah genau so aus, als würde man ein Unwetter erwarten. Das kam dann auch und ich hielt es kaum für möglich, was da kam.

Und eine Stunde später war alles vorbei.

Die heftigen Sturmböen trieben das Wasser bestimmt 30 bis 40 Meter die Klippenwände hinauf. Eine große schwarze Wolke rannte am Horizont schnell nordwärts. Draußen auf hoher See konnte ich vier Containerschiffe sehen, die sich aber kaum bewegten. So sah es jedenfalls aus. Sie fuhren wahrscheinlich nur mit halber Kraft wegen der mächtigen Wellen. Das ist natürlich nur eine Vermutung, da ich keine Ahnung von der Seefahrt habe.

Ich saß im Auto, um das Ganze zu beobachten, war mir aber nicht sicher, ob ich nicht doch losfahren sollte. Plötzlich waren die Schiffe verschwunden. Stattdessen breitete sich am Horizont die Nacht aus. Meer und Himmel wuchsen zusammen. Aus diesem schwarzen Nichts schoss ab und zu ein heller Schein heraus, als ob man in finsterer Nacht ein Lagerfeuer anfachen würde.

Portugal 23.11.2019: Einkauf in Vila do Bispo, Praia do Castelejo
2019 © Peter E. Burkhardt
Sturm am Castelejo-Strand

Dort draußen auf See musste es fürchterlich zugehen. Der Wind zerrte am Auto, als wolle er es mit ins Meer reißen. Vorsichtshalber griff ich zur Handbremse. Ein Stück Wellblech von der Strandbar hatte sich vom Dach losgerissen und schlug gegen die Holzwand, immer und immer wieder, fast im Rythmus. Ich wollte mir garnicht vorstellen, wenn sich das scharfkantige Blech seinen Weg über den Parkplatz suchen würde.

Und dann war dieses leise aufdringliche Pfeifen, dessen Ursache mir unklar war. Sogar die harten Büsche in der Bucht bogen sich vom Sturm getrieben landwärts. Manchmal trieb das Wasser in den alten Flusslauf bis wenige Meter unterhalb meiner Vorderräder.

Langsam wurde mir mulmig zumute. Doch jetzt loszufahren, wäre keine gute Idee gewesen. Vielleicht hätte der Wind mich auf den Serpentinen nicht dorthin fahren lassen, wohin ich es wollte.

Mir blieb nichts anderes übrig, als zu warten. Zu gern wäre ich näher zum Strand gelaufen, der Fotos wegen. Doch selbst nur die Tür zu öffnen getraute ich mich nicht. Der Wind hätte sie mir aus der Hand gerissen.

So urplötzlich, wie die Schiffe verschwunden waren, so plötzlich tauchten sie auch wieder auf, eines nach dem anderen. Die Sturmfront war weitergezogen.

Nach etwa 15 Minuten ließ der Wind nach. Die Lage beruhigte sich wieder auf das Niveau vor einer Stunde. Es war also nur ein vorübergehendes Wetterphänomen. Geregnet hat es nicht, zumindest nicht am Strand.

Allerdings möchte ich mir nicht vorstellen, wenn so ein Sturmtief nicht nur draußen auf hoher See sein Unwesen treibt, sondern wenn es den Uferbereich trifft. Dann ist die Gefahr durch landwärts drückende Wassermassen weit größer.

 

Zu frühe Rückfahrt

Auf dem Hotel-Balkon wird es auch sonnig sein und vor allem ruhiger, dachte ich. Auf den wenigen Kilometern zurück nach Sagres spürte ich kaum noch etwas vom Sturm. Leider kam ich etwas zu früh, die Putzkolonne hatte noch keine Zeit gefunden oder zu lange Mittag gemacht, das Appartement zu reinigen. Ich quittierte das mit der roten Karte, d.h. ich hängte die "Bitte nicht stören"-Karte an den Türgriff.

Nun hatte ich meine Ruhe, konnte Müßiggang pflegen und den fleißigen Surfschülern beim Üben zuschauen. Wieder zählte ich um die 40 Leute, die bei höchstens 16 Grad Wassertemperatur versuchten, in den mäßig starken Wellen auf die Bretter zu kommen.

Schon etwa 18.20 Uhr verschwand die Sonne hinter einem Wolkenstreifen, ein Video mehr für meine Sonnenuntergangs-Sammlung. Die Surfschüler sind immer noch im Wasser.

Portugal 24.11.2019: Suche nach dem Praia do Barranco
2019 © Peter E. Burkhardt

So 24.11. – Suche nach dem Praia do Barranco

Praia do Barranco

Der Praia do Barranco ist wegen der abenteuerlichen Zufahrt ein echter Geheimtipp. (37.082169, -8.672704)

Da die Sonne schien, wollte ich heute den Weg zum Praia do Barranco ausprobieren. Ich war noch nie dort. Die Bucht ist die erste Strandbucht nach der unzugänglichen Küste hinter dem Praia do Martinhal von Sagres in östlicher Richtung. Ich hoffte von Raposeira aus die Zufahrt M1257 zum Praia da Ingrina nutzen zu können. Vor dem Ingrina-Strand bog ich rechts ab, um zum Barranco zu gelangen.

Die Sackgasse

Die unbefestigte Straße hört aber irgendwann auf. Zum Strand hinunter führt nur noch ein Pfad. Um einsehen zu können, ob der Pfad wirklich an der Barranco-Bucht endet, lief ich etwa 2 Kilometer Richtung Meer. Im Grunde ist die Barranco-Bucht die Mündung eines Flusses, der aber nicht mehr existiert. Unten sah ich einige Camper stehen, auch große Müllcontainer waren da. Es musste also eine Zufahrt geben.

Ich fuhr zurück Richtung Raposeira, im Grunde bis zum Ortsausgang. Dort zweigt von der M1257 nach rechts eine Straße ab. Um mich nicht wieder zu verfranzen fragte ich sicherheitshalber einen Camper, der zufällig am Abzweig stand. Er bestätigte, dies sei die Zufahrt zum Praia do Barranco. Er empfehle aber, nicht hin zu fahren. Warum wohl? Ich glaubte sein Englisch nicht richtig verstanden zu haben.

Links ist der Pfad, auf dem ich nach dem Strand suchte. Oberhalb musste ich das Auto stehen lassen. Es war vom Ingrina-Stand aus eine Sackgasse. Der rechte, etwas breitere Weg ist ebenfalls nicht befahrbar.

Und doch musste es eine Straße zur Strandbucht geben. Mein Tele bewies es. Mühsam kraxelte ich wieder den Berg hinauf zum Auto. Der schmale von dornigen Büschen eingezäunte Fahrweg machte es mir nicht leicht. Ein Hubschrauber hat es da einfacher, er kann in der Luft wenden.

Portugal 24.11.2019: Suche nach dem Praia do Barranco
2019 © Peter E. Burkhardt
Die Straße zum Barranco

Reifenspuren bewiesen, dass auf der Sand- und Schotterstraße reger Fahrzeugverkehr sein musste. Später wurde mir klar, warum ich gewarnt worden war. Ein Schlagloch am anderen zierte die gesamte Straßenbreite. Die Löcher sind ziemlich tief, ausweichen ist nahezu unmöglich. Teilweise stand auch noch das Wasser über die ganze Straßenbreite, da es in der Nacht geregnet hatte. Im 2. Gang, manchmal sogar nur im 1. Gang zuckelte ich die 4,8 Kilometer von besagter Kreuzung bis zum Parkplatz am Barranco-Strand.

Etwa 2 Kilometer vor dem Parkplatz war die Straße plötzlich gepflastert. Das verbesserte die Fahrsituation aber auch nicht. Die im Sand lose eingelegten Steine (ähnlich Rasensteinen mit Löchern) fehlten teilweise oder waren nach oben aufgebrochen. Das Fahren machte wirklich keinen Spaß, zumindest mit meinem Dacia nicht. Ein Off-Roader hat es da einfacher.

Warum die letzten 2 Kilometer so aufwendig mit Pflastersteinen versehen worden waren, erfuhr ich später. Ein Camper aus der Schweiz erzählte mir, man habe vor vielen Jahren den Barranco-Strand touristisch voll erschließen wollen. Dazu gehört natürlich auch eine gut befahrbare Straße. Allerdings hatte man am Meer angefangen, offensichtlich am falschen Ende. Nach eben diesen 2 Kilometern war das Geld alle. So sagt man. Seltsam ist die Geschichte schon. Andere sagen, die Politiker seien sich nicht einig gewesen.

Trotz der Schwierigkeiten empfand ich es als Belohnung, an diesem schönen Ort angekommen zu sein. Der Parkplatz ist wirklich relativ groß und für Camper bestens geeignet.

Aufstieg zu den Klippen im Osten

Da die Sonne ihr Bestes gab, verbrachte ich die Mittagszeit auf der Iso-Matte. Später zogen Schäfchenwolken auf. Das rumlungern auf der Matte lohnte sich nicht mehr. Ich packte meine Sachen zusammen. Bewegt hatte ich mich an diesem Tage mehr als zu wenig.

Und so wanderte ich von der Westseite der Bucht in Richtung Osten, dann einen Trampelpfad hinauf, bis ich das weitere Terrain im Osten einsehen konnte. Hier gibt es jede Menge riesige abgebrochene Felsstücke. Die Klippen sind sehr zerklüftet. Sturm und Wasser haben ganze Arbeit geleistet. Zu weit wollte ich allerdings mit meinen Latschen nicht gehen, ich hätte die Wanderschuhe gebraucht.

Auf dem Bild sieht der ominöse Pflasterweg zwar ganz ordentlich aus, doch das Fahren darauf ist eine Katastrophe. Entweder man nutzt auch einen der Seitenstreifen, oder man holpert sich mit allen vier Rädern auf den Steinen vorwärts. Allerdings riskiert man auf dem Seitenstreifen wegen der vielen Dornen einen Platten.

Praia do Barranco von oben

Der felsige Küstenstreifen Richtung Osten (Lagos) ist immer wieder durch kleine und große Sandbuchten unterbrochen. Aber genau das macht die Gegend so schön.

Bei ruhiger See nicht aufregend, doch im Sturm sicherlich ein Hexenkessel.

Portugal 24.11.2019: Suche nach dem Praia do Barranco
2019 © Peter E. Burkhardt
Naturschutz muss sein

Oben auf den Klippen ist das Land relativ flach. Was mich gewundert hat ist, dass überall breite offensichtlich manchmal von Autos benutzte Wege das Buschwerk durchziehen. Menschliche Behausungen konnte ich nicht entdecken. Auch sonst sah die Gegend hier oben eher langweilig aus. Dafür war aber die Aussicht grandios. Nahe am Klippenrand hatte sich ein Zeltfreund einquartiert. Das kleine Minizelt war geschützt zwischen ein paar größeren Büschen aufgestellt worden. Es fiel nicht auf. Offensichtlich fährt die Polizei hier oben keine Streife.

Liebhaber hatten hier und da kleine Blümchen mit einem Steinkreis umrandet, um so die zarten Pflänzchen zu schützen. Es ist aber auch wirklich so, wenn man aufs Meer schaut, ist schnell etwas zertreten. Mancher mag sich sagen, hier ist doch alles robust, schon wegen des robusten Wetters. Aber das stimmt nicht. Die graue Eminenz hatte mir vor Jahren erzählt, dass gerade wegen der rauhen Lebensbedingungen die Pflanzenwelt auf jede Störung empfindlich reagiert.

Bucht für Naturfreunde

Überhaupt verirren sich an diese Bucht nur Insider oder Küstenwanderer, die zufällig hier vorbeikommen. Eine junge Frau, schwer beladen mit großem Rucksack, erzählte mir, sie wäre am Leuchtturm gestartet und wolle heute noch bis Salema. Es gibt wirklich noch ausdauernde Wandersleute. Die Schweizerin hatte offensichtlich ihr Zelt dabei.

Und wieder auf dem Strand

Der Abstieg war eben wegen der Latschen mühsam. Unten am Strand nutzte ich eine der mit Steinen abgeschotteten Liegeplätze, um wieder meine Iso-Matte auszubreiten. Fleißige Strandbesucher oder auch nur die lange Weile anbetende Dauergäste hatten Steinwälle errichtet, zum Meer natürlich offen. Sie schützen wunderbar vor dem Wind. Ab und zu besuchte mich ein Hund, die hier relativ frei herumlaufen. Sie stammen von den Campern. Meist ist zwar ein Herrchen in der Nähe, doch manchmal hatte ich den Eindruck, dass die Camper sie einfach tun lassen, was sie wollen.

Das Rot ist echt, hier wechseln die Farben tatsächlich so.

Schutz Demjenigen, dem Schutz gebührt.

Vom Nahen betrachtet ist sie wunderschön. Wie mit Vogelfedern streckt sie ihre Blütenblätter zum Licht.

Die Sonnenburg ist leer.

Camping geduldet

Die Camper berichteten mir, das Übernachten sei zwar auch hier verboten, doch keiner würde sich daran halten. Es sah so aus, als würden manche tatsächlich längere Zeit auf dem Platz stehen. Die vielen Feuerstellen am Strand zeugen auch davon. Falls tätsächlich einmal die Polizei kommt, würden sie nur alle Camper des Platzes verweisen. Das sei zuletzt im Sommer gewesen. Eine Geldstrafe habe noch niemand zahlen müssen. Das war natürlich nur die Aussage eines Einzelnen.

Portugal 24.11.2019: Suche nach dem Praia do Barranco
2019 © Peter E. Burkhardt
Und ab nach Hause

Letzter Blick auf die Felsen des Barranco im Osten. Der Weg hinauf war mühsam und führte stückweise über nackten Fels. Dafür wird man oben belohnt, einerseits mit dem Blick auf den Verlauf der Küste Richtung Osten, andererseits mit der Abgeschiedenheit vom Barranco-Strand.

Hier sieht der Weg zurück noch ordentlich aus. Zwischen den Hügeln reiht sich dann ein Schlagloch an das andere. Man sollte zum Barranco nur fahren, um vielleicht ein paar Tage dort zu bleiben. Für ein paar Stunden lohnt sich der Fahrstress nicht, zumindest nicht mit dem PKW.

Gegen 15 Uhr brach ich mein "Zelt" ab, d.h. ich rollte meine Matte zusammen und machte mich auf die langwierige rucklige und hucklige Rückfahrt. Die Sonne war inzwischen hinter einer fast geschlossenen Wolkendecke verschwunden.

Der Nusskuchen und die Zeit

Heute gab es zur Abwechslung Nusskuchen zum Kaffee, den hatte ich beim Lidl mitgenommen. Meine Pizzen sind alle, abends muss eine Büchsensuppe meinen Hunger stillen. Im Moment ist der Himmel zugezogen. Auf einen schönen Sonnenuntergang werde ich wohl verzichten müssen.

Und genau so kam es auch. Am Horizont war alles schwarz. Viel Zeit für schöneres Wetter würde es bis zum Urlaubsende nicht mehr geben. Was ist das überhaupt: Zeit. Wie oft wird gesagt: Ich habe keine Zeit.

Ist es nicht so, dass wir tatsächlich alle Zeit dieser Welt haben? Ich meine mit "alle Zeit" die jedem Menschen eigene individuelle Lebenszeit. Und wie kurz oder lang diese Zeit ist, weiß niemand. Also was soll ich da Zeit sparen, keine Zeit haben, oder zuviel Zeit haben und vergammeln. Es stellt sich die Frage, von was ich spare oder vergeude.

Der Chinese in der Legende mit dem weißen Pferd hat Recht: Denke an (und genieße) den Augenblick, im nächsten Augenblick ist er Vergangenheit. Und der nächste Augenblick wird genauso flüchtig sein wie der augenblickliche Augenblick. Also, lebe jetzt, nicht gestern und nicht morgen.

Sonntagabend am 24.11.2019 in Sagres. Ich hatte gehofft, die Sonne im Meer versinken zu sehen. Stattdessen versank sie im schwarzen Wolkenband. Komischerweise war es in diesen Tagen oft so: Der Horizont im Westen voller Wolken und der Himmel über mir völlig blank.

Wenn auch nicht immer wolkenlos, jeder Abend mit Blick aufs Meer lässt die Gedanken schweifen.

Trotzdem, ein wenig Planung darf sein. Ohne Vorstellung, was morgen sein soll, ist jede Hoffnung gegenstandslos. Wir hoffen nicht unbedingt auf "bessere Zeiten". Wir hoffen aber, das heute nicht erfüllte Wünsche morgen doch in Erfüllung gehen könnten. Und dafür können wir etwas tun, wir können planen und Vorbereitungen treffen, damit morgen das heute nicht Erfüllte eintrifft.

Portugal 25.11.2019: Wasser holen am Fóia, Burg in Aljezur
2019 © Peter E. Burkhardt

Mo 25.11. – Wasser holen am Fóia, Burg in Aljezur

Kein Ziel am frühen Morgen

Nicht einmal die Fortaleza von Sagres konnte ich heute früh sehen, so sehr hatte es sich zugezogen. Dicke schwarze Wolken hingen über dem Mareta-Strand und über der Stadt Sagres. Ich musste an Gestern denken. Es regnete, zwar keine Bindfäden, aber so stark, dass auch eine Regenjacke nach kurzer Zeit nichts mehr genützt hätte. Wie immer gibt es ein lachendes und ein weinendes Auge. Für das Land ist der Regen gut, immerhin sind dieses Jahr noch mehr Flüsse ausgetrocknet. Feuchtigkeit fehlt an jeder Ecke. Dem Buschwerk hat die Hitze und Trockenheit im Sommer so sehr geschadet, dass mancher Strauch Mühe haben wird, wieder auf die Beine zu kommen, d.h. im Frühjahr grün zu werden und zu blühen.

Und das weinende Auge? Es war mein's. Was sollte ich nur tun. Zum Wandern hatte ich keine Lust, ich hätte eine Gummijacke vom Bau gebraucht. Stadtbummel oder Einkäufe kamen nicht in Frage, ich mag das sowieso nicht. Vielleicht wäre noch ein Museumsbesuch sinnvoll gewesen. Doch dazu hätte ich nach Lagos fahren müssen.

Da kam mir beim Anblick des Wassers von oben die rettende Idee. Man könnte doch auch zum Fóia-Berg fahren und Wasser holen. Ich habe es schon in anderen Berichten beschrieben: Unterhalb des höchsten Berges vom Monchique-Gebirge gibt es eine vom Berg gespeiste Quelle, aus der reichlich sauberes Wasser fließt. Selbst die in der Nähe lebenden Portugiesen nutzen die Quelle, um nicht noch mehr Geld in den Supermarkt tragen zu müssen. Nicht jedes einsame Haus im Monchique-Gebirge hat einen tiefen Brunnen, einen Wasserleitungsanschluss sowieso nicht.

Vielleicht, so hoffte ich, ist auch das Wetter in den Bergen etwas besser. Obwohl, meist ist es in den Bergen nicht so schön. Aber wie gesagt, meist, eben nicht immer. Hätte ich mich nicht ins Gebirge aufgemacht, wäre nur Lidl infrage gekommen. Meine Wasservorräte waren nämlich tatsächlich gleich Null.

Es war schon wieder fast 11 Uhr, als ich der Putzfrau auf dem Gang einen schönen Tag wünschte. Ob ihr Tag beim Putzen wirklich schön geworden war, weiß ich nicht.

Fahrt zur Fója-Quelle

Ich nahm die Route über Vila do Bispo, Aljezur und Marmelete. So hätte ich Gelegenheit bei meiner Lieblingstankstelle in Marmelete zu tanken, vielleicht würde ich auch nochmals Kirche und Friedhof in Marmelete besuchen. Voraussetzung wäre natürlich, dass es zumindest aufhören würde zu regnen. Wie so oft kam alles anders.

Und was? Zwei Dinge sind wesentlich. Erstens bin ich nicht allein zur Quelle gefahren und zweitens war das Wetter schöner als erwartet.

Mein Reisegast

Einige Kilometer vor Aljezur mühte sich ein mit Regencape behangener Wanderer, sein Pensum zu absolvieren. Ich hielt an ohne zu wissen, ob ich überhaupt mit ihm hätte reden können. Ich konnte. Es war ein deutscher Gymnasiallehrer. Näheres möchte ich an dieser Stelle nicht berichten. Sein schwerer Rucksack landete im Gepäckraum, er selbst auf dem Beifahrersitz.

In der Folge hatte ich einen sehr interessanten Gesprächspartner, die Fahrt wurde äußerst kurzweilig. Zusätzlich, als hätte er sie im Rucksack gehabt, ließ sich die Sonne blicken. In Marmelete hielten wir uns nicht auf, Ziel war ja vordergründig die Quelle.

Die Trinkwasser-Quelle am Hang des Fóia

Dieses Mal hatte ich meinen Fotograf mit. Quelle Miradouro da Fonte Santa, Parkplatz (37.307580, -8.604850)

Portugal 25.11.2019: Wasser holen am Fóia, Burg in Aljezur
2019 © Peter E. Burkhardt
Fahrt zum Fóia-Gipfel

Da das Wetter mitspielte, hatte auch die Fahrt zum Fóia-Gipfel einen Sinn. Die Sicht war ausgezeichnet. Ich habe dort oben schon dicken Dunst erlebt. Man konnte sogar bis Portimão und Lagos schauen, immerhin etwa 24 Kilometer. Die Szenerie des weiten Landes mit dem Meer im Hintergrund ließ mich tief Luft holen. Ich bin glücklich, noch da sein zu dürfen.

Zurück nach Aljezur

Die Rückfahrt unterbrach ich nur zum Tanken in Marmelete. So wird der Sprit bei meiner Weiterfahrt bis zur spanischen Grenze reichen, und ich kann dann wieder billiger in Spanien tanken. Hier kostet der Liter 95-iger zur Zeit etwa 1,55 Euro, in Spanien dagegen nur 1,20. Ich erinnere mich, in den 80-iger Jahren habe ich in Spanien nur umgerechnet 85 Pfennige bezahlt, wohlgemerkt Pfennige, nicht Cent.

Da mein Mitfahrer auch Interesse zeigte, stellte ich das Auto in Aljezur an der Kirche in der Altstadt ab und gemeinsam stiegen wir zu den Burgruinen hinauf. Die Burg bietet nicht viel Sehenswertes. Ich hatte im Portugal-Bericht 2018 schon von Aljezur, der Burg und den Kirchen geschrieben. Wie nicht anders zu erwarten, war die kleine Kirche verschlossen. Schade! Ich hätte gerne im historischen Ambiente ein paar ruhige Minuten verbracht.

Kirche der Barmherzigkeit (Church of Mercy)

Diese kleine Kirche in der oberen historischen Altstadt von Aljezur nennt sich Igreja da Misericórdia (Kirche der Jungfrau der Gnaden). Es gibt direkt neben der Kirche einen kleinen Parkplatz, der aber selbst im Winter so gut wie immer besetzt ist. Fährt man von unten kommend links an der Kirche vorbei in Richtung Burg, kommt links ein Parkplatz, der sich für den Kirchenbesuch anbietet. Weiter oben, direkt an der Burgmauer ist ein großer kostenloser Parkplatz.

Die Erstweihe der kleinen Dorfkirche ist nicht bekannt. König D. Sebastião soll im Jahre 1573 den Auftrag zum Bau gegeben haben. Auf dem Renaissance-Portal ist die Jahreszahl 1577 zu sehen. Das Erdbeben von 1755 ließ auch die Barmherzigkeitskirche nicht verschont. Sie wurde restauriert und war bis 1809 Pfarrkirche der Gemeinde Aljezur. Die Kirche hat nur ein Kirchenschiff. Der Holzaltar ist reich mit vergoldeten Barock-Schnitzereien verziert.

Auf dem Fóia-Gipfel. Der Steinhaufen ist begehbar. Wir waren aber zu faul, hinaufzukraxeln. Die Sicht war zwar gut, die Fotos vom 24 Kilometer entfernten Lagos sind aber trotzdem nicht wirklich zu gebrauchen.

Und wieder ein Beweis: Ich war da. Auch hier haben wir uns den Besuch im Keramikladen gespart.

Zufahrt im alten Aljezur herauf zur alten Kirche. In den schmalen verwinkelten Straßen ist Berganfahren nicht so prickelnd.

Die Glockenwand der Igreja da Misericórdia in der Altstadt von Aljezur. Die Navi-Daten sind (37.319240, -8.803760).

Portugal 25.11.2019: Wasser holen am Fóia, Burg in Aljezur
2019 © Peter E. Burkhardt
Museum neben der Kirche

In dem Gebäude links neben der Kirche (ein ehemaliges Altersheim (Hospital da Misericórdia) aus dem 18. Jh.) befindet sich ein Museum mit religiöser Kunst. Der in der Region geborene Schutzpatron der Kirche, Monsignore Canon Manuel Francisco Pardal (1896 - 1979), spendete seine persönliche Sammlung sakraler Kunst für das Museum. Im Laufe der Zeit sind weitere Exponate hinzu gekommen.

Neue Kirche im neuen Aljezur

Der damalige Bischof der Algarve, D. Francisco Gomes do Avelar (1739 - 1816), ließ eine neue Kirche auf der gegenüberliegenden Seite des Tales bauen. Diese Kirche wird volkstümlich Igreja Nova (Neue Kirche) genannt. Der richtige Name ist Igreja Nossa Senhora da Alva in Aljezur (Kirche der Jungfrau der Morgenröte). Diese wesentlich größere Kirche ist dreischiffig, hat einen Altarraum und drei Kapellen. Einige Gemälde aus der alten Pfarrkirche wurden in die neue Kirche übernommen. Nun hatte die stark wachsende Gemeinde im neuen Teil von Aljezur auch eine Kirche mit genügend Platz. Die alte Pfarrkirche wurde weiterhin von der Gemeinde der Altstadt genutzt.

Das Museum neben der Kirche (ehemaliges Altersheim)

Das neue Aljezur gegenüber des Tales mit der Kirche im Zentrum. Das Foto ist von der Burg aus entstanden. Im Hintergrund ist das Monchiuqe-Gebirge mit dem höchsten Berg, dem Fóia.

 

Zur Geschichte des Castelo de Aljezur

Die auf einem Hügel oberhalb des Flusses Aljezur noch vorhandenen Burgreste gehen auf die Bronze- und Eisenzeit (ab 3000 v. Chr.) zurück (nach Ausgrabungen von Carlos Tavares da Silva). Jedenfalls liegen die Anfänge der Burg weit vor der islamischen Zeit. Sie diente im 10. Jh. hauptsächlich dem Schutz des Hafens am Fluss Aljezur und war in das Verteidigungssystem Almóada der Region Silves integriert. Es bestand bis zum 18. Jh. eine schiffbare Verbindung zum Meer, über das der Warenverkehr von Aljezur zu den Küstenstädten der Algarve abgewickelt wurde. Aljezur lieferte vor allem landwirtschaftliche Güter und Produkte des Handwerks. Mit zunehmender Versandung des Flusses verlor Aljezur als Handelsumschlagplatz seine Bedeutung.

Die Burg von Aljezur war die letzte Festung der Algarve, die noch unter maurischer Herrschaft stand. Sie wurde im Jahr 1249 von D. Paio Peres Correira unter Herrschaft des Königs Afonso III. zurückerobert. Mit der christlichen Rückeroberung wurde auch Aljezur als letzter Ort der Algarve wieder christlich.

Zufahrt zur Burg von der Kirche aus

Rechts neben der Burg der Parkplatz (37.316745, -8.805180)

Portugal 25.11.2019: Wasser holen am Fóia, Burg in Aljezur
2019 © Peter E. Burkhardt
Geschichte der Burg (Fortsetzung)

Im 15. Jh. wurde die Burg aufgegeben. Die Bestätigung dafür ist aus Unterlagen eines Besuchs der Anlage durch Vertreter des Santiago-Ordens (Order of Santiago de Aljezur) im Jahr 1448 (nach anderen Quellen 1482). Es wurde jedoch der weitere Abbruch der Burg verboten. Fels und Mauerwerk durfte nicht mehr für andere Bauten genutzt werden. Außerdem wies der Orden an, die Burgwände zu restaurieren und die Zisterne zu reinigen.

Das große Erdbeben von 1755 zerstörte viele Häuser von Aljezur, dessen Kirche und auch Teile noch vorhandener Burgmauern. Die Burg wurde nie wieder vollständig aufgebaut. 1940 wurden die Mauern teilweise rekonstruiert. Weitere Erhaltungsmaßnahmen folgten, nachdem die Burg 1977 unter Denkmalsschutz gestellt wurde. Man begann, die Überreste der Burg auch durch Ausgrabungen näher zu untersuchen und zu restaurieren. Dabei wurden Grundrisse identifiziert, die auf eine Nutzung der Burg als Truppenkaserne schließen lassen.

In den Jahren 1973 bis 1981 erfolgten mehrere Restaurationen und Ergänzungen, um das Burggelände für den Besucherverkehr zugänglich zu machen. 1977 wurde die Zufahrtsstraße erneuert, ein Parkplatz gebaut und bis 1981 eine Beleuchtung fertig installiert. Die dringend gewordene Reparatur der Burgmauern wurde in 1985 vorgenommen.

Weitere Pläne zur touristischen Erschließung des Burggeländes wurden 1998 veröffentlicht. Auf dem 88 Meter hohen Hügel sind heute neben zwei Türmen, einer Zisterne und der umgebenden Mauer nur noch ein paar Mauerreste der ehemaligen Burgstruktur zu sehen, also nichts Besonderes. Für den schönen Panoramablick auf die Umgebung und vor allem auf das Aljezur-Tal ist allerdings eine kleine Wanderung empfehlenswert. Mit dem Auto kann man auch hochfahren. Am Burgeingang gibt es einen kostenlosen Parkplatz (37.31678, -8.80516).

Für Camper interessant

Für Besucher mit Wohnmobil ist die Altstadt mit ihren engen verwinkelten Straßen sowieso tabu. Es gibt aber im Tal neben der N120 hinter dem Supermarkt (Mercado Municipal, direkt am Fluss Aljezur) einen relativ großen WoMo-Stellplatz.

Einen weiteren kleinen Stellplatz findet man von Monchique kommend links kurz vor Aljezur. Er ist privat und wird von Deutschen geführt.

Auf der Burg, bzw. was davon noch übrig ist
Portugal 25.11.2019: Wasser holen am Fóia, Burg in Aljezur
2019 © Peter E. Burkhardt
Rückfahrt nach Sagres

An der Kirche nahm mein heutiger Begleiter seinen Rucksack, er musste weiter, immer an der Küste entlang in Richtung Norden. In Lissabon würde dann ein Flieger auf ihn warten.

Gleich gegenüber der Altstadt-Kirche durfte ich u.a. als Elektriker a.D. eine für mich neue Art von Klemmkasten kennenlernen. Der deutsche TÜV ist hier nicht zuständig.

Wenn ich denke, wie trist der Tag begonnen hatte, wie unverhofft jemand mit der Sonne im Rucksack kam, wie anregend die Gespräche mit dem "Fremden" waren und wie schön sich das Monchique-Gebirge im Wechsel von Sonne und Schatten zeigte: So liebe ich das Leben, voller Überraschungen und glücklicher Momente.

Auf meiner Rückfahrt dachte ich viel über das Erlebte nach. Ein Einwand meines Begleiters geht mir nicht aus dem Sinn. Ich hatte ihm gesagt: Eigentlich hatte und habe ich ein schönes Leben (oder so ähnlich). Unser Gespräch befasste sich mit der Sinnhaftigkeit des Lebens und mit dem Sinn und Zweck, was man aus seinem Leben macht bzw. wie man seine beschränkte Lebenszeit nutzt.

Ihm gefiel das Wort "eigentlich" nicht. Er hat Recht. Wieso eigentlich "eigentlich"? Da ist es schon wieder, dieses einschränkende, alles offen lassende Wort, das eine Aussage so aufweicht, dass die Aussage zu einer nichtssagenden Floskel verkommt. Dem Aspekt der Verschleierung durch belanglose Beifügungen sollte ich mehr Aufmerksamkeit schenken. Bezogen auf meine obige Aussage muss es also richtig (und wahrheitsgemäß) heißen: Ich hatte und habe ein schönes Leben. Ich füge noch hinzu: Erfüllt war und ist es auch. Übrigens, zu dieser Aussage kommt nur derjenige, der ein gewisses Maß an Zufriedenheit berücksichtigt. Ich denke, die ewig Unzufriedenen verpassen ihr Glück.

Nachträglich habe ich zum Begriff "eigentlich" im Web recherchiert. Das Ergebnis steht rechts im Kasten.

Ein paar Anmerkungen zum Begriff "eigentlich"

Nach Recherche im Internet musste ich meine eigene Vorstellung von der Bedeutung des Wortes "eigentlich" berichtigen. Bisher hatte ich "eigentlich" als Aufweichung oder auch Verschleierung einer Aussage verstanden. Wenn ich z.B. sage: "Ich bin müde." ist es doch etwas anderes als die Aussage: "Eigentlich bin ich müde." Ersteres ist ein Fakt, unumstößlich, nicht interpretierbar. Letzteres dagegen lässt jede Menge Vermutungen zu, warum ich müde bin, vielleicht auch, dass ich zwar etwas müde bin, aber trotzdem etwas tue, bei dem meine Müdigkeit nicht im Wege steht. Oder ich tue etwas trotz meiner Müdigkeit, vielleicht um jemandem einen Gefallen zu tun. Oder ich stelle meine Müdigkeit nur als Vorwand heraus, um meine Bereitschaft, trotz meiner angeblichen Müdigkeit etwas zu tun, heroischer erscheinen zu lassen.

Beispiele für den Gebrauch "eigentlich"

Kluge Köpfe im Web erklären den Begriff "eigentlich" u.a. wie folgt:

  • Bsp. "Wer bis du eigentlich (überhaupt)?" verstärkt oder relativiert entweder eine gewisse Anteilnahme oder auch einen Vorwurf: "Wer bist du denn überhaupt?"
  • Bsp. "Kennst du eigentlich diesen Mann?" klingt wie "Was ich noch sagen wollte, kennst du..." oder auch: "Übrigens, kennst du...", oder auch "Nebenbei bemerkt, kennst du..." u.ä.
  • Bsp. "Eigentlich hast du recht." kann bedeuten: "Im Grunde genommen hast..." oder auch: "An und für sich hast du recht." oder auch "Genau genommen hast..."
  • Bsp. "Eigentlich war ich im Kino." heißt soviel wie: "In Wirklichkeit war ich..."
Vielfältige Bedeutung des Begriffs "eigentlich"

Diese im Deutschen recht vielfältige Bedeutung des Wortes "eigentlich" wird sofort deutlich, wenn man sich die Übersetzungsmöglichkeiten ins Englische anschaut:
als Adjektiv: real, aktual, true, literal, original
als Adverb: really, in reality, techically, aktually

Erläuterungen zu "eigentlich" lt. Duden

Haupt-Bedeutung: eigentlich = tatsächlich, wirklich

  • Bsp. "der eigentliche Zweck..." (der wirkliche Zweck)
  • Bsp. "der eigentliche Name ist..." (der richtige Name)
  • Bsp. "die eigentliche Bedeutung..." (die richtige Bedeutung, die ursprüngliche Bedeutung)

Als Synonym zu "eigentlich" kann gelten: faktisch, tatsächlich, ursprünglich, echt, grundlegend, wirklich. Dabei kommt es natürlich immer auf den Kontext an.

Herkunft von "eigentlich"

Im Mittelhochdeutschen bedeutet "eigentlich" = eigenlich = eigen-(tümlich) oder auch: leibeigen. Die Bedeutung von "eigentlich" zielt hier also auf die Besitzverhältnisse ab: Eigentum ist eigenlich, also mein eigen.

Was bedeutet dies alles für mich?

Nach diesem Exkurs in die Welt des "eigentlich" ist meine Aussage: "Eigentlich hatte und habe ich ein schönes Leben." durchaus in dieser Form berechtigt. Gerade die Wahrhaftigkeit hatte mir am Herzen gelegen, die Wahrhaftigkeit und Wirklichkeit, dass ich eigentlich... usw. Entgegen meiner ursprünglichen Auffassung habe ich mit "eigentlich" die Aussage überhaupt nicht verwaschen oder aufgeweicht, im Gegenteil, ich habe die Aussage bekräftigt und ausgedrückt, dass es wirklich so ist!

(Sollte mein Begleiter diese Zeilen lesen, bitte ich um Nachsicht.)

Portugal 25.11.2019: Wasser holen am Fóia, Burg in Aljezur
2019 © Peter E. Burkhardt
Der Abend

Der Montag verabschiedet sich im Wechsel vom blauen Himmel zu düsteren Wolken und dem Schwarz der Sagres-Nacht, alles durchmischt vom letzten Gruß des versinkenden Lichts, das seine Reise zur anderen Seite des Horizonts antritt, um uns morgen früh wieder eine halbe Erdumdrehung lang mit seinem strahlenden Glanz und seiner lebensspendenden Wärme vom Heute in das Morgen zu führen.

Nach dem Einkauf bei Lidl in Vila do Bispo genoss ich den heute recht warmen Tag auf meinem Balkon bei Kaffee und Kuchen, nein, natürlich bei Kaffee und Quarktasche. Das Wechselspiel von Sonne und Wolken dauerte auch am späten Abend an. Vorhin, etwa um 20 Uhr, habe ich nicht einmal die Leuchtfeuer gesehen. Zur Zeit hängt dicker Dunst über Sagres.

Mit schwarzen Wolken hatte der Tag begonnen. Dunkel, auch fast schwarz, hat sich nun die Nacht über Sagres gelegt. Dazwischen gab es aber viel Helles und Erfreuliches. Auf und Ab wie die Wogen des Meeres reihen sich schöne und weniger schöne Momente aneinander, ein Spiel der Natur und damit auch in unseren Köpfen.

Es ist 30 Minuten nach Mitternacht. Weit zur Seite geschleudert drängen sich die beiden Vorhanghälften in den Ecken der Wand, um mir den Blick auf die jetzt klare Nacht über Sagres frei zu geben. Ich war schon eingeschlafen, jetzt aber wieder hellwach. Die Lichtkegel der Leuchttürme streifen durch die Nacht und blitzen mich rythmisch an. Der Dunst des Abends war verschwunden. Und morgen? Meine Gedanken eilten dem wunderschönen mit Sternen gespickten Nachthimmel voraus.

Ruhig wartet das Meer mitsamt seiner Bewohner auf die Finsternis. Für die meisten Tiere beginnt die hoffentlich geruhsame Nacht. Für die anderen aber beginnt das aktive schlaflose Leben, um im Dunklen bessere Chancen bei ihrer hungerstillenden Jagd zu haben. Alles was lebt, vergeht auch. Nur wir Menschen sind uns dessen bewusst. Fauna und Flora tun einfach, was nötig ist, unbewusst getrieben zum Erhalt ihrer Nachkommen.

Licht und Schatten, beide können nicht ohne einander.

Portugal 26.11.2019: Praia do Beliche, Praia do Telheiro
2019 © Peter E. Burkhardt

Di 26.11. – Praia do Beliche, Praia do Telheiro

Praia do Beliche

Es ist unglaublich, wie sehr der Wohnwagenbetrieb hier in Sagres und Umgebung zugenommen hat. Der Parkplatz oberhalb des Praia do Beliche war fast voll. Da blanker Himmel meine Seele erfreute dachte ich, der Surferstrand wäre für heute das Richtige für mich. Neben dem Produzieren von Wellenvideos hätte ich mich auch noch ein wenig in die Sonne legen können. Wie gesagt, ich dachte.

Schon beim Absteigen hinunter zum Strand, es sind immerhin rund 50 Höhenmeter zu überwinden, merkte ich, wie stark der Wind blies. Es gab gute Surferwellen, deshalb also der volle Parkplatz. Geschätzt 60 Surfer waren im Wasser und nutzten die guten Bedingungen.

Für mich waren aber die Bedingungen nicht so günstig. Der Wind kam aus südwest und trieb Nebelschwaden und Sand den Hang hinauf. Für die Kamera ist das sehr gefährlich. Wegen Sandkörnchen habe ich schon einmal einen Fotoapparat eingebüßt. Heutzutage lohnt sich eine Reparatur nicht, vor allem bei den weniger teuren Modellen.

Der Wind verhinderte auch, ein ruhiges Plätzchen zum Sonnen zu finden. Für diese Zwecke ist die recht aufgeräumte Bucht überhaupt nicht geeignet, höchstens wenn der Wind vom Land in Richtung Meer bläst. Da das aber heute nicht der Fall war, hielt ich mich nicht allzulange unten auf. Ich stieg also die vielen Stufen wieder hinauf und kam dabei tüchtig ins Schnaufen. Bei meinem letzten Besuch im April 2018 hatte ich noch keine Probleme mit der Luft.

Blick von der Oberkante des Beliche in Richtung Amerika

Am Horizont das Ende der Welt mit dem Leuchtturm

Auf dem Beliche ist immer etwas los, meistens Surfer.

Der Strand war leergefegt im wahrsten Sinne des Wortes. Vom Meer her blies ein kräftiger Wind, gut für die Surfer, schlecht für sonnenhungrige Wintergäste wie mich. Ich fand kein geschütztes Plätzchen. Etwas frustriert stapfte ich bis zum Strandende und zurück. Hier war es heute trotz des Sonnenscheins nicht sehr angenehm, natürlich nur ohne Surfbrett.

Das westliche Ende des Paia do Beliche. Vor fünf Jahren hatte ich hier eine brütende Hitze erlebt, trotz meiner Füße im Meer. Das Wasser der kleinen Bucht lag spiegelglatt als sei es ein See auf dem windlosen Mond. Die Felswände strahlten die gespeicherte Wärme des Sommers zusätzlich zur aktuell brennenden Sonne auf mich und die damals zahlreichen Strandbesucher.

Portugal 26.11.2019: Praia do Beliche, Praia do Telheiro
2019 © Peter E. Burkhardt
Praia do Telheiro

Der Praia do Telheiro liegt gleich um die Ecke an der Westküste. Dort würde es vielleicht ruhiger sein, dachte ich. Oben auf dem Abstellplatz standen nur 2 Camper und 2 Autos von einheimischen Fischern. Der Abstieg war wieder ein kleines Abenteuer für sich, vor allem weil ich aus Bequemlichkeit nur die Latschen anhatte. Bloß gut, dass ich jeden früh meine Übungen mache und so die Gelenke nicht ganz einrosten lasse.

Die Wellen waren auch hier bestens zum Surfen geeignet, im Wasser war aber niemand. Eine Familie mit Kindern spielte Ball, sonst war der Strand menschenleer. Am rechten Ende an der ehemaligen Flussmündung fand ich ein windberuhigtes Plätzchen für meine Iso-Matte. Die Sonne sorgte für gute Laune in meiner Seele.

Das Rauschen des Meeres, das Klatschen der großen Wellen an die wenige Meter entfernten Klippen und die Wärme der Sonne auf meiner Haut – was kann es Schöneres geben?

Fast eingeschlafen bekam ich beinahe nasse Füße. Offensichtlich stieg der Meeresspiegel, denn immer öfter traute sich das Wasser bis fast an meine Iso-Matte heran. Wollte ich nicht nass werden, musste ich umziehen. Weiter zur Mitte des ehemaligen Flusslaufes war es etwas höher, aber dafür auch windiger. Das Flusstal wirkt wie ein Kamin, in dem der Wind vom Meer zum Land hinaufrast.

Trotz der strahlenden Sonne ohne ein Wölkchen am Himmel wurde es mir zu kalt. Es war nur der Wind, der die kalte Luft vom Westen brachte. Die Familie war inzwischen verschwunden, so dass ich deren Platz belegen konnte. Dort in der Nähe des Trampelpfades nach oben war es nämlich relativ ruhig, da die steilen Klippen hier eine Windbarriere bilden und der Wind schon vor dem Felsrand nach oben abknickt.

Insgesamt ist es eben zu dieser Jahreszeit ein kleines Glücksspiel, einen ruhigen Sonnenplatz zu ergattern, selbst wenn so gut wie kein anderer Mensch in der Nähe ist. Aber Sonne und kein Wind sind nur gefordert, wenn man sich sonnen will. Ansonsten ist es an der ganzen Küste und nahezu bei jedem Wetter schön. Man muss nur seine Wünsche anpassen, dann geht fast alles. Im November und Dezember ist es zwischen 17 und 20 Grad warm. Nachts sinkt das Thermometer kaum unter 15 Grad, da das Meer als Wärmespeicher hervorragende Arbeit leistet.

Blick von der Oberkante des Telheiro Richtung Nordwest

Nicht immer ist das Meer so blau. Das ist abhängig vom Einstrahlwinkel der Sonne.

Die Gicht der Brecher steigt die Klippen hinauf.

Die ehemalige Flußmündung schuf den Telheiro-Strand.

Gegen 15 Uhr zogen kleine Dunstwolken auf, ich packte meinen Kram zusammen. Ich hatte sowieso Kaffeedurst. Kurz nach halb vier saß ich schon wieder auf dem Balkon meines Appartements. Die Sonne hatte sich inzwischen ganz versteckt.

Portugal 27.11.2019: Wanderung am Praia do Bordeira
2019 © Peter E. Burkhardt

Mi 27.11. – Wanderung am Praia do Bordeira

Praia do Bordeira

Was während der vergangenen Aufenthalte in Portugal der Normalfall war, nämlich das Wandern übere größere Distanzen hinweg, habe ich heute endlich einmal wieder gemacht. Der Himmel versprach keine Sonne, regnen sollte es aber laut Wetterbericht auch nicht. Da bot es sich an, den über 3 Kilometer langen Bordeira-Strand abzulaufen.

Um nicht wieder durch den Fluss Ribeira de Bordeira vom Nest Carrapateira getrennt zu sein, musste ich erst einmal prüfen, ob der Fluss überhaupt Wasser führt. Vom großen Camping-Parkplatz in Carrapateira (siehe auch Karten im Anhang) hätte ich mit hochgekrempelten Jeans durch's Wasser waten müssen. Es sah aber so aus, dass die Wasserverbindung zum Meer unterbrochen war. Das bedeutet, man kann in Ufernähe trockenen Fußes vom Parkplatz zum langen Praia da Bordeira gelangen.

Der große Camping-Parkplatz war gut belegt, ca. 20 Camper habe ich gezählt. Hoffentlich kriege ich weiter oben noch einen Parkplatz, dachte ich. Denn von den kleinen Plätzen nahe des Meeres oberhalb des Camping-Parkplatzes kann man dann über Holztreppen auf den Bordeira-Strand gelangen, aber eben nur, wenn der Fluss kein Wasser bis zum Meer führt.

Ein Platz fand sich. Hier oben parken nicht so viele Autos, Camper sowieso nicht. Das freistehende Campen ist oben nicht nur wenig attraktiv, sondern auch verboten. Da die Uferstraße gut befahrbar ist, kommt auch ab und zu die Polizei vorbei.

Unten am Treppenende wechselte ich meine Latschen gegen die Wanderschuhe. Im Wasser laufen wollte ich sowieso nicht, und die Latschen fanden wenig hinderlich im Rucksack Platz. Die Iso-Matte hatte ich mit, vielleicht kommt doch noch die Sonne raus, so hoffte ich.

Der mäßige Wind aus West trieb permanent Salznebel die Klippen hinauf. Das Wandern mutierte so zur reinsten Sole-Kur. Ich war erstaunt, wieviel Sand wieder da war. Im April 2018 hatten die Winterstürme den breiten Sandstrand so schmal gemacht, dass das Wasser teilweise bis an die Klippen klatschte. Heute konnte ich bequem die 3,1 Kilometer bis zum Strandende laufen, so dachte ich wenigstens.

Fast allein oberhalb des Praia do Bordeira

Wie fast immer rollen die Wellen am flachen Bordeira-Strand heran und bilden einen breiten Surferbereich.

Auf dem Weg Richtung Norden. Das Felstor ist trocken, das Wasser des Meeres hat sich zurückgezogen.

Wenn die Flut kommt, ist hier kein Durchkommen. Man muss dann seitlich etwa 20 Meter hoch über die Felsen klettern. Ungewiss war, wie der Rückweg sein würde. Es war schon spät.

Portugal 27.11.2019: Wanderung am Praia do Bordeira
2019 © Peter E. Burkhardt
Wie immer kommt es anders

Es kam wie so oft anders. Schon den Felsdurchgang nach etwa halber Wegstrecke überflutete manche Welle. Das geschah zwar selten, aber man musste aufpassen, keine nassen Schuhe zu bekommen. Das Salzwasser ist nicht gerade günstig. In den vergangenen Jahren habe ich deshalb 2 Paar Wanderschuhe opfern müssen.

Müll am Strand

Mir ist aufgefallen, dass die zunehmende Verschmutzung der Strände auch hier angekommen ist. Ich dachte, dass nur dort Plastik und anderer Unrat die Küste säumt, wo entweder viel Zivilisation ist oder wo durch Schiffsverkehr das Meer verunreinigt wird und so auch die Strände in Mitleidenschaft gezogen werden.

Auf meinem Weg traf ich auf ein riesiges Schifftau, etwa so dick wie es die großen Kreuzfahrtschiffe zum Festmachen benutzen. Es lag in Form eines Haufens mitten auf dem Strandstreifen. Das eine Ende war etwa noch 30 Meter in Nordrichtung zu sehen. Zufällig kamen zwei Deutsche vorbei, die mich beim Begutachten des Tau's beobachtet hatten. Wir kamen ins Gespräch. So sind auch die Fotos mit mir entstanden.

Dass ab und zu am Strand ein Holzteil liegt oder auch mal eine ganze Holzpalette, war bisher eigentlich normal, jedenfalls meinen Beobachtungen zufolge. Dass jetzt aber schon zentnerschwere Plastik-Schiffstaue den Strand schmücken, hätte ich nicht für möglich gehalten. Offensichtlich sind solche Taue schwimmfähig, sonst würde man so etwas nicht auf dem Strand wiederfinden. Von den beiden Deutschen erfuhr ich, dass das Tau vorige Woche noch nicht hier gelegen haben soll.

Es ist schade, dass jetzt auch die schöne bisher nahezu unberührte Westküste vermüllt wird. Zwar ist das Tau das größte Müllteil, das ich gesehen habe, aber es liegen jetzt auch viele Plastikflaschen und kleinere Plastikteile am Strand, die bisher in dieser Menge nicht vorhanden waren.

Wie sehr das Wasser mit Mikroplastik verseucht ist, kann man sowieso nicht erkennen. Das Problem kleinster mit bloßem Auge nicht erkennbarer Plastikteilchen in der unmittelbaren Umwelt des Menschen ist meiner Meinung nach das allergrößte Problem, da sich ein Normalo wie ich davor nicht schützen kann.

Das Schiefergestein hat sich lange nach der vulkanischen Tätigkeit und dem Erkalten schräg aufgetürmt.

Schiffstaue auf dem Strand, Plastikteile im Fischmagen und Mikroplastik in unserer Nahrung. Wie schnell will die Gattung Mensch eigentlich ihren Untergang vorantreiben?

Von einem Deutschen geknipst an der portugiesischen Küste meine Wenigkeit auf dem Tau eines Umweltsünders.

Das mehr als armstarke Schiffstau kann nur von einem großen Frachter stammen. Die Fasern sehen fast aus wie vergängliche Wolle. Leider ist es Plastik und wird noch Jahrhunderte irgendwo als menschliche Hinterlassenschaft rumliegen. Oder es geschieht ein Wunder und der Mensch besinnt sich.

Portugal 27.11.2019: Wanderung am Praia do Bordeira
2019 © Peter E. Burkhardt
Umkehr wegen Flut

Ganz am Strandende ist die Felsspalte, eine Art Höhle, vor der ich im Jahre 2015 eine Begegnung der seltenen Art hatte. Nachzulesen ist Näheres im Portugalbericht 2015. Diese Höhle wollte ich erreichen. Sie ist ja gewissermaßen der Endpunkt des Bordeira-Strands. Weiter geht es nicht zu laufen, die Felsklippen fallen dort ohne Randstreifen steil ins Meer.

Doch schon etwa 300 Meter vor diesem Endpunkt musste ich aufgeben. Eine Felsformation, die zwar nahe am Wasser endet, aber die man normalerweise noch trockenen Fußes umgehen kann, wurde heute direkt von Wellen umspült. Dabei spritzte das Wasser verdächtig hoch, zu hoch als dass ich gewagt hätte, dieses Hindernis zu ignorieren.

So musste ich also umkehren. Meine karge Mittagsmahlzeit verschob ich auf später. Es war nun höchste Zeit, aus dem hinteren Strandbereich herauszukommen. Ich habe es an anderer Stelle schon erwähnt, hier hinten ist man bei Flut dem Wasser fast hilflos ausgeliefert. Die Klippen kann man nicht erklimmen, sie sind zu steil. Zum Strandende zu laufen hat auch wenig Sinn, auch dort ragen die Felsen ca. 50 Meter steil nach oben.

Nur weiter vorn gibt es flachere Stellen, die man mit Mühe nutzen kann, um vom Meer weg nach oben zu kommen. Im April 2018 musste ich bei der Flucht vor der Flut einen Pfad nutzen, der anfangs nur mit einem Seil erklimmbar ist. Das Seil hatten kluge Leute so angebracht, dass es als Kletterhilfe dienen konnte. Die klugen Leute sind keineswegs offizielle Vertreter der portugiesischen Behörden, denn das alte Seil selbst stammte offensichtlich von Fischern. Auch die Befestigung am Felsen war eher laienhaft, aber genügend haltbar.

Ich schildere das alles deshalb so ausführlich, weil ich das Gefahrenpotential im hinteren Bereich des Bordeira-Strands recht hoch einschätze. Ein Hinweisschild zur Gefahr aufzustellen, bei Flut in einer Falle zu sein, wäre meines Erachtens nach das Mindeste, was man von Seiten der Behörden tun müsste.

Die Flora nutzt jede Chance, die sich trotz des rauhen Klimas und der ständigen Salzluft bietet.

Wie eine weiße Wurzel durchzieht dieses marmorähnliche Quarzgestein den Schiefer. Die Natur als Kunst-Meister.

Hier hat die Flut das Sagen. Er (oder sie?) hält Wache.

Oft stehen Schilder, die vor herabstürzenden Klippenfelsen warnen. Das mag gut sein, doch diese Gefahr sieht man. Die teilweise überhängenden Felsen und heruntergebrochene Steine sind ja nicht zu übersehen. Im Vergleich dazu ist eine Überflutung des Strands durch den Tiden-Hub nicht so einfach vorauszusehen. Das ist normal und nicht weiter schlimm. Man kann ja weglaufen. Am Bordeira-Strand ist es aber deshalb so gefährlich, weil es dort hinten keine Fluchtmöglichkeit gibt.

Portugal 27.11.2019: Wanderung am Praia do Bordeira
2019 © Peter E. Burkhardt
Trocken durchs Felstor

Bei der Rückkehr hatte ich mächtig Probleme, trocken durch das Felstor zu kommen. Der Meeresspiegel war inzwischen so hoch, dass es fast einer Kletterei bedurft hätte. Nur gelegentlich zog sich das Meer soweit zurück, dass man im Tor Sand unter den Füßen hatte. Wer wagt gewinnt, dachte ich. Aufmerksam beobachtete ich die Wellenzyklen, die mit einer gewissen Regelmäßigkeit eine besonders niedrige Welle erkennen ließen. Eine Lücke nutzend lief ich so schnell ich konnte und schaffte es, mit trockenen Schuhen durch das Tor auf höher gelegenes Terrain zu kommen.

Filmstudio im Freien

Hier war keine Gefahr und auch ausreichend Sitzgelegenheit, meine Mittagspause nachzuholen. Dabei fiel mir etwas Seltsames auf. Ein Mann war damit beschäftigt, ein turmähnliches Gebilde aus Sand zu bearbeiten. Der Turm, etwa 60 Zentimeter hoch und ebenso breit, war auf einem Felsvorsprung modelliert worden. Sandreste rings um den Turm spülte der Mann mit Wasser weg. Dazu nahm er einen Spielzeugeimer.

Jetzt ging mir ein Licht auf. Als ich vor einigen Stunden in Richtung Strandende lief, hatte mich ein Ehepaar im mittleren Alter überholt. Sie trugen Sandspielzeug mit sich, d.h. einen kleinen Eimer, eine Kinder-Sandschaufel und weitere Utensilien, deren Verwendungszweck ich nicht deuten konnte. Vergeblich schaute ich nach einem Kind, das diese Dinge hätte nutzen können. Es gab keines.

Nun war mir klar, wer die Dinge brauchte. Der Mann hatte auch eine Foto- bzw. Video-Ausrüstung dabei, inklusive Stativ. Er war gerade damit beschäftigt, die Videokamera auf dem Stativ einzurichten. Motiv war sein Sandturm. Dieser drohte langsam mit steigendem Meeresspiegel von einer Welle erfasst zu werden. Das Ganze wurde gefilmt.

Nun, der Mann war sehr beschäftigt. Ich hatte mich entschlossen, diesmal meine Neugier nicht zu befriedigen. Mein Weg war noch weit. Deshalb schulterte ich meinen kleinen Rucksack und kletterte über eine kleine Felsformation. Dahinter gewahr ich die Frau oder Freundin, auf jeden Fall aber die Begleiterin des Mannes.

Auch sie beschäftigte sich mit irgendwelchen Zusammenstellungen auf dem felsigen Untergrund. Jetzt platzte ich fast vor Neugier.

Links der Eingang zum Felstor, allerdings schon pitschnass

Der Modellturm des Freilandstudios

Bald kommt die Flut und vernichtet das Bauwerk. Vielleicht wird es ein Katastrophenfilm.

Ich grüßte, sie dankte mit "Hallo". Glück gehabt, dachte ich, sie ist eine Deutsche. Nun begann meine Fragerei, die bereitwillig befriedigt wurde. Sie schien froh zu sein, sich mit jemand unterhalten zu können und vor allem, dass sich jemand für ihre Arbeit interessiert.

Auf persönliche Dinge gehe ich hier nicht ein, das ist in diesem Zusammenhang auch nicht so wichtig. Bemerkenswert ist, dass ihre in die Natur gebauten Modelle und Montagen als Vorlage oder auch direkt als Foto zur Illustration von Büchern dienen sollten. Das Paar schreibt selbst keine Bücher, baut aber die Motive auf und reproduziert das Ganze als Foto oder Zeichnung, je nachdem, was vom Buchautor benötigt wird. Dabei geht es hauptsächlich um Kinderbücher.

Portugal 27.11.2019: Wanderung am Praia do Bordeira
2019 © Peter E. Burkhardt

Ihre Arbeit haben die Beiden also vom Studio in die Natur verlegt. Sicherlich wird so eine wesentlich größere Natürlichkeit erreicht gegenüber den steril wirkenden Aufnahmen im Fotostudio. Ich fand das Ganze sehr interessant. So etwas hatte ich noch nie gesehen. Unser Gespräch dauerte ein Weilchen, zwischendurch kam auch der Mann hinzu, verschwand aber gleich wieder, um sich seinen Filmaufnahmen zu widmen.

Rückkehr zum Auto

Wegen der großen schwarzen Wand, die sich im Westen abzeichnete, setzte ich meinen Rückweg mit beschleunigtem Schritt fort. Ich wollte keinesfalls nass werden, meine Regenjacke lag im Auto. Ich musste mich zusammenreißen, der Fußmarsch hatte meine Knochen ganz schön strapaziert. Ich spürte wegen der doch ungewohnten Anstrengung Schmerzen in den Beinen, fast schon wie ein Muskelkater.

So schleppte ich mich bis zur Treppe, um am Fuße die Wanderschuhe gegen die Latschen auszutauschen. Auf den Holzstegen braucht man keine hohen Schuhe. Das wollten aber die Wettermacher da oben im Himmel nicht. Es fing an zu regnen, zwar nur leicht, aber immerhin. Der Regen trieb mich vorwärts, das heißt in diesem Falle, nach oben. Weit war es nicht zum Auto.

Mit Öffnen meiner Auto-Heckklappe hörte der Regen auf und 10 Minuten später schien die Sonne. Ich genoss den Augenblick. Die Wanderung war zu Ende. Die Sonne schien. Lidl in Vila do Bispo wartete mit seinen Quarktaschen auf mich. Das Kaffetrinken war gerettet. Als ich losfuhr zeigte die Autouhr 14.45 Uhr.

Der Abend so, wie der Morgen begann

Den Rest des Tages muss ich eigentlich nicht weiter beschreiben. Natürlich währte der Sonnenschein nicht ewig, aber immerhin machte sie mir mit etwa 2 Stunden ihre Aufwartung. Zum Sonnenuntergang versteckte sie sich wieder.

So langsam gewöhnte ich mich an das Wechselwetter. Dem nahenden Ende meiner Einquartierung sah ich ohne Emotionen entgegen, ganz im Gegensatz zum Bedauern um die letzten Tage des Urlaubs in vergangenen Jahren. Irgendwie beschlich mich der Wunsch, zu Hause zu sein. Da half diesmal auch nicht der Blick in die Nacht auf das beleuchtete Sagres. War es schon Gewohnheit?

Am Fuße der Treppe ist eigentlich der Zufluss des Ribeira da Bordeira ins Meer. Heute war alles trocken, nicht immer führt der Fluss Wasser.

Blick Richtung Carrapateira. Auch das Wasser des Ribeira da Carrapateira fließt hier ins Meer, vorausgesetzt, der Fluss hat welches.

Rückblick mit meinem 60-fach Zoom. Am Felstor macht sich eine Wandergruppe daran, die Klippen hochzusteigen, um so dem Flutwasser zu entgehen. Mir blieb das erspart.

 

 

 

 

 

 

Portugal 28.11.2019: Suche des Praia do João Vaz, Praia do Zavial
2019 © Peter E. Burkhardt

Do 28.11. – Suche des Praia do João Vaz, Praia do Zavial

Bei Sonne gammeln

Heute ist der erste Tag, an dem die Sonne ununterbrochen schien. Es ist 18 Uhr und ich sehe immer noch kein Wölkchen am Himmel. Die Aussicht auf einen schönen Sonnenuntergang ist groß. Ich brauche noch ein Video, in dem der rötlich-gelbe Ball ohne Störungen am Meereshorizont verschwindet.

Den Tag habe ich genutzt, um zu gammeln. Beim Gammeln kann man natürlich nicht von einem Nutzen sprechen, ich sehe das aber anders. Der Kopf, die Seele, die grauen Zellen - also alles was mit den Empfindungen zusammenhängt, müssen genauso gepflegt werden wie die Zähne oder die sich langsam in einen Blasebalg verändernde Haut im Gesicht. Kurz gesagt: Ohne gesunden Geist kein gesunder Körper und umgedreht. So, ich hoffe, ich habe jetzt mein Gammeln rechtfertigt.

An der Südküste

Dieses Mal war ich an der Südküste. Über Vila do Bispo und Raposeira kommt man zu den Stränden Ingrina und Zavial. Am Praia da Ingrina waren dermaßen viele Camper, dass ich nicht so recht wusste, wo ich mich hinstellen soll. Ich hätte zwar mit meinem kleinen Dacia zwischen den Wohnmobilen Platz gehabt, aber das macht man nicht. Die Camper lieben es nicht, Tür an Tür ihre Freiheit einschränken zu müssen. Mir geht es genauso.

Suche des Praia do João Vaz

Da der kleine Steinstrand Praia do João Vaz in westlicher Richtung gleich neben dem Ingrina-Strand liegt, versuchte ich, über die ufernahe Huckelpiste mit dem Auto hinzukommen. Den Fahrweg hatte ich noch nie probiert.

Ich kam vielleicht 2 Kilometer, dann war Schluss, für mich jedenfalls. Die tiefen Löcher und die aus der Fahrbahn wachsenden spitzen Felsen waren für meinen Dacia zuviel. In der Nähe stand ein deutscher Camper. Seine Antwort auf meine Frage nach dem Straßenzustand im weiteren Verlauf ließ mich umkehren.

Was nicht sein kann, muss nicht sein. Allerdings hätte mich der Praia do João Vaz schon interessiert. Es ist der einzige Strand, den ich noch nicht mit eigenen Augen gesehen habe. Es bleibt also nur, auf Schusters Rappen die wenigen Kilometer zurückzulegen.

Viele WoMos hielten das Buschland des Praia do Zavial besetzt. Das hatte ich zu dieser Jahreszeit nicht erwartet.

Näher kommend erkannte ich den Grund. Es war ausgezeichnetes Surfwetter.

Gefährliche Brandung am harten Fels. (Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste.)

Der Fahrweg vom Praia do Zavial Richtung Westen sollte mich zum kleinen steinigen Praia do João Vaz führen. Leider verhinderten tiefe Löcher und spitze Felsen mein Vorhaben. Ich gab auf und kehrte um.

Portugal 28.11.2019: Suche des Praia do João Vaz, Praia do Zavial
2019 © Peter E. Burkhardt
Praia do Zavial

Am nächsten Strand, dem Praia do Zavial, standen nicht so viele Wohnmobile. Der Grund wird wohl gewesen sein, dass hier die Wellen nicht so hoch und regelmäßig waren. Die Parkplätze an der Straße waren so gut wie leer.

Ich packte meine Strandsachen und schlug am rechten Strandende mein Lager auf. Unangenehm waren die herumstreifenden Hunde. Ihre Herrchen betrachten die Strände als freie Hundewiese. Etwas eingedöst war ich und hatte deshalb die Umgebung nicht im Blick. Da stand plötzlich ein großer schwarzer Vierbeiner neben mir und interessierte sich für meine abgelegten Sachen. Mir blieb nichts anderes übrig, als ihn willkommen zu heißen, d.h. mit ihm zu reden und als Dank für seine Frechheit auch noch zu kraulen. Doch ich verzieh ihm, Hund ist Hund, verantwortlich sind die Besitzer.

Schätzungsweise 20 Surfer waren im Wasser, Gelegenheit, wieder einmal ein Wellen-Video zu drehen. Die Sonne wurde mir auf meiner Haut langsam zu viel. Das östliche Ende des Strands versprach interessant zu sein. Auf die Oberseite der Klippen führt ein Trampelpfad. Die Aussicht von dort oben wollte ich erleben.

Ich packte alles zusammen und machte mich wanderfertig. Leider hatte ich nicht bedacht, dass das Wasser immer weiter stieg. Die Flut hatte eingesetzt. Nun war der Zugang zum Wanderpfad überflutet. Nur mit Badehose wollte ich nicht gehen, die Jeans wären völlig nass geworden. Also sagte ich die Wanderei ab.

Spitzbuchten am Zavial-Strand

Es war inzwischen 14 Uhr geworden und zu früh, an diesem schönen Tag zurück zum Hotel zu fahren. Vorhin bei der Herfahrt hatte ich am Praia do Zavial eine offensichtlich öffentliche Straße gesehen, die in das Gebiet östlich des Ingrina führt. Ich nahm an, dass man den Fahrweg nutzen darf, da sowohl das Wort "Privato" als auch die kleine runde Sperrscheibe fehlten.

Nach etwa 500 Metern verliert sich die Straße in der Sierra. Der Fahrweg dient hauptsächlich den Einheimischen als Zugang zum Meer. Es standen fast nur portugiesische Off-Roader kreuz und quer in Ufernähe. Ein paar Camper waren auch da, die offensichtlich hier das Ufer als Startpunkt zum Surfen nutzten.

Hütte des Praia do Zavial, heute geschlossen.

Eigentlich wollte ich dort hinten rauf auf die Klippen. Das Wasser sperrte mir den Weg ab. Meine Wanderschuhe und die Jeans nochmals auszuziehen hatte ich auch keine Lust. Überhaupt war ich nicht sehr gut drauf.

Mir noch unbekannter Fahrweg ins Buschland nördlich vom Praia do Zavial. Er führte mich in Ufernähe zu wilden Klippen und spektakulären Buchten.

Hier verfangen sich die Wellen und schießen manchmal bis zur Klippenoberkante hinauf. Weiter draußen erscheint das Meer relativ ruhig.

Portugal 28.11.2019: Suche des Praia do João Vaz, Praia do Zavial
2019 © Peter E. Burkhardt

Es war genug Platz, das Auto abzustellen. Wie es allerdings in der Saison aussieht, kann ich mir vorstellen. Man hatte den Fahrweg und auch einige freie Plätze im Buschwerk mit großen Steinen begrenzt, um so die Anzahl der parkenden Fahrzeuge nicht zu groß werden zu lassen.

Die Uferlinie ist gekennzeichnet durch zwei scharf eingeschnittene Buchten, die zum Land hin spitz zulaufen. Die Wellen, die vom offenen Meer hereingedrückt werden, finden keinen Ausweg bzw. können nirgendwo auslaufen. Die Wassermassen werden in die Buchtspitzen gedrückt und schießen als riesige Fontänen die senkrechten Klippenwände empor. Da hier sehr große Kräfte auf die Felsen wirken, ist auch die Erosion entsprechend groß. Ständig finden Felsabbrüche statt. Außerdem gräbt das Wasser Höhlen in den Fels, so dass die Einsturzgefahr entsprechend groß ist. Vorsicht ist angesagt.

Ich habe einige Zeit das Spiel der Wassermassen beobachtet und bin gespannt auf die Videos. Bei der Aufnahme musste ich aufpassen, nicht von der aufschießenden Gicht getroffen zu werden. Komischerweise sind die heranrollenden Wellen sehr unterschiedlich hoch. Manchmal kommen minutenlang nur kleine Wellen, die dann aber oft von richtigen Monsterwellen abgelöst werden. Diese bewirken dann entsprechend hohe Fontänen bis auf die Oberkante der Klippen.

Erstaunlich ist, dass die Angler zwar nicht direkt in den Spitzbuchten, aber gleich nebenan bei auch tosendem Wellengang ihrem Geschäft nachgehen. Wieso bei solch einem Wirrwarr, dem ständigem Auf und Ab und dem Gestrudele die Fische anbeißen, will mir nicht richtig einleuchten. Als kleiner Junge habe ich immer dann die meisten Fische im Teich geangelt, wenn das Wasser völlig glatt war, aber auch bei Regen.

Abend ohne Sonnen-Video

Übrigens, aus dem Sonnenuntergangsvideo ist nichts geworden. Urplötzlich verschwand die Sonne hinter einem Wolkenstreif, der mit dem Meer verschmolz. So ist das hier. Jeden Tag zieht die Natur die Nachtgardinen anders zu. Kein Abend gleicht dem anderen.

Die Scheinwerfer der Fortaleza de Sagres blieben heute aus. Düster hob sich das Steinmassiv vom Horizont ab. Vielleicht war etwas defekt? An anderen Tagen wurden sie immer mit der Dämmerung eingeschaltet. Nur die Leuchtturmlichter strichen lautlos durch die Nacht.

Landzunge, dahinter waghalsige Surfer

Portugal 29.11.2019: Rundgang am Hafen von Sagres
2019 © Peter E. Burkhardt

Fr 29.11. – Rundgang am Hafen von Sagres

Black Friday

Heute ist Black Friday und ich brauche trotzdem nichts. Wenn ich in Deutschland wäre, käme vielleicht Media Markt in Betracht. Bei einem TV-Gerät mit großem Bildschirm würde es sich lohnen, die Black-Friday-Angebote mit bis zu 50 % Reduzierung näher zu beleuchten. Man muss aber trotzdem aufpassen, dass man keinen Ladenhüter erwischt. Als TV-Ladenhüter zählen heute schon Geräte, die nur ein Jahr alt sind.

Mich wundert, dass jetzt im Fernsehen so gegen diesen verbilligenden Einkaufstag gewettert wird. Angeblich würden die Massen-Einkäufe die Umwelt noch mehr schädigen. Das ist alles an den Haaren herbeigezogen, meiner Meinung nach. Es wird doch kein einziger Fernseher weniger produziert, wenn es diesen Verkaufstag nicht gäbe. Die Leute würden ihre Einkäufe dann eben an einem anderen Tag machen.

Frankreich hat sogar eilig noch ein Gesetz erlassen, das die Werbung für den Black Friday verbietet. Was soll das? Glauben die Politiker in Frankreich wirklich, damit die Umwelt retten zu können? Oder dreht da ein ganz anderer Lobbyist an der Geld-Verdien-Schraube?

Während der Black Friday der Angebotstag der Geschäfte vor Ort ist, wurde der darauffolgende Montag als Angebotstag im Online-Geschäft erkoren. Wer also günstig zu seinem Traumprodukt kommen will, sollte diesen Montag dafür wählen. Das hat zusätzlich den Vorteil, dass man die Preise im großen Stil vergleichen kann. Im normalen Handel rennt kaum jemand in mehrere Märkte, um den besten Preis herauszufinden. Online ist das aber eine Leichtigkeit. Noch ein weiterer großer Vorteil ist die unproblematische Rückgabe eines gekauften Produkts. Das geht beim Kauf vor Ort nicht so einfach.

Rundgang am Hafen

Passend zum Schwarzen Freitag sollte es heute lt. Wetterbericht bedeckt sein, aber kein Regen. So war es dann auch. Das Auto ließ ich auf dem Hotelhof. Mein Rundgang erstreckte sich auf die Klippen am Hafen von Sagres und auf den Hafen selbst. Ich nahm mir Zeit, saß lange oben auf den Klippen und dachte über die Welt und mich nach. Fotos habe ich nur zur Dokumentation gemacht, bei dem trüben Wetter ist keins davon auszeichnungswürdig.

Die Hafengebäude sind eingezwängt zwischen Meer und Klippen. Selbst die Zufahrt wurde in den Fels geschnitten. Links im Bild hat man vor einigen Jahren eine Unmenge harten Fels abgesprengt und so Platz für ein neues Gebäude geschaffen.

Das graue Haus im Vordergrund war in 2018 noch im Bau. An der Stirnseite legen dort die vollen Fischerboote an.

Auf die Schutzmauer zum Leuchtturm habe ich mich diesmal nicht getraut. Sie ist schmal und wenig sicher.

Sie hat geduldig gewartet, bis das Bild im Kasten war.

Portugal 29.11.2019: Rundgang am Hafen von Sagres
2019 © Peter E. Burkhardt
Naturfreuden und Wirklichkeit

Um 11 Uhr war ich gestartet, fast pünktlich um 15 Uhr stand ich wieder am Auto und wechselte die Schuhe. Der Sender Euro News berichtete von einem Anschlag kurz vor 15 Uhr auf der London Bridge, wobei der Angreifer von der Polizei erschossen wurde und es 5 weitere Verletzte gab. Näheres ist bisher nicht bekannt.

Ich schreibe das deshalb, um zu verdeutlichen, wie schnell das wohltuende naturnahe Entrücktsein von der brutalen Wirklichkeit überdeckt werden kann. Eigentlich sollte man im Urlaub keine Nachrichtensendungen, noch besser überhaupt kein Fernsehen, anschauen. Leider leben wir in einer Welt, die aufgrund der schnellen Medien erstens mit jedem Ereignis sofort in die Wohnzimmer kommt und die zweitens dadurch nicht besser wird, wenn wir über ALLES und Jedes informiert werden.

Letzteres ist sowieso ein Trugschluss, denn über was wir informiert werden bestimmen nicht die Ereignisse und deren Tragweite oder Wichtigkeit, sondern das bestimmen Diejenigen, die die Nachrichten verbreiten. Was wirklich wichtig ist wissen wir nicht, denn welche Nachricht fehlt, erfahren wir nicht, und schon deshalb können wir keinen Einspruch erheben, man solle doch wertfrei über ALLES berichten. Wir sind den Nachrichtenmachern und deren Auftraggebern bedingungslos ausgeliefert. Allerdings muss ich zugeben, dass die Auswahl der Nachrichten nicht leicht und deshalb ein Balance-Akt ist. Zu viele Kriterien spielen eine Rolle bei der Entscheidung, was den Hörer oder Seher erreichen soll.

Deutsch Fernsehen

Dicke Wolken verhindern schöne Sonnenuntergänge, so auch heute. Da bleibt dann doch Zeit oder Lust, fernzusehen. Ein Lob verdient bezüglich empfangbarer Kanäle dem Apart-Hotel Navigator. Man kann jetzt zwischen 11 deutsch-sprachigen Programmen wählen. Das Senderangebot ist wesentlich erweitert worden.

Noch eine Anmerkung zur Nachrichtenauswahl. Meine Erfahrung ist, wenn irgendetwas geschieht, was eine Head-Line wert ist, CNN bringt's zuerst, meistens gleich auch mit den passenden, oft brutalen Fotos dazu. Erst später ziehen die deutschen Sender nach, fast immer gefiltert und gekürzt. Noch später, oft nur 2 Stunden nach der Erstsendung, hat auch CNN gefiltert, u.a. keine allzu brutalen Fotos mehr. Ich denke, deshalb ist CNN systematisch Number One.

Schon Prinz Heinrich, der Seefahrer, hatte das Potential der Sagres-Bucht als Hafen erkannt. Die Hafengründung geht auf das 15. Jh. zurück.

Alle drei Unternehmen bieten Delphin- und Vogel-Rundfahrten an. Das Boot der Marilimitado ist nicht jedermanns Geschmack (siehe unten).

Die Leute müssen sehr eng sitzen, für mich wäre das eine Zumutung und käme so nicht in Frage.

Insbesondere zum Filmen ist diese Sitzanordnung völlig ungeeignet, es sei denn, man sitzt ganz vorn. Aber es ist ja auch nur ein Schlauchboot. Es gibt ein Schiff, das etwa so groß ist wie ein Fischkutter. Mit diesem kann man bequemer in See stechen und Videos machen.

Portugal 30.11.2019: Praia do Castelejo
2019 © Peter E. Burkhardt

Sa 30.11. – Praia do Castelejo

Praia do Castelejo

Der letzte Tag in Sagres war bezüglich Wetter ebenfalls durchmischt. Immerhin konnte ich ab Mittag etwa 2 Stunden die Iso-Matte nutzen. Ich war an den Castelejo-Strand gefahren. Da vormittags der Himmel noch wolkenverhangen war, stattete ich den Supermärkten in Sagres und in Vila do Bispo einen Besuch ab.

Einkaufen und Nostalgie

Im Inter Marché in Sagres interessierte mich vor allem das Brotangebot. Es gibt dort Schwarzbrot mit Körnern, geschnitten und in Folie verpackt. Es hält relativ lange frisch. Für die kommende Fahrt nach Hause brauche ich Brot, das nicht schimmelt. Natürlich erkauft man sich die Haltbarkeit mit jeder Menge Chemie. Aber darauf kommt es nun auch nicht mehr an. Hätte ich noch kleine Kinder, würde ich es nicht kaufen.

Zurückblickend ist zu konstatieren, dass wir in der DDR bezüglich Lebensmittelchemie gesünder gelebt haben. Es gab einfach nicht genug Stoffe, die von Lebensmittelchemikern hätten eingesetzt werden können. Ein Bekannter aus Ende der 80-ger Jahre bemängelte damals, gegenüber der Nahrungsmittelindustrie des Westens (d.h. der BRD) massiv im Nachteil zu sein, eben wegen der fehlenden Chemie.

Aus eigener Erfahrung (richtiger: aus Erfahrung meiner Frau) weiß ich, dass der Quark im Regal der Kaufhalle nur deshalb nicht schimmelig wurde, weil er sofort weggekauft wurde. Quark gabs z.B. donnerstags, Butter freitags und anderes vielleicht erst am nächsten Montag. So waren die Frauen ständig damit beschäftigt, sich immer irgendwo und irgendwann anstellen zu müssen. Wenn man das nicht tat, musste man eben auf manches verzichten.

Doch wie gesagt, die Mangelwirtschaft hatte auch gute Seiten, die Nahrungsmittel kamen frisch in die Regale und ohne Verzug auf den Tisch. Heute ist so etwas ein BIO-Produkt.

Eben habe ich mir noch einmal den Sagres-Wetterbericht angeschaut. Ursprünglich waren für kommende Woche jeden Tag mindestens 8 Sonnenstunden vorausgesagt. Die Voraussage hat sich aber in gemischtes Wetter gewandelt, also nichts mehr mit strahlender Sonne ganztägig. Diese Vorhersage lässt mich leichteren Herzens hier abreisen.

Am Praia do Castelejo hat die Sonne mir am letzten Tag ein letztes Bad gegönnt, ein Bad in der Sonne natürlich. Ich muss zugeben, dass ich diesmal nur ein einziges Mal voll im Wasser war. Es war einfach zu kalt im November.

Beim Lidl deckte ich mich noch mit Weintrauben ein, für unterwegs eine Wohltat gegen Hunger und Durst, und gegen die lange Weile beim Schruppen der vielen Kilometer. Eigentlich wollte ich noch feine gesalzene portugiesische Butter mitnehmen. Die Marke, die ich kenne, war aber nicht da. Nicht jede Butter schmeckt in Portugal, genauso wie auch manche harte Wurst nicht. Da habe ich schon schlechte Erfahrungen gemacht. Man ist eben an das gewöhnt, was man zu Hause bekommt.

Allzu spät sollte ich morgen nicht losfahren, denn je eher ich starte, desto mehr Kilometer bringe ich hinter mich. Der Tank ist noch ziemlich voll, so dass ich erst im billigeren Spanien tanken muss.

Ein letzter Gruß vom nächtlichen Sagres, es ist kurz vor Mitternacht. Hier wird nicht allzu knausrig mit dem nächtlichen Licht umgegangen. Das hat aber auch Nachteile. Meistens sind trotz klarer Nacht die Sternbilder nicht auszumachen. Am 6 Kilometer entfernten Cabo de São Vicente sieht es schon besser aus, da dort die sogenannte Lichtverschmutzung nur vom selektiv strahlenden Leuchtturm verursacht wird. Am klarsten habe ich den Himmel in der spanischen Sierra Nevada erleben dürfen, weitab von der nächsten großen Stadt Granada und dazu in 3500 Metern Höhe. So müssen unsere Urahnen den Sternenhimmel gesehen haben.

Portugal 1.12.2019: Heimfahrt ab Sagres > Roncesvalles
2019 © Peter E. Burkhardt

So 1.12. – Heimfahrt ab Sagres > Roncesvalles

Route 1.12.2019 (1120 km)

Sagres > N268 Vila do Bispo > N268 > N120 Aljezur > N120 Odemira > N263 > N2 > N18 Beja IP2 > N256 > M534 Redondo > N373 Elvas N4 > Badajoz N523 > Puebla de Obando > N523 Cáceres > A-66 Plasencia A-66 > Salamanca > A62 Tordesillas A62 > Vallodolid A62 > Burgos > AP-1 > A-1 > A-10 > Pamplona > N-135 > Roncesvalles (Orreaga), Camper-Parkplatz

Heute ist Abreise

Gestern war es schwierig, Schlaf zu finden. Gerade wenn ich meine, gut und viele Stunden schlafen zu müssen, weil ich viel Kraft und Nerven für den nächsten Tag brauche, macht mir der eigene Körper, wahrscheinlich der Kopf, einen Strich durch die Rechnung. Erst gegen ein Uhr nachts war mein Schlafdrang so groß, dass ich schleunigst den Laptop und das Licht ausschalten musste, um diesen Moment nicht zu verpassen.

Draußen war sowieso alles undurchsichtig. Weder Sterne noch Mond waren zu sehen. Lediglich die beiden Leuchttürme taten ihre Arbeit. Sagres lag im diffusen Licht der Straßenlaternen. Die ferne Brandung zeugte davon, dass das Meer noch da war. Ich kann mir vorstellen, dass es ein schönes Gefühl sein muss, den Wellenschlag ein Leben lang hören zu dürfen. Allerdings ist es so: Diejenigen, die am Meer wohnen, hören es schon garnicht mehr. Diejenigen, die in den Bergen wohnen, sehnen sich danach, das Meer zu hören. Oder anders ausgedrückt: Was man hat, schätzt man nicht. Was man nicht oder nicht mehr hat, umso mehr.

Abschied ohne Reue

Halb fünf in der Früh begann ich, meine Sachen zu ordnen. Wichtig war: Bloß nichts vergessen! Auch das Frühstück musste zu dieser frühen Stunde sein. Ohne diese Ruhe vor dem Sturm kann bei mir der Tag nicht richtig beginnen. Es hilft, so zu tun, als ob man alle Zeit dieser Welt hätte. Hektik bringt nichts, die Zeit lässt sich nicht überlisten.

Gegen 6 Uhr trug ich meine ersten beiden Taschen zum Auto. Es war noch der Nachtdienst da, ein mir unbekannter Portugiese mit Null Englischkenntnissen. Da meine Portugiesischkenntnisse ebenfalls Null sind, beschränkte sich unsere Konversation auf "Ola" und "Bye". Beim zweiten Gang blieb der Zimmerschlüssel auf dem Tresen liegen: Das war's!

Es heißt ja, Abschied ist ein scharfes Schwert. Es traf mich aber dieses Mal nicht. Es war dunkel, als ich vom Hof rollte, es nieselte. Auf Wiedersehen, Sagres – oder Tschüss, Tschüss für immer. Ich weiß es nicht. Jetzt war Fahren angesagt. Vor mir lagen immerhin über 2500 Kilometer.

 

Von Sagres nach Roncesvalles

Ohne im Voraus meine Route zu planen, hangelte ich mich von Navi-Point zu Navi-Point. Genug Punkte zwischen Sagres und Chemnitz habe ich. Alle 300 bis 400 Kilometer setzte ich das nächste Ziel. Wann ich wo landen würde, war im Voraus kein Thema. Ich fuhr einfach.

Einzige Sorge war der abnehmende Tankpegel. Unbedingt wollte ich vermeiden, erst in Frankreich den dann vielleicht schon fast leeren Tank aufzufüllen. So schruppte ich einen Kilometer nach dem anderen runter. Irgendwie hielt sich auch meine Müdigkeit in Grenzen. Wahrscheinlich war es doch ein gutes Gefühl, dem eigenen Bett näher zu kommen.

Etwa gegen 21 Uhr kam ich in Roncesvalles an und steuerte zum großen Camper-Parkplatz. Es war dunkel, es war kalt, etwa 2 Grad Plus. Ich war hundemüde. Immerhin hatte ich halb Portugal durchquert und es danach schräg durch Spanien bis in die Pyrenäen geschafft.

Die geruhsame Nacht war alles andere als geruhsam. Nebel zog auf, alles im Auto wurde mit der sich ausbreitenden Kälte klamm und feucht. Ich begann zu frieren, wahrscheinlich weniger wegen der Kälte, sondern mehr wegen meines Schlafdefizits. Neben mir hatte sich ein Übernachtender im Kombi eingefunden, weiter vorn stand schon bei meiner Ankunft ein größeres Wohnmobil. Sonst glänzte der große Platz durch gähnende Leere.

Da ich nicht einschlafen konnte, versuchte ich mehrmals, mein Lager anders herzurichten – vergeblich. Bei dem Wetter und der Dunkelheit hatte ich auch keine Lust, mir einen heißen Cappuccino zu machen. Ich muss dann wohl doch eingeschlafen sein, wachte aber schon nach wenigen Stunden wieder auf, wie gerädert. Mir taten sämtliche Knochen weh und Luftprobleme hatte ich auch. Die hohe Luftfeuchtigkeit bekam mir überhaupt nicht. Nur weg hier, dachte ich.

Portugal 2.12. bis 3.12.2019 Roncesvalles > Chemnitz
2019 © Peter E. Burkhardt

Mo 2.12. bis Di 3.12. – Roncesvalles > Chemnitz

Route 2.12. bis 3.12.2019 (1736 km)

Roncesvalles (Orreaga) N-135 > N-135 Arnéguy (Grenze zu Frankreich) > D933 > Saint-Pied-de-Port D933 > D430 > D947 Castets > A63 > Bordeaux (O-Umfahrg.) > A10 > E606 Angouléme > E606 Guéret > E62 Montluçon E62 > E607 > Vesoul > Mülhausen > Grenze zu Deutschland > A5 Freiburg > A5 Offenburg > A5 Karlsruhe A5 > A6 Heilbronn > A6 Nürnberg A9 > Bayreuth A9 > A72 > Chemnitz

Flucht Richtung Heimat

So kam es dann auch. Ich entschloss mich, die "gesunde" Höhenluft in Roncesvalles zu verlassen. Ein wenig Glück hatte ich trotzdem, und zwar bezüglich der Temperatur. Es herrschten durchweg Plus-Werte. Die Hinfahrt vor 14 Tagen war dagegen ein Grauen. Ich erinnere, Schnee und Eis hatten die Pyrenäenstraße überzogen, in Roncesvalles lagen 25 Zentimeter Schnee.

Nebel ohne Ende

Heute dagegen nervte mich der Nebel. Selbst meine Nebelscheinwerfer brachten keine Besserung. Vorsichtshalber hatte ich auch die Nebelschlussleuchte angemacht. Man weiß nie, was von hinten kommt. Doch auf der ganzen Strecke den Pyrenäenkamm hinunter ist mir kein einziges Auto begegnet. Trotzdem musste ich mehrmals stark bremsen, weil manchmal die Nebelschwaden wie eine Wand vor mir standen. Ich wusste nicht, ist hier die Straße zu Ende oder nur eine Kurve? Man landet in solchen Situationen schnell im Wald, allerdings vielleicht 30 Meter tiefer, oder eben an einer Felswand, je nach Topographie.

Das leidige Tanken

Die letzte Tankstelle in Spanien kurz vor der französischen Grenze war natürlich jetzt in der Nacht geschlossen. Noch rund 350 Kilometer, zeigte der Bordcomputer.

Irgendwo in Frankreich habe ich dann getankt, das erste Mal knapp 40 Liter. Dabei fasst mein Tank nur 45 Liter, ich hatte ihn also fast leer gefahren. Die 9 Liter im Reservekanister musste ich aber nicht anreißen. Das wäre wieder eine wahnsinnig große Umpackerei geworden, da der Kanister im Reserverad liegt und dieses ganz unten unterhalb des Kofferraums. Bisher ist es mir schon zweimal passiert, auf der Straße Packdienst zu üben.

Was mich schrecklich nervt ist die Bezahlweise in Frankreich. Nur an ganz kleinen Tankstellen steht noch jemand in der Nähe und nimmt Bargeld an, nachts aber sowieso nicht. Die Franzosen scheinen durchweg auf Kartenzahlung umgestellt zu haben.

An den Autostraßen und Autobahnen fließt ohne Karte kein Tropfen Benzin aus der Pistole. Da ich keine Karte habe, musste ich immer erst sehen, wie ich Bargeld loswerden konnte, um danach an der frei geschalteten Tanksäule tanken zu können.

Man muss einschätzen, wieviel Benzin noch in den Tank geht. Ich habe meist 50 Euro im Voraus bezahlt, mit dem Ergebnis, dass der Tank zwar nicht voll, aber gut gefüllt war. Nur an einer einzigen Tankstelle wurde die Säule ohne vorherige Bezahlung freigeschaltet und ich konnte dann wie in Deutschland den getankten Betrag im Nachhinein bezahlen.

Riesenritt von den Pyrenäen bis Sachsen

Ich muss im Einzelnen nicht schildern, dass ich dieses Mal das Fahren satt hatte. Normalerweise tingele ich gerne durch die Lande, unabhängig und frei, ohne Zeitdruck und Pflichten. Dieses Mal wollte ich aber nur noch nach Hause. Für Dienstag Nachmittag hatte sich Besuch angemeldet. Für mich war es Pflicht, an der Veranstaltung teilzunehmen. Das ist etwas ironisch gemeint, aber ich wollte das Ereignis nicht verpassen. Noch eine Nacht mit vielleicht wenig Schlaf im Auto oder in einem F1-Hotel zu verbringen, hätte nichts gebracht. Ich hatte einfach keine Lust dazu.

Ankunft im schönen Chemnitz

So fuhr ich also, und fuhr und fuhr. Gegen 6 Uhr am Dienstag früh sah ich den 300 Meter hohen Schornstein am Horizont, das teuerste Wahrzeichen und größte Dreckschleuder von Chemnitz, mitten in der City.

Das Kaffeetrinken war gerettet

Bis zum Mittag schlief ich, die nicht zu überbietende Müdigkeit bei Ankunft wandelte sich in ein vernünftiges Maß. Das Kaffeetrinken mit unseren Freunden war gerettet. Immer noch müde, aber glücklich, zu Hause zu sein, konnte ich wenigstens ansatzweise von meinen Reiseerlebnissen berichten. Aber: Nur wer verreist weiß, wie schön es zu Hause sein kann.

 

© Peter E. Burkhardt