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Portugal 2018: Teil 1
2023 © Peter E. Burkhardt

 

Urlaub in Portugal 2018, Teil 1

 

Inhaltsverzeichnis

Reliefdaten © OpenStreetMap contributors

Reliefdaten: https://maps-for-free.com ("MFF-maps are released under Creative Commons CC0") sowie © https://www.openstreetmap.org/copyright

Die berühmten Felsformationen in Portugal, südlich von Lagos. Die kleinen Sandbuchten sind oft nur über Kletterpfade erreichbar, manchmal über Treppen.

Die Erkundung der bizzaren Felsen und Höhlen ist nur von der Seeseite aus mit kleinen Booten möglich. Den Fahrdienst gibt es täglich, natürlich nur bei ruhiger See.

 

 © 2018 Peter E. Burkhardt. Alle Rechte vorbehalten, außer gekennzeichnete Werke. Ausgabe Web. Hinweise bitte an www.pegons-web.de/Aktuelles

Portugal 2018: Rückreise, Übersicht
2019 © Peter E. Burkhardt

Urlaub in Portugal 2018, Rückreise

 

Inhaltsverzeichnis

Reliefdaten © OpenStreetMap contributors

Reliefdaten: https://maps-for-free.com ("MFF-maps are released under Creative Commons CC0") sowie © https://www.openstreetmap.org/copyright

 

Eine Portugal-Reise im April wird mit Blumen belohnt.

Blüten an den Wegrändern, wie früher in Deutschland

Portugal 2018: Inhaltsverzeichnis, Teil 1
2019 © Peter E. Burkhardt

Inhalt, Teil 1

Seite

Di 3.4. – Start in Chemnitz > München > Pforzheim

5

Mi 4.4. – Pforzheim

7

Do 5.4. – Pforzheim > Besançon > Moulins > Bordeaux

8

Fr 6.4. – Bordeaux > Pamplona > Baños de Montemayor

13

Sa 7.4. – Baños de Montemayor > Puebla de Obando > Sagres

24

So 8.4. – Praia do Tonel, Praia do Beliche

32

Holpriger Sonntags-Start

32

Praia do Tonel

39

Praia do Beliche

42

Mo 9.4. – Forte do Beliche, Cabo de São Vicente

52

Festungsanlage Forte do Beliche

52

Am Cabo de São Vicente

60

Di 10.4. – Regentag im Aparthotel Navigator

68

Mi 11.4. – Marmelete, Fóia, Aljezur, Praia da Bordeira

69

Kirche und Friedhof in Marmelete

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Wasserquelle am Berg Fóia

72

Auf zum Berg Fóia

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Rückfahrt über Monchique nach Aljezur

76

Südlich des Praia da Bordeira

82

Do 12.4. – Vila do Bispo, Castelejo, Cordoama, Barriga

88

Vila do Bispo

88

Am Praia do Castelejo

96

Am Praia da Cordoama

100

Sonnenuntergang am Praia da Barriga

102

Fr 13.4. – Guadalupe, Ingrina, Zavial, Salema, Boca do Rio, Burgau

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Ermida de Nossa Senhora de Guadalupe

105

Praia da Ingrina

110

Praia do Zavial

112

Salema und Praia do Salema

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Praia da Boca do Rio

116

Burgau und Praia do Burgau

118

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Portugal 2018: Inhaltsverzeichnis, Teil 2
2019, 2023 © Peter E. Burkhardt

Inhalt, Teil 2

Seite

Sa 14.4. – Fortaleza de Sagres

120

Auf zur Fortaleza de Sagres

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Festungs-Kirche Igreja de Nossa Senhora da Graça

124

Das Ungeheuer von Sagres

130

Rückweg zur Festungsmauer

134

So 15.4. – Altstadt von Lagos, Praia do Camilo

138

Altstadt und Historisches zu Lagos

138

Der Platz Praça Luís de Camões

141

Die Igreja de Santo António

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Mo 16.4. – Leuchtturm von Lagos und Bootsfahrt

144

Erstes Ziel: Praia do Camilo

145

Wanderung Richtung Leuchtturm

149

Der Farol da Ponta da Piedade

153

Weg zur Anlegestelle und Bootsfahrt

155

Wandern entlang der Küstenpromenade

161

Di 17.4. – Wanderung am Praia da Bordeira

164

Wandern am Meer entlang

164

Flucht den Klippenhang hinauf

169

Weg zurück durch Busch und Wald

171

Am Fluss und keine Brücke

175

Mi 18.4. – Altstadt von Lagos

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Stadtbummel durch die Altstadt von Lagos

177

König João Sebastião auf dem Platz Praça Gil Eanes

181

Im Mercado Municipal

183

Auf der Hafen-Promenade

184

Do 19.4. – Strände Castelejo, Cordoama und Barriga

185

Mercado Municipal de Vila do Bispo

185

Waschhaus in Vila do Bispo

186

Denkmal "Mann des Meeres"

187

WoMo-Stellplatz an der M1265

188

Strandwanderung vom Castelejo bis zum Barriga

189

Fr 20.4. – Fortaleza da Arrifana, Marmelete, Fóia-Quelle

192

Fortaleza da Arrifana

192

Quelle Miradouro da Fonte Santa

193

Sa 21.4. – Abfahrt von Sagres > Puebla de Obando

194

So 22.4. – Puebla de Obando > Roncesvalles

198

Mo 23.4. – Roncesvalles > Aire Pierrefitte

199

Di 24.4. – Aire Pierrefitte > Pforzheim

201

Mi 25.4. – Pforzheim

201

Do 26.4. – Pforzheim > Chemnitz

201

Anhang: Costa Vicentina und ihre Strände

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Portugal 3.4.2018: Start in Chemnitz > München > Pforzheim
2018 © Peter E. Burkhardt

Di 3.4. – Start in Chemnitz > München > Pforzheim

Route 3.4.2018 (654 km)

Chemnitz A4 > A72 > A93 > Weiden > Regensburg > A93 > B15n > A92 bei Landshut > Gewerbegebiet Degernpoint in Moosburg an der Isar, Hausler-Getränke (48.46973, 11.96327) > A92 > A99 NW-Umfahrg. München > A8 > Augsburg > Ulm > Stuttgart > Pforzheim

Vorbemerkung: Die Einladung

Anlass dieser Reise in den Süden war eine Einladung nach Cordoba. Bekannte, die mir im letzten Jahr bei der Besteigung des Mulhacén über den Weg gelaufen waren, hatten mich in die elterliche Finka nach Spanien eingeladen. Dort hätte ich mich im Umgang mit spanischen Pferden üben können und im Gegenzug ein wenig bei der Bewirtschaftung von Rebstöcken helfen müssen. Die kleine Finka liegt südlich von Cordoba inmitten eines Weinanbaugebiets.

Sierra Nevada 2017. Gern würde ich der Reiter sein.

Leider ging alles schief. Mit Rücksicht auf die jungen Leute gehe ich hier nicht auf die näheren Umstände ein, warum das ganze Vorhaben gescheitert ist.

Der folgende Bericht ist deshalb so verfasst, als hätte es diese Einladung nie gegeben. Ich bin immer noch so sauer, dass ich am liebsten die ganze Episode aus meinem Gedächtnis streichen würde – wenn ich nur könnte.

Start mit Verzögerung

Eigentlich wollte ich spätestens um 9 Uhr losfahren. Es kam wie so oft anders.

Grabpflege muss sein

Die Grabbepflanzung musste unbedingt noch erledigt werden, denn ich würde einige Wochen weg sein. Gestern war Ostermontag, und deshalb hatte ich keine Chance, Pflanzen zu kaufen. Die Gärtnerei öffnet zwar früh genug, doch nach den Feiertagen und dem Ansturm vor Ostern war das Angebot bescheiden.

Noch im Winterschlaf. Nun ist Weckzeit für den Frühling.

Grab von R. Wieder ein Jahr vorbei, die Erinnerung bleibt.

F. bekommt später noch eine schöne Pflanzenschale.

Das Setzen der Blümchen dauerte nicht lange. Es war Punkt 10, als ich den Motor für die große Fahrt startete. Mein heutiges Ziel war, wie so oft bei Fahrten in den Süden, ein Zwischenstopp in Pforzheim. Den morgigen Tag würde ich noch mit R. und M. verbringen, um dann am Donnerstag über Frankreich nach Spanien zu fahren.

Portugal 3.4.2018: Start in Chemnitz > München > Pforzheim
2018 © Peter E. Burkhardt
Fahrt durch Chemnitz

In Chemnitz folgte ich dieses Mal dem Navi und fuhr auf kürzestem Wege durch die Stadt zur Autobahn. Wie die Fotos zeigen, war schönstes Wetter. Ich habe noch nie Fotos von der Stadt Chemnitz gemacht, mir schien das nicht interessant genug. Man ist zu Hause blind und nimmt langsame Veränderungen nicht wahr. Vor allem zu DDR-Zeiten ging nichts vorwärts. Leider war auch nach der Wende kein wirklicher Aufbruch zu spüren. Zwar hatten sich die Supermärkte aus dem Westen in Chemnitz schnell etabliert, um die neue Kaufkraft der Bevölkerung abzuschöpfen, doch große Teile der Bausubstanz blieben lange Zeit im jämmerlichen sozialistischen Mangelzustand.

So in Gedanken versunken durchquerte ich die Stadt, nicht ohne manches Detail mit anderen Au­gen zu sehen. Die neuen Straßenbahnen z.B. fallen wegen ihrer Größe und ihrer bunten Werbegestaltung auf. So etwas gab es zu DDR-Zeiten in Karl-Marx-Stadt überhaupt nicht, höchstens ansatzweise in Ungarn. Überhaupt kam uns Ungarn wie der Westen vor, bunt und viel offener als es Honecker und seine Helfer zu Hause erlaubten.

Man müsste tatsächlich eine Fotoserie vom jetzigen Chemnitz machen, vielleicht sogar mit Anmerkungen zum früheren Zustand. Leider habe ich nur wenige Fotos aus der DDR-Zeit.

Nun gut, jetzt war ich froh, die Stadt zu verlassen. Das Fernweh, vor allem die Gedanken an das Meer ließen alle Zweifel der letzten Tage in den Hintergrund treten.

Im Eckhaus ist ein Busreiseunternehmen, nichts für mich.

Früher Centrum-Warenhaus, jetzt unterschiedlich genutzt.

Nicht schön die Bahn, aber kaum zu übersehen.

Endlich auf großer Fahrt, schon kurz vor Zwickau.  :-)

Einer der neuen Wohnblöcke. Ich finde sie hässlich.

Der Mensch muss raus aus seiner gewohnten, rund geschliffenen, langweilig werdenden und Initiative tötenden Umgebung. Nur neue Ufer fordern die Mobilisierung der eigenen Kräfte. Nur neue Ufer bieten Neues und die Verwirklichung manchen Traumes.

Erstes Navi-Ziel war der Getränkehändler Hausler, bei dem ich noch unsere "Alte Liebe" holen musste, ein dunkles Weizenbier vom bayerischen Kuchlbauer. Bis Moosburg würden es 351 Kilometer sein, vorraussichtliche Ankunft 14 Uhr. Die "Dunkle Weisse" ist mir den Umweg über München wert.

Portugal 3.4.2018: Start in Chemnitz > München > Pforzheim
2018 © Peter E. Burkhardt
Bier aus Moosburg

Die Strecke Richtung München ist fast schon langweilig, so oft bin ich sie gefahren. Allerdings gab es früher die A93 noch nicht, die heute über Weiden und Regensburg eine bessere Alternative darstellt. Die A9 ist zwar 3-spurig, aber schon immer sehr verkehrsreich, da sie die Hauptverbindung von München nach Berlin darstellt. Ich fahre lieber über Regensburg.

Kurz nach Weiden legte ich meine Mittagspause ein, es war 4 Minuten vor eins. Das mitgenommene Brötchen reichte, der Kaffee machte mich wieder etwas lebendiger. Leider dauert es mit dem 12V-Wasserkocher mindestens 10 Minuten, bis das Wasser für zwei Kaffee-Töpfe heiß ist. Ich hätte ja lieber bei B. in Weiden meine Pause gemacht und vielleicht sogar im Garten am Haus Kaffee getrunken, aber sie meldete sich nicht. Schade!

Von der A93, die letztlich auch auf der A9 mündet, fuhr ich wie immer über die neue Bundesstraße B15n, die in der Nähe von Landshut auf die A92 führt. An dieser Autobahn, auf der man ebenfalls München erreichen kann, liegt Moosburg, mein vorläufiges Ziel, um Bier zu tanken.

Diesmal bediente mich ein junger Mann, den ich bei Hausler noch nie gesehen hatte. Er schien sich zu wundern, dass ein Sachse das Bier in Bayern kauft und nach Baden-Württemberg transportiert. Er war gesprächig und interessiert an meinem Woher und Wohin. Kein Wunder, ich war der einzige Kunde. Meine Frage nach der Haltbarkeit des Bieres wurde zufriedenstellend beantwortet: Dezember 2018. Die zwei Kästen würden viel eher leer sein.

Immer noch ehemaliges DDR-Gebiet

Abzweig zur A93 kurz hinter der bayerischen Grenze

Die A8 nach Stuttgart wurde ausgebaut, freie Fahrt!

Als ich losfuhr war es schon 10 vor 3 (14.50). Bis nach Pforzheim seien es noch 298 Kilometer, so zeigte es mir das Navi an. Eigentlich müsste ich M. nochmals anrufen, sie wollte wissen, ob ich noch vor dem Abendbrot da bin.

Ankunft in Pforzheim

M. und R. warteten schon. Es hatte doch etwas länger gedauert. Die jetzt 3-spurig ausgebaute A8 Richtung Stuttgart ist nicht mehr das Problem. Doch zwischen Stuttgart und Pforzheim ist oft dicker Verkehr, teilweise Stau. So war es schon fast halb sieben, normalerweise gibt es das Abendbrot um 18 Uhr. Am nächsten Tag würden wir shoppen gehen. Ein Gartenbesuch war auch geplant.

Mi 4.4. – Pforzheim

Aufenthalt in Pforzheim

Aus Datenschutzgründen und zur Wahrung der Persönlichkeitsrechte sind wie immer auch in dieser Web-Ausgabe
bestimmte private Informationen und Fotos nicht enthalten. Dazu gehört auch der Aufenthalt in Pforzheim.

Nachmittags waren wir im Garten, allerdings zeigten sich schon die ersten Wolken von Westen kommend. Hoffentlich regnet es morgen nicht, waren meine Gedanken. Denn morgen sollte es losgehen. Pferde und Rebstöcke warteten auf mich. Zu diesem Zeitpunkt glaubte ich das noch.

Portugal 5.4.2018: Pforzheim > Moulins > Bordeaux
2018 © Peter E. Burkhardt

Do 5.4. – Pforzheim > Besançon > Moulins > Bordeaux

Route 5.4.2018 (973 km)

Pforzheim > B10 > A8 > A5 > NW-Umfahrg. Ettlingen > A5 > W-Umfahrg. Freiburg > A5 > A36 Mulhouse > D83 N-Umfahrg. Burnhaupt-le-Haut D483 > D83 Ri Belfort > Parkplatz an D83 (47.70754, 7.00553) > D83 > SO-Umfahrg. Belfort > D438 N-Umfahrg. Héricourt > D9 > N57/E23 > D673 W-Umfahrg. Besançon > D673 N-Umfahrg. Dole D905 > D673-N73 SO-Umfahrg. Chalon sur Saóne > N80-N70-N79 > S-Umfahrg. Digoin > N79/E62 > Le Montet > N79/E62 > A714/E62 NW-Umfahrg. Montluçon > N145/E62 > Parkplatz Aire de Nouhant (46.2832, 2.3993), O-Umfahrg. Nouhant > N145/E62 > N-Umfahrg. Gouzon > N145/E62 > N-Umfahrg. Guéret > N145/E62 > S-Umfahrg. La Souterraine > NW-Umfahrg. Angouléme > N10/E606 > Parkplatz Aire de Bedenac Ouest an N10/E606 (45.173339, -0.334262), 20 km vor Bordeaux

Regenwetter und Tanken

Wie schon im Wetterbericht und gestern angekündigt, kamen dicke Wolken aus Richtung Westen. In Pforzheim die Zeit vertrödelt mit Stadtdurchfahrt und Tanken empfing mich die A5 mit nasser Fahrbahn. Der steife Wind ließ hoffen, dass ich nicht allzulange unter dem vom Westen heranwalzendem Regengebiet hätte fahren müssen. Meist kommt dann wieder die Sonne, das Fahren ist dann schöner.

Außerdem hatte ich mir eigentlich vorgenommen, in Moulins die Kathedrale und die Kirche Sacré-Coeur zu besuchen. In Souvigny wartete auch noch die große Kloster-Kirche auf mich (Église Prieurale Saint-Pierre & Saint-Paul). Für Beides hätte ich aber Sonne gebraucht, der Fotos wegen. Ich ahnte schon: Daraus wird nichts. Jetzt, ich war gerade in der Höhe von Freiburg, musste ich sogar die Heizung anmachen. Die Autoscheiben waren nicht anders klar zu kriegen.

Nach einem kurzen Zwischenstopp auf dem Parkplatz Silbergrund, noch vor der Ausfahrt 66 Richtung Frankreich, kam mir der Gedanke, doch nochmal zu tanken. Die Benzinpreise in Frankreich sind die höchsten auf meiner ganzen Strecke. Vielleicht würde ich es so durch ganz Frankreich schaffen, ohne zu tanken.

Die Tankstelle "Schau ins Land" bietet letztmalig die Gelegenheit, vor der französischen Grenze zu tanken. Will man weiter Richung Schweiz fahren, gibt es noch eine Tankmöglichkeit nach dem Frankreich-Abzweig 66. Meine Route ging aber, so wie auch schon in den letzten Jahren, über Frankreich. Dort lässt es sich bequem auf gut ausgebauten Landstraßen ohne Maut fahren. Die Vignette für die Schweiz kann man sich so sparen. Früher habe ich immer per Autobahn die Schweiz durchquert, der ruhigen und ausgeglichenen Fahrweise wegen. So kam es mir jedenfalls vor.

Datei: Cathedrale_Notre_Dame_et_eglise_du_Sacre_Coeur_de_Moulins_w.jpg

Moulins mit der Kathedrale Notre-Dame (links) und der Kirche Sacré-Coeur (rechts), hinten der Fluss Allier  1

Original-Beschreibung: Cathédrale Notre Dame et église du Sacré Coeur
(Urheber jean-louis Zimmermann, 2006, © nach CC BY 2.0)

Seit ich aber die französischen Straßen und vor allem die schon fast luxeriösen Parkplätze lieben gelernt habe, bin ich nicht mehr bereit, den Wegezoll der Schweiz zu entrichten.

Zurück zum "Schau ins Land". Dass man den Sprit bezahlen muss, ist mir klar, dass man aber auch für das Pieseln seine Groschen (Euros) dort lassen soll, ist mir unklar. Ich jedenfalls meide solche Geldeintreiber. Wenige Kilometer weiter ist ein kleiner Parkplatz, in dessem Hinterland man sein kleines Geschäft ohne Kassierer erledigen kann.

Natürlich ist die naturnahe Toilette nicht das Gelbe vom Ei. Es sind einfach zu viele Leute unterwegs. Die Absperrungen zum angrenzenden Wald und Feld sind berechtigt. Warum werden aber bei neu gebauten Autobahnen die unentgeltlichen Toiletten-Häuschen gleich ganz weggelassen? Ist dann wirklich irgendwann ein bewirtschafteter Rastplatz, muss man zahlen.

In Frankreich habe ich solche Probleme noch nie gehabt. Hier wird wesentlich mehr für die Reisenden getan, sogar an den vielen ausgebauten und natürlich mautfreien Autostraßen.

1  Moulins mit Kathedrale Notre-Dame und Kirche Sacré-Coeur. Quelle: https://de.wikivoyage.org/wiki/Moulins,
Datei: Cathédrale Notre Dame et église du Sacré Coeur de Moulins 2006-07-24.jpg, Lizenz: https://creativecommons.org/licenses/by/2.0/deed.de,
Zuschnitt/Farbanpassung: Peter E. Burkhardt, Weitergabe des Fotos zu gleichen Bedingungen

Portugal 5.4.2018: Pforzheim > Moulins > Bordeaux
2018 © Peter E. Burkhardt
Fahrt nach Frankreich

Kurz vor 12 Uhr passierte ich die kaum wahrnehmbare Grenze von Deutschland nach Frankreich. Man kann sich überhaupt nicht mehr vorstellen, wenn sich Grenzen durch Polizeikontrollen und Gepäck-Durchwühlen bemerkbar machen. Nur die etwas andere Ausführung der Verkehrszeichen zeigt an, dass man sich in einem anderen Land befindet. Hoffentlich bleibt das so. Grenzen hat es in der Geschichte genug gegeben, leidvoll allen voran die innerdeutsche Grenze.

Ein möglicher Schlafplatz an der D83

Als nächstes Ziel hatte ich die Koordinaten eines kleinen Parkplatzes angegeben, der sich südlich von Petitefontaine an der D83 befindet (Ortsausgang Lachapelle-sous-Rougemont (Welschenkappel), Rue de Général de Gaulle, 14 km vor Belfort). Hier ist zwar nicht viel Platz, aber einige Bänke und Tische sowie ein paar Bäume und ein kleiner Fischteich sind hilfreich, wenn man übernachten will. Im Sommer ist sogar ein kleiner Kiosk vorhanden, der aber außerhalb der Saison weggefahren ist. Der Parkplatz ist nur in Richtung Westen (Belfort) verfügbar. Gegenüber befindet sich ein größerer Industriebau, der aber nicht stört.

Von Mühlhausen kommend durchfährt man den kleinen Ort, der im Vogesenvorland liegt, in wenigen Minuten. Interessant sind das Rathaus, in dem gleichzeitig die Schule untergebracht ist, und die Kirche Saint-Vincent aus dem 19. Jahrhundert. Die Schule wurde auch von Schülern des deutschen Elsass besucht, während der Ort selbst schon immer zu Frankreich gehört. Erstmals ist Lachapelle-sous-Rougemont im Jahre 1214 urkundlich genannt.

Für mich war es um 12.28 Uhr die Gelegenheit, Mittag zu machen. Komisch, selbst wenn ich viele Stunden unterwegs bin, meldet sich mein Magen zu den sonst geregelten Mahlzeiten. Das versuche ich auch, beizubehalten. Regelmäßigkeit hat der Gesundheit noch nie geschadet. Ein paar Weintrauben hatte ich noch, ein Brötchen von M. hat auch noch geschmeckt, trotz des 2-tägigen Zwischenaufenthalts im Kühlschrank. Leider regnete es, Tisch und Bank wurden deshalb von mir nicht genutzt. Weiter vorn stand ein französischer LKW. Es sah nach einem Mittagsschlaf des Fahrers aus. Den Kaffee habe ich bei diesem Wetter weggelassen, ein paar Schlucke aus der Wasserflasche mussten reichen. Schon 12.44 Uhr fuhr ich weiter.

Datei: Route_Belfort-_Colmar-dans_Lachapelle-sous-Rougemont_w.jpg

Lachapelle-sous-Rougemont an der D83, Richtung Osten  2

Original-Beschreibung: La route Belfort-Colmar traverse le village de Lachapelle-sous-Rougemont. Territoire de Belfort.
(Urheber Espirat, 2017, © nach CC BY-SA 4.0)

Datei: Lachapelle-sous-Rougemont_Eglise_Saint-Vincent_1_w.jpg

Kirche St. Vinzenz in Lachapelle-sous-Rougemont  3

(Urheber Rauenstein, 2011, © nach CC BY-SA 3.0)

2  Lachapelle-sous-Rougemont an der D83, Richtung Osten. Urheber Espirat, 2017. Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki,
File: Route_Belfort-_Colmar-dans_Lachapelle-sous-Rougemont.jpg, Lizenz: https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/deed.en,
Zuschnitt/Farbanpassung: Peter E. Burkhardt, Weitergabe des Fotos zu gleichen Bedingungen

3  Kirche St. Vinzenz in Lachapelle-sous-Rougemont. Urheber Rauenstein, 2011. Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki,
Datei: Lachapelle-sous-Rougemont_Eglise_Saint-Vincent_1.jpg, Lizenz: https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.de,
Zuschnitt/Farbanpassung: Peter E. Burkhardt, Weitergabe des Fotos zu gleichen Bedingungen

Portugal 5.4.2018: Pforzheim > Moulins > Bordeaux
2018 © Peter E. Burkhardt
Stau bei Moulins

Die mehrstündige Fahrt bot kaum Abwechslung. Ein wenig aufregend wird es, wenn man in die Nähe größerer Ortschaften wie Besançon, Dole, Chalon sur Saóne, Montceau les Mines und Digoin kommt. An Moulins fährt man südlich vorbei. Genau dort auf der Brücke der N79, die den N7-Moulins-Zubringer überquert, kam ich zum ersten Mal in einen Stau. Das ist höchst selten in Frankreich, zumindest in den ländlichen Gebieten. (Von Paris will ich hier nicht reden.) Es war schon 18.15 Uhr. Den Grund des Staus konnte ich nicht sehen, nach etwa 15 Minuten ging es weiter.

Die weitere Fahrt auf der 4-spurigen Autobahn war ein Vergnügen, der Regen hatte sich auch verzogen. Von der Moulins-Brücke aus sind es nur noch etwa 90 Kilometer bis zum anvisierten Nouhant-Parkplatz. Nun schien auch wieder die Sonne.

Ländliche Idylle

Das Vergnügen währte keine halbe Stunde. Wegen der Maut-Vermeidung führt das Navi bei Le Montet von der Autobahn runter auf die D22 und in der Folge über mehrere Dörfer. Die ländliche Nähe ist gut für Fotos. In dieser Region habe ich auch die Schafe und Lämmer an einem kleinen Weiher fotografiert. Die Stille auf dem wenig befahrenen Lande ist wohltuend. Man kann sogar wieder Vögel zwitschern hören. Man muss nur anhalten und hinhören. Ich nutze solche Gelegenheiten immer, um Kraft für die Weiterfahrt zu tanken. Gleichzeitig wird mir bewusst, dass es auf unendlich vielen Orten dieser Welt schön ist. Wie gesagt, man muss nur hinschauen und hinhören. Das bewusste Hingeben in die aktuelle friedvolle Situation gelingt allerdings nicht immer und Jedem, ist aber unendlich wichtig.

Einige Kilometer weiter landet man wieder auf der Autobahn A714, die zur Nord-West-Um­fahrung von Montluçon führt. Zum Aire de Nouhant an der N145 sind es dann nur noch rund 15 Kilometer.

Die Schafsmutter beobachtet mich genau.

Am liebsten wäre ich hingegangen.

18.51 So leer waren die Landstraßen meistens.

Eine kurze Erfrischung im Weiher hätte gut getan.

 

 

 

 

 

Portugal 5.4.2018: Pforzheim > Moulins > Bordeaux
2018 © Peter E. Burkhardt
Rast auf dem Nouhant-Parkplatz

Als nächstes Ziel hatte ich den großen LKW-Parkplatz in der Nähe von Nouhant eingegeben. Diesen Parkplatz kannte ich, dort hätte ich auch schlafen können. Die Ankunftszeit lt. Navi sollte gegen 19 Uhr sein. Den Parkplatz hatte ich in guter Erinnerung. Auf jeden Fall gibt es dort Trinkwasser und vernünftige Toiletten (wie eigentlich überall in Frankreich).

Es sollte nur eine Rast werden, keine Übernachtung. Die Sonne schien, es war zwar 20.14 Uhr, aber noch keine Schlafenszeit. Ich entschied, noch 300 Kilometer weiter zu fahren bis nördlich von Bordeaux. Auf dem Aire de Bedenac Ouest an der N10, 20 Kilometer vor Bordeaux, gibt es eine Tankstelle und große Flächen für PKW und LKW. Dort hatte ich einen portugiesischen Globetrotter getroffen, der über Nacht blieb.

Jetzt war aber erst einmal Abendbrotzeit, zwar etwas spät, aber in schöner Umgebung. Für das Kaffee-Kochen war genug Zeit, die restliche Hälfte des Brötchens schmeckte auch. Vom Rest der Weintrauben blieb nichts übrig. Langsam musste ich daran denken, meine Vorräte aufzufüllen. Vielleicht würde sich morgen eine Gelegenheit ergeben.

Manchmal wundere ich mich selbst über meine Ruhe, wenn ich unterwegs bin. So auch an diesem Abend. Es dämmerte schon, bald würde die Sonne ganz untergehen. Im Auto musste ich noch einiges ordnen, denn bei Nacht mit Stirnlampe ist das nicht so bequem. Ich machte mich also schon bettfertig. Manche reisen nur im Jogging-Anzug. Die Abendtoilette wurde auch erledigt. Hier konnte ich viel Wasser vermatchen, das anschließende Auffüllen der Wasservorräte glich den Verlust wieder aus. Die Sonne war verschwunden. Es wurde Zeit, die 300 Kilometer in Angriff zu nehmen. Vielleicht hätte ich doch in Pforzheim etwas früher wegfahren sollen. Es ist war: Nur der frühe Vogel fängt den Wurm.

Portugal 5.4.2018: Pforzheim > Moulins > Bordeaux
2018 © Peter E. Burkhardt
Die Nacht auf dem Bedenac-Parkplatz

Naturgemäß gibt es wenig zu sehen, zu erleben und deshalb wenig zu berichten, wenn man nachts auf recht eintönigen Autobahnen dahinfährt. Da ich meinen Schlafplatz Aire de Bedenac Ouest an der N10 schon kannte, war mit einer Überraschung nicht zu rechnen. Im Dunklen drehte ich erst einmal eine Runde, checkte die Lage und parkte schließlich schräg gegenüber einem Toiletten-Häusl unter einer Laterne. So war ich doch nicht ganz so einsam. Es muss etwa 23.30 Uhr gewesen sein. Für die Nacht schon vorbereitet vergingen keine 10 Minuten, und man hätte mich schnarchen hören. Aber nur, wenn ich schnarche. Komischerweise ist das jetzt (gegenüber früher) nur noch selten der Fall.

Umbau in der Nacht

Nach über 970 Kilometern, die ich gefahren bin, müsste man eigentlich sehr gut schlafen können. Man müsste, mein Kreuz ließ es nicht zu. Ich hatte versäumt, die Kuhle zwischen Sitzbank und hinterer Kofferraum-Bodenfläche auszugleichen. Von der Sitzbank zum Boden entsteht eine Art Treppenstufe, die mittels der daraufliegenden Schaumstoffmatratze nicht ausgefüllt wird. So ergibt sich ein Loch, gerade so, als wenn man auf einer total ausgelegenen Matratze schläft. Erst versuchte ich, den Rückenschmerz zu ignorieren, vergeblich. Mitten in der Nacht war ich gezwungen, meine Habseligkeiten auf den Fußweg zu packen, um dann eine einigermaßen ebene Liegefläche herstellen zu können.

Ein LKW-Fahrer, der es eilig hatte, wegen des großen Geschäfts in's Toiletten-Häusl zu kommen, fragte im schnellen Vorbeigehen, ob er mir helfen könne. Danach versteht sich, also wenn er fertig sei. Es war ein Deutscher, dem Slang nach ein Hesse. Verdutzt und wahrscheinlich mit erstauntem Gesicht meinte ich nur: Es geht schon.

Mein Umbau war beendet, die Sachen wieder im Auto. Der LKW-Fahrer kam zurück, neugierig auf mich und meine nächtlichen Aktivitäten. Ich erklärte ihm alles. Er bemerkte natürlich sofort meine sächsische Herkunft und wollte mehr wissen. Das aber war nun wirklich nicht mein Ding, mitten in der Nachte höfliche Konversation zu betreiben. Ich war recht kurz angebunden, was normalerweise nicht meine Art ist. Mein Trost, "Vielleicht sehen wir uns morgen früh noch." begriff er als Endezeichen. Sein LKW stand ganz in der Nähe, höchstens 30 Meter über die Wiese.

Das sind Fotos vom nächsten Morgen, keine Wolke am Himmel. Das Regengebiet ist jetzt in Deutschland.

Aire de Bedenac Ouest an der N10 (45.173339, -0.334262)

Links hinten ist die durchgängig geöffnete Tankstelle, weit genug weg, um ruhig zu schlafen.

Portugal 6.4.2018: Bordeaux > Pamplona > Baños de Montemayor
2018 © Peter E. Burkhardt

Fr 6.4. – Bordeaux > Pamplona > Baños de Montemayor

Route 6.4.2018 (887 km)

Parkplatz Aire de Bedenac Ouest an N10/E606 (45.173339, -0.334262), 20 km vor Bordeaux > A10/E5 O-Umfahrg. Saint-André-de-Cubzac > N230 O-Umfahrg. Bordeaux > A630 S-Umfahrg. Bordeaux > A63/E70 Ri W-Umfahrg. Le Muret > Mautumfahrung D348-D834-D20 > Castelnau D410 > D10E > Liposthey > A63/E70 > A63/E70/E5 W-Umfahrg. Labouheyre > Tankstelle an A63/E70/E5 Aire de I'Océan-Quest (43.939368, -1.090052) > A63/E70/E5 SO-Umfahrg. Castets > D10E Magescq D16 > D810 > Saint-Geours-de-Maremne D12 > D12 Biarrotte > D817 > D12 > Fluss Adour-Querung vor Le Port (43.500823, -1.293471) > D261 Le Port > D123 > D936 > Auffahrt 4 auf A64/E80 > A64/E80 Abfahrt 3 auf D21 > D21 Hasparren D22 > D22 Ossès D918 > D918 Saint-Jean-Pied-de-Port (43.162787, -1.239815) D933 > ab Pekotxeta/Arnéguy (Spanien) N-135 > N-135 Roncesvalles (am Pilgerweg) N-135 > PA30 O-Umfahrg. Pamplona, dann AP15 und A15 S-Umfahrg. Pamplona > A12 > LO20 S-Umfahrg. Logroño > N120 > A1/E80 S-Umfahrg. Burgos > A62/E80 > A62/E80 W-Umfahrg. Valladolid > A62/E80 N-Umfahrg. Salamanca und A-66 W-Umfahrg. Salamanca > A-66 O-Umfahrg. Guijuelo > Béjar > LKW-Parkplatz an der A-66 (40.322597, -5.863258) NW-Umfahrg. Baños de Montemayor

Überraschung beim Frühstück

Kurz nach 8.40 Uhr setzte ich Kaffee-Wasser auf. Die Nacht auf dem Bedenac-Parkplatz war ruhig gewesen und dank meines Umbaus schmerzfrei. Auch die Sonne gab sich Mühe, den Tag freundlich zu machen. Die Nacht war recht kühl gewesen. Es hatte aufgeklart. Sämtliche Wolken von gestern waren verschwunden.

Das geschnittene Brot vom Aldi war schimmlig geworden. Mir blieb nur noch eine Apfeltasche vom Lidl. Für eine große Mahlzeit aus der Büchse hatte ich keine Lust. Außerdem war Frühstück und keine Mittagszeit. Ich sah LKW-Fahrer mit Baguettes in der Hand von der Tankstelle kommen. Vielleicht sollte ich hingehen? Etwas Frischgebackenes wäre nicht schlecht.

Noch während ich mir beinahe meine Zunge am ersten Kaffee verbrannte, stand plötzlich der Typ vergangner Nacht neben mir. Ich erkannte ihn an seinem in die Jahre gekommenen Schlapphut. Er feixte und fragte, wie die Nacht gewesen sei. Nur um etwas zu sagen fragte ich meinerseits, wo es die Baguettes gäbe. Er hatte zwei in der Hand. Die Sache mit dem verschimmelten Aldi-Brot erzählte ich ihm, jetzt war ich munter und redselig wie immer.

Er feixte wieder, ich meine damit dieses über und über breite Grinsen, was nur wenige Menschen so gekonnt beherrschen. Sein dicker LKW-Fahrer-Bauch unterstützte den Gesichtsausdruck noch. Irgendwie erinnerte er mich an einen der Dige-Dags. Überhaupt war der Mann sehr zugänglich. Nachdem ein halbes Baguette auf meinem provisorischen Frühstückstisch gelandet war, übrigens ohne mich zu fragen, bot er mir noch Wurst an. Er habe genug im Kühlschrank liegen. Das wollte ich aber nun wirklich nicht.

Ohne viel Aufhebens verschwand er wieder. Ich sah ihn später im LKW sitzen, wahrscheinlich beim Frühstück.

Ein LKW nach dem anderen verließ den Parkplatz, um wieder auf Tour zu gehen. Bei blauem Himmel und Sonnenschein habe ich noch M. angerufen. Sie will oft wissen wo ich bin. Schon in Gedanken auf Fahrt musste ich aber noch die Scheiben putzen. Die kalte Nachtfeuchte hatte ganze Arbeit geleistet. Alle Scheiben waren von außen und von innen beschlagen. 9.20 Uhr war ich wieder auf Tour Richtung Bordeaux.

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Bordeaux-Umfahrung

Auf der Ostumfahrung von Bordeaux war dicker Verkehr. Es schien, dass alle LKWs der Übernachtungsparkplätze zu gleicher Zeit losgefahren sind. Sie fuhren in Kolonne, meine Spur war ebenfalls zu. Allerdings kam es nur vereinzelt zum kurzen Stau. Nach der Überquerung des Flusses Garonne wurde es besser. Hier ist die Strecke mit A630 bezeichnet, vorher war es die N230. Trotz des dichten Verkehrs ist diese, übrigens mautfreie, Strecke wesentlich günstiger und zeitsparender, als eine auch mögliche Umfahrung über Landstraßen und Dörfer.

Ich hatte voriges Jahr (2017) auf der Fahrt zum Mulhacén (Sierra Nevada) die Großstadt Bordeaux weit im Westen liegen lassen. Meine Fahrt ging über Bergerac und dann über viele kleine Dörfer, bis ich schließlich auf meiner Standardstrecke in Pamplona (Spanien) landete. Diese Strecke kostet nicht nur Zeit (die sollte man sowieso haben), sondern vor allem Nerven. Landnahe Fahrten sind nur sinnvoll, wenn man den Weg zum Ziel hat, d.h. wenn man hier und da anhält und sich Sehenswürdigkeiten oder die Natur anschaut.

Parkplatz Aires de Lugos

Schon kurz vor 11 Uhr landete ich auf dem Parkplatz Aires de Lugos, auf der A63 südlich von Bordeaux. Hätte ich wenige Kilometer vorher den A-660-Abzweig genommen, wäre ich zur Dune du Pilat und zum Zeltplatz gekommen, auf dem ich in 2016 war. Ich denke gerne an diese Frankreich-Tour zurück.

Auf der großen Info-Tafel, die auf dem Parkplatz steht, ist der Weg nach Pyla-sur-Mer (A-660) mit eingezeichnet. Überhaupt finde ich es vorbildlich, wenn auf solchen Tafeln die Sehenswürdigkeiten der Umgebung präsentiert werden.

Aires de Lugos südlich von Bordeaux, ein hervorragend gepflegter Parkplatz an der A63 (Foto einer Hinweistafel, Ausschnitt)

Etwas nervös war ich allerdings, denn die Tankanzeige hatte schon Null angezeigt. Nur 80 Kilometer wären noch möglich gewesen. Der Reinigungsdienst gab mir zwar Auskunft, die nächste Tankstelle sei etwa 10 Kilometer weiter (auf dem Aire de la Porte des Landes-Quest innerhalb der Mautstrecke). So verstand ich es. Doch das nützte mir wenig. Die nächste vom Navi angezeigte Ausfahrt Nr. 18 war in 8 Kilometer. Das hat man davon, wenn man unbedingt mautfrei fahren will.

Die Mautumgehung führt über ein paar Dörfer und streckenweise über ganz miserable schmale Straßen. Zuerst ist es die D834 über Locbieilh, dann die D20 über Castelnau und schließlich durch Wald die D410. Auf Letzterer ist der holprige Teerbelag nur so breit wie ein Auto, entgegenkommender Verkehr oder man selbst muss warten oder fast in den Graben ausweichen und sich das Fahrwerk zerrammeln. Trotzdem war auf diesem Stück Straße ziemlich reger Verkehr. Ich war also nicht der Einzige, der keine Mautgebühren zahlen will.

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Tanken aus dem Kanister

Es kam, wie es kommen musste. Der Tank war leer, ich musste alles ausräumen und den Kanister hervorkramen. Zwar ist es sehr platzsparend, wenn man einen passenden Kanister im Reserverad unterbringen kann, aber der Zugang ist katastrophal. Während ich die 9 Liter Sprit reingoss, kam die Gendarmerie vorbei. Doch die interessierten sich nicht für mich oder für den Grund meines Anhaltens. Kurz darauf hielt aber ein total verstaubter PKW neben mir, wahrscheinlich ein Bauer oder Forstmann. Er fragte, ob ich Hilfe brauche. Das verstand ich gerade noch. Ich verneinte und bedankte mich. Näheres konnte ich ihm nicht sagen, französisch ist für mich fast wie chinesisch.

Das Aus- und Einpacken meiner Habseligkeiten dauerte, vor allem kam ich in's Schwitzen. Windstille, Hitze und Staub des vorbeirollenden Verkehrs waren aber vergessen, als mich beim Losfahren meine Tankanzeige mit 300 Kilometer Reichweite begrüßte.

Trotzdem war klar, ich muss irgendwo noch in Frankreich tanken. Ein voller Tank reicht eben doch nicht von Deutschland bis Spanien. Die Reichweite mit dem eingebauten 45-Liter-Tank und dem 9-Liter-Reservekanister müsste eigentlich bei einem Durchschnittsverbrauch von 4,5 Litern pro 100 Kilometer für 1200 Kilometer reichen. Da aber eine gewisse Unsicherheit beim Spritverbrauch und bei den zu fahrenden Kilometern vorhanden ist, wird es knapp.

In Liposthey geht es von der D10E wieder auf die Autobahn A63. Die Mautumfahrung war als nur rund 40 Kilometer.

Tanken auf dem Aire de I'Océan-Quest

An dieser Rastanlage wollte ich eigentlich gestern schon sein. Jetzt war aber heute und gerade 12.23 Uhr. Da auch in Frankreich die Autobahn-Tankstellen höhere Preise als derjenigen auf dem Lande haben, beschränkte ich die Rechnung auf 50 Euro. Die neue Tankanzeige mit 910 Kilometer Reichweite beruhigte mich, trotz des leeren Reservekanisters im Ersatzrad.

Mautumfahrung D410, von Castelnau kommend Ri Süden

Tanken aus dem Reservekanister

11.27 Die D410 ist nur ein paar Kilometer so schmal.

11.58 A63/E5/E70, bis Bayonne 92 Kilometer

Die fast leere Autobahn und der fast volle Tank ließen Freiraum, sich Gedanken um das Essen zu machen. Ich müsste heute Abend Suppe kochen. Das Brot war ja verschimmelt gewesen. In Frankreich wollte ich nicht mehr einkaufen gehen, höchstens, wenn ein Aldi oder Lidl am Weg läge. Außerdem war ich müde. Ich hätte einen Kaffee gebrauchen können. Auf der anderen Seite wollte ich möglichst heute noch Frankreich verlassen. Vielleicht sollte ich eine Rast am Fluss Adour einlegen. Dort ist es schön. Das wusste ich vom Jahr zuvor. Bis zum Fluss hatte ich aber noch einige zig Kilometer zu fahren.

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Fahrt durchs Land bis zum Adour

Schon in Castets musste ich wegen einem Mautabschnitt wieder von der A63 runter. Die weiterführende D10E verläuft dann ein Stück parallel zur A63, auf die man in Magescq wieder auffahren kann, ohne Wegezoll zahlen zu müssen. In Saint-Geours-de-Maremne ist dann endgültig Schluss mit der Autobahnfahrt. Ein Stück D810 und dann kommt die D12, auf der man nach Süden bis zum Fluss Adour fahren kann. Dieser Fluss fließt Richtung Westen durch Bayonne und dann in den Atlantik. Bayonne wird also durch die gewählte Strecke nicht berührt.

12.53 D810 kurz vor Saint-Giours-de-Maremne

13.11 Uhr. Ich überquere den Adour in Le Port. (Foto 2017)

Es war etwa 13 Uhr auf der D12, kurz vor dem Fluss Adour

13.28 Verstreut liegende Höfe, meistens Viehzucht

Im vorigen Jahr (2017) war ich auch über die Brücke vor Le Port gekommen, hatte aber dann die Straße in Westrichtung entlang des Flusses genommen. Ich hatte geglaubt, weiter westlich würden die Berge der Pyrenäen nicht so hoch sein. Doch ich hatte mich getäuscht, die Straßen waren ebenso schmal, bergig und kurvenreich wie meine heutige Strecke.

Das Navi führte mich in Le Port nur wenige Meter in Westrichtung (D261), dann aber links in die Berge (D223) den Chemin du Port entlang.

Parkplätze oder auch nur geeignete Stellen zum ungestörten Anhalten gibt es in dieser Gegend überhaupt nicht. Die bergige Region ist einfach nicht für den Reiseverkehr vorgesehen. Die meisten Nord-Süd-Reisenden benutzen die Strecke über Bayonne, Saint-Jean-de-Luz und Irun, um auf schnellem Wege, dafür aber mautpflichtig, nach Spanien zu kommen. Das muss einem klar sein, wenn man die Pyrenäen an einer anderen (beliebigen) Stelle überqueren will.

Mischwald, viel schöner als die Nadelwälder zu Hause

13.36 Mit Bäumen gesäumte Dorfstraßen trifft man oft.

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Vom Adour in die Pyrenäen

Die folgende Tour war alles andere als bequem zu fahren. Jedes Hügelchen mitnehmend ging es bergauf und bergab, vorbei an einzelnen Gehöften, Feldern und Waldstücken. Die Straße hat teilweise den Charakter eines Fahrweges, zwar durchgängig geteert, aber eben sehr schmal. Viel mehr als 60 Stundenkilometer waren nicht drin. Die Sonne hatte sich verzogen. Der Himmel war dicht bewölkt, kurz vor dem Aufbrechen zum Regen. Die höheren Berge der Pyrenäen versteckten sich meist im Dunst oder Wolkenbergen. Teilweise waren noch Schneereste zu erkennen.

Für schnelle Durchfahrten ist diese Strecke nicht geeignet. Man muss sich Zeit lassen und nicht so sehr an das Ziel denken. Schade nur, dass die Landschaftsfotos ohne Sonne recht fad wirken.

Ich habe die Bilder trotzdem mit aufgenommen, auch für meine eigene Erinnerung.

Südlich vom Fluss Adour darf man sogar ein kurzes Stück die Autobahn A64 in Westrichtung benutzen, um dann aber gleich wieder auf schmalen Bergstraßen ausgebremst zu werden. Kurz nach der Abfahrt Nr. 3 ist an der D21 linker Hand ein Parkplatz, der sich vielleicht für eine Übernachtung, zumindest aber für eine Rast eignet. Im weiteren Verlauf mündet die D21 bei Ossès auf der D918. Damit ist man auch schon auf dem Weg nach Saint-Jean-Pied-de-Port.

Ich hatte den Ort in's Navi eingegeben. In diesem kleinen Nest an der Nordseite der Pyrenäen starten viele Pilger, die vom Norden kommend auf dem Jakobsweg nach Santiago de Compostela wollen. Bis dorthin sind es über 800 Kilometer.

13.40

13.41

13.42

14.20

13.43

13.47

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Auf den Spuren Hape Kerkelings

Ich wollte sehen, wo Hans-Peter Kerkeling losgelaufen ist. Kerkeling beschreibt in seinem Bestseller "Ich bin dann mal weg" seine Pilgerreise sehr eindrucksvoll und macht neugierig. Hape Kerkeling ist allerdings nicht den ganzen Weg gelaufen, sondern hat manchmal auch den Bus benutzt. Trotzdem, er hat viele Erlebnisse gehabt und Erfahrungen gesammelt, die man nur zu Fuss machen kann. Sicherlich ist die spirituelle Erfahrung der wichtigste Teil. Jeder, der sich auf diesen Weg begibt, sucht etwas oder will etwas loswerden. Oft sucht er das eigene ICH, versucht, Ordnung zu schaffen in sich und im Bezug mit der Welt. Oft trägt der Pilger etwas fort, lädt seine Last auf dem Weg am Cruz de Ferro oder beim Heiligen Jakob ab, ist danach bereit, Neues anzufangen. Natürlich gibt es auch Leute, die sich aus sportlichem Ehrgeiz heraus auf den Weg machen. Aber auch an solchen Menschen bleibt spätestens während des Pilger-Gottesdienstes in der Jakobs-Kathedrale in Santiago etwas hängen, das mit Gott oder zumindest mit dem psychischen Meistern des eigenen Lebens zu tun hat.

Die Gründe, den Weg zu gehen, sind vielfältig. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es auch ein Wunsch sein kann, der in Erfüllung gehen soll: Sei es eine glückliche Ehe, sei es eine gesunde Kindsgeburt oder sei es die Hoffnung auf ein eigenes gesundes langes Leben. Und da wäre noch das stellvertretende Pilgern, der Gang zum Heiligen Jakob für andere Menschen, die diesen Weg nicht gehen können. Für sie nimmt man mit, was sie hätten selbst mitgenommen: Wünsche, abzugebende Lasten und die Gewissheit, dort gewesen zu sein.

Santiago de Compostela, Kathedrale, Blick vom Westen aus

Fisterra, das ENDE DER WELT am Atlantik (Foto 2009)

Pilgerwegsende mit Kilometer NULL (Fotomontage 2009)

Im Jahre 2009 haben wir, neugierig gemacht durch Kerkelings Buch, wichtige Stationen des Weges bereist. Aus gesundheitlichen Gründen taten wir dies mit dem Auto, liefen ein Stück selbst den Weg und versuchten zu erfahren (im doppelten Sinne des Wortes), was ein wandernder Pilger erfährt. Zum größten Teil ist uns dies gelungen. Nicht nur in Santiago de Compostela, sondern auch am großen Eisenkreuz (Cruz de Ferro) und vor allem am ENDE DER WELT in Fisterra haben wir begreifen können, dass der Sinn unseres Lebens nicht vom Essen, sondern vom Glaube an uns selbst und die Welt bestimmt wird.

Wir begannen die Spurensuche auf Kerkelings Weg in Pamplona, folgten dann im Wesentlichen dem Camino de Santiago mit all seinen Stationen über Logroño, Castildelgado, Burgos, León, Astorga, Rabanal, Villafranca, Portomarín und schließlich Santiago de Compostela. Darüber hinaus fuhren wir 85 Kilometer weiter zum Atlantik, zum ENDE DER WELT nach Fisterra. Dort am Leuchtturm ist der Kilometer NULL des Pilgerweges und somit das eigentliche Ende einer Pilgerreise, wenn man mit dem Lauf der Sonne nach Santiago geht.

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Saint-Jean-Pied-de-Port

Nun ergab sich also auf meiner heutigen Fahrt in den Süden die Gelegenheit, Kerkelings Startpunkt Saint-Jean-Pied-de-Port kennenzulernen, oder zumindest in flüchtigen Augenschein zu nehmen. Saint-Jean-Pied-de-Port ist der letzte französische Ort vor der spanischen Grenze. Irgendwo hinter der Grenze in den spanischen Pyrenäen würde ich schon einen angemessenen Schlafplatz finden. Es sei hier schon verraten, der gefundene Schlafplatz war angemessen: nämlich genau auf dem Pilgerweg Kerkelings, in Roncesvalles. Allerdings war es mir 15.13 Uhr noch zu früh, die heutige Fahrt zu beenden. Ich nahm mir vor, auf dem Rückweg diese Chance der Übernachtung auf dem Pilgerweg zu nutzen.

Noch ein paar Infos

Saint-Jean-Pied-de-Port ist eine kleine französische Stadt im Baskenland am Fuße der Pyrenäen. Sie liegt unweit der spanischen Grenze und ist Startpunkt für den Jakobsweg, der in die Pyrenäen über den Ibañeta-Pass nach Pamplona und von dort nach Santiago de Compostela führt. Der Name bedeutet soviel wie "Heiliger Johann am Fuße des Passes" und deutet so auf seine Lage der Pass-Straße nach Roncesvalles in Spanien hin.

Saint-Jean-Pied-de-Port  4  (Originalbeschreibung: Donibane Garazi, Nafarroa Beherea. Urheber Theklan, © nach CC BY-SA 2.5)

Datei: Route_Napoleon_pres_du_refuge_Orisson_w.jpg

Route Napoleon bei Orisson am Jakobsweg  5

(Urheber Marathoni62, 2012, © nach CC BY-SA 3.0)

Saint-Jean-Pied-de-Port ist Endpunkt des französischen Jakobsweges Via Podiensis und gleichzeitig Beginn des Camino Francés, der wie gesagt in Spanien über Pamplona bis nach Santiago führt. Die erste Pilgerstation in Spanien ist das Augustinerkloster in Roncesvalles. Es gibt im Wesentlichen zwei Pilgerwege, um nach Roncesvalles zu gelangen. Der hauptsächlich im Sommer genutzte und schönere Weg ist die Route Napoleon. Diese Route ist etwa 22 Kilometer lang mit 800 Höhenmetern. Man braucht etwa 6 Stunden. Im Winter oder bei schlechtem Wetter kann man auf die Landstraße D933-N-135 ausweichen, die über Valcarlos führt.

Die Altstadt von Saint-Jean-Pied-de-Port ist von einer Stadtmauer umgeben. Vom Nordosten kommend schreitet man durch das Jakobus-Tor (Porte Saint-Jacques) und kann dann die mittelalterlichen Häuser bestaunen. Erster Weg sollte aber links hinauf zum Pilgerbüro sein, in dem man den ersten Stempel und wertvolle Informationen zur Begehbarkeit der verschiedenen Routen bekommt. Das Pilgerbüro ist in der Rue de la Citadelle, täglich geöffnet, jedoch über Mittag geschlossen. Dort erhält man natürlich auch den Pilgerpass (Credenzial). Das ist der Pilgerausweis, mit dem man berechtigt ist, in den Pilgerherbergen zu übernachten. Auch die heiß begehrte Pilgerurkunde in Santiago de Compostela erhält man nur, wenn man den Pilgerpass hat und die nötigen Stempel drin sind. Mindestens 100 Kilometer vor Santiago müssen zurückgelegt werden, mit jeweils 2 Stempeln pro Tag. Dabei muss man den Rucksack selbst tragen. Mit Fahrrad, Pferd oder Esel wird die Pilgerurkunde nur ausgestellt, wenn man 200 Kilometer unterwegs war.

4  Saint-Jean-Pied-de-Port. Urheber Theklan. Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki, Datei: Donibane_Garazi.jpg, Lizenz:
https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.5/deed.de, Zuschnitt/Farbanpassung: Peter E. Burkhardt, Weitergabe des Fotos zu gleichen Bedingungen

5  Route Napoleon bei Orisson am Jakobsweg. Urheber Marathoni62, 2012. Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki,
Datei: Route Napoléon près du refuge Orisson.jpg, Lizenz: https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.de,
Zuschnitt/Farbanpassung: Peter E. Burkhardt, Weitergabe des Fotos zu gleichen Bedingungen

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2018 © Peter E. Burkhardt
Weiterfahrt nach Spanien

Nach Saint-Jean-Pied-de-Port schleicht sich die D933 ein ganzes Stück an der spanischen Grenze entlang, noch auf der französischen Seite. Der Grenzort in Frankreich heißt Pekotxeta, in Spanien nennt er sich Arnèguy. Die D933 wird zur N-135. Jetzt links von der Grenze zu Frankreich windet sich die Straße in waldreicher Gegend hinauf in die Berge, immer Richtung Süden.

14.58 Jetzt führt die N-135 richtig in die Berge

15.00

15.05

15.11 Der Pyrenäen-Pass ist nicht mehr weit.

14.59 Red de Carreteras de Navarra

15.01

15.04

15.05

Je höher ich kam, desto schöner wurde das Wetter. Die Wolkendecke riss auf, und ab und zu ließ sich die Sonne blicken. 15.12 Uhr überquerte ich den Pass Alto de Ibañeta.

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Roncesvalles (Orreaga)

Nach dem Pass Alto de Ibañeta ist schon fast die gotische Abteikirche aus dem 13. Jh. in Sicht (Real Colegiata de Santa Maria). Das Augustinerkloster wurde im 12. Jh. gegründet, nachdem etwa 100 Jahre früher das Salvator-Kloster am Ibañeta-Pass aufgelöst worden war. Direkt an der Hauptstraße liegt die Iglesia de Santiago aus dem 14. Jh., daneben die Wallfahrtskapelle Capilla del Espíritu Santo und dahinter das Hostal la Posada. Die danach links abbiegende kleine Straße führt direkt zu einem großen kostenlosen Parkplatz.

Pass Alto de Ibañeta, 1057 m, noch 1,5 km bis Roncesvalles

Kostenloser Bus- und WoMo-Parkplatz (43.00922, -1.31858)

Das Hinweisschild zur Abtei, leider nur auf spanisch

Auf dem Schild am Stein steht: La Muerte de Roldán, 15-8-778. Con la Autorización del Cabildo de Roncesvalles Presidido por el prior Don Jesús Idoate Gil, Mario Bassi de Vergiate-Italia, Fecit - A.D. MMX (Roldán ist im altfränzösischen Rolandslied (1100) als Hruotland der Hauptheld.)

Bis zum Badezimmer sind es 20 m, ein kristallklarer Bach.

Augustinerkloster (1132) u. Casa Itzandeiga für die Nacht

Die Skulptur erinnert an Roland (Roldán), der als Nachhut des fränkischen Heeres am 15. August 778 bei Roncesvalles vernichtend von christlichen Basken geschlagen wurde. Roldán wurde zum Sinnbild für die Freiheit der Städte gegenüber den Territorialfürsten.

Der große Parkplatz ist als Area Autocaravanas und Parking Bus ausgeschildert. Der Wald dahinter wird als Park Roncesvalles salida Orbaizeta bezeichnet. Da auch ein Bach vorhanden ist, bietet das Arial die besten Voraussetzungen für eine Übernachtung im Auto bzw. WoMo.

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Heimspiel in Spanien

So könnte man das Fahren auf altbekannter Strecke nennen. Vom Pilgerort Roncesvalles aus ging es nur noch bergab. Mit den Pyrenäen im Rücken erreichte ich bald Pamplona, dann Logroño, Burgos, Valladolid und Salamanca. Die spanischen Straßen sind gut, breit und meist mit wenig Verkehr. Ich kam gut voran, die Uhr tickt trotzdem. Schließlich wurde es dunkel, ohne dass ich einen geeigneten Schlafplatz hatte.

Der letzte von mir mit Google-Hilfe eingegebene Navi-Point war wieder einmal recht unpräzise und definierte einen Zielpunkt, an dem ich nicht halten konnte. Ich war also schon eine gewisse Zeit blind unterwegs. Blind bedeutet, ohne die manchmal liebe, manchmal streng auffordernde und auch manchmal nervige Damenstimme des Navis. Ich habe mich schon so an ihre Anwesenheit gewöhnt, dass ich sie fast vermisse, wenn das Navi nur noch die Karte anzeigt und nichts mehr befohlen wird.

Zwar ist das alles nicht so schlimm, wenn man weiß wo man hin will. Die Fahrweise von Punkt zu Punkt, wie ich sie mir auf längeren Reisen angewöhnt habe, hat aber den entscheidenden Nachteil, dass ein Navi-Ausfall bei der nächsten Kreuzung problematische Fahrfehler verursachen kann. Das Navi macht eben faul. Der Reiseplan ist nicht mehr im Kopf. Man vertraut sich zu 100 Prozent der Technik an. Der früher auf Papier von Hand erstellte Routenplan hatte zwar auch seine Nachteile, er war aber in seiner Gesamtheit immer präsent, und man musste sich vorher mit der Route, d.h. mit den Städtenamen usw., intensiv auseinandersetzen.

15.49 Der Pilgerort Roncesvalles liegt hinter mir.

15.50 Es geht jetzt bergab bis Pamplona.

17.44 Auf der A12 Richtung Burgos

08.37 Das ist schon am nächsten Morgen (Sa 7.4.)

Parkplatz bei Baños de Montemayor

Nun gut, letzte Nacht war ich also ohne Navi-Führung auf den Zufall angewiesen, einen geeigneten Parkplatz zu finden. Zwischen Béjar und Plasencia, etwa auf der Höhe von Madrid, eingezwängt zwischen den Bergen, kam dann die Erlösung. In über 800 Meter Höhe bei nur noch 6°C, strömendem Regen und Schnee auf den umgebenden Berggipfeln führte mich ein Schild auf einen recht großen LKW-Parkplatz, der anfangs völlig leer war.

In der mondlosen, mit Wolken verhangenen Nacht musste ich erst einmal mit dem Auto eine Platzrunde drehen, um die Eignung als Schlafplatz prüfen zu können. Nur ein großer LKW und am anderen Ende ein einsamer PKW gaben sich die Ehre. Mehr würden es in dieser Nacht wahrscheinlich auch nicht werden, schließlich war es schon nach 23 Uhr.

 

Portugal 6.4.2018: Bordeaux > Pamplona > Baños de Montemayor
2018 © Peter E. Burkhardt

Der Platz hinter dem LKW erschien mir geeignet. Nicht gewollt, aber den mit Schnee vermischten Regen musste ich hinnehmen. Ein eigentlich geplantes Abendessen mit warmer Suppe aus einer Aldi-Büchse fiel buchstäblich ins Wasser. Nur gut, dass ich noch eine Quark- und eine Apfeltasche vom Lidl in Pforzheim dabei hatte. Selbst auf heißes Wasser für den Cappuccino musste ich verzichten, der Kombi ist eben kein WoMo mit Küche. Das Essen im Auto geht noch, nicht aber das Kochen.

Die vorgerückte Stunde und die widrigen Umstände ließen außer der Katzenwäsche kein anderes abendfüllendes Programm zu. Beim Zähneputzen stand plötzlich ein älterer Mann hinter mir und brabbelte etwas. Ich fasste das als Gruß auf und erwiderte entsprechend. Wir merkten beide schnell, dass wir schon aufgrund der Sprachschwierigkeiten nichts miteinander anfangen konnten. Der Mann gehörte zu dem kleinen PKW. Er war offensichtlich allein unterwegs.

08.37 Kein Regen mehr, das Wetter sollte besser werden.

08.37 Hinten die A-66 Richtung Süden, dort will ich hin.

Inzwischen waren meine Sachen vom Regen nicht mehr ganz trocken, das Umziehen im Auto war aber kein Problem. Ich habe ja Übung darin. Kaum war ich im Schlafsack verschwunden fing ein regelrechtes Trommelfeuer an, um mein Dach zu durchlöchern. So hörte sich wenigstens der einsetzende mit Graupeln vermischte Starkregen an, der später in mäßigen Dauerregen überging. Das Gefühl, wohlgeborgen, trocken und geschützt zu sein förderte wohl mein Einschlafen. Verkrochen im Schlafsack hörte ich gerade noch einen neu ankommenden LKW, dann holte mich der Nachtgeist bis früh kurz vor halb 9.

Am nächsten Morgen wurde mir erst nach dem Kaffee und einem Blick auf's Navi klar, wo ich eigentlich gelandet war. Es hatte zwar aufgehört zu regnen, doch das Wetter konnte man mit Recht als scheußlich bezeichnen. Die LKWs waren schon weg. Profis müssen Kilometer schruppen. Dafür stand ein Transporter aus der Schweiz mit Hänger und 2 Motorrädern in der äußersten Ecke des Platzes.

Etwas unterhalb im Osten liegt der kleine Ort Baños de Montemayor und weiter südlich im Tal der See Embalse de Baños. Ich hatte also fast auf Pass-Höhe die Nacht verbracht.

Der Parkplatz liegt etwas versteckt und nur über Kreisverkehre zu erreichen. Er kann sowohl in Südrichtung als auch in Nordrichtung von der Autobahn A-66 angefahren werden. Für mich war das günstig, ich hätte also auch auf der Rückfahrt hier übernachten können. Bei besserem Wetter könnte auch Baños de Montemayor interessant sein. Es gibt hier Thermalquellen, die schon von den Römern benutzt wurden. Ein Stück der historischen Römerstraße, etwas außerhalb des Ortes gelegen, wurde freigelegt und restauriert. Heute wird sie auch von Jakobs-Pilgern begangen.

Es war empfindlich kalt geworden, der Bordcomputer zeigte mir später 4°C an. Es dauerte eine Ewigkeit, bis das Kaffeewasser heiß wurde. Ich muss unbedingt die Heizleistung des Auto-Wasserkochers erhöhen, ich weiß bloß noch nicht wie. Mit ein paar Datteln, Nüssen und eben dem Kaffee startete ich den Tag. Es war gegen 9 Uhr, als ich den Platz verließ. Vorher hatte ich noch den Motor angelassen, um das von innen völlig beschlagene Auto etwas wärmer zu bekommen. Normalerweise bin ich gegen so etwas, aber in dieser Ausnahmesituation habe ich mir das erlaubt.

Als nächstes Ziel hatte ich die Navi-Daten von Puebla de Obando eingegeben. 25 Kilometer südlich von meinem Schlafplatz kommt erst einmal Plasencia, dann Cáceres. Die Strecke war mir bekannt, es ist die beste Verbindung, wenn man bei Badajoz über die Grenze nach Portugal will.

 

Portugal 7.4.2018: Baños de Montemayor > Puebla de Obando > Sagres
2018 © Peter E. Burkhardt

Sa 7.4. – Baños de Montemayor > Puebla de Obando > Sagres

Route 7.4.2018 (562 km)

LKW-Parkplatz an der A-66 (40.322597, -5.863258) NW-Umfahrg. Baños de Montemayor A-66 > A-66 W-Umfahrg. Plasencia > A-66 W-Umfahrg. Cáceres EX100 > EX100 Puebla de Obando, Parkplatz Hostal Hermanos Méndez (39.17398, -6.62335) > EX100 N-Umfahrg. Badajoz > A6/E90/IP7 > Parkplatz nach Grenze zu Portugal (38.883735, -7.046829) A6/E90/IP7 > N4 Elvas N4 > N255 > N254 Redondo N254 > M534 > N256 > IP2 Monte do Trigo IP2 > Portel > Vidigueira > IP2 W-Umfahrg. Beja > IP2 NW-Umfahrg. Castro Verde IP2 > IC1 W-Umfahrg. Ourique IC1 > IC1 SO von São Marcos da Serra > N267 > M502 > Sapeira > NW von Talurdo > Bastos > M502 Urbanização Cruz de Portugal N124 > N124.1 > N124.1 zwischen Bemposta und Lagoa N125 > N125 Aradebrücke Portimão N125 > N-Umfahrg. Lagos (Av. da Fonte Coberta) > N125 Budens > N125 Vila do Bispo N268 > N268 Sagres, Aparthotel Navigator (37.006812, -8.934704)

Wiedersehen in Puebla de Obando

Wieder auf der Autobahn wurde mir klar, dass es wirklich kalt war. Die Höhenangabe des Navis zeigte über 800 Meter, die Frühtemperatur lag immer noch bei 6°C. Die Berge linker Hand hatten neuen Staubzucker bekommen. Bloß gut, dass der See, der zwischen den Bergen und der Autobahn liegt, nicht zugefroren war. Das ist ein Scherz. Aber trotzdem, ich hätte nicht gedacht, dass die Nachttemperatur so fallen würde. Am Tage sind es etwa 14°C, auch ungewöhnlich tief für Jahreszeit und Region.

Im weiteren Verlauf der Fahrt wechselten Regen und Sonne mit nasser und trockener Fahrbahn ständig. Es war eben Aprilwetter. Nur der Schnee hätte gefehlt. Dazu war ich aber schon zu weit im Süden. Eine Wohltat sind die sehr verkehrsarmen Straßen Spaniens und Portugals, die zudem auch fast alle in einem sehr guten Zustand sind. Man kommt flott voran, die Eintönigkeit macht aber schläfrig. Ich hatte Mühe, mich fit zu halten. Eine Schlafpause wollte ich mir nicht gönnen, ich war sowieso kilometermäßig im Verzug.

Eine kleine Abwechslung gab es in Puebla de Obando. Der Tankwart schien schon auf mich gewartet zu haben. Das war natürlich nicht so, aber auch dieses Mal hatte ich den Eindruck, dass er sich an mich aus 2015 erinnerte. Vielleicht ist es eines seiner Geschäftsgeheimnisse, alle Kunden zu kennen. Jedenfalls wechselten wir ein paar Worte. Ich erfuhr, dass das Hostal gegenüber einen neuen Besitzer hat und wieder in Betrieb ist.

10.41 Tankstelle in Puebla, noch günstig getankt

10.42 El Valle daneben ist eher etwas für Leute mit Geld.

10.42 Unser Hostal von 2010 hat einen neuen Besitzer.

Portugal 7.4.2018: Baños de Montemayor > Puebla de Obando > Sagres
2018 © Peter E. Burkhardt
Fahrt durch Portugal

Ich fuhr wie der Blitz und in der Zeitmaschine rückwärts. Auf der Fahrt zum Grenzort Badajoz stellte sich das Navi auf die portugiesische Zeit ein. Jetzt hatte ich doch glatt eine Stunde eingespart. Badajoz streift man nur. Dank der Autobahn A5 umfährt man den etwas größeren Ort und ist dann ganz schnell in Portugal. Diesmal hatte ich auf dem portugiesischen Parkplatz nach der Grenze kurz angehalten. Alles sah trostlos aus. Es gibt zwar einen größeren LKW-Platz, zwei Restaurants und eine Tankstelle, doch für die Nacht im Auto taugt das Umfeld nicht.

Anfangs war mir die gewählte Strecke noch bekannt: Elvas, Alandroal, Beja und über die IC1 nach São Marcos da Serra. Es gibt durchaus schöne Gegenden, auch wenn die Fahrt manchmal etwas monoton erscheint. Insbesondere bei den Landstraßen fühlt man sich in die Zeit der 60-iger Jahre der DDR versetzt: Bäume am Straßenrand, Wiesen und Äcker, Viehweiden, hin und wieder ein Wäldchen und dazwischen hier und da ein Weiher oder sogar ein See.

10.33 Ortszeit, 1 h gespart, auf Fahrt in Portugal

10.34 Abfahrt Elvas Ost, der Himmel hängt wieder voll.

10.50 Immer noch im Kreisgebiet Elvas

10.50

10.39 Zu Palmen gehört Sonne, ohne sie wirkt alles trist.

10.55 Bäume an der Straße sind immer etwas Besonderes.

Historische Stadt Elvas

Die ehemals Grenz- und Garnisonsstadt Elvas hat einen historischen Ortskern, dessen Besuch sich lohnen sollte. Leider bin ich immer nur vorbeigefahren. Elvas hat nicht nur eine Stadtmauer und große Befestigungsanlagen (u.a. Festung Forte de Santa Luzia). Es ist auch ein vierstöckiges Aquädukt erhalten, das über 7,5 Kilometer lang ist (Aqueduto da Amoreira). Ebenso sehenswert sollten die Kathedrale und die Kirche des Klosters Santo Domingo sein.

 

Portugal 7.4.2018: Baños de Montemayor > Puebla de Obando > Sagres
2018 © Peter E. Burkhardt
Das portugiesische Hinterland

10.56 Ende des Kreises (Concelho) Elvas

10.59 N254

12.21 IP2/E802 Richtung Beja

10.56

11.15 M534 Landstraße wie mit dem Lineal gezogen

12.24 Die IP2 ist noch nicht überall 4-spurig.

12.25 Auf der gut ausgebauten IP2/E802, noch vor Beja

Beja in der Region Alentejo

Ob sich ein Besuch Bejas lohnt, würde sich vor Ort zeigen. Auch Beja war für mich bisher nur Durchgangsstation. Es soll mehrere Kirchen, ein Kloster und einen Dom geben. Empfohlen wird der Besuch der römischen Villa von Pisões und eine römische Staumauer. Beide befinden sich in der Nähe von Beja. Aus der wechselvollen Geschichte mit sich oft ändernden Herrschaftsverhältnissen sind noch einige römische Ruinen, Reste der Stadtmauer und eine Burg erhalten.

Interessant ist, dass es nordwestlich von Beja einen ehemaligen Militärflughafen gab, auf dem auch das Deutsche Luftwaffenkommando Beja stationiert war (bis Ende 1993). Eine deutsche Wohnsiedlung sowie eine deutsche Schule waren auch vorhanden. Jetzt ist kein Militär mehr dort. Der Flughafen wird von Privat- und Charter-Flugzeugen genutzt. Die ursprüngliche Planung, den Flughafen international für Beja zu öffnen, konnte noch nicht realisiert werden. Bisher hat noch keine Fluggesellschaft angebissen.

 

Portugal 7.4.2018: Baños de Montemayor > Puebla de Obando > Sagres
2018 © Peter E. Burkhardt
Verführung von der Navi-Dame

Das Navi nahm eine Abkürzung, die ich so eigentlich nicht wollte. Die Navi-Dame leitete mich südöstlich vom Ort São Marcos da Serra weg von der gut ausgebauten IC1 auf die Landstraße N267 und schließlich auf die Schmalspur-Landstraße M502. Nichts ahnend ließ ich mich verführen. Belohnt wurde ich mit einer Berg- und Talfahrt bei Regen, Sonne und alle Nuancen dazwischen. Das voll bewaldete Gebirge war zwar für einen Sonntagnachmittag-Ausflug bestens geeignet, für einen unter Zeitdruck leidenden Reisenden wie mich war es eine Belastung.

14.24 M502 Eine Abkürzung nach Süden durch die Berge

14.30 M502

14.43 M502

14.27 M502 Eigentlich eine schöne Bummel-Straße

14.31 M502

14.49 M502. Immer wieder verfallene Häuser (links)

14.53 N124-1 kurz nach Urbanização Cruz de Portugal

Erst zwischen Bemposta und Lagoa (nicht mehr weit vor Portimão) mündet die Straße von Urbanização Cruz de Portugal kommend auf der mir bekannten N125, die über Portimão und Lagos nach Vila do Bispo führt. Mein Ziel Sagres ist dann gleich um die Ecke, 8 Kilometer.

Je näher ich dem Meer kam, desto schöner wurde das Wetter. Ich dachte, Wolken und Regen sind kein Thema mehr. Meist bläst der Wind in Küstennähe den Himmel sauber. Aber eben nur meist, ich ahnte noch nicht, was kommt.

Portugal 7.4.2018: Baños de Montemayor > Puebla de Obando > Sagres
2018 © Peter E. Burkhardt
Aradebrücke Portimão

15.03 Aradebrücke Portimão an der N125 (Estrada Nacional 125), Bauzeit April 1988 bis September 1991

Die Aradebrücke führt, wie der Name schon sagt, über den Fluss Arade nördlich von Portimão. Diese moderne Schrägseilbrücke hat eine Länge von insgesamt 842 Metern. Die Hauptbrücke ist an zwei 61,5 Meter hohen Pylonen aufgehängt und 470 Meter lang.

Fahrt nach Sagres

Die N125, früher eine der unfallträchtigsten Straßen Portugals, wird ständig ausgebaut und an den steigenden Verkehr angepasst. Daß aber so viele Kreisverkehre gebaut werden, ist meiner Meinung nach nicht immer die beste Lösung. Jeder Kreisel dämpft zwar die Geschwindigkeit, doch umweltschonend, weil nicht spritsparend, sind sie nicht. Außerdem fängt man offensichtlich auch in Portugal an, die Kreisel relativ klein auszulegen. Das bremst jedes Auto noch mehr aus und Lang-LKWs haben noch mehr Schwierigkeiten. Das ist aber nicht mein Problem. Ich freute mich auf Sagres.

Portugal 7.4.2018: Sagres
2018 © Peter E. Burkhardt
Und wieder in Sagres

Eine Abendstimmung über Sagres und dem Meer, die sich kaum gebührend beschreiben lässt. Es war 20.34 Uhr Ortszeit.

Mein PC zeigt 22.17 Uhr. Wieder sitze ich hier im Navigator-Hotel im Appartement 307 am PC. Der Navigator-WLAN-Zugriff funktioniert, damit auch das Internet und mein Mail-Zugriff. Wende ich meinen Blick weg vom Screen nach rechts, grüßen mich die Nachtlichter von Sagres, die beiden Leuchttürme blinken, die Zimmerheizung schaltet ab und zu ein.

Erst wenn ich das Fenster öffne höre ich die Brandung des Meeres, reflektiert von den Steilwänden der Küste. Der Himmel ist jetzt völlig bedeckt. Nachdem vor Sonnenuntergang die Wolkenfelder durchzogen, manchmal sogar mit offenen Hähnen, so dass es strömte, aber immer nur kurz. Zwischendurch lugte die Sonne durch, nach dem sie ihr Kommen mit hellem Kranz und Hof hinter den fast schwarzen Wolken ankündigte. Bizarre Formationen waren das Ergebnis. Eine Landschaft von Licht und Dunkelheit, wie sie nur die Sonne und das flüchtig gewordene Wasser zaubern können. Das Meer, einmal schwarz, dann wieder graublau, dann aber auch glänzend wie silbrige Fischschwärme, musste alles über sich ergehen lassen.

18.27 Oben das flüchtige Bergplateau, unten wie immer das Meer, das Kap und Sagres

18.33 Die Sonne versilbert das Meer, später auch Sagres. Fast minütlich ändert sich das Bühnenbild.

Und ich selbst stand regungslos, ja auch fast fassungslos, auf dem Balkon und konnte mich nicht satt sehen an dem mir wohlbekannten Sagres-Bild. Ich muss gestehen, dieser Blick ist einer der schönsten, den ich bisher in meinem Leben genießen durfte. Selbst die Berge der Sierra Nevada oder die schneebedeckten Gipfel der Alpen bleiben hinter dem zurück, was ich hier angesichts des Zusammenspiels von Natur und Mensch beobachte.

Portugal 7.4.2018: Sagres
2018 © Peter E. Burkhardt
Sagres im Wandel der Dämmerung

Die Häuser und Straßen von Sagres wandeln ständig ihr Antlitz, je nachdem ob die Sonne scheint, ob sie rosagelb bis blutrot untergeht, ob sie sich hinter Wolken versteckt und nur ihre Strahlen über die Wolkenränder schickt, ob sie sich ganz hinter einer dichten Wolkendecke verkriecht oder ob sie garnicht mehr sichtbar ist und die andere Seite der Erdkugel beleuchtet.

Wenn ich die Einzelheiten des Sagres-Bildes beschreiben wollte, ich wüsste nicht, wo ich anfangen sollte und wo ich aufhören sollte. Tausend Kleinigkeiten entdecke ich, immer wieder und immer neu aus einem schier unerschöpflichen Fundus. Sie schaffen ein Bild, dass sich ständig ändert, nie wiederholt und doch immer wieder diesen schönen Ort erkennen lässt.

Hat der Regen aufgehört und erreichen die Sonnenstrahlen wieder die Erde, funkeln die Autos und andere Reflexionen strahlen Diamanten gleich das Licht in meine Augen. Es blitzt und blinkt, als würden kleine Christbaumkerzen angezündet und wieder verlöschen. Doch nichts ist von Dauer. Sonne und Wolken sorgen für ständige Änderung.

18.36 Die glänzende Nässe des Regens, gespiegelt vom Sonnenlicht

18.38 So spät, so stürmisch, so kalt. Und trotzdem ist ein Wagemutiger im Wasser. Der Mareta-Strand ist von den Wellen fast zugeflutet (hinten).

19.03 Ein Pudel (oder Foxterrier) will sein Eis. Es könnte sein, daß der kleine Schlappohr-Spitz unten rechts neidig ist.

Einzigartig sind die beiden Leuchttürme, die zusammen mit der angestrahlten Festung die Wahrzeichen von Sagres und Umgebung bilden. Ein kleiner Lichtblitz huscht regelmäßig über die Fortaleza und erreicht sogar das Hotel.

Der große Leuchtturm (Farol de São Vicente) sendet schon seit 1846 seinen Strahl weit aufs Meer und auch tief ins Landesinnere der Costa Vicentina. Bei Nebel brüllen zusätzlich zwei große Nebelhörner.

Portugal 7.4.2018: Sagres
2018 © Peter E. Burkhardt

18.38 Die dicksten Wolken sind weiter oben. Die Sonne lugt unten durch. Sagres wird vor der kommenden Nacht noch einmal hell angestrahlt.

19.05 Spot durch ein Wolkenloch, auch am Horizont

19.43 Hier hellt die Belichtungsautomatik den Ort auf.

Verschwindet die Sonne ganz und macht so der Dunkelheit der Nacht Platz, sorgt der Mensch selbst für viele Lichtpunkte, die hell, gelblich oder auch schwach rötlich das Auge erfreuen. Dabei hat Sagres in der Stadt keine herausragenden Objekte zu beleuchten, es gibt hier keinen Kölner Dom und keinen Eifelturm. Aber selbst die Straßenbeleuchtung ist sehenswert, insbesondere mit dem etwas hellerem silbrigen Streifen des Meeres im Hintergrund während der Dämmerung.

19.03 Je nach Zoom des Fotoapparates in Verbindung mit automatischer Belichtung entstehen mystisch anmutende Bilder, die das Auge in der Realität so nicht sieht.

19.42 Die Belichtungsautomatik schafft Sagres ins Dunkle.

19.46 Wolkenbild und Sagres-Licht ändern sich ständig.

20.33 Ein so nicht gewolltes Foto wird zum Kunstobjekt.

Jetzt, es ist fast 23.00 Uhr, ist das Meer nur noch zu vermuten. Schwarz unterscheidet es sich nicht vom Schwarz der Wolkendecke, die heute die ganze Region überzieht. Nur das Raunen und Rauschen zeugt von der nahen Küste.

Tief atme ich die nach Meer riechende Luft. Ich stehe auf dem Balkon, über Sagres und dem Meer, geradeso, als wolle ich eine Rede halten. Ich würde sagen: Danke, liebe Sagreaner, dass es euch und euer heiliges Sagres gibt. Und vor allem ein Danke, dass ich noch einmal hier sein darf.

Portugal 8.4.2018: Praia do Tonel, Praia do Beliche
2018 © Peter E. Burkhardt

So 8.4. – Praia do Tonel, Praia do Beliche

Holpriger Sonntags-Start

Mein PC zeigt 21.30 Uhr. Heute ist einiges schief gelaufen, trotzdem war es ein schöner Tag. Es verlief nicht alles nach Plan. Eigentlich wollte ich zum Kap wandern. Doch soweit kam ich nicht.

Noch vor Sonnenaufgang wachte ich auf. Um 7.15 Uhr Ortszeit begann sie, Schatten zu zeichnen. Der Himmel war fast blank. Als dann Sagres angeleuchtet wurde, strahlten der Ort — und ich sowieso. Das war ein Wetter, so wie ich es in Erinnerung hatte. Sagres lag im hellen Morgenlicht. Beim Frühstück, wie immer auf dem Balkon, beobachtete ich meine graue Eminenz vom Empfang. Sie kam die Straße hochgelaufen. Ihre Schicht begann wahrscheinlich um 8 Uhr.

In der Nacht war es ziemlich kalt geworden, vielleicht so 14°C. Zusätzlich zur dünnen Sommerdecke musste ich nachts noch eine Wolldecke aus dem Kleiderschrank nehmen. Am Morgen schaltete ich kurz die Heizung an. Sie befindet sich in Deckennähe und bläst, je nach Wunsch, warme oder auch kalte Luft ins Zimmer. Es ist also eine richtige Klimaanlage. Alle Funktionen und auch die gewünschte Temperatur sind mit einer Fernbedienung einstellbar. Das eigentliche Aggregat hängt draußen auf dem Balkon. Der Sinn solcher dezentralen Klimaanlagen ist zweifelhaft. Eine Zentralheizung oder auch eine zentrale Klimaanlage ist wesentlich effektiver. Doch in Portugal, so wie auch in Spanien und überhaupt in den südlichen Ländern, sieht man die Klimakästen überall an den Außenwänden hängen, wahrscheinlich für jedes Appartement bzw. für jede Wohnung. Mir konnten Ökologie und Wirtschaftlichkeit egal sein, schnell breitete sich wohlige Wärme aus.

Zum Frühstück gab es wieder einen süßen Zopf mit Streichkäse und Marmelade, nach dem Kaffee noch einen Cappuccino und die obligatorische Kiwi. Nicht nur ich hatte einen guten Appetit. Lüstern schauten die großen Möwen auf meinen Tisch, während sie nahe und lautstark in Richtung Meer flogen. Sie drehten ihre Runden, wohl in der Hoffnung, doch noch einen Happen abzukriegen. Möglicherweise hatten sie in der Vergangenheit schon Erfolg gehabt. Nur so war ihr aufdringliches Verhalten erklärbar.

Meine Mühe, die Möwen auf Video zu bannen, blieb erfolglos. Sie waren zu schnell und warteten nicht auf meine Fokussierung. Doch dafür blieb mir das statische wunderschöne Panorama von Sagres, Fortaleza und Küstenverlauf. Die Morgenfotos gelingen besonders gut, da das anfangs weiche Licht fast parallel zu meiner Blickrichtung auf die Motive flutet. Besonders die Festung leuchtet mit ihren hellen Mauern und erscheint so noch gößer, mächtiger und uneinnehmbarer.

Portugal 8.4.2018: Praia do Tonel, Praia do Beliche
2018 © Peter E. Burkhardt

Mit dem 40-fachen Zoom der neuen B500 entdeckte ich Dinge, die mit bloßem Auge nicht wahrnehmbar sind. Gebannt beobachtete ich das zunehmend reger werdende Geschehen zu Füßen meiner Sagres-Residenz. Selbst die Aktivitäten an den weit entfernt stehenden Wohnmobilen auf dem großen Fortaleza-Parkplatz waren erkennbar. Die Polizei drehte ihre Runde, auch ein erster Bus mit Touristen fuhr zum nahen Aussichtspunkt am Meer.

Fortaleza de Sagres (Festung von Sagres)

Das bis zu 60 Meter hohe Festungsmassiv, eine Halbinsel.

Ein Schneckenlabyrinth zur Schallverstärkung. Das Sagres-Ungeheuer (ein Drache) brüllt noch heute aus dem Spalt, der bis hinunter zum Meer reicht.

Leuchtturm (Farol) auf dem Cabo de São Vicente, dem westlichsten Punkt Portugals (ca. 5,8 km Luftlinie)

Eingangstor in der Festungsmauer (einziger Zugang)

Leuchtturm auf dem Festungsmassiv (ca. 1,9 km Luftlinie)

Blick vom Hotel Navigator auf das Felsmassiv mit der Festung (ca. 1,6 km Luftlinie). Davor die Bucht mit dem Praia da Mareta, der Hausstrand des Hotels Navigator.

Festungsanlage Forte do Beliche aus dem 14. Jahrhundert zwischen Sagres und dem Kap (ca. 4,8 km Luftlinie)

Portugal 8.4.2018: Praia do Tonel, Praia do Beliche
2018 © Peter E. Burkhardt
Sagres in der Morgensonne

8.41 Ortskern von Sagres am frühen Morgen (vom Navigator-Hotel aus gesehen). Ganz hinten das Cabo de São Vicente.

Nachtparker oberhalb des Mareta-Strands

Appartement-Haus am Meer, mit gehobenen Preisen

Sagres mit fast leeren Parkplätzen im April 2018

Der Wasserturm, hinten das Kap mit Leuchtturm

Für unterwegs hatte ich ein Körnerbrötchen und 2 harte Würstchen eingesteckt, sowie eine Flasche Wasser. Das ist zwar alles nicht wichtig, aber ich wundere mich selbst immer wieder, mit wie wenig man auskommen kann. Die Windjacke durfte ich nicht vergessen. Wo wohl die Sonnenchreme geblieben war? Vielleicht im Auto. Es war schon 9.50 Uhr geworden. Am ersten Tag ist es immer so, dass vieles sortiert und beachtet werden muss: Was ziehe ich an? Was nehme ich mit?

Portugal 8.4.2018: Praia do Tonel, Praia do Beliche
2018 © Peter E. Burkhardt
Ich verlasse das Hotel

Die graue Eminenz war gerade mit einem anderen Gast beschäftigt, so dass wir kaum die Blicke wechselten. Am Auto hatte ich noch ein Weilchen zu tun, u.a. die festen Wanderschuhe mussten wegen des steinigen Geländes auch sein. Ich wollte probieren, wie gut ich damit laufen konnte. Sie hatten, aus welchen Gründen auch immer, fast neu einige Jahre in der Kammer gestanden. Da sich in der Sierra Nevada voriges Jahr die Sohlen meiner Leder-Wanderschuhe abgelöst hatten, musste ich auf diese Reserve zurückgreifen. Wie sich einige Stunden später herausstellte, war das keine gute Idee.

Noch beim Sortieren und Packen am Auto verschwand zeitweise die Sonne, kein gutes Zeichen. Es war kurz vor 10 Uhr. Hinter der Fortaleza zog eine Wolkenfront heran. Weit draußen auf dem Meer schien es schon zu regnen. Jedenfalls war dort alles diesig und grau. Das Meer am Horizont verschmolz mit der grauen Wolkenmasse. Stur und aus Protest ließ ich von meinen Wandervorbereitungen nicht ab.

Park-Hof (Ostseite) des Aparthotels Navigator

Zwar nur 3 Sterne, aber für mich schon luxeriös

Der Hotel-Eingang, alles ist sehr gepflegt.

Südseite. In 2015 standen hier noch große Palmen.

Um zu schauen, ob es nur eine vorübergehende Wetterfront war oder ein Langzeitregen daraus werden würde, lief ich zuerst zum Navigator-Aussichtspunkt am Meer. Für einen Regenschauer war ich gerüstet. Windjacke, alte Jeans, hohe Schuhe, mein Super-Hut aus Frankreich und ein Regenumhang für den Notfall — das sollte reichen. Badesachen hatte ich dabei, ein Handtuch dagegen nicht. Man kann eben nicht immer an alles denken. Die Beobachtung der westlichen Himmelssphäre beruhigte mich trotz des fast schwarzen Vorhangs. Der recht stürmische Wind trieb die Front schnell Richtung Nordosten, also weg von meinem Leuchtturm-Ziel.

Praia da Mareta, der Hausstrand des Hotels.

Telheiro do Infante (Strand-Restaurant)

Portugal 8.4.2018: Praia do Tonel, Praia do Beliche
2018 © Peter E. Burkhardt
Weg durch Sagres

Mein Weg führte mich durch das Gestrüppfeld zwischen Navigator-Hotel und dem Zentrum von Sagres. Ich wollte wissen, wo er hinführt, da die Einheimischen ihre Hunde dort spazieren führen. Man kommt in der Nähe des Freudenhauses heraus. Am Gemeindeamt vorbei kam ich schließlich zu einem Denkmal von Heinrich dem Seefahrer. Ich hatte die überlebensgroße Skulptur in den Jahren 2010 und 2015 glatt übersehen. Das Denkmal steht seit Juni 2009.

Minipark zwischen Gemeindehaus und Denkmal

Wer hat das T, das H und die 0 gebraucht? (8.4.2018)

Prinz Heinrich der Seefahrer, 1394 bis 1460

Sagres lebt von seiner Geschichte und dem Meer.

Portugal 8.4.2018: Praia do Tonel, Praia do Beliche
2018 © Peter E. Burkhardt
April — Zeit der Blüte auf dem Weg zur Fortaleza
Portugal 8.4.2018: Praia do Tonel, Praia do Beliche
2018 © Peter E. Burkhardt
Auf dem Fortaleza-Parkplatz

Wie ein Fels in der Brandung versperrt die Festung den Zugang zur Heiligen Sagres-Halbinsel (sagris = heilig).

Einige WoMos hatten offensichtlich hier übernachtet. Schon heute früh beim Frühstück hatte ich die Fahrzeuge gesehen. Zwei nebeneinander stehende, wahrscheinlich zusammengehörende WoMos hatten deutsche Kennzeichen. Für mich war das Grund genug, ein Gespräch zu suchen. Ich fragte, ob es hier Probleme mit der Polizei gäbe, wenn man übernachtet. Nein, im Gegenteil. Der Parkplatz wurde extra dafür gebaut. Ich frage mich nur, warum gibt es kein Wasser und keinen Strom? Auch ist das Meer viel zu weit weg. Man sagt, die Gemeinde Sagres sei nicht für Festung und Parkplätze verantwortlich, sondern werde überregional verwaltet. Für mich wäre dieser Platz keine Option.

WoMo-Parkplatz vor der Festung (Foto aus 2015)

Ich hielt mich nicht lange auf und steuerte den Praia do Tonel an. Dieser Strand liegt am Weg zum Kap.

B500-Mängel und -Vorteile

Ab und zu verschwand die Sonne hinter schnell durchziehenden Wolken, so dass immer wieder Wartepausen beim Fotografieren entstanden. Ich hatte nur die neue B500 mitgenommen, die aufgrund des 40-fach-Zooms flexibel einsetzbar ist. Allerdings ist es eine Schönwetterkamera. Bei ungünstigen Lichtverhältnissen hat sie Fokussier-Probleme und stellt nicht scharf, oder sie pumpt vor und zurück. Noch schlechter sieht es bei Videos aus. Stimmt das Licht nicht, sprich, scheint die Sonne nicht, gelingen keine scharfen Videos. Das ist eben der Nachteil bei dieser recht billigen Bridge-Kamera. Trotzdem, die Auswertung der heute gemachten Fotos und Videos hat gezeigt, dass sich der Kauf gelohnt hat. Besonders schön finde ich, dass man nicht zwischen Foto und Video am Auswahlrad drehen muss, sondern dass ein einfacher Knopfdruck genügt, um ein Video zu starten.

Neben dem Zoom war maßgebend, dass die Kamera mit vier AA-Batterien bzw. Akkus bestückt werden kann. Das findet man heute kaum noch so. Überall sind jetzt zwar platzsparende, aber sündhaft teure Li-Zellen eingebaut, die immer wieder nachgeladen werden müssen. Ersatzakkus sind ebenfalls teuer. Bei manchen Kameramodellen sind die Akkus nicht ohne weiteres austauschbar, ein weiterer schwerer Nachteil.

In der Summe bin ich mit der B500 bis jetzt recht zufrieden. Vorteilhaft ist auch, dass es jetzt AA-Batterien in Li-Technik gibt. Diese sind zwar etwas teurer als normale AA-Foto-Batterien, haben aber eine wesentlich höhere Kapazität und halten entsprechend länger. Ich bin gespannt, wann der erste Batteriesatz leer ist. Bisher habe ich über 500 Fotos gemacht und ca. 10 Kurzvideos gedreht, ohne dass sich am Batterie-Symbol etwas geändert hätte.

Im Nahbereich (Weitwinkel) der B500 zeigten sich allerdings stürzende Verzeichnungen, die mich stören. Ein B500-Korrekturprogramm hatte und habe ich noch nicht.

Portugal 8.4.2018: Praia do Tonel, Praia do Beliche
2018 © Peter E. Burkhardt

Praia do Tonel

Im Sommer sollte man nicht unbekümmert diese Zufahrt zum Praia do Tonel benutzen. Sie mündet in einer engen Wendeschleife oberhalb des Strandes und ist meist voll von Autos, trotz Parkverbot. Das Bild heute zeugte vom noch kalten Wasser des Atlantiks und der Ruhe vor dem Touristensturm. So hatte ich Zeit und Gelegenheit, die für diesen Ort als üppig zu bezeichnende Vegetation zu betrachten. Im Sommer sieht nichts mehr grün aus, die Blüten sind dann auch verschwunden.

Der einsame Mann aus den Niederlanden

In der Wendeschleife stand ein kleines WoMo. Gerade als ich Fotos schoss, kam ein kleines Männlein hinter dem Auto vor. Offensichtlich war es ihm unangenehm, fotografiert zu werden. Ich ging hin, um mich zu entschuldigen. Die Niederländer können ja meistens Deutsch, und so kamen wir ins Gespräch. Er erzählte, dass er seit dem frühen Tod seiner Frau immer allein unterwegs sei. Er sei mal hier ein paar Wochen, mal dort ein paar Wochen und so verginge die Zeit und damit sein Leben, allerdings auf recht angenehme Weise. Sein Favorit sei Portugal.

Seine Antwort auf meine Frage nach dem Alter überraschte mich. Er sei 72. Natürlich erzählte ich ihm, dass in wenigen Tagen auch mein 72. Jahr zu Ende gehen würde. Der Mann sah jünger aus. Es war ein drahtiger Typ, schlank und muskulös sowie relativ klein. Er hatte eigentlich die Statur von I., meinem Stiefvater.

Der Mann aus Amsterdam zeigte mir das Innere seines WoMos, zwar ohne Dusche aber mit quereingebauter Liege. Damit war viel Platz vorhanden, denn es handelte sich um ein Fahrzeug ähnlich einem VW-Bus. Den Typ kannte ich nicht. Wir unterhielten uns fast eine Stunde lang. Er meinte, er käme für Essen mit 1,50 Euro pro Tag aus. Nun, das mag zwar übertrieben sein, aber sparsam ist der Mann. Er zeigte mir z.B. einen Gaskocher mit Windschutz, den er für nur 4 Euro in Portugal nagelneu gekauft hatte. Da werden ihm wohl die schönen Trinktöpfe aus dem Keramikladen zu teuer sein. Ich hatte ihm davon erzählt. Er meinte, vielleicht kaufe er sich einen.

Zufahrt zum Praia do Tonel, im Sommer total zugeparkt.

Noch ist Frühling, der Sommer wird vieles verbrennen.

Die Tonel-Wendeschleife, dahinter ein kleiner Parkplatz.

11.43 So kann man es aushalten (Auto des Holländers)

Nach dem gegenseitigen Austausch von Infos aller Art gab ich ihm noch meine Web-Adresse. Vielleicht meldet er sich einmal. Bis heute, es ist inzwischen Oktober, habe ich nichts von ihm gehört.

 

 

 

Portugal 8.4.2018: Praia do Tonel, Praia do Beliche
2018 © Peter E. Burkhardt
Am Strand Praia do Tonel

Fast menschenleer, ein für mich ungewöhnliches Bild. Bisher war es immer die Nachsaison, in der ich in Sagres war. Im letzten Viertel des Jahres ist das Meer zwar nicht warm, aber gegenüber der Vorsaison angenehm. Der Sommer heizt die oberen Wasserschichten auf, so dass man sich selbst an dieser rauhen westlichen Atlantikküste wohlfühlen und im Meer schwimmen kann. Im Frühling dagegen ist das Wasser kalt, zu kalt. Selbst das Surfen sollte man ohne Neopren-Anzug nicht riskieren.

Markenzeichen des Strands ist der große Hund, der Richtung Norden blickt und den Strand bewacht. Vielleicht liegt er auch nur da, um die Wellen zu brechen. Das ist nämlich hier an diesem Strand von Vorteil. Vom Westen her rollen ständig recht lange Wellen heran, ideal für die Surfer. Es gibt aber auch eine gefährliche Unterströmung, die jeden, der nicht aufpasst, mit hinaus aufs Meer zieht. Hier sind schon ein paar Wagemutige ertrunken. Der richtige Umgang mit solchen Strömungen will gelernt sein. Am Atlantik vor der französischen Küste in der Nähe der großen Düne (Dune de Pilat in Höhe von Bordeaux) finden sogar spezielle Trainingskurse statt, in denen man lernt, wie ein Unglück vermieden werden kann.

Der Tonel-Strand ist zwar im Sommer bewacht, aber was nützt das schon, wenn man hinaustreibt. Ob die Hilfe per Boot rechtzeitig kommt, ist nie sicher.

Die geschützte Lage des Strands ist beliebt. Leider ist die Abstellmöglichkeit für Autos sehr begrenzt. Ich habe mich deshalb hier nie lange aufgehalten. Und heute? Ich wollte ja eigentlich zum Kap, außerdem war der Wind recht frisch. Doch Fotos musste ich noch machen.

Vom Praia do Tonel zur Kap-Straße

Nach der Unterhaltung mit dem Holländer hätte ich fast vergessen, warum ich am Tonel-Strand war. Schon im vorigen Jahr waren mir die durch Regen zerfurchten Steilhänge aufgefallen, die ein bizarres Bild liefern. Rostbraun, sogar fast rot und alle Schattierungen zum Gelb waren Farben, wie sie eigentlich nur ein Maler auf seine Leinwand zaubert. Doch weit gefehlt, die Natur kann das auch, vielleicht sogar noch besser. Die Fotos beweisen es.

Portugal 8.4.2018: Praia do Tonel, Praia do Beliche
2018 © Peter E. Burkhardt
Im Keramikladen

Trotz des Zeitverzugs am Tonel-Strand, es war keinesfalls vertrödelte Zeit sondern eine wertvolle Ergänzung, stieg ich nun die Treppe hinauf zur Straße und bewegte ich mich in Richtung Kap.

Die Kap-Straße (N268) führt zum Ende der Welt.

Am Keramikladen wurde ich wieder aufgehalten. Ich erinnerte mich an die kleinen Tassen im Appartement und an meine zwar leichten, aber hitzeempfindlichen Plastik-Tassen im Auto. Ich brauchte einen richtigen Kaffeetopf, in dem ich mit dem Tauchsieder Wasser erhitzen kann. Die Auswahl im Laden ist riesengroß, ich entschied mich für ein teureres Modell, bunt handbemalt, 6,90 Euro das Stück. Eigentlich bin ich bei solchen Dingen kleinlich, es muss nicht immer ein teurer Mercedes sein. Aber der Topf gefiel mir, hoffentlich hält er recht lange.

11.46 Der Keramikladen am Ortsausgang von Sagres

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Meine neuen tauchsiederfesten Trinktöpfe. Den linken habe ich später nachgekauft.

Lange eintönige Straße zum Kap (Cabo de São Vicente)

Zwei Mitbringsel aus dem Jahre 2015

Ich verbringe immer viel zu viel Zeit zwischen den Regalen. Man entdeckt oft wieder etwas Neues. Natürlich ist viel Spittl dabei, doch einige Dinge heben sich wohltuend von mancher Massenproduktion ab. Es gibt auch echte Handwerkskunst zu kaufen, natürlich keine Unikate, aber sicher in geringen Stückzahlen. Inzwischen war es 10 nach 12 Uhr.

Portugal 8.4.2018: Praia do Tonel, Praia do Beliche
2018 © Peter E. Burkhardt

Praia do Beliche

Beliche-Bucht mit einem beliebten Surfer-Strand. Hälftig zwischen Sagres und Leuchtturm. Zugang über Treppen.

Der Weg zum Beliche-Strand ist nicht berauschend, ich nahm den Fußweg an der Straße, da dies die kürzeste Verbindung ist. Außer einer schon toten Schlange und einigen schönen Blumen gab es nicht viel zu fotografieren. Die Blumenvielfalt hat mich allerdings überrascht. Ich bin ja noch nie schon im April hier gewesen. Im Sommer ist alles bereits verblüht und die Landschaft vertrocknet. Die unscheinbaren Gräser und Stauden bringen eine herrliche Blütenpracht zum Vorschein. Ich habe noch nie so viele wild wachsende Margariten gesehen. Die meisten Blumen kenne ich nicht.

Oberhalb des Beliche-Strands war der Parkplatz ziemlich voll. Als ich den Strand unten einsehen konnte wusste ich auch warum: Hohe lange Surferwellen rollten unentwegt heran, natürlich mit jeder Menge an Surfern auf den Schultern. Heute waren also sehr gute Bedingungen, auch wenn die Wassertemperatur bestimmt recht niedrig ist. Zu dieser Jahreszeit sind es meist so um die 16°C. Es fehlt noch die Wärme der Sonne. Erst im Oktober kann man hier mit 21, manchmal mit bis zu 23°C rechnen. Diese Westküste Portugals ist generell kühler als das Mittelmeer oder die Algarve. Aber gerade das ist der Vorteil. Hier treffen sich gleichgesinnte Naturfreunde, die froh sind, wenn ihnen der Wind um die Nase weht. Normale Touristen lieben eher die Wärme mit Kaffee und Kuchen.

Restaurante Vigia gegenüber von Parkplatz und Treppe

Seit Jahren ungenutztes Restaurant, neben dem Vigia

Portugal 8.4.2018: Praia do Tonel, Praia do Beliche
2018 © Peter E. Burkhardt
Praia do Beliche

Blick in Richtung Leuchtturm. Vor dem Leuchtturm-Massiv eine Bucht, die bis zur Straße reicht (nicht sichtbar).

Auf Stelzen die Strandbar, nur im Sommer offen.

Zum 450 Meter langen Sandstrand führen Beton-Stufen, es sind bestimmt 60 Meter Höhenunterschied zwischen Straße und Strand.

Hier lohnt der Blick durch das Tele. Es sind nicht nur die Surfer, die für manchen Schnappschuss interessant sein könnten. Es gibt an den Felswänden viele Vögel, vor allem natürlich die Möwen, die sich aus gebührender Entfernung nicht gestört fühlen. Sogar Delphine wurden von hier aus schon gesichtet. Man muss nur die nötige Ausdauer haben.

Noch besser als dieser Standort sind natürlich die Show-Fahrten mit dem Boot vom Hafen von Sagres aus. Die Guides wissen genau, wo und wann es wahrscheinlich ist, Delphine zu sichten. Allerdings kann man dann nur aus der Hand Fotos und Videos machen. So ein Teleobjektiv wie rechts im Bild wäre dann nicht nutzbar.

Die Treppe hinunter zum Meer ist anfangs recht flach. Im letzten Teil ist wegen der Stufen etwas Kondition gefragt. Für ältere Leute ist das nichts. Aber, ältere Leute surfen in der Regel auch nicht. Mit "älter" meine ich 80+. Jeder ist so alt, wie er sich fühlt.

Surfer- und Delphinjäger auf halber Höhe der Treppe zum Meer. Ich wollte, habe den Mann aber dann doch nicht gestört. Vielleicht war es sogar ein Profi. Für gute Aufnahmen ist Ausdauer gefragt.

Portugal 8.4.2018: Praia do Tonel, Praia do Beliche
2018 © Peter E. Burkhardt
Praia do Beliche

Bei Flut und vor allem bei Sturm steht der ganze Sandstrand unter Wasser. Bei Ebbe ist es ein Traumstrand.

Vor mir lag das Surferparadies, eingerahmt von den steilen und hohen Klippen, die teilweise überhängende Formationen haben. Die Felswände sind manchmal höhlenartig ausgewaschen, auch weiter oben finden sich Zeugnisse der immerwährenden Erosion. Die Löcher und Höhlen werden auch von Vögeln genutzt.

Auf der mit großen Felsbrocken übersäten linken Strandseite fand ich einen größeren Stein für die Brotzeit. Sehr gemütlich war der Platz nicht. Der Wind brachte ab und zu eine Art Nieselregen. Ob es nun Gicht oder tatsächlich Wasser vom Himmel war, weiß ich nicht. Es kann sein, dass die schnell dahintreibenden Wolken nicht ganz dicht waren.

Mein Rundgang erfolgte nur trockenen Fußes, das Wasser habe ich heute noch nicht berührt. Außerdem wollte ich immer noch bis zum Leuchtturm wandern. Ich würde zwar spät hinkommen und noch viel später wieder im Navigator-Hotel sein, aber das wäre mir egal gewesen. Ich habe Zeit!

Hier unten am Meer könnte man angenehme Temperaturen auch in diesen Mittagsstunden erwarten. Dem war aber nicht so. Der mäßige Wind strich weit draußen an der Bucht vorbei und brachte kaum Abkühlung. Trotz April war es relativ heiß, im Gegensatz zum noch kalten Meer.

Linke Seite des Beliche-Strands, ein Steinstrand.

Bei Flut spülen die Wellen bis fast an die Klippen. Dann ist auch der Zugang zum eigentlichen Beliche-Strand auf der rechten Seite nicht mehr mit trockenen Füßen möglich.

Nach meiner Brotzeit stapfte ich auf die andere Seite des Strands. Ich war neugierig, den ganzen Strand sehen zu können. Um den trennenden Felsvorsprung herum lagen genügend Steine, die meine Schuhe nicht nass werden ließen.

Portugal 8.4.2018: Praia do Tonel, Praia do Beliche
2018 © Peter E. Burkhardt
Praia do Beliche

Auch diese rechte Seite der Beliche-Bucht fällt steil ab und ist deshalb nur über die Treppen zugänglich.

Der Tele-Filmer

Ein junger Mann interessierte mich. Er hockte mit schwarzem Tuch über dem Kopf hinter einer Videokamera mit riesigem Teleobjektiv. Das Gerät war auf die Surfer gerichtet. Zur Hälfte ihn umkreisend sprach ich ihn dann in einem passenden Moment an. Auf Englisch verriet er mir einige Details der Anlage. Neben dem Tele und dem Hauptgerät waren da noch ein separater Monitor, ein externes Mikro und natürlich das Stativ. Er selbst saß auf einem Set-Stuhl.

Die andere Seite ist nur bei Niedrigwasser zugänglich.

Der Tele-Filmer, weit weg und doch nahe dran dank Tele.

Für solche Surf-Eskapaten lohnt sich das Filmen.

Leider konnte ich auf dem Monitor fast nichts erkennen. Deshalb hatte er also das Tuch über dem Kopf. Es ist eigentlich traurig, dass selbst bei so einer teuren Ausrüstung ein Monitor nicht die nötige Helligkeit bringt, das Bild auch bei Sonnenlicht betrachten zu können. Wenn schon keine Dauerfestbeleuchtung aufgrund des hohen Monitor-Strombedarfs möglich ist, sollte dies wenigstens kurzzeitig mit Hilfe einer Taste realisiebar sein. Auch hier frage ich mich, ob und wie praxisbezogen die Entwickler eigentlich entwickeln. Vielleicht sind die neuen leuchtstarken OLED-Displays (organische LEDs) eine Alternative. Übrigens, das Tele hatte einen Zoom-Bereich von bis zu 1450.

Portugal 8.4.2018: Praia do Tonel, Praia do Beliche
2018 © Peter E. Burkhardt
Praia do Beliche
Die Drone

Schon auf dem Rückweg kam hinter der nächsten Felsenwand die nächste Überraschung. Ein junger Mann hielt eine Fernsteuerung in der Hand, ständig aufs Meer starrend. Vergeblich suchte ich das Wasser nach einem Schiffsmodell ab. Es war eine Video- bzw. Foto-Drone, die er mittels Fernbedienung etwa 20 Meter über dem Wasser, sprich über den wellenreitenden Surfern positioniert hatte. Die Entfernung betrug etwa 300 Meter.

Mich erstaunte die Stabilität, mit der das Gerät über dem Wasser stand. Immerhin sind vor allem bei rauhem Wind mehrere Parameter zu stabilisieren. Manchmal ließ er die Drone näher am Ufer fliegen, so dass ich deren Geometrie erkannte. Die vier Rotoren waren nicht wie üblich im Quadrat angeordnet, sondern in Form eines Rechtecks. Die Längsachse der Drone maß vielleicht maximal 30 Zentimeter. Es ist erstaunlich, wie man mit so einem kleinen Gerät so gute Flugleistungen realisieren kann. Sicherlich war es kein billiges Modell. Auf dem Monitor der Fernsteuerung kann man genau verfolgen, was die Drone sieht. Auch Start, Zoom und Länge des Videos sind wählbar, ebenso sind einzelne Fotos auslösbar.

Zu gerne wäre ich mit dem jungen Mann ins Gespräch gekommen. Doch es war kein Ende seiner Pilotentätigkeit in Sicht. Es ist auch erstaunlich, wie lange der Akku mitmacht.

Portugal 8.4.2018: Praia do Tonel, Praia do Beliche
2018 © Peter E. Burkhardt
Neue Schuhe ohne Sohlen

Für mich war es Zeit, meine Wanderung fortzusetzen. Bis zum Leuchtturm war es schließlich kein Katzensprung. Das Treppensteigen brachte mich etwas außer Atem, das tägliche Radfahren fehlte.

Plötzlich löste sich ein Teil der Fußsohle meiner schönen neuen Wanderschuhe, einfach so. Dabei war es garnicht warm wie in der Sierra Nevada. Um weiterlaufen zu können, musste ich die Sohle im Absatzbereich ganz abreißen. Offensichtlich hielt der Kleber nicht. Mit Meerwasser waren die Schuhe auch noch nie in Berührung gekommen. Ich kann mir nicht erklären, warum der Kleber nicht das tat, was er tun soll, nämlich kleben.

Aber es kam noch schlimmer. Etwa 30 Stufen weiter war der linke Schuh dran. Auch hier machte sich die Sohle im Absatzbereich selbständig. Mit zwei Absätzen in der Hand erreichte ich schließlich die Straße und die Müllcontainer auf der gegenüberliegenden Straßenseite. An eine weitergehende Wanderung war nun nicht mehr zu denken.

So musste sich eine Dame fühlen, die ihre hochhackigen Absätze verloren hat. Ich lief recht ungelenk mit den halben Sohlen. Vor allem bereitete mir die Unebenheit am Fuß zunehmend Schwierigkeiten. Die Fußgelenke begannen zu schmerzen. Auch mein Rücken meldete sich aufgrund des ungewohnten Entengangs.

Jetzt war ich froh, nur etwa 3 Kilometer zurücklaufen zu müssen. Der Ausflug endete also schon am Beliche-Strand und nicht wie geplant am Leuchtturm. Von dort aus hätte ich für die dann 8 Kilometer einen Bus nehmen müssen. Oder ich wäre per Anhalter gefahren. Touristen mit Auto waren genug unterwegs.

Mein anfänglicher Ärger verflog schnell. Man soll die Dinge nehmen, wie sie sind. Außerdem war es schon fast halb vier, eigentlich Zeit zum Kaffee trinken. Ich würde mich bei Sonnenschein auf den Balkon setzen und den Rest des Tages genießen. Vor mir lagen noch fast 3 Wochen Sagres-Urlaub, Zeit hatte ich genug.

Bei der Humpelei vergaß ich trotzdem nicht, die schönen Blüten am Straßenrand mit nach Hause zu nehmen, natürlich nur gebannt auf der Speicherkarte des Fotoapparates.

Der Zugang zum Strand ist eigentlich halsbrecherisch. Bei Flut oder erst recht bei Sturm ist hier alles überflutet. Nicht umsonst thront die Strandbar auf solch hohen Stelzen.

Das letzte Stück der Treppe vor dem Meer

Wer runter gelaufen ist hat auch die Mühe hinauf.

Weder Hitze noch Salzwasser waren Schuld. Der erste Absatz löste sich, der zweite wenige Stufen weiter oben. Das hat man vom Sparen. Nicht immer ist das Billigste gut genug.

 

Portugal 8.4.2018: Praia do Tonel, Praia do Beliche
2018 © Peter E. Burkhardt
Blütenpracht am Straßenrand
Wieder in Sagres

Sagres, nach historischer Überlieferung ein heiliger Ort, ist für mich eher mystisch, unwirklich und gleichzeitig anziehend schön wegen der doch so andersartigen Umgebung im Vergleich zu Sachsen. Mein erster Besuch war im August 2010. Der Reiz des Ortes ist nicht nur geblieben, sondern hat sich eher noch verstärkt. Es mag am Wetter liegen, an der vom Tourismus verschonten wilden Küste, am recht kalten Meer mit seinem ewigen oft stürmigen Wind oder auch an der Abgelegenheit auf der iberischen Halbinsel. Das Ortsschild regte mich trotzdem an zu fragen: Warum ausgerechnet Sagres?

Vom Kap kommend führt die rechte Straße zur Sagres-Festung, geradeaus geht's zum Zentrum von Sagres und weiter zum Baleeira-Strand, der sich dem Hafen in östlicher Richtung anschließt. Noch vor dem Hafen ist mein Zuhause, das Aparthotel Navigator.

Portugal 8.4.2018: Praia do Tonel, Praia do Beliche
2018 © Peter E. Burkhardt

Nur der linke Abzweig führt heraus aus dieser einsamen Welt (dem Ende der Welt) zur Stadt des Bischofs (Vila do Bispo) und dann weiter in die allbekannten Urlaubsgebiete an der Algarve im Süden Portugals bzw. entlang der rauhen Westküste Richtung Lissabon und dann nach Porto.

Am Ortseingang von Sagres, gleich hinter dem Keramikladen, gibt es einige Häuser, die so garnicht in das eigentlich schön ausschauende Sagres passen wollen. Unbewohnt und halb verfallen ziehen mich die Anwesen trotzdem magisch an. Wie schön wäre es, hier eine Bleibe zu finden — für immer, für den kärglichen Rest meines Lebens. Man darf auch am Tag träumen, oder?

Nach dem Keramikladen gibt es unbewohnte Häuser.

Tisch und Bänke sind noch da, die Sonne sowieso.

Dahinter sind weitere unbewohnte Häuschen.

Noch ein Schandfleck, kurz vor dem Kreisverkehr

Direkt an der Hauptstraße das Haus Vivenda Orlando

Eigentlich schade, wenn die Baukunst verfällt.

Wie überall ziehen solche Wände die Sprayer an.

Auf dem Berg das Hotel Navigator, mein Ziel

Portugal 8.4.2018: Praia do Tonel, Praia do Beliche
2018 © Peter E. Burkhardt
Der erste Tag geht zu Ende

Aparthotel Navigator vom Südwesten aus gesehen. Ganz oben von links das zweite Appartement wartet auf mich.

Wie schon in anderen Jahren nahm ich auch heute die Abkürzung über den Mareta-Strand per Trampelpfad hinauf zum Hotel. Bei Trockenheit ist das kein Problem, bei Nässe nahezu unmöglich. Der sandige, teilweise lehmige Untergrund ist wie Schmierseife, wenn es geregnet hat. Bloß gut, dass das im Sommer nur ganz selten der Fall ist. In den Monaten Juni, Juli und August regnet es hier eigentlich nie.

Noch strahlte der Himmel im schönsten Blau. Es würde ein schöner Tagesabschluss werden, trotz meines Humpel-Heimgangs und der Schmerzen in den Fußgelenken. Die Wechseldusche jagte wieder Blut durch die Füße. Es tut gut, wenn der Schmerz nachlässt.

Nach 20 Minuten im Bad und dem Anlegen einer heimgerechten Bekleidung, die übrigens dazu dienen sollte, meinen noch winterweißen Körper wenigsten ein wenig bräunlicher werden zu lassen, hielt ich vor Schreck inne. Vom Westen kommend zog eine schwarze Wand heran, die nichts Gutes verhieß. Es war eben doch noch kein Sommer.

Der Weg hinauf, rechts die Häuser der Pousada.

Rechts vom Hotel die Landzunge mit dem Ponta da Atalaia. An den Klippen sind manchmal wagemutige Kletterer unterwegs.

Nicht lange dauerte es, ich hatte gerade die mir selbst versprochene Linsensuppe gekocht, verschwand nun auch die Sonne. Am Horizont über dem Kap braute sich ein Unwetter zusammen. Es war gerade noch Zeit, auf dem Balkon zu essen. Etwa eine halbe Stunde später goß es in Strömen. Sagres hüllte sich in eine Nebel-Wasser-Wand. Sogar die Nebelhörner des Kap-Leuchtturms begannen zu brüllen. Man hätte denken können, die Nacht bricht herein.

Portugal 8.4.2018: Praia do Tonel, Praia do Beliche
2018 © Peter E. Burkhardt
Gedanken am Abend

Spät am Abend klarte es aber wieder auf und die Sonne schickte noch einmal mit letzter Kraft einen Gruß zur Erde, bevor sie endgültig hinter dem nächsten Wolkenfeld am Horizont verschwand. Der erhoffte schöne Sonnenuntergang blieb also aus.

Der große Leuchtturm des Kaps sendete wie immer seinen Gruß in die Nacht. Er ist, wie auch der kleine Leuchtturm der Festung, vom Hotel aus gut sichtbar. Seine Nebelhörner schwiegen. Sogar die Beleuchtung der Festungsmauern war wieder sichtbar. Mehrere Scheinwerfer strahlen die dicken Mauern jede Nacht an, aber nur bis Mitternacht. Insgesamt ergibt sich ein romantisches Bild, bei dem mir jedes Mal die Gedanken abschweifen.

Das Schreiben am Laptop hilft, Ordnung zu schaffen. Hier, weit weg von zu Hause, kann ich alles aufschreiben, was mir in den Sinn kommt, ohne von der alltäglichen und gewohnten Umgebung abgelenkt zu werden. Es kommen Erinnerungen auf, deren Aufarbeitung es manchmal bedarf. Mit zeitlichem und geografischem Abstand sieht das Erlebte oft anders aus. Mir ist, als stehe ich auf einem Berg mit dem Weitblick nicht nur auf eine Begebenheit, sondern auf die ganze kausale Kette der Begebenheiten. Vergleichbar ist ein Erlebnis mit nur einem Haus, sehe ich dann mehrere dieser Häuser und deren Abstand und die Gärten, Wege und Straßen dazwischen, stehen die Erlebnisse plötzlich in Beziehung zueinander. Vielleicht auch so, wie die Perlen auf einer Schnur. Alles ist folgerichtig, alles hat seine Ursache, alle Teile haben einen Anfang und ein Ende und doch gehören sie alle zusammen, verbunden durch die Schnur, vergleichbar mit der Linie des eigenen Lebens.

Die Gesamtheit ist vom erhöhten Standort aus viel besser erkennbar, und nur getragen von dieser Übersicht zeigt manchmal ein Lichtlein im Wust der Gedanken die wahre Ursache, warum man gerade den Weg und nicht einen anderen gegangen ist.

Diese Auseinandersetzung im Kopf ist aber nur flüchtiger Natur. Der Zwang zur logischen Einordnung fehlt. Erst wenn ich aufschreibe, was war, wann es war und weshalb es war, gelingt mir es, eine Übersicht zum Erlebten zu gewinnen, die wiederum zu mancher Einsicht führt, warum es so und nicht anders war.

Die Vergangenheit lässt sich sowieso nur unscharf rekonstruieren, zu viel Zeit ist zwischen damals und heute vergangen. Wirklich gegenwärtig ist nur das Jetzt, das Aktuelle, das gerade Gefühlte, das gerade Erlebbare. Dabei muss man sich aber auch im Klaren sein, dass dieses Jetzt im nächsten Augenblick schon wieder Vergangenheit ist. Das Jetzt ist nicht fassbar, es rast vorüber wie eine Sternschnuppe am Himmel. Was bleibt also? Es bleibt nur die Erinnerung daran, wie schön die Sternschnuppe ausgeschaut hat, sie ist nie mehr rückholbar. Gerade deshalb sollte man sich freuen, solange der Lichtstreif durch den Himmel fliegt. Davor und danach ist das Licht verloschen, das Jetzt ist vorbei.

Und Projektionen in das Morgen, in die Zukunft, sind viel zu unbestimmt und nur näherungsweise vorstellbar. Aber die Vorstellung davon kann nur dann teilweise gelingen, wenn die vielen erlebten Jetzt-Augenblicke geordnet und gespeichert sind, um daraus ein scheinbares Bild für das Morgen zu zaubern. Die Beschäftigung mit dem Zeichnen dieses noch Kommenden darf aber nicht das Jetzt überdecken, zu kostbar ist jedes einzelne Jetzt für unser ganzes Leben.

Gerade ist es 23.30 Uhr, die Sagres-Lichter strahlen hell in die Nacht. Sterne sehe ich allerdings nicht. Mal schauen, was der morgige Tag bringt.

Portugal 9.4.2018: Forte do Beliche, Cabo de São Vicente
2018 © Peter E. Burkhardt

Mo 9.4. – Forte do Beliche, Cabo de São Vicente

Nicht ganz wolkenfrei, aber doch sonnig und trocken präsentierte sich der Morgen des Montags. Das Hotel schien recht dünn belegt gewesen zu sein. Auf dem Flur bzw. im Empfangsraum traf ich nicht einen einzigen Gast. Auch der Frühstücksraum im Nebengebäude war wie leergefegt. Meine Stipvisite war reinste Neugierde. Ich hatte mich noch nie dort umgesehen. Vielleicht sollte auch ich dort frühstücken. Es sah alles ordentlich und gepflegt aus. Doch den Gedanken an Frühstück in der Öffentlichkeit verwarf ich schnell wieder. Mir würde meine Privatsphäre fehlen.

Festungsanlage Forte do Beliche

Gegen 10 Uhr Ortszeit fuhr ich los. Mein Plan war, zur Festungsanlage Forte do Beliche zu fahren, dort das Auto abzustellen und dann zum Kap zu wandern. Gestern hatte ich ja wegen der kaputten Schuhe und meinem Zeitverzug die Wanderung abkürzen müssen. Am Keramikladen fiel mir ein, noch einen Trinktopf zu kaufen, den ich im Auto lassen könnte. Dieses Mal nahm ich den bunten mit Blumen bemalten Topf aus der gleichen Kollektion.

Am Forte do Beliche war überhaupt nichts los. Außer mir parkte gerade mal ein Auto. Bei meinem Besuch in 2015 war alles voll. Heute holte ich nach, was ich in 2015 nicht gemacht hatte. Ich kletterte die steile Treppe hinunter zum ehemaligen Anlegeplatz für die Versorgungsschiffe. Einen so steilen Pfad mit teils in den Fels gehauenen und teils mit Zement geformten Stufen habe ich noch nicht erlebt. An einer Seite sind 4-Kant-Eisenstangen in den Boden eingelassen, die oben zu einer Schlaufe geformt sind. Früher war wohl ein Halteseil durchgezogen. Jetzt stehen nur noch die Eisenstangen. Die Schlaufen lassen sich gut als Haltegriffe benutzen. Dieser Halt war mir willkommen. Darauf verlassen sollte man sich aber nicht. Die Eisenpfosten könnten auch schon durchgerostet sein. Es ist wirklich eine elende Kraxelei und wie immer runterzu schwieriger als raufzu.

Man gelangt nicht direkt bis ans Wasser, dazu fehlen noch etwa 5 Meter. Ich bin mir aber nicht sicher, ob gerade Ebbe oder Flut war.

Forte do Beliche, Zufahrt von der N268 aus (Kap-Straße)

Der Eingang zum Innenhof (gesperrt) und zum Meer

Hinter der Festungsmauer, Blick Richtung Westen.

Portugal 9.4.2018: Forte do Beliche, Cabo de São Vicente
2018 © Peter E. Burkhardt

Die Bucht bot schon früher Schutz. Die anlegenden Segelschiffe brachten nicht nur Vorräte für die Festung, sondern erneuerten auch ihre eigenen Wasservorräte. Mir ist allerdings unklar, wie das Be- und Entladen bei diesem steilen Fels vonstatten ging.

Auf dem Fels sitzend beobachtete ich die recht starke Brandung. Immer wieder klatschten die Wellen an die Klippenwände, um dann meterhohe Fontänen nach oben schießen zu lassen. Die Szenerie war mir einige Videos wert. Leider musste ich immer wieder auf Lücken zwischen den Wolken warten. Fehlt die Sonne, sind die Videos und Fotos zu fad.

Ich hatte auch das Vergnügen, die neugierigen Möwen zu beobachten. Ich glaube sogar, sie beobachteten mich ebenfalls. Immer wieder im Tiefflug über mich hinweggleitend beäugten sie mich, wahrscheinlich um herauszufinden, ob ich etwas Fressbares habe. Die Möwen sind hier besonders groß. Es gibt neben den vielen weißen auch graue Exemplare.

Anfangs ist der Pfad noch relativ leicht begehbar.

Auf den letzten Metern ist größte Vorsicht geboten.

Gefährliche Klippen unterhalb der Festung

Der Aufstieg war leicht, allerdings immer wieder durch Fotopausen unterbrochen. Jetzt schien die Sonne durchgängig. Das musste ich nutzen. Die runterzu teilweise bei Schatten gemachten Bilder wurden nochmals gemacht. Außer Zeit kostet das nichts. Ein Hoch auf die aktuelle Digitaltechnik!

Fast oben angekommen war ein Hamburger Ehepaar so nett, mich zu fotografieren. Der Mann hatte eine ziemlich teure Lumix mit großem Tele. Wir unterhielten uns ein wenig. Die Beiden waren schon über 80 und hatten ein bewegtes Leben hinter sich, darunter viele Jahre Aufenthalt in Australien. Als Sachse und Sohn meiner Mutter findet sich von meiner Seite aus immer genügend Gesprächsstoff, schon aus reiner Neugierde. Als Kind an Mutter's Seite waren mir solche Unterhaltungen immer sehr langweilig. So ändert sich das.

12:43 Danke liebe Hamburger, das Foto ist gelungen.

Portugal 9.4.2018: Forte do Beliche, Cabo de São Vicente
2018 © Peter E. Burkhardt
Historisches zum Forte do Beliche

Fortaleza de Belixe aus dem 14. Jh. Blick vom Leuchtturm des Cabo de São Vicente Richtung Sagres.

Die Festungsanlage Forte do Beliche (auch Fortaleza de Belixe oder Forte de Santo António de Belixe genannt) auf den 50 Meter hohen Klippen zwischen Sagres und dem Cabo de São Vicente stammt aus dem 14. Jahrhundert. Nach ihrer Zerstörung 1587 durch die englische Flotte unter Sir Francis Drake wurde sie unter Filipe III (1621-1640) im Jahre 1632 komplett wieder aufgebaut. Doch das große Erdbeben 1755 beschädigte die Anlage erneut schwer. Anlässlich des 500. Todestages von Prinz Heinrich (Heinrich der Seefahrer, 1394-1464) im Jahre 1960 erfolgte unter Salazar die Restaurierung. Auf den Fundamenten der Kaserne wurde ein Teehaus errichtet.

Die Kuppelkapelle Capela de Santa Catarina ist der Heiligen Katharina geweiht. Sie wurde von Prinz Heinrich wenige Jahre vor seinem Tode gestiftet. In der Kapelle steht aber die Statue des Heiligen Antonius.

Die Kapelle war durch unterhalb abgestürzte Felsbrocken stark gefährdet. Wenn nichts getan wird, stürzt die Kapelle ab und landet letztlich im Meer. Nachdem aus finanziellen Gründen eine Rettung unmöglich erschien, wollte man aber in 2001 mit der Restaurierung beginnen. Doch heute im Jahre 2018 ist der Zustand immer noch beängstigend. Deshalb ist auch das eiserne Tor zum Hof nach wie vor geschlossen und ein Besuch nicht möglich.

Festung vom Meer aus gesehen

Innenhof (früher Kasernengelände), rechts die Kapelle

Für einige Jahre gab es ein kleines Restaurant mit Zimmern. Die Vermietung hatte die Pousada von Sagres übernommen. Leider ist die Anlage nicht mehr bewirtschaftet und nur noch von außen zu besichtigen. Es ist zu hoffen, dass auch hier endlich etwas getan wird.

 

Portugal 9.4.2018: Forte do Beliche, Cabo de São Vicente
2018 © Peter E. Burkhardt
Weitere Fotos vom Forte do Beliche
Portugal 9.4.2018: Forte do Beliche, Cabo de São Vicente
2018 © Peter E. Burkhardt
Forte do Beliche und Umgebung

Mein Blick auf's Handy trieb mich an, nun doch etwas zügiger dem eigentlichen Ziel entgegen zu streben. Es war schon 12:52 Uhr. Im rechten Bild ist am Horizont der Leuchtturm zu erkennen. Nicht mehr weit, dachte ich, am besten am Meer entlang. Die Straße wollte ich nicht nehmen, zu eintönig. Außerdem wollte ich endlich die kleine Bucht erkunden, die in westlicher Richtung hinter dem Forte do Beliche sein sollte.

Portugal 9.4.2018: Forte do Beliche, Cabo de São Vicente
2018 © Peter E. Burkhardt
Weg zum Cabo de São Vicente

Schlau und naturverbunden wie ich bin, nahm ich den Weg durchs Gerstrüpp entlang der Küste, um abzukürzen. Ich kam auf einen zweispurigen Autoweg, er musste zum Kap führen. Dass dies ein Irrtum war, merkte ich eine halbe Stunde und einen Kilometer später.

Jetzt sah ich erst einmal die kleine Bucht, von der man mir berichtet hatte. Sie war wirklich einsam, menschenleer und vom Land aus unzugänglich. Jedenfalls sah ich nicht einmal andeutungsweise einen Weg oder Kletterpfad. Der wenige Meter breite Strandstreifen besteht aus Kies, allerdings noch nicht so schön rund geschliffen wie man es sonst gewohnt ist. Bei Flut war der Strand sicherlich überspült. Trotzdem, ich wette, dass auch hier die besonders Wagemutigen eine Lösung gefunden haben, hinunter zu gelangen. Man ist dann wirklich allein, allerdings auch, wenn Gefahr droht.

Mein Weg entwickelte sich zu einem blühenden Garten. Beim genaueren Hinschauen entdeckte ich jetzt viele kleine und große Blüten, die wie frisch aus dem Ei gepellt zum Himmel strebten. Ich bannte ein Motiv nach dem anderen auf den Film, nein, auf die Speicherkarte.

Es ist erstaunlich, welche Lebensenergie in einem Samenkorn steckt und zum Ausbruch kommt, wenn man ihm ein wenig Wasser lässt. Es hatte ja in den vergangenen Tagen geregnet, der Sandboden war noch feucht. Die kleinen Pflänzchen waren kaum einen Zentimeter hoch und hatten schon die erste Blüte. Die Natur nutzt eben jede Möglichkeit, um sich zu vermehren.

Auch die Vielfalt der Blüten hat mich überrascht. Die ganze Farbpalette ist zu finden. Natürlich habe ich fleißig fotografiert, mich aber gleichzeitig riesig gefreut. Noch nie war ich zu dieser Zeit in Portugal, noch nie gefiel mir die Natur hier so gut wie heute.

Portugal 9.4.2018: Forte do Beliche, Cabo de São Vicente
2018 © Peter E. Burkhardt
Blick auf die Festung vom Meer aus

Noch in Nähe der kleinen Steinbucht hat man einen schönen Blick auf die Beliche-Festung, gewissermaßen von der Meeresseite aus. Früher war die Mauer zur Seeseite sicherlich höher und natürlich durchgehend wehrhaft ausgebaut. Aber auch heute kann man sich vorstellen, dass die Festung nicht so schnell erobert werden konnte. Die Klippen sind steil, das Ufer recht ungünstig, um dort zu ankern. Und doch haben die kleinen Segelboote der damaligen Zeit einen Weg gefunden, ihre Ladung zu löschen und Neues für die oft weite Fahrt übers Meer aufzunehmen. Ankern im Grund ist nicht möglich, das Ufer fällt steil bis in große Tiefen ab. Wahrscheinlich hat man die Schiffe am Fels festgemacht, trotz der Gefahr, bei großen Wellen an die Klippe geworfen zu werden.

Mich faszinieren immer wieder diese alten Bauten, zeugen sie doch von längst vergangenen Zeiten mit den damaligen weit größeren Unwägbarkeiten, als es heute mit moderner Technik der Fall ist. Tröstlich ist aber, dass unsere Nachkommen nach einigen zig Generationen genauso über die jetzige Gegenwart denken. Auch sie werden sagen, dass früher alles schwieriger und primitiv war.

Hoffentlich glauben sie nicht, es sei alles schöner gewesen. Denn dann sähe die Zukunft aus heutiger Sicht nicht rosig aus. Unsere Erde ist sowieso

schon schwer geplagt von der Rücksichtslosigkeit der Gattung Mensch. Zu erhalten, was ist, sollte auch in der Zukunft oberste Priorität haben.

Portugal 9.4.2018: Forte do Beliche, Cabo de São Vicente
2018 © Peter E. Burkhardt
Umweg zum Kap

Der gerade Weg zum Kap würde übers Wasser führen.

Mein eigentliches Ziel, der Pontal Gordo auf dem Cabo de São Vicente, das Ende der Welt im portugiesischem Süden

Die Bucht reicht rechts bis an die Kap-Straße.

Mittlerweile begriff ich, dass der Weg erst Richtung Meer führte und dann im weiten Bogen zurück zur Straße, immer der Küstenlinie folgend. Die Küste hatte hier einen tiefen Einschnitt, so dass mich vom Kap das Meer trennte. Mir blieb also nichts anderes übrig, als zurück zur Straße zu laufen, um dann direkt an der Straße entlang auf kürzestem Weg zum Kap zu kommen. Angesichts der vielen schönen Fotos war der Umweg aber eher ein Vorteil.

Da könnte man fragen, was ist überhaupt ein Umweg? Ist es die Verlängerung der Linie zwischen zwei Punkten? So gesehen ist der direkte Weg der kürzeste. Doch ist der kürzeste auch der schönste oder erstrebenswerteste? Wahrscheinlich nicht, ja, sogar mit Sicherheit nicht. Denn nur der Umweg ist meistens nicht vorherbestimmt. Und diese Unwägbarkeit ist das Lebenswerte auf dem Weg durch unser Leben.

Portugal 9.4.2018: Forte do Beliche, Cabo de São Vicente
2018 © Peter E. Burkhardt

Am Cabo de São Vicente

An der Straße angekommen fragten mich zwei Leute, wohin der Weg führen würde und ob man so nach Sagres kommen würde. Sie hatten noch 6 oder 7 weitere Wanderer im Schlepptau. Alle waren mit schweren Rucksäcken beladen. Sicher hatten sie die gesamte Survival-Ausrüstung dabei, d.h. sie waren sicherlich schon mehrere Tage autonom unterwegs.

Meine mühsamen Erläuterungen auf Englisch wurden verstanden. Die Truppe nahm dann den Weg an der Straße entlang Richtung Sagres.

Brotzeit ohne letzte Bratwurst

Die Strecke in die andere Richtung zum Leuchtturm musste ich trotz meines aufkommenden Hungers noch bewältigen. Schon von Weitem leuchtete mir die letzte Bratwurst vor Amerika entgegen. Es ist der mittlerweile weitbekannte Bratwurst-Wagen eines deutschen Ehepaars aus Vila do Bispo, das auf Wunsch ein Zertifikat ausstellt als Beweis, hier gewesen zu sein. Nichts ist umsonst, auch das Zertifikat muss extra bezahlt werden. Trotzdem ist es eine gute Geschäftsidee, finde ich.

Ohne Bratwurst, aber mit meinen Knackern und einem Brötchen im Rucksack, ließ ich die Bratwurstbude rechts liegen und eroberte die Klippen links des Leuchtturms. Dort hatte ich in 2015 auch schon Brotzeit gemacht. Das Fotomotiv nutzend mit der Leuchtturmanlage im Hintergrund sind dort viele Leute anzutreffen, die sich gegenseitig fotografieren. Mein Angebot, Pärchen oder mindestens Zusammengehörende zu fotografieren wird fast immer mit der gleichen Dienstleistung belohnt. So komme auch ich ohne Selfi-Kamera zu Beweisen, dass ich dort gewesen bin.

Ich habe zwar keine Beweise dieser Art nötig, doch manchmal glaube ich selbst nicht, dort gewesen zu sein, wenn ich zu Hause in meiner Fotosammlung stöbere. Wie sagt man so schön: Das Erlebte kann mir keiner mehr nehmen.

Portugal 9.4.2018: Forte do Beliche, Cabo de São Vicente
2018 © Peter E. Burkhardt
Jeder Tag ist Markttag

Der südwestlichste Zipfel Portugals, vor langer Zeit das Ende der Welt, heute gibt's die letzte Bratwurst vor Amerika.

Ich war nun schon mehrmals am Kap, immer waren die Händler mit ihren Ständen präsent. Selbst im Hochsommer kann man sich warme handgestrickte Jacken und Pullis kaufen, die für kalte Tage und nachts gut gegen den stets frischen Wind des Atlantiks sind.

Es gibt aber auch jede Menge unnützes Zeug, gekauft wird trotzdem, wochentags wie sonntags. Jeden Abend wird aufgeräumt, die meisten Autos sind dann weg.

Vor allem den Bustouristen scheint es zu gefallen, irgend ein Mitbringsel vom Ende der Welt zu Hause vorzeigen zu können. Manchmal stehen bis zu 6 Busse da, die aus Lagos oder noch weiter sogar von Faro hierher kommen. Diese Leute können zwar sagen, hier gewesen zu sein, doch mit dem ureigenen Flair dieser wilden Küste haben sie weniger zu tun.

Portugal 9.4.2018: Forte do Beliche, Cabo de São Vicente
2018 © Peter E. Burkhardt
Studio Bongard im Innenhof des Leuchtturm-Geländes

Scheinbar wieder frisch gestrichen präsentiert sich das Leuchtturm-Ensemble im Jahre 2018.

Neu gegenüber 2015 war auch die kleine Ausstellung des Studios Bongard am Eingang zum Souvenirladen. Auch dafür finden sich Käufer.

Portugal 9.4.2018: Forte do Beliche, Cabo de São Vicente
2018 © Peter E. Burkhardt
Besichtigung des Leuchtturms

Gegenüber dem Personaleingang zum Leuchtturmgelände stehen neuerdings Bänke. Der übergroße schwarz gestrichene Stuhl für die Foto-Sessions ist noch an seinem Platz. So kann man jetzt sogar im Sitzen seine Liebsten fotografieren. Allerdings haben manche älteren Touristen sichtlich Probleme, auf die Sitzfläche des Stuhles zu kommen. Ich schaute mich nach einem Fotografen für mich um. Das Paar auf der Bank neben mir sprach teils Deutsch, teils Englisch. So bat ich den Herrn, mich abzulichten. Anfangs war er etwas zugeknöpft, das Eis brach aber schnell. Seine Begleiterin (Ob Freundin oder Frau, wer weiß das heutzutage schon?) verschwand, während wir uns unterhielten.

Nach kurzer Zeit kam sie wieder, um energisch unser Gespräch zu beenden, mit Recht. Sie hatte es irgendwie erreicht oder auch nur bemerkt, dass der Leuchtturm-Verantwortliche eine Führung machen würde. Neben dem Wärter (der Faroleiro) stand eine ältere Dame mit einer großen Kamera (Foto) in der Hand, die offensichtlich schon auf den Rundgang wartete. Das war für mich DIE Gelegenheit. Unverfroren hängte ich mich an, natürlich nicht ohne zu fragen.

Aus Berichten im Web weiß ich, dass solche Führungen äußerst selten gemacht werden und offiziell nicht im Programm sind. Dass dabei ein kleiner Obolus fällig ist, wusste ich auch. Nun könnte man bösartig behaupten, dass die Führung nur gemacht wird, damit für den Wärter etwas Geld reinkommt. Man muss dabei wissen, dass dieser Wärter für viele Dinge, wenn nicht sogar für die gesamte Leuchtturmanlage, verantwortlich ist. Bei seinen auf Englisch gehaltenen Erläuterungen merkte man aber, dass er sehr leidenschaftlich von der alten Technik und Einzigartigkeit der Leuchtturm-Lichtanlage berichtete. Leider hat er mich darauf hingewiesen, nicht zu filmen. Fotografieren war erlaubt.

Nun, mein Versuch, ihm schon im Eingangsbereich ein paar Euro zuzustecken, schlug fehl. Er lehnte kategorisch ab. Nach Eintritt ins Gebäude sah ich aber einen Tisch stehen, auf dem einige Münzen lagen. Aha, dachte ich, daher weht der Wind. Die Portugiesen sind ein stolzes Volk, so wie übrigens die Spanier auch. Trinkgelder lässt man diskret auf dem Tisch liegen, wenn man das Lokal verlässt. Das Vertrauen heischende in die Tasche stecken von Geld, wie es in Deutschland manchmal praktiziert wird, würde die Portugiesen beleidigen.

Die Treppen sind schmal, im Turm selbst ziemlich eng, aber gut zu begehen mit Geländer. Der Wärter voran sprach unentwegt und mit viel Engagement über den Turm, seine Technik und seine Einzigartigkeit. Im Folgenden möchte ich ein paar Fakten nennen.

Portugal 9.4.2018: Forte do Beliche, Cabo de São Vicente
2018 © Peter E. Burkhardt
Geschichte und Technik des Farol de São Vicente

Der heutige Leuchtturm wurde im Oktober 1846 in Betrieb genommen. Zu Anfang sorgten 16 Öllampen mit Parabolspiegeln für das Licht. Die Leuchtweite betrug zu dieser Zeit schon 6 nautische Seemeilen. Im Jahre 1881 ersetzte man diese Erstausrüstung durch 5 Petroleumleuchten und einer Kristalloptik von 100 Zentimeter Durchmesser. Im Laufe der Jahre zeigten sich zahlreiche bauliche und technische Mängel. Bald genügte die Beleuchtungstechnik mit ihrer begrenzten Leuchtweite nicht mehr den Anforderungen. 1897 begann man mit einer Modernisierung. Der 22m-Turm wurde umgebaut und um 5,8 Meter erhöht. Gleichzeitig bekam das System eine neue Optik. Die Fresnell-Linsen mit einem Durchmesser von 2,66 Metern (Brennweite 1,33 m) zählen immer noch zu den größten der Welt. Der Antrieb (die Rotation der Lichtanlage) erfolgt mit einem Mechanismus ähnlich eines Uhrwerkes, natürlich wesentlich stabiler. Die Leuchtweite der Lichtblitze betrug 33 Seemeilen. Die Arbeiten dauerten 11 Jahre bis 1908.

Im Jahre 1914 wurden zusätzlich zwei Nebelhörner eingebaut, so dass auch bei schlechten Sichtverhältnissen ein relevantes Signal für die Schiffe zur Verfügung stand. 1926 erfolgte dann der Einbau von Generatoren, um die Ölfeuerung durch Strom zu ersetzen. Der Anschluss an das öffentliche Stromnetz erfolgte 1948.

Der seit 1926 elektrisch betriebene Leuchtturm ist seit 1982 vollautomatisiert. Ein Leuchtturmwärter (Faroleiro) ist nicht mehr nötig. Vorher musste die tonnenschwere Optik beim Start noch von Hand unterstützt werden.

Der Farol de São Vicente ist der lichtstärkste in Europa. Der alte Antrieb ist noch vorhanden. Mit Gewichten wie bei einer Standuhr werden über Ketten die Glaslinsen in Drehung versetzt. So dreht sich der Lichtstrahl, das Licht selbst ist fest. Die Lampe hat 3000 Watt Leistung. Das Leuchtfeuer ist noch in 60 Kilometer Entfernung zu sehen (nach anderen Quellen bis 90 km). An Nebeltagen ertönen zusätzlich die zwei großen Nebelhörner. Der tiefe Ton ist weithin hörbar.

Die Gebäude und dicken Mauern um den 28 Meter hohen Leuchtturm herum wurden 1846 errichtet. Vorher stand an gleicher Stelle ein Kloster der Franziskaner (16. Jahrhundert). 1587 zerstörte die englische Flotte unter Sir Francis Drake auch diese Klosteranlage (neben der Sagres-Festung, Sagres und Fort do Beliche).

Portugal 9.4.2018: Forte do Beliche, Cabo de São Vicente
2018 © Peter E. Burkhardt
Die Aussicht vom Turm

Vom Turm hat man eine herrliche Aussicht. Leider erlaubt die Vergitterung keinen freizügigen Blick und Fotos sind auch nicht sauber möglich. Leider blieb mir zu wenig Zeit, mit dem Tele gute Fotos ohne die Gitter zu schießen.

Noch schöner wäre es, wenn man auf dem Turm ins Freie gelangen könnte, aber der Leuchtturm ist nun mal kein Aussichtsturm. Jedenfalls war ich sehr froh, das Privileg der Turmbesteigung erleben zu dürfen. Beim Abstieg ist Vorsicht geboten. Die steilen kurzen Treppenstufen sind ungewohnt, vor allem wenn man die Kamera in der Hand hat.

Eigentlich ist es schade, dass die Turmbesichtigung nicht professionell gemanagt wird. Mit regulären Öffnungszeiten, einem mehrsprachigen Guide, einer ebenfalls mehrsprachigen Info-Broschüre und etwas überregionale Werbung ließe sich eine Menge Geld verdienen.

Manchmal könnte man den Eindruck gewinnen, die Portugiesen wollen garnicht, dass noch mehr Touristen kommen und Geld ins Land bringen. Natürlich verursacht Tourismus auch jede Menge Belastung der einheimischen Resourcen. Bei vernünftiger Steuerung gelingt es aber durchaus, den Wirtschaftsfaktor Tourismus effektiv zu nutzen, ohne dem eigenen Land zu schaden. Man muss nur verhindern, dass ausländische Unternehmen die Gewinne abschöpfen.

Ich kann nur jedem Besucher des Cabo de São Vicente empfehlen, eine Turmführung zu ergattern. Es lohnt sich.

Unten angekommen, wechselte ich noch ein paar Worte mit dem Stuhl-Fotografen und seiner Partnerin. Sie hatte sich mit dem Leuchtturm-Wärter in Portugiesisch unterhalten, was mich wunderte. Sie stammt aus Brasilien und spricht natürlich deshalb die Sprache des einstigen Eroberungslandes Portugal.

Portugal 9.4.2018: Forte do Beliche, Cabo de São Vicente
2018 © Peter E. Burkhardt
Schöne Aussichten am Kap

Aussicht Richtung Norden vom Turmgelände aus. Was kann schöner sein? Rauh, aber anziehend.

Am Eingang des Leuchtturmgeländes hatte sich eine kleine deutsche Musikgruppe positioniert. Sie spielten auf mittelalterlichen riesigen Holzblasinstrumenten, die sie auch selbst hergestellt hatten. Die Pfeifen waren vergleichbar mit großen Alphörnern. Es waren Leute, die man durchaus als Aussteiger bezeichnen kann. Näheres habe ich leider nicht erfahren.

Die Bezeichnung Aussteiger ist nicht wörtlich zu nehmen. Oft sind die Leute nur mehrere Monate im Süden, den Rest des Jahres aber zu Hause in Deutschland. Manchmal ist es auch so, dass im Winter in Deutschland das Geld verdient wird, um relativ sorgenfrei die Sommermonate an der Küste verbringen zu können.

Es gibt aber auch wirkliche Aussteiger, die endgültig die Nase voll haben vom verstaubten Konservatismus eines großen Teils der deutschen Gesellschaft.

Portugal 9.4.2018: Forte do Beliche, Cabo de São Vicente
2018 © Peter E. Burkhardt
Rückweg über Vila do Bispo

Ziemlich müde trabte ich entlang der nicht endend wollenden Landstraße Richtung Sagres. Dabei musste ich nur die wenigen Kilometer bis zur Beliche-Festung laufen, dort stand das Auto, jetzt ziemlich verlassen. Der kleine Parkplatz war fast leer. Die Festungsbesucher waren alle weg. Nur eine einziger Transporter stand am Klippenrand, ein Deutscher. Die kurze Unterhaltung brachte nicht viel. Er hatte wohl keine richtige Lust auf ein längeres Gespräch.

Warum ich ihm von meinen gestrigen verlorenen Sohlen erzählte, ist mir selbst unklar. Er meinte nur, es gäbe viel "Dreck" zu kaufen, man solle nicht so geizig sein. Vielleicht hat er sogar Recht. Die Schuhe lagen noch im Kofferraum. Ich versäumte nicht, sie für die Nachwelt abzulichten. Danach war der Müllcontainer an der Straße wieder etwas voller.

Eigentlich mit Kaffeedurst in der Kehle fuhr ich doch noch zum Lidl nach Vila do Bispo. Die 8 Kilometer von Sagres aus sind schnell zurückgelegt. Ich brauchte unbedingt noch etwas für den Rest des Tages, irgendwas zum Kaffee und irgendwas Knuspriges für den Abend. Man hat ja schließlich Urlaub.

Lidl war zwar noch am alten Platz, hatte sich aber gegenüber 2015 stark verändert. Lidl hat sich einem modernen Facelift unterzogen. Die gesamte Außenhaut wurde mit dunklem Glas verkleidet. Auf dem Parkplatz gibt es jetzt mehr Dächer zum Unterstellen für die Autos. Innen wurde die Raumaufteilung insbesondere im Eingangsbereich verändert. Die Wagen stehen jetzt unter einem speziellen Dach mitten auf dem Parkplatz. Alles erscheint jetzt großzügiger und moderner.

Ich bekam, was ich brauchte. Erst gegen 17.30 Uhr stand ich wieder auf dem Hotelhof. Die Sonne schien, der Kaffee und eine Quarktasche schmeckten, Sagres lag mir zu Füßen: Was will man mehr?

Nach der Dusche bin ich tatsächlich fest eingeschlafen. Die Sonne stand schon tief, versteckt hinter ein paar Wölkchen, die sich auf dem Wasser Richtung Norden schlichen.

Der Wetterbericht aus dem Internet versprach nichts Gutes. Ein großes Regengebiet war im Anmarsch. Mit aller Zeit der Welt setzte ich den E-Herd in Gang und freute mich schon jetzt auf die Pizza.

Meine Schuhe vom Vortag für die Tonne

Lidl verglast im neuen Look.

Zwischenzeitlich saß ich natürlich wieder am PC. Ich hatte heute noch kein Wort zu Papier (äh, in den Speicher) gebracht. Unnütze Kleinigkeiten des Tagesgeschehens wären unwiederbringlich verloren, wenn ich nicht zeitnah aufschreiben würde, was gewesen ist. Das Unnütze ist oft das Salz in der Suppe.

Apropos Salz, die Pizza hatte von Haus aus davon zuviel abbekommen. Daran mag wohl die Salami schuld gewesen sein. Mit viel Trinken war mein Abendmahl aber durchaus positiv genießbar.

Es sollte 10 Minuten vor 1 sein, als ich das letzte Mal auf die Uhr schaute. Selbst die Scheinwerfer der Fortaleza von Sagres waren schon aus. Der Himmel hatte sich zugezogen, Sterne waren nicht mehr zu sehen. Sollte das schon die angekündigte Regenfront sein?

Portugal 10.4.2018: Regentag im Aparthotel Navigator
2018 © Peter E. Burkhardt

Di 10.4. – Regentag im Aparthotel Navigator

Spätes Frühstück

Es ist 10.35 Uhr. Soeben habe ich dem Zimmerservice 5 Euro in die Hand gedrückt und mir ein neues Handtuch geben lassen. Sie müssen heute mein Zimmer nicht reinigen. Warum? Wenn ich aus dem Fenster schaue gruselt mir. Schon in der Nacht fing der Sturm an. Der Regen klatschte an die Scheiben, der Balkon schwimmt. Die Lichter von Sagres waren kaum zu sehen, die beiden Leuchtfeuer konnte man nur vermuten. So ein Wetter! Noch am Samstag hatte die graue Eminenz beklagt, dass es zu wenig regnen würde. Ihr Ruf wurde erhört.

Im Moment hat der Regen etwas nachgelassen, aber leider nicht aufgehört. Ich stelle mich nun auf ein paar Stunden Gefangensein ein. Bei Nässe von oben habe ich absolut keine Lust, raus zu gehen. Heute Morgen bin ich um viertel vor 9 aufgewacht, eigentlich reichlich spät. Mein letzter Blick hatte ein Uhr signalisiert. Das relativiert meine Nachtzeit, fast 8 Stunden.

Zum Frühstück gab es Lidl-Vollkorn-Roggen-Brötchen zu 14 Cent das Stück. Sie schmecken besser als die Körnerspitz-Brötchen und sind auch weicher. Ich werde wohl in nächster Zeit bei dieser Sorte bleiben. Eine Quark- und eine Apfeltasche hob ich mir für den Nachmittag auf. Die portugiesische Butter mit 50 % reduziertem Fettanteil schmeckt nicht besonders gut. Da ist mir die mit Joghurt versetzte Margarine lieber. Man soll eben bei dem bleiben, was man kennt. Was der Bauer nicht kennt, ißt er nicht. Aber nicht immer muss man nach diesem Sprichwort handeln, wo sollen denn sonst neue Erkenntnisse herkommen?

Die großen fetten roten Weintrauben sind fast kernlos und ziemlich wässern. Das stört mich aber nicht. Dafür waren sie mit 2,39 Euro das Kilo günstig und fördern auch so des Kaisers Gang. Um vernünftig aufwaschen zu können, hatte ich gestern noch Fit (natürlich hier mit anderer Bezeichnung, aber auch grün) und ein Päckchen Waschtücher mitgenommen. Eigentlich müssten diese Dinge im Appartement vorhanden sein, aber man spart.

Große Tuben Sonnenchreme gab es nicht, Lidl ist wahrscheinlich noch nicht so richtig auf die Saison vorbereitet. Wenn das Wetter so weitergeht, werde ich mit der halben Tube aus dem Rucksack reichen.

Mein Müßiggang

Es war 20.55 Uhr Ortszeit. Wie es draußen aussah, zeigt das folgende Foto. Jeder Kommentar ist da überflüssig.

Jetzt saß ich wieder am Laptop und schrieb, was wichtig erscheint oder auch nur, um bestimmte Dinge nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Gerade hatte es wieder angefangen zu regnen. Die Fensterscheiben waren nass, als wenn jemand von oben Wasser dagegen schütten würde.

Noch vor einer Stunde hatte ich vor, einen Rundgang am Mareta-Strand zu machen, um mich heute doch noch ein wenig zu bewegen. Das war übrigens schon der zweite Versuch. Kurz nach eins (13 Uhr) war ich schon unten am Auto, um meine Schuhe anzuziehen, als es aus heiterem Himmel wieder zu schütten begann. Die wenigen Meter bis zurück zum Hoteleingang war meine Windjacke klitschnass. Den ganzen Nachmittag pflegte ich Müßiggang.

Ich studierte den Algarve-Reiseführer, dachte über Gott und die Welt nach und das Fernsehprogramm kenne ich jetzt auch. Zwischendurch habe ich meinen heißen mexikanischen Eintopf aus der Büchse genossen. Bei dem Wetter tut innere Wärme gut.

Irgendwie kam ich mir heute schlecht vor. Am PC ist nicht viel geworden, bewegt hatte ich mich auch nicht, dafür aber gegessen viel zu viel.

Vielleicht würde es morgen besser werden. Geplant war eigentlich ein Fóia-Besuch und einige Strände an der Westküste. Am Berg Fóia kann ich Wasser tanken. Es kommt aus dem Berg und soll Trinkwasserqualität haben. Selbst die Einheimischen holen dort Wasser.

Die Westküste ist gut zum Fotografieren. Morgen sollte es viel Sonne geben.

Portugal 11.4.2018: Marmelete, Fóia, Aljezur, Praia da Bordeira
2018 © Peter E. Burkhardt

Mi 11.4. – Marmelete, Fóia, Aljezur, Praia da Bordeira

Mittwoch früh vor dem Start

Viertel vor acht saß ich schon auf dem Balkon, trotz der kurzen Nacht. Die schwarzen Wolken hatten sich verzogen. Es würde sich also lohnen, zum Fóia zu fahren. Von da oben hat man, natürlich nur bei klarem Wetter, eine herrliche Sicht aufs Meer und nach Norden hin auf die kleineren Berge des Monchique-Gebirges.

Ab und zu tauchte Sagres in den Schatten einer einzelnen Wolke ab, zum Fotografieren musste ich die passenden Momente abwarten. Meine Frühstücksrunde zog sich in die Länge. Allerdings war es trotz der Sonne ziemlich kühl. Der heiße Cappuchino tat gut.

Erst gegen halb zehn war ich lebendig genug, um Dusche und Sonstiges hinter mich zu bringen. Mit Beeilung schaffte ich es sogar, nach 10 Uhr meine Residenz zu verlassen.

Am Tresen hatte die junge Hübsche Dienst. Wir wechselten ein paar Worte über's Wetter. Ihr Deutsch ist so gut, dass es dafür reicht. Sie fragte, ob ich frühstücken wolle. Wieso das? Ich hatte kein Frühstück gebucht und auch nicht die Absicht, dies zu ändern. Trotzdem wurde ich neugierig und so schaute ich mich im Frühstücksraum um. Er befindet sich in dem flachen Seitengebäude zu Füßen meines Balkons.

Der Raum wirkte etwas altbacken, so wie eigentlich das ganze Hotel. Niemand war zu sehen. Die wenigen Gäste waren offensichtlich schon fertig. Trotzdem gefiel mir das Ambiente. Vor allem die Bilder an den Wänden, alle handgemalt, wahrscheinlich von regionalen Künstlern, musste ich mir näher anschauen. Mir gefällt es, wenn die Motive mit der Umgebung abgestimmt sind.

Frühstück. Die wenigen Wolken stören noch nicht.

Frühstücksraum. Mittagessen gibt's außer Haus.

Die Bilder passen zu Sagres, links auf dem großen Bild der Mareta-Strand direkt vor dem Hotel.

Ein kleiner Umweg über Raposeira

Etwas nach 10 Uhr Ortszeit verließ ich das Hotel, um zum Berg Fóia zu fahren. Die Sonne schien, doch der kalte Wind aus dem Norden ließ trotzdem kein Strand-Feeling aufkommen.

Wie schon in 2015 nahm ich die Route über Marmelete. Es ist eine Fahrt durch Wald und Berge ähnlich dem Erzgebirge in Deutschland. Vorher war ich aber in Raposeira gelandet. Ich hatte in Vila do Bispo nicht den Abzweig durch den Ort genommen, sondern war versehentlich auf der Hauptstraße geblieben, die nach Lagos führt.

Zwar hätte ich auch diese Strecke nehmen können, um in das Monchique-Gebirge zu kommen, aber sie führt nicht über den Ort Marmelete.

Ich entschloss mich, die wenigen Kilometer zurück zu fahren. Vorher probierte ich die Kirchentür. Sie war wie so oft verschlossen. Ich hatte bisher keine Gelegenheit, in diesem historisch bedeutendem Bau, in dem schon Heinrich der Seefahrer gebetet haben soll, Fotos zu machen. Es sollte auch dieses Mal nicht sein.

 

 

Portugal 11.4.2018: Marmelete, Fóia, Aljezur, Praia da Bordeira
2018 © Peter E. Burkhardt

Kirche und Friedhof in Marmelete

Datei: Marmelete_164wa.jpg

Marmelete im Monchique-Gebirge, ganz rechts die Kirche (Urheber Roger W Haworth, 2009, © nach CC BY-SA 3.0)   6

Der etwas eigentümliche Name des Dorfes Marmelete (klingt fast wie Marmelade) soll auf die Worte "Meer und Milch" zurückgehen. Das Meer deshalb, weil die Gründung der Ortschaft von schiffsbrüchigen Matrosen erfolgte, das Wort Milch deshalb, weil die Matrosen in der Folge Land- und Viehwirtschaft betrieben und sich u.a. von Ziegenmilch ernährten.

Das Dorf liegt im westlichen Teil der Serra de Monchique zwischen den Ortschaften Monchique und Aljezur. Bisher hatte ich die Kirche in Marmelete einfach ignoriert. Nie war ich von der Haupt- und Durchgangsstraße N267 ins Dorfzentrum hinunter abgebogen. Heute, bei anfangs herrlichem Sonnenschein, konnte ich sogar unmittelbar vor dem Eingang der Kirche bzw. vor dem Eingang des nebenan liegenden Friedhofs parken. Aber auch in Marmelete war die Kirche verschlossen, so dass ich nur von außen ein paar Aufnahmen machen konnte.

Auf dem Friedhof in Marmelete war ich auch. Wie in Portugal üblich wird viel Stein und Beton verwendet. Allerdings geben die vielen persönlichen Bilder und Fotos auf den Gräbern dem Friedhof einen besonderen Charakter. Auch die Skulpturen sind oft sehr filigran und sorgsam gefertigt, so dass man sich gern umschaut.

Die kleine Gemeindekirche von Marmelete

Solange man auf dem Friedhof keine eigenen Verwandte oder Freunde liegen hat, ist es eine Art Museum oder Ausstellung mit oftmals guter Kunst. Natürlich gibt es auch kitschige Darstellungen religiöser Figuren, aber das übersehe ich gerne.

6  Marmelete im Monchique-Gebirge. Urheber Roger W Haworth. Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki, Datei: Marmelete_164.jpg,
Lizenz: https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.de, Zuschnitt: Peter E. Burkhardt, Weitergabe des Fotos zu gleichen Bedingungen

Portugal 11.4.2018: Marmelete, Fóia, Aljezur, Praia da Bordeira
2018 © Peter E. Burkhardt

Friedhof in Marmelete

Bei viel Beton ist wenig Pflege erforderlich.

Blick von der Kirche aus auf Marmelete

Er hat gekläfft und konnte mich gar nicht leiden.

Freguesia de Marmelete, offen von 8 bis 16.30 Uhr

Manche Grabsteine sind reine Kunstwerke.

Geschichte und Kultur im Stein verewigt

12.56 war ich schon wieder auf der N267 Ri Monchique.

Die Nationalstraße N267 Richtung Monchique schlängelt sich über Berg und Tal durch die Serra. Erstaunlich ist die üppige Vegetation mit dem subtropischen maritimen Bergklima. Viele Quellen sorgen für ganzjährige Feuchtigkeit. Es wachsen neben Kiefern, Platanan, Kastanien und Kamelien auch Eukalyptusbäume, die teilweise schon lange stehen und entsprechend groß sind.

Die Besiedlung ist mäßig. Ab und zu steht ein Haus an der Straße, größere Siedlungen gibt es kaum. Ich empfand die Fahrt als äußerst angenehm und beruhigend, nicht zuletzt auch wegen des nahezu fehlenden Verkehrs.

Portugal 11.4.2018: Marmelete, Fóia, Aljezur, Praia da Bordeira
2018 © Peter E. Burkhardt

Wasserquelle am Berg Fóia

Die Bergstraße zum Fóia erreicht man über die kleine Stadt Monchique. Die Durchfahrt in Monchique war mir nicht mehr präsent, so dass ich einen jungen Mann fragte. Mit Hilfe seiner Erläuterungen und meiner Erinnerung fand ich schließlich die Straße, die auf den Berg führt. Grund für die Fragerei war, dass ich erstens meine Aufzeichnungen der Navi-Daten im Hotel hatte liegen lassen, und dass ich zweitens auf dem Navi nur Monchique eingeben konnte und nicht Fóia. Den Bergnamen kennt mein Navi nicht.

Kurz vor dem Gipfel hielt ich an der Trinkwasserquelle, um meine leeren Flaschen und den Kanister zu füllen. Es wehte ein heftiger kalter Wind. Das hatte aber den Vorteil, dass eine für meine Begriffe fabelhafte Sicht herrschte. Das Meer, Portimão und auch Lagos waren sehr gut zu sehen. Ich fotografierte, was das Zeug hielt. Sowohl in 2010 als auch in 2015 war die Sicht wesentlich schlechter. In 2015 war sogar Nebel und überhaupt nichts zu sehen.

Die Sicht ist sicherlich nur bei Kälte und Wind so gut. Mich wunderte, dass nicht ein einziger Weinberg zu sehen war, obwohl es Weingüter hier in der Gegend geben soll. Jedenfalls stand das auf einer Flasche beim Lidl.

Blick Richtung Südwest. Auch hier breiten sich langsam immer mehr Windmühlen aus, die nicht zur Natur passen. Ich denke, man macht mit den Windanlagen den gleichen Fehler wie mit den riesigen Hochspannungsleitungen.

Portugal 11.4.2018: Marmelete, Fóia, Aljezur, Praia da Bordeira
2018 © Peter E. Burkhardt
Miradouro de Fóia, an der Quelle

Zufahrt zur eigentlichen Quelle

Am Hang die Blütenpracht des Aprils

Im Sommer ist hier reger Betrieb, mit Verkaufswagen.

Sie steht etwas oberhalb der Quelle.

Die Anlage ist gepflegt, nicht immer selbstverständlich.

Das Wasser kommt aus dem Berg Fóia und ist sauber.

Was genau drauf steht weiß ich nicht.

Glasklar, gut gefiltert vom Berg und vor allem kostenlos

Im Sommer muss man meist warten, bis die Quelle frei wird. Vor allem die Wohnmobile, aber auch die Einheimischen mit vielen großen Kanistern halten den regen Betrieb auf. Auch ich hatte die Gelegenheit genutzt und alle verfügbaren Flaschen und Kanister gefüllt, in diesem Jahr aber ohne warten zu müssen. Es ist nicht nur eine Frage des Geldes, das Quellwasser zu nutzen, sondern die Überzeugung, dass nichts besser reinigt als der Berg mit seinem Filter aus Stein und Sand. Und Pharmazie-Rückstände oder andere Verunreinigungen der Zivilation enthält das Wasser hier oben sowieso nicht.

Portugal 11.4.2018: Marmelete, Fóia, Aljezur, Praia da Bordeira
2018 © Peter E. Burkhardt

Auf zum Berg Fóia

Die aufsteigende Straße zum Berg

Der Souvenir-Laden gegenüber dem Parkplatz

Der Fóia ist im Süden Portugals mit 902 Metern der höchste Berg der Serra de Monchique. Sein kleiner Bruder, der Picota östlich von der Stadt Monchique, ist nur 774 Meter hoch. Der Gipfel des kleineren Bergs ist zwar auch auf asphaltierter Straße zu erreichen, aber bei weitem touristisch nicht so frequentiert im Vergleich zum Fóia. Insbesondere die Wanderrouten rund um den Picota sind empfehlenswert, so wird jedenfalls im Web berichtet. Ich selbst würde auf jeden Fall den kleineren Berg besuchen, sollte ich jemals wieder im Süden Portugals weilen dürfen.

Auf dem Berg selbst war die Sicht gut. Allerdings wurde die Sonne ab und zu von den eilig dahingleitenden Wolken verdeckt. Der Rundgang durch den Souvenir-Laden brachte nichts Neues.

Wie schon in 2015 konnte man neben Keramik und vielem anderen Schnick-Schnack warme Pullover und Jacken kaufen. Dieser Teil des Angebots ist ähnlich wie die Strickwaren am großen Leuchtturm von Sagres. Dass es hier oben auch kalt und vor allem windig werden kann, habe ich in 2015 schon spüren dürfen. Heute konnte ich mit dem Wetter zufrieden sein.

Ich habe den Eindruck, dass die Preise trotz der Berglage nicht höher sind als im Keramikladen von Sagres. Gekauft habe ich nichts, ich brauchte nichts.

Die gleiche Straße aus Richtung Monchique

In diesem Jahr 2018 mit neuem Außenanstrich

Das Keramikangebot ist ähnlich dem Laden in Sagres. An dieser Stelle sei eine Anmerkung erlaubt. Die Fassade des Ladens hatte man zwar wieder schön hergerichtet. Doch das Eisengitter, auf dem die Teller hingen, war wie schon vor 3 Jahren angerostet und unansehnlich. Mir fallen solche Dinge auf, zwar nicht unbedingt typisch für Portugal, aber hier doch recht oft anzutreffen.

Portugal 11.4.2018: Marmelete, Fóia, Aljezur, Praia da Bordeira
2018 © Peter E. Burkhardt

Der Gipfel des Fóia ist mit seiner Radarstation und den anderen Sendeanlagen nicht so naturbelassen. Einzig der riesige Steinhaufen, bestehend aus großen Felsbrocken, dürfte vulkanischen Ursprungs sein und seit ewiger Zeit auf dem flachen Fóia-Gipfel vor sich hin erodieren. Man kann den Steinhaufen erklettern, die Aussicht von dort ist aber auch nicht besser und hängt sowieso vom Wetter und Dunst der Atmosphäre ab.

Lange hielt ich mich nicht auf dem Berg auf, es wurde mir trotz meiner Kapuzenjacke und der noch drüber gezogenen Windjacke zu kalt. Der Wind war richtig eisig. Ich dachte, hoffentlich schlägt das Wetter bald um, dass ich ins Wasser gehen kann. Bis jetzt hatte ich mich noch davor gedrückt.

Mit Hungergefühl im Magen fuhr ich wieder hinunter Richtung Monchique. Selten kann man halten, um die Aussicht zu genießen.

Straße hinunter nach Monchique

Verlassener Hof, schon mit vergrastem Zufahrtsweg

Portugal 11.4.2018: Marmelete, Fóia, Aljezur, Praia da Bordeira
2018 © Peter E. Burkhardt

Rückfahrt über Monchique nach Aljezur

Auf der Fahrt hinunter nach Monchique sollte man versuchen, ab und zu anzuhalten, um die Ausblicke zu genießen und für die Fotosammlung festzuhalten. Schöner ist natürlich, wenn man den Wanderweg beginnend auf dem Fóia nutzt, der bis in die Stadt führt.

Obwohl ich nur durchgefahren bin, muss ich einige Worte zu dieser schönen am Hang liegenden Kleinstadt verlieren. Wegen der Nähe zu den Bergen mit vielen Wanderwegen ist Monchique ein idealer Ausgangspunkt für touristische Aktivitäten. Das Städtchen ist ein gern genutzter Kurort, nicht zuletzt wegen der sauberen Luft und der Nähe der Thermalbäder im 6 Kilometer entfernten Dorf Caldas de Monchique.

Das bis zu 32°C heiße Thermalwasser von Caldas hat eine heilsame Wirkung bei Rheuma, Asthma und Muskelerkrankungen. Schon die Römer wussten die heißen Quellen zu nutzen.

Dabei sind Caldas de Monchique und auch Monchique selbst nicht so überlaufen wie die Urlaubsorte an der Küste (noch nicht!). Man kann in etwa 460 Metern Höhe eine Landschaft genießen, die noch ursprünglich ist und übrigens schon in der Steinzeit besiedelt war.

Leider trüben ein paar neuere Siedlungen das sonst so schön in die Hänge gebaute Stadtbild. Mit schreienden Farben getünscht tun sich Reihenhäuser hervor, als würden sie die Welt erobern wollen. Das Gute ist, die Innenstadt hat ihren urtümlichen Charakter behalten dürfen und wurde nur vereinzelt durch neue Beton- und Glasfronten verunziert.

Waldbrände im Sommer 2018

Als ich im April in der Serra de Monchique war, konnte niemand ahnen, welche Hitze und Trockenheit über Europa hereinbrechen würde. Der heiße Sommer verursachte Anfang August einen riesigen Waldbrand, der rund um Monchique wütete und insgesamt etwa 27.000 Hektar Wald betraf. Besonders die massig vorhandenen Eukalyptus-Bäume fördern durch ihren Öl-Gehalt die Ausbreitung der Flammen, bei über 40°C kein Wunder. Der Katastrophenschutz benötigte über eine Woche, um mit Hilfe von mehr als 1.300 Feuerwehrleuten und 13 Löschflugzeugen den Brand einzudämmen.

Ich kann nur hoffen, dass die schöne Gegend um Monchique wieder zu dem wird, was sie noch im April 2018 war: ein stilles Naturparadies.

Portugal 11.4.2018: Marmelete, Fóia, Aljezur, Praia da Bordeira
2018 © Peter E. Burkhardt
Kaffeepause in Marmelete

Pünktlich um drei meldete sich mein Bedürfnis, eine Kaffeepause einzulegen. Ich hatte beschlossen, wieder die N267 entlang über Marmelete zurück Richtung Meer zu fahren, so wie ich gekommen war.

Kurz vor dem Ortseingang von Marmelete (von Monchique kommend) ist auf der linken Seite ein Rastplatz mit überdachten Tischen und Bänken. Dort probierte ich zum ersten Mal meinen 12V-Tauchsieder aus. Den Tauchsieder direkt in den Keramiktopf vom Keramikladen in Sagres gesteckt wird das Wasser tatsächlich schneller heiß als es mit dem 12V-Wasserkocher der Fall ist. So konnte ich mich wenigstens von innen etwas aufwärmen. Auf der weiteren Fahrt machte ich erst einmal die Heizung voll auf, um wieder auf Temperatur zu kommen.

Dem Wegweiser folgend musste ich wieder über Aljezur zurückfahren. Eigentlich war mir noch nicht richtig klar, womit mich der Rest des Tages erfreuen sollte. Es war 16.16 Uhr.

Abstecher ins Aljezur-Zentrum

Wegweiser gegenüber des Rastplatzes in Marmelete

Die weithin sichtbare Kirche in Aljezur hatte mich schon immer interessiert. Man sieht sie schon, wenn man sich auf der N120 oder auch auf der N267 der Stadt nähert. Heute fuhr ich einfach Richtung Stadtzentrum und hielt in der schmalen Einbahnstraße "R. Monsenhor Manuel Francisco Pardal" nahe der Igreja Nova. Diese Kirche in Aljezur-Neustadt heißt von jeher Igreja Nossa Senhora da Alva und wurde im 18. Jh. im Auftrag des Bischofs der Algarve gebaut. Der Bau ersetzte die in 1755 vom Erdbeben zerstörte ursprüngliche Kirche aus dem 16. Jh. Am Eingangsportal steht die Jahreszahl 1577. Wie das Innere der Kirche aussieht konnte ich auch hier wegen verschlossener Türen nicht sehen. Schade! Früher waren zumindest die katholischen Kirchen öfter auf als heute.

Der zentrale Platz, an dem die Kirche steht, ist besonders durch seine Hanglage interessant. Highlight sind die zwei Bars an der oberen Querseite, die mit ihren äußeren Stühlen und Tischen ein besonderes Flair ausstrahlen. Selbst heute an so einem zwar sonnigen, aber kühlen und windigen Tag waren einige der Tische belegt.

Rue Monsenhor Manuel Francisco Pardal in Aljezur

Igreja Nossa Senhora da Alva, Aljezur (37.31635, -8.79573)

Kirche in der Aljezur-Altstadt

Es gibt noch eine weitere Kirche in der Altstadt Aljezur hoch oben am Hang (auf der anderen Seite des Flusses Aljezur gegenüber der Neustadt), die Igreja da Misericórdia (Kirche der Jungfrau der Gnaden). Diese Altstadt am Berg wäre auch einen Besuch wert (37.31924, -8.80376).

Portugal 11.4.2018: Marmelete, Fóia, Aljezur, Praia da Bordeira
2018 © Peter E. Burkhardt

Igreja Nossa Senhora da Alva in Aljezur (Kirche der Jungfrau der Morgenröte), auch Igreja Nova genannt

Portugal 11.4.2018: Marmelete, Fóia, Aljezur, Praia da Bordeira
2018 © Peter E. Burkhardt

Igreja Nova, am Treppenaufgang die Büste des Bischofs D. Francisco Gomes do Avelar. Die Kirche war verschlossen.

Auftraggeber für den Kirchenneubau: Bischof der Algarve, D. Francisco Gomes do Avelar, 1739 - 1816

Die neoklassische Kirche wurde anstelle der 1755 vom Erdbeben zerstörten alten gotischen Pfarrkirche gebaut. Die Kirche besteht aus drei Schiffen, hat einen Altarraum und drei Kapellen. Im Altarraum befindet sich auf einem Aufsatz die Schutzpatronin von Aljezur: Nossa Senhora da Alva. Einige Gemälde konnten aus der alten Pfarrkirche gerettet werden und haben ihren Platz in der Igreja Nova gefunden.

Dom Francisco Gomes do Avelar, Bispo do Algarve

Schon im Alter von 14 Jahren reiste Francisco nach Lissabon, um dann im Jahre 1757 ein Studium zu beginnen. Später wurde er Professor und unterrichtete die Heilige Schrift, Philosophie, Rhetorik und Moral (Professor na Casa das Necessidades). Nach einem Aufenthalt in Rom bis 1788 wurde er am 26. April 1789 Bischof der Algarve. Neben den Aufgaben als Bischof kümmerte er sich um den Ankauf verschiedener Kunstwerke und war dem neoklassischem Stil zugeneigt. Ab 1807 sorgte er im völlig heruntergewirtschafteten Kurort Caldas de Monchique durch umfangreiche Baumaßnahmen für neuen Aufschwung. Als die Franzosen 1807 die Algarve überfielen, konnte der Bischof mit großer Klugheit und Taktik weiteres Unglück abwenden. Er war oberster Chef der Algarve bis zu seinem Tode 1816. Seine Grabstätte ist in der Kathedrale von Faro.

Portugal 11.4.2018: Marmelete, Fóia, Aljezur, Praia da Bordeira
2018 © Peter E. Burkhardt

Dieses Haus am oberen Ende des Platzes ist meiner Meinung nach besonders schön.

Aljezur hat einen sehr gepflegten Eindruck gemacht. Ich habe kein einziges Haus gesehen, das vernachlässigt ausgesehen hätte. Mir ist aufgefallen, dass neben dem meist üblichen Weiß auch Akzente mit anderen Farben gesetzt waren, ohne übertrieben und schreiend zu wirken, wie es in Monchique der Fall war. Eines der Häuser ist komplett mit Azulejos (blaugemusterte Fliesen, uralte portugiesische Handwerkskunst) besetzt. Mir hat Aljezur sehr gefallen.

Portugal 11.4.2018: Marmelete, Fóia, Aljezur, Praia da Bordeira
2018 © Peter E. Burkhardt
Castelo de Aljezur

Links eine neue Siedlung von Aljezur, rechts die Burg

Die auf einem Hügel oberhalb des Flusses Aljezur noch vorhandenen Burgreste gehen auf die Bronze- und Eisenzeit (ab 3000 v. Chr.) zurück (nach Ausgrabungen von Carlos Tavares da Silva). Jedenfalls liegen die Anfänge der Burg weit vor der islamischen Zeit. Sie diente im 10. Jh. hauptsächlich dem Schutz des Hafens am Fluss Aljezur und war in das Verteidigungssystem Almóada der Region Silves integriert. Es bestand bis zum 18. Jh. eine schiffbare Verbindung zum Meer, über das der Warenverkehr von Aljezur zu den Küstenstädten der Algarve abgewickelt wurde. Aljezur lieferte vor allem landwirtschaftliche Güter und Produkte des Handwerks. Mit zunehmender Versandung des Flusses verlor Aljezur als Handelsumschlagplatz seine Bedeutung.

Mit der christlichen Rückeroberung wurde auch Aljezur als letzter Ort der Algarve im Jahr 1249 wieder christlich. Im 15. Jh. wurde die Burg aufgegeben. Die Bestätigung dafür ist aus Unterlagen eines Besuchs der Anlage durch Vertreter des Santiago-Ordens (Order of Santiago de Aljezur) im Jahr 1448 (nach anderen Quellen 1482). Es wurde jedoch der weitere Abbruch der Burg verboten. Fels und Mauerwerk durfte nicht mehr für andere Bauten genutzt werden. Außerdem wies der Orden an, die Burgwände zu restaurieren und die Zisterne zu reinigen.

Das große Erdbeben von 1755 zerstörte viele Häuser von Aljezur, dessen Kirche und auch Teile noch vorhandener Burgmauern. Die Burg wurde nie wieder vollständig aufgebaut. 1940 wurden die Mauern teilweise rekonstruiert. Weitere Erhaltungsmaßnahmen folgten, nachdem die Burg 1977 unter Denkmalsschutz gestellt wurde. Man begann, die Überreste der Burg auch durch Ausgrabungen näher zu untersuchen und zu restaurieren. Dabei wurden Grundrisse identifiziert, die auf eine Nutzung der Burg als Truppenkaserne schließen lassen.

Auf dem Hügel stehen die Reste des Castelo de Aljezur.

In den Jahren 1973 bis 1981 erfolgten mehrere Restaurationen und Ergänzungen, um das Burggelände für den Besucherverkehr zugänglich zu machen. 1977 wurde die Zufahrtsstraße erneuert, ein Parkplatz gebaut und bis 1981 eine Beleuchtung fertig installiert. Die dringend gewordene Reparatur der Burgmauern wurde in 1985 vorgenommen.

Weitere Pläne zur touristischen Erschließung des Burggeländes wurden 1998 veröffentlicht. Auf dem 88 Meter hohen Hügel sind heute neben zwei Türmen, einer Zisterne und der umgebenden Mauer nur noch ein paar Mauerreste der ehemaligen Burgstruktur zu sehen, also nichts Besonderes. Für den schönen Panoramablick auf die Umgebung und vor allem auf das Aljezur-Tal ist allerdings eine kleine Wanderung empfehlenswert. Mit dem Auto kann man auch hochfahren. Am Burgeingang gibt es einen kostenlosen Parkplatz (37.31678, -8.80516), der allerdings im Sommer voll sein dürfte.

Strände bei Aljezur

Kurz vor der Altstadt von Aljezur vereinigen sich die beiden kleinen Flüsse "Ribeira das Cercas" und "Ribeira das Alfambas" zum "Ribeira de Aljezur". Dieser Fluss umarmt dann die am Hang liegende Altstadt und fließt schließlich ins Meer. Den Hafen von Aljezur gibt es so nicht mehr. Jetzt bildet der Ribeira de Aljezur vor dem Meer ein Lagunensystem, das von hohen Sanddünen umrahmt wird. Deshalb ist der Praia da Amoreira ein wahrer Traumstrand.

Neben dem nördlich von Aljezur bei Rogil liegenden Praia do Vale dos Homens gibt es noch den sich anschließenden Praia do Carreagem, der aber besonders bei Flut sehr schmal ist. Wie gesagt, der Strand Praia da Amoreira ist durch die verzweigte Flussmündung des Aljezur-Flusses besonders empfehlenswert.

Portugal 11.4.2018: Marmelete, Fóia, Aljezur, Praia da Bordeira
2018 © Peter E. Burkhardt

Südlich des Praia da Bordeira

Praia da Bordeira. Ich hatte den blauen Himmel von Aljezur nicht mitnehmen können und hoffte nun auf Besserung.

Genau 17.11 Uhr hatte ich in Aljezur mein letztes Foto gemacht. Da mir der Himmel immer wieder sein blaues Kleid zeigte, natürlich nur, weil ihm der doch recht kräftige Wind dabei half, die dunklen Fetzen wegzujagen, hatte ich noch Lust auf Küste und Meer.

Nichts eignet sich in dieser Gegend besser als der Strand bei Carrapateira, nur wenige Kilometer von Aljezur entfernt. Die Erkundung der mir noch unbekannten Aljezur-Lagune nebst angrenzender Strände hob ich mir für später auf. Die vorgerückte Stunde ließ keine neuen Experimente zur Entdeckung neuer Ufer (im wahrsten Sinne des Wortes) zu. Beim Praia da Bordeira wusste ich wenigstens, was mich erwarten würde. Nicht zuletzt wegen des zu erwartenden weichen Abendlichts beeilte ich mich, ans Meer zu kommen.

Der Strand Praia da Bordeira liegt eigentlich bei Carrapateira und ist der längste mir bekannte Strand an der Westküste Portugals. Besonders interessant für die Foto- und Video-Produktion (übrigens auch für Profis) sind einerseits der flache etwa 3 Kilometer lange Strand, andererseits die hohen, steilen und zerklüfteten Klippen, die sich südlich des Praia da Bordeira anschließen. Die Klippen ziehen sich bis zum Praia da Cordoama hin, ein Surferparadies mit jeweils großem Parkplatz für Camper und PkWs.

Portugal 11.4.2018: Marmelete, Fóia, Aljezur, Praia da Bordeira
2018 © Peter E. Burkhardt

Praia da Bordeira 5 Minuten später. Es wird schon heller, im Westen reißt der Himmel auf, die steife Brise hilft dabei.

Beides, der flache lange Strand und die Klippen, verlangen nach Wind und Sonne. Dann sind die schönsten Fotos und Videos garantiert. Voraussetzung sind entweder eine sehr ruhige Hand oder noch besser ein Stativ, weiterhin eine gute Fotoausrüstung und viel Zeit, möglichst bis zum Sonnenuntergang. Dann ergeben sich nicht nur äußerst spektakuläre Gichtfontänen bei weichem Abendlicht auf den Fotos, sondern es sind auch schöne Gegenlichtaufnahmen des silbrig glänzenden Meeres möglich. Sind dann noch schwarze Wolken in der Nähe, die einen schönen Kontrast zum Silber des Meeres und zum Restblau des Himmels bilden, werden die Fotos mystisch und scheinen in einer anderen Welt entstanden zu sein.

Allerdings übertrifft das wahre Vor-Ort-Sein jeden Abklatsch auf Fotopapier oder Flatscreen bei Weitem. Das direkte Fühlen der Natur kann kein Foto oder Film ersetzen.

Portugal 11.4.2018: Marmelete, Fóia, Aljezur, Praia da Bordeira
2018 © Peter E. Burkhardt

Im Sommer dürrt hier alles ab, höchstens die fleischigen Pflanzen halten länger durch. Nicht Drauftreten!

Portugal 11.4.2018: Marmelete, Fóia, Aljezur, Praia da Bordeira
2018 © Peter E. Burkhardt

Die Westküste in Richtung Süden bis zum Cabo de São Vicente mit dem Leuchtturm. Das ENDE DER WELT!

Das ist ein Aussichtspunkt direkt an der Estrada da Praia (Strandstraße) mit Parkplatz (37.19581, -8.91665). Solche Betonsäulen stehen an vielen Stellen in Portugal, meistens auf Bergkuppen. Wahrscheinlich sind es geographisch bedeutsame Punkte.

Zum Klippenrand führen Holzstege, um die empfindliche Pflanzenwelt zu schonen. Ich hätte nie gedacht, zwischen dem Felsgestein so eine reiche Flora vorzufinden.

Portugal 11.4.2018: Marmelete, Fóia, Aljezur, Praia da Bordeira
2018 © Peter E. Burkhardt

Die Klippen sind jahrein und jahraus die Beute des Meeres. Das Motto ist Veränderung. Nichts bleibt ewig wie es ist.

Vorsicht ist an den Klippenrändern geboten. Das betrifft weniger die Absturzgefahr, die besonders bei der steifen Brise nicht außer acht gelassen werden darf. Nein, es ist die Gefahr, sich die Fotoausrüstung zu ruinieren. Nicht selten schießt das Wasser fontänenartig weit über den Klippenrand hinaus und klatscht mit seinem dichten Salznebel auf den oberen Uferbereich. In die Kamera eindringendes Salzwasser führt zwar nicht sofort, aber mit Sicherheit zu einem sich schleichend vergrößernden Schaden, der schließlich den Totalausfall verursachen kann. Salzgeschädigte Kameras sind so gut wie nicht reparabel.

Vorteilhaft sind bei solchem Wetter die Holzstege von der Uferstraße aus, die bis fast zum Klippenrand führen, aber etwas erhöht vor der Salznebelgefahr schützen. Trotzdem, Vorsicht ist geboten. Schade, dass die Uferstraße nur ein Stück von Carrapateira aus geteert ist. Im weiteren Verlauf wird es ein Schotterpiste, auf der man langsam fahren sollte.

Portugal 11.4.2018: Marmelete, Fóia, Aljezur, Praia da Bordeira
2018 © Peter E. Burkhardt
Abbruch aus Zeitnot

Am Surferparadies Praia da Cordoama verläuft die Uferstraße wieder weg vom Meer und mündet auf der N268 südlich von Carrapateira. Nach der ausgiebigen Foto-Orgie fuhr ich zurück zur Hauptstraße und anschließend auf direktem Wege bis Sagres ins Hotel. Es war inzwischen fast 20 Uhr geworden. Für weitere Strände blieb keine Zeit, ebenso auch nicht für Lidl in Vila do Bispo. Zusätzlich hatte sich auch die Sonne hinter dicken Wolken verkrochen, ohne von neugierigen Kameramännern beim Untergang beobachtet werden zu können. Nicht immer mag sie es, wenn zugeschaut wird, wenn sie die Meereskante küsst.

Insgesamt war aber der heutige Tag wohltuend erlebnisreicher als der gestrige Regentag. Ich hoffte, es geht weiter so.

Einen Plan für den nächsten Tag hatte ich nicht. Wozu auch? Es hing sowieso alles vom Wetter ab. Das hatte ich in den letzten Tagen lernen müssen. Blauäugig hatte ich geglaubt, im April sei es auch jeden Tag so schön und wolkenfrei wie im Sommer. Wie heißt es so schön: Der April macht was er will. Offensichtlich trifft das auch für Südportugal zu.

Verraten sei an dieser Stelle, dass die Tränen des Himmels zu einer mich fast überschwemmenden Flut werden sollten. Lobe den Tag nicht vor dem Abend, oder auch: Sprich erst über das Urlaubswetter, wenn der Urlaub zu Ende ist.

Auf solchen Felsinseln habe ich schon viele Vögel beobachten können, die dort auch brüten. Während der normale Uferbereich im Sommer durch die auch hier immer mehr werdenden Touristen gestört wird, kann auf den Inseln höchstens ein Raubvogel gefährlich werden.

Zu später Stunde war der Himmel doch noch blank geputzt. Ich hätte bleiben sollen. Doch mein Magen und die Aussicht auf eine warme Mahlzeit im Quartier befohlen mir, nach Hause zu fahren. Leute mit Wohnmobil haben es besser. Sie können meist bleiben, wo sie gerade sind. Allerdings ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis dem wilden Campen der behördliche Kampf angesagt wird. Leider ist es immer wieder die Dosis, die das Gift macht. Das soll heißen, bei Massentourismus hat man als WoMo-Fan schlechte Karten.

Portugal 12.4.2018: Vila do Bispo, Castelejo, Cordoama, Barriga
2018 © Peter E. Burkhardt

Do 12.4. – Vila do Bispo, Castelejo, Cordoama, Barriga

Der Donnerstag war am Morgen verregnet, aber nach 13.00 Uhr war wieder alles, wie es sein soll: Sonne pur.

Überschwemmung im Appartement

Der Tag begann mit Regen. Sowohl im Schlaf- als auch im Wohnzimmer war das Wasser innen am Rahmenfenster herunter und bis in Zimmermitte gelaufen. Die Zimmermädchen schienen Übung in der Behebung des Schadens zu haben. Schnell waren ein paar offensichtlich alte Handtücher zusammengewickelt und unter die Fenster gelegt. So regnete es zwar immer noch rein, doch jetzt mussten sich erst einmal die Tücher vollsaugen. Man scheint auch hier kein Geld für Fensterreparaturen investieren zu wollen.

Ich hatte bis etwa 9.30 Uhr geschlafen und nach meinem Frühstück den Zimmerservice gerufen. Sie ließen sich aber Zeit, machten das gerade in Arbeit befindliche Appartement zu Ende und kamen dann, mit flüchtigem Blick die Wasserlachen zu besichtigen. Es dauerte dann nochmals 15 Minuten, bis sie wiederkamen, um das Wasser wegzuwischen. Mich störte das aber nicht, ich überbrückte die Zeit mit Fernsehen.

Vila do Bispo

Es dauerte, bis der Regen nachließ. Gegen 13 Uhr riss die Wolkendecke auf, 13.30 Uhr startete ich in Richtung Vila do Bispo. Ziel war eigentlich die kleine Kirche in Raposeira und danach die Ermida de Nossa Senhora de Guadalupe. Wie so oft kam es anders.

Der Friedhof von Vila do Bispo liegt etwas außerhalb der Stadt, wahrscheinlich vor vielen Jahren eine Neugründung. Vor dem Friedhofstor ist ein Parkplatz.

Vila do Bispo vom Parkplatz des Friedhofs aus fotografiert. Markant sind die Kirche und der Wasserturm. Vor einigen Jahren ist auch Lidl mit einem Neubau dazu gekommen. Der Supermarkt liegt aber am Stadtrand und stört nicht. Meiner Meinung nach ist er für die Touristen sehr vorteilhaft, für die kleinen Geschäfte aber eher ein Nachteil.

Portugal 12.4.2018: Vila do Bispo, Castelejo, Cordoama, Barriga
2018 © Peter E. Burkhardt
Friedhof von Vila do Bispo

Die Sonne in Verbindung mit dem superblauen Himmel provozierte an der N125-Ausfahrt nach Vila do Bispo den ersten Stopp. Das schwere Eisentor des Friedhofs war zwar nicht offen, ließ sich aber mit Durchgreifen zwischen die Vierkant-Eisenstäbe von innen öffnen. Das ist eine gute Methode, Touristen vom Friedhof abzuhalten und den Einheimischen den Zugang zu sichern.

Das Eingangstor des Friedhofs von innen

Grabstätten ähnlich einer Gruft mit eigenem Häuschen

Urnenwand, vielfach auch in Spanien üblich

Urnengräber gibt es wie in Portugal üblich keine, die Urnen sind in abschließbaren Fächern in einer Wand untergebracht. Fast alle Erdgräber und Urnenfächer beherbergen ein Bild des Verstorbenen. Sicherlich sind die Fotos nicht in den letzten Lebenstagen gemacht worden. Aber so bleiben die Menschen in angenehmer Erinnerung.

Auf dem Friedhof dominieren geschliffene Marmorplatten das Bild. Es gibt kaum Grünes und deshalb auch nicht viel zu pflegen. Der untere Teil des Friedhofs ist durch eine Mauer mit Durchgang vom Rest abgetrennt. Über die Bedeutung kann ich nur spekulieren.

Der Hauptweg führt direkt zur Leichenhalle.

Selbst im grünen April sind die Flächen kahl.

Die Marmorplatten machen die Grabpflege leicht.

Detail einer Collage in der Urnenwand. Die Südländer beweisen oft viel Sinn und Hingabe für die Darstellung kirchlicher Motive.

Portugal 12.4.2018: Vila do Bispo, Castelejo, Cordoama, Barriga
2018 © Peter E. Burkhardt

Vom Vorplatz des Friedhofs, auf dem mein Auto stand, hat man einen herrlichen Blick auf Vila do Bispo und vor allem auch auf die Kirche. Die Fotos sprechen für sich. Die Kirche müsste doch geöffnet sein, dachte ich. Doch das Abstellen des Autos in Kirchennähe hatte wenig Sinn, die Kirche war trotz angeschlagener Öffnungszeit von 14 bis 18 Uhr verschlossen. Es war auch nicht erkennbar, ob sich heute jemals die große Holztür öffnen würde.

Vila do Bispo am südwestlichen Rand

Links Lidl mit seinem großen Parkplatz

Die ziemlich eng umbaute Kirche

Historisches zu Vila do Bispo

Vila do Bispo heißt soviel wie Stadt des Bischofs. Die Gründung einer Siedlung geht wahrscheinlich bis auf die Neandertaler zurück. Santa Maria do Cabo, wie das spätere Dorf früher hieß, wird bereits in portugiesischen Dokumenten aus dem 14. Jahrhundert erwähnt. Im 16. Jahrhundert übergab König Manuel I. das Dorf an den Bischof von Faro. Es erhielt den Namen Aldeia do Bispo (Dorf des Bischofs). Als König Pedro II. im Jahre 1662 den Ort zum Sitz eines eigenen Kreises machte, wurde aus dem Dorf eine Kleinstadt (Vila). Aus Aldeia do Bispo wurde Vila do Bispo.

Vila do Bispo

Portugiesische Wandmalerei, besser als Graffiti

Denkmal "Celeiro do Algarve" auf dem Kreisverkehr

Denkmal "Celeiro do Algarve"

Das Denkmal "Celeiro do Algarve" auf dem Kreisverkehr ist der Tatsache geschuldet, dass Vila do Bispo einst als Zentrum des Getreideanbaus galt (The Barn of the Algarve). Die Spitze stellt eine Ähre dar, der Metallring den Kreisverband und die Metallbögen die Hügel um Vila do Bispo.

Kunstschaffende stellen oft Bezüge her, die dem Betrachter anfangs verborgen bleiben. In Vila do Bispo gibt es noch einen kunstbeladenen Kreisverkehr. Dem dort abgebildeten Fischer hat man aber Körperproportionen verpasst, die weit entfernt von jeder Realität sind.

Portugal 12.4.2018: Vila do Bispo, Castelejo, Cordoama, Barriga
2018 © Peter E. Burkhardt
Igreja Matriz ou de Nossa Senhora da Conceição de Vila do Bispo

Igreja Matriz de Vila do Bispo (37.08256, -8.90882), Öffnungszeiten Mo bis Sa 14-18 Uhr, Messe So um 12 Uhr

Haupteingang, leider war die Tür zu.

Auch nach 14 Uhr blieb heute die Kirche verschlossen.

Portugal 12.4.2018: Vila do Bispo, Castelejo, Cordoama, Barriga
2018 © Peter E. Burkhardt
Igreja Matriz de Vila do Bispo, Südseite

Igreja Matriz de Vila do Bispo, vom Süden aus gesehen.

Historisches zur Igreja Matriz de Vila do Bispo

Die kleine Pfarrkirche aus dem 16. Jh. wurde bis Anfang des 18. Jh. gründlich umgestaltet. Das Schiff der Kirche erhielt an den Wänden neue Verzierungen und wurde 1726 mit barocken aus Lissabon stammenden Azelejos ausgekleidet. Die blau-weißen Fliesen zeigen Vasen- und Delfinmotive. Ebenso kunstfertig ist die Kassettendecke mit aufgemalten Grotesken, die zusammen mit dem Triumphbogen vor dem Altarraum eine hervorragend ästhetische Einheit bildet. An der Kassettendecke hängen zwei riesige Leuchter. Sind sie eingeschaltet, kommen die Muster der Decke erst richtig zur Geltung.

Der vergoldete Schnitzaltar ist der Schutzheiligen "Maria der Unbefleckten Empfängnis" gewidmet und stammt aus dem beginnenden 16. Jh. Eine Besonderheit sind auch die kunstvoll gestalteten Leuchter, die sich hervorragend in das Gesamtkonzept des Kirchenraums einfügen. Der ganze Innenraum enthält vornehmlich barocke Elemente, bleibt aber trotzdem relativ schlicht und wirkt nicht überladen.

Der Aufsatz im Altarraum sowie die Gestaltung der Kapelle (Nossa Senhora do Carmo) stammen ebenfalls aus dem 18. Jh. Es gibt aber auch noch Kunstwerke aus dem 16. Jh., so zum Beispiel ein Weihrauchfass und und zwei Gemälde mit der Darstellung von São Petro und São Paulo (Apostel St. Peter und St. Paul).

Noch in 2015 waren Teile des Glockenturms mit gelber Farbe "aufgehübscht". Das hat man aber wieder berichtigt.

Kreuz am Eingangsportal

In der Kirche sind in einem kleinen Museum weitere historische Gegenstände, Kleidungsstücke und archäologische Exponate zu besichtigen.

 

 

 

Portugal 12.4.2018: Vila do Bispo, Castelejo, Cordoama, Barriga
2018 © Peter E. Burkhardt
Igreja Matriz de Vila do Bispo, Nordwestseite

Igreja Matriz de Vila do Bispo, vom Nordwesten aus gesehen.

Eigentlich ist jeder Kommentar überflüssig!

Ich frage mich, ob die Stadtväter von Vila do Bispo wirklich so betriebsblind sind. Bei verkommenen Privathäusern könnte ich so etwas noch verstehen, da oft die Gesetzeslage den Zwang zur Renovierung nicht zulässt. Doch ein Wasserturm? Der ist doch sicher schon fast Gemeindeeigentum, oder? Auf jeden Fall macht so etwas keinen guten Eindruck auf die vielen fremden Besucher.

Kontrastprogramm zur schönen Kirche, der Wasserturm

Portugal 12.4.2018: Vila do Bispo, Castelejo, Cordoama, Barriga
2018 © Peter E. Burkhardt
Vila do Bispo

Er lebt noch. Schon in 2015 hat er aufgepasst.

Blick in Richtung Lagos (Osten)

Vila do Bispo, Marktplatz mit dem Gästehaus Casa MESTRE

Grünanlage vor der Igreja Matriz, Südseite

Früher unfallträchtig ist die N120 jetzt gut ausgebaut.

Casa MESTRE Guesthouse, das erste Haus am Platz

Das Casa MESTRE hat einen Außenbereich mit Garten, Pool und Grillmöglichkeit (abgeschirmt hinter dem Hauskomplex). Besonders Fluggäste aus Faro (109 km) dürfte die Möglichkeit interessieren, nahe der Strände zu sein (max. 7 km), aber gleichzeitig eine Unterkunft mit guter Ausstattung und gutem Service bei moderatem Preis zu haben. Es gibt neben Zimmern mit eigenem Bad auch günstigere Unterkünfte mit Gemeinschaftsbad. Freies WLAN ist vorhanden, Hunde sind erlaubt.

Lidl-Einkauf und Kaffeepause

So nahe bei Lidl zog es mich förmlich auf den Lidl-Parkplatz und dann vor den Back-Shop. Doch Quark- oder Apfeltaschen gab es wieder nicht. Ich kaufte deshalb Brötchen und ein kleines Brot und Einiges mehr. Im Moment war ich versorgt. Doch unvernünftigerweise nahm ich auch eine Pizza (bzw. 12 Mini-Pizzen) aus der Tiefkühltruhe mit. Ich dachte erst, bei der doch recht kühlen Außentemperatur würde die tiefgekühlte Pizza noch ein paar Stunden im Auto überstehen.

Ich hatte nämlich vor, zu den nahegelegenen Stränden zu fahren. Als ich dann aber die Autotür öffnete wurde wieder alles anders. Die Sonne hatte das Autoinnere aufgeheizt, unmögliche Zustände für eine tiefgefrorene Pizza. So fuhr ich wieder nach Sagres ins Hotel. Es war sowieso Kaffee-Zeit und Kuchen hatte ich auch noch. Der 8 Kilometer lange Katzensprung war schnell zurückgelegt. Wenig später saß ich bei herrlichstem Sonnenschein auf meinem Balkon und ließ mir Kaffee und Kuchen schmecken.

Portugal 12.4.2018: Vila do Bispo, Castelejo, Cordoama, Barriga
2018 © Peter E. Burkhardt
Wieder eine Programmänderung

Das eigentliche Ziel für heute Nachmittag, nämlich das Museum der Senhora de Guadalupe in der Nähe von Raposeira, musste ich wieder über den Haufen werfen. Es war schon 16.45 Uhr, als ich das Hotel zum zweiten Mal verließ. Das Museum würde bald schließen, die Zeit für einen Besuch wäre viel zu kurz. Deshalb fuhr ich durch Vila do Bispo durch und dann auf die M1265 in Richtung Meer.

Vila do Bispo, Westseite

Vila do Bispo, Blick vom Westen. Die Straße M1265 führt zu den Stränden Praia do Castelejo und Praia da Cordoama.

Schmaler Halteplatz mit Sicht auf Vila do Bispo

Ruine oberhalb des Halteplatzes an der M1265. Ich habe keine Ahnung, wozu das Häuschen einst gedient hat. Obwohl ich schon einige Male hier vorbei gefahren bin, habe ich noch nicht reingeschaut.

Das Zentrum. Links der Wasserturm, rechts die Kirche

Vorn der Einheitsbaustil, wahrlich kein Fortschritt! Ich habe solche vereinheitlichten Reihenhäuser schon oft gesehen und finde sie geschmacklos, gedankenlos, ja sogar hässlich. Warum kann man die Bausubstanz nicht natürlich wachsen lassen, wie das früher der Fall war?

Portugal 12.4.2018: Vila do Bispo, Castelejo, Cordoama, Barriga
2018 © Peter E. Burkhardt

Am Praia do Castelejo

Am Castelejo-Strand erwarteten mich bei steifer Brise meterhohe Wellen mit entsprechend spektakulären Schaumkronen und Überschlägen. Es war gerade ein Schauer niedergegangen. Doch schon wenig später wurde der gerade trocken gewordene Sand bis Kniehöhe landwärts gefegt.

Die Sandkörner waren selbst durch die Jeans zu spüren, wahrlich kein Wetter zum Sonnenbaden oder Schwimmen. Und trotzdem, das Meer und seine Ufer wirken auf mich immer anziehend, egal ob Sonne oder nicht. Wie sich später noch zeigen sollte, präsentieren sich vor allem bei Sonnenuntergang und Wind die Naturgewalten so extrem unwirklich, aber gerade deswegen superschön, dass man glaubt, auf einem fremden Planet zu sein.

Wie auch ich waren ein paar Wetterfeste am Strand.

Eine Blütenpracht, die im Sommer fehlt

In der Saison ist hier alles voll.

Geschlossen zu dieser Jahreszeit und bei diesem Wetter

Portugal 12.4.2018: Vila do Bispo, Castelejo, Cordoama, Barriga
2018 © Peter E. Burkhardt
Das Wahrzeichen des Praia do Castelejo

Dieser Fels ist das Wahrzeichen des Castelejo-Strands. Bei Ebbe besteht eine Verbindung zum Ufer.

Vom Südosten nahte eine Wolkenwand.

Es war 19 Uhr, vorübergehend fast schon Dämmerung. Natürlich spielt hier auch das Gegenlicht eine Rolle. Es verdunkelt den Rest des Fotos. Aber so entstehen immer mystisch anmutende Bilder. Insbesondere das silberne Meer regt die Fantasie an, meine wenigstens.

Im Norden dagegen noch blauer Himmel.

Die Bestuhlung ist draußen, also ist alles vorbereitet. In den Tagen vor meiner Ankunft war es wesentlich wärmer und wahrscheinlich waren schon strandhungrige Gäste dagewesen. Im Sommer ist hier kein Platz mehr frei.

 

 

 

 

 

Portugal 12.4.2018: Vila do Bispo, Castelejo, Cordoama, Barriga
2018 © Peter E. Burkhardt

19.05 Die Sonne zeigte noch einmal, was sie kann. Ich liebe solche Bilder und das Rumoren und Rauschen dazu.

Die Felsformationen am nördlichen Ende des Castelejo-Strandes waren wegen Ebbe fast vollständig wasserfrei. So konnte ich ohne nasse Füße bis weit ins Meer vordringen und meine Aufnahmen machen. Interessant war auch der Bewuchs der sonst unter Wasser liegenden Felsen. Man glaubt garnicht, wieviel Leben im Wechselspiel von Ebbe und Flut möglich ist. An den freigelegten Felsen kann man jede Menge Muscheln ernten.

Portugal 12.4.2018: Vila do Bispo, Castelejo, Cordoama, Barriga
2018 © Peter E. Burkhardt

Seltsame Spuren auf den freigelegten Felsplatten

Wie das Tier heißt, weiß ich nicht.

Blumen an der Klippenwand an vielen Stellen

Gefährliche Überhänge aus porösem Gestein

Langsam kommt wieder die Flut.

Gesteinsschichten in der ehemaligen Lava

Durch Faltung sind hier die Schichten senkrecht.

Ich verlasse den Castelejo-Strand.

Am Castelejo-Strand kam ich mit einem Deutschen ins Gespräch, der mit Freundin hier war. Es war ein sympathischer Typ, ehemals Polizist und jetzt mit dem Ausbau seines übernommenen Elternhauses beschäftigt. Trotz Handwerker im Haus hatte er sich ein paar Tage frei genommen, um hier Abstand zu gewinnen. So muss es sein!

Den nächsten Strand in Richtung Norden musste ich natürlich auch sehen. Eigentlich schließt sich der Praia da Cordoama unmittelbar an, doch zu Fuß wäre ich wegen der einsetzenden Flut nie zurückgekommen. Also fuhr ich die wenigen Kilometer über die Berge mit dem Auto.

Portugal 12.4.2018: Vila do Bispo, Castelejo, Cordoama, Barriga
2018 © Peter E. Burkhardt

Am Praia da Cordoama

Am Cordoama-Strand rollten ebenfalls mächtige Wellen heran. Auf den Fotos sieht das garnicht so dramatisch aus. Doch wenn man direkt an der Wasserkante steht, sind die Wellen plötzlich über einen Meter hoch und man muss aufpassen, keine nassen Füße zu bekommen.

Einige unentwegte Surfer nutzten den Sturm, sich das Letzte ihres Könnens zu beweisen. Manche zeigten dabei ein Standvermögen, das dem von Profis gleichkam. Die tiefstehende Sonne versilberte das Meer, ständig wechselnd je nach Schatten der schnell vorbeiziehenden Wolken.

20.07 Die Fotomotive nahmen kein Ende. Wind, Sonne, Meer, Klippen, Felsen, Muscheln, Moos, Wolkenfetzen und wenige Menschen ergaben eine seltsam naturbelassene Kombination, die ich in dieser Form nur selten erlebt habe.

19.58 Praia da Cordoama im späten Sonnenschein

Strandbar des Cordoama

Über den grünen Hang führt ein Trampelpfad bis hoch zum Miradouro da Cordoama (Startplatz für Gleitschirmflieger).

Portugal 12.4.2018: Vila do Bispo, Castelejo, Cordoama, Barriga
2018 © Peter E. Burkhardt

Nicht die Sonne, nicht der Mond und bestimmt kein Ufo: So etwas kann entstehen, wenn man Gegenlichtaufnahmen macht. Was genau reflektiert wurde ist mir unklar.

Es wurde zunehmend ungemütlich. Die Sonne wärmte immer weniger, schon wegen des zur Neige gehenden Tages. Der Wind brachte kalte Luft polaren Ursprungs in das sonst so badefreundliche Land. Schon seit Tagen bläst der Wind über dem Atlantik aus Richtung Norden, kehrt sich um mit großen Bogen über dem Mittelmeer, reißt dabei die warme Luft der Sahara mit und bringt so das schönste Wetter für Mitteleuropa, d.h. für Italien, Frankreich, Österreich und Deutschland.

Da ich den Praia da Cordoama gut kannte und der sehr flache Strand keine neuen Motive hergab, beeilte ich mich in Anbetracht der späten Stunde, noch zum Barriga-Strand zu kommen.

Der Parkplatz leer, die Sonne weg, der Wind kalt, das Auto nass: Empfindliche Naturen könnten depressiv werden bei dieser Stimmung, ich natürlich nicht.

Zwischendurch weinte eine der besonders schwarzen Wolken, und zwar so sehr, dass sich nicht ein, sondern sogar ein doppelter Regenbogen bildete, weil die Sonne zugesehen hatte. Ich mag solche Phänomene. Früher als göttliche Zeichen gewertet ist die simple Zerlegung des weißen Lichts in seine Spektralfarben einfach nur die Folge der Lichtbrechung an den Regentropfen. Dazu muss man die Sonne im Rücken haben. Es bilden sich immer die Farben Rot, Orange, Gelb, Grün, Blau und Violett, und zwar genau in dieser Reihenfolge. Ein zweiter Bogen entsteht durch mehrfache Brechung und ist durch die Streuverluste schwächer. Die Reihenfolge der Farben ist dabei genau umgekehrt.

In den Bergen scheint schon wieder die Sonne.

So ein Foto gelingt nicht allzu oft.

 

 

Portugal 12.4.2018: Vila do Bispo, Castelejo, Cordoama, Barriga
2018 © Peter E. Burkhardt

Sonnenuntergang am Praia da Barriga

Der letzte kleine Barriga-Strand ist nichts für Normalos. Es ist eigentlich nur eine Flussmündung und bietet wenig Parkraum. Das ist auch nicht nötig, denn hierher verlaufen (verfahren) sich nur wenige. Die Zufahrt ist viel zu schwierig. Die schmale Straße ist unbefestigt und hat viele Senken, die bei Regen einen See nach dem anderen bilden. Trotz dieser ungünstigen Verhältnisse wollte ich aber unbedingt die jetzige Beschaffenheit dieses einsamen Strandes erforschen.

Schon kommt wieder die Sonne und ein Regenbogen.

Das nördliche Ende des Barriga, danach nur Klippen

Ich wagte mich trotz des stürmischen Wetters und eines erneuten Regenschauers bis nahe an das nördliche Ende des kurzen Strandes heran. Dort bildet Gesteinsgeröll den Strand, eine Art Höhle ist auch zu sehen. Wegen der einsetzenden Flut wollte ich aber nichts riskieren. Der Tidenhub kann hier bis zu 3 Meter betragen. Zu gerne wäre ich hin- und reingegangen, um Näheres zu erforschen.

Da der Fahrweg große Strecken im Wald verläuft, macht sich der Wind nicht so bemerkbar. Kurz vor dem Ziel begann es zu schütten, so dass es der Scheibenwischer fast nicht mehr schaffte. Am Meer angekommen musste ich das Ende des Sturzregens abwarten. Dann drückte der Sturm von außen so kräftig auf die Autotür, dass ich erst einmal Mühe hatte, herauszukommen. Kein Auto war zu sehen, kein Mensch hatte sich bei diesem Wetter hierher gewagt.

20.32 Uhr, nach dem Regenguss

Mühsam kämpfte ich mich über Steingeröll bis zur Wasserkante vor. Dabei fiel mir der völlig überfüllte Abfallbehälter auf, vor dem die lieben Naturfreunde jede Menge Unrat hinterlassen hatten. Darunter waren sogar Campingmöbel, Matratzen und Kinderspielzeug. Nun ist es zwar eine Schande, dass die zuständige Gemeinde diesen Schuttplatz vom Vorjahr (oder länger?) noch nicht beräumt hat. Aber gleichzeitig kann ich die Camper nicht verstehen, die diesen einsamen Platz gesucht haben, um fernab vom Trubel die Natur zu genießen und Ruhe zu finden, die aber auch einen so schönen Platz vermüllen. Kann denn wirklich niemand wegzuwerfende Sachen wenigstens dorthin bringen, wo sichergestellt ist, dass die Entsorgung auch durchgeführt wird? Viele der großen Park- und Übernachtungsplätze sind mit Containern ausgestattet. Da muss man nicht diese einsamen und deshalb meist die schönsten Orte zu einer Kloake degradieren.

Portugal 12.4.2018: Vila do Bispo, Castelejo, Cordoama, Barriga
2018 © Peter E. Burkhardt
Die Show beginnt

20.41 Die Show beginnt. Ein Video war wegen des Sturms nicht möglich, zuviel Salznebel und Treibsand.

Langsam begann die Dämmerung. Zwar hatte der Sonnenball noch reichlich Abstand zum Meereshorizont, doch ein Wolkenstreifen verdunkelte bereits die ganze Umgebung. In der Hoffnung, dass die Sonne unter dem schwarzen Streifen noch einmal hervorschauen würde, bevor sie endgültig hinter den Wassermassen verschwinden würde, harrte ich aus, frierend wegen der auf dem Rücken nassen Windjacke.

Ab und zu peitschten einzelne Wellenberge Gicht in meine Richtung, so dass ich Angst um die Kamera bekam. Trotzdem, jetzt aufgeben kam nicht in Frage. Der schwarze Wolkenstreifen zerlegte sich nämlich und ließ den zwischenzeitlich gelben Feuerball immer mehr durchscheinen. Fast mit jeder Sekunde änderte sich die Szenerie. Ein Foto nach dem anderen fand den Weg auf die Speicherkarte. An Videos war nicht zu denken. Es ist unmöglich, die Kamera bei dem Wind auch nur einigermaßen ruhig zu halten.

Portugal 12.4.2018: Vila do Bispo, Castelejo, Cordoama, Barriga
2018 © Peter E. Burkhardt
Noch 4 Minuten

21.03 Die Natur ist der beste Maler. Wäre es einer gewesen, hätte man ihm gesagt: "Du hast übertrieben."

Was dann geschah, übertraf all meine Erwartungen. Der nun rötliche Feuerball war ungewöhnlich groß geworden. Noch seltsamer waren aber die scharfen Abgrenzungen der Sonnenscheibe. So etwas habe ich bisher noch nicht gesehen. Dazu kamen die Farbspiele hinter, zwischen und vor den dunklen Wolkenfetzen. Wie Scherenschnitte überdeckten einzelne Wolkenteile die Sonnenoberfläche und ließen auf der Sonne Gebirge entstehen. Am oberen Sonnenrand zeigte sich sogar scheinbar eine Sonneneruption. Wahnsinn! Das Schauspiel nahm seinen von den kosmischen Gesetzen vorbestimmten Verlauf. Langsam schob sich erst der untere Rand, dann nach und nach das restliche jetzt glutrote kreisrunde Gebilde ins Meer. Wie mit Scheinwerfern ausgestrahlt breitete sich das rotgelbe Licht über die Umgebung. Selbst das sonst silbrige Meer nahm Farbe an, als wenn jemand ständig nachschüttend das Gelb, das Rosa und schließlich das Rot ins Meer kippen würde.

21.07 Das Schauspiel ist zu Ende. Sie wird wiederkommen.

Das recht schnelle Ende meiner Faszination vom Farbenspiel der Natur erfolgte ganz einfach mit dem Verschwinden des letzten Stücks vom Sonnenkreis. Auch die Umgebung verdunkelte sich zusehends. Nun war es aber Zeit, das Auto zu erreichen.

Die Rückfahrt war genauso kurven- und wasserreich wie die Hinfahrt, erschwert noch durch das nötige Scheinwerferlicht. Ich nahm den gleichen Weg zurück, trotz der Möglichkeit, laut Beschilderung vielleicht schneller auf die Hauptstraße zu kommen. Ich wollte aber bei der Dunkelheit nichts riskieren. Nach Ankunft im Hotel war die heiße Dusche der absolute Höhepunkt, noch vor dem leckeren Abendbrot mit den kleinen Pizzen vom Lidl.

Portugal 13.4.2018: Guadalupe, Ingrina, Zavial, Salema, Boca do Rio, Burgau
2018 © Peter E. Burkhardt

Fr 13.4. – Guadalupe, Ingrina, Zavial, Salema, Boca do Rio, Burgau

Aus der Traum vom Festungsbesuch

In der Nacht hatte der Wind an den Fenstern des Appartements gerüttelt, als wolle er seine mögliche Kraft nicht nur zeigen, sondern auch anwenden. Dazu kam der peitschende Regen, der wieder viel Wasser in die Zimmer drückte. Ich wundere mich nur, dass da keine bauliche Veränderung vorgenommen wird.

Da am Vormittag zwar die Sonne auf Sagres und die Festung schien, sich aber trotzdem viele Wolken gegenseitig jagten, wusste ich nicht so recht, was ich beginnen sollte. Der Sonnenschein über der Fortaleza war verlockend. Denn ein Rundgang lohnt sich nur bei Sonne. Die schönen Motive von der Halbinsel aus aufs umgebende Festland versinken im nichtssagenden Grau, wenn keine Schatten die Konturen der Küstenlandschaft verstärken.

Bis ich ausgehfertig war, kamen vermehrt Wolkenfelder vom Nordwesten. Die würden bald die noch im Osten stehende Sonne erreichen. Aus der Traum vom Festungsbesuch. Alternativ blieb nur noch die Ermida de Nossa Senhora de Guadalupe. Beim Museumsbesuch würde ich keine Sonne brauchen und Außenaufnahmen hatte ich bei meinen letzten Besuchen schon gemacht.

Ermida de Nossa Senhora de Guadalupe

Es gibt nur wenig Parkmöglichkeiten.

Petrus meinte es gut mit mir. Bei Ankunft am Guadalupe-Gelände strahlte der Himmel, nur vereinzelt zogen Wolken Richtung Südosten. Auf dem Weg kam mir ein Ehepaar entgegen, deutsch grüßend und mit einem seltsamen, aber auch typischen Hinweis. Der Mann war schon an mir vorbei, als er noch einmal ein paar Schritte zurückkam, um mir zu eröffnen, dass der Museums- und Kirchenbesuch pro Person 2 Euro kosten würde. So, meinte ich, eigentlich viel zu wenig. Verdutzt starrte mich der Mann an. Das hätte er wohl nicht erwartet. Ihm waren offensichtlich die 2 Euro zu viel, was sich später bestätigte. Ich nehme hier vorweg, dass das Ehepaar einige Zeit später zurück kam, brav ihren Obulus entrichteten, um dann die Örtlichkeiten doch noch besichtigen zu können. Offensichtlich hatte meine Bemerkung Anregung zum Nachdenken gegeben.

Guadalupe ist eine Einsiedlerkapelle im romanisch-gotischen Stil. Sie ist die älteste Kirche der Algarve und hat als eine der wenigen Kirchen das Erdbeben 1755 überstanden.

Im Kreisverkehr rechts, wenn man von Budens kommt

Parallelstraße zur N125 (die alte N125)

Das Guadalupe-Gelände, links das Museum

Portugal 13.4.2018: Guadalupe, Ingrina, Zavial, Salema, Boca do Rio, Burgau
2018 © Peter E. Burkhardt

Sie stammt aus dem 13. Jahrhundert und ist eine Kirche der Christusritter (vorher Templer-Orden). Insbesondere vor neuen Entdeckungsreisen versammelten sich hier die Ritter, um informiert und gesegnet zu werden. In der Kirche soll Heinrich der Seefahrer viele Stunden der Andacht zugebracht haben.

Die Kirche gehörte zu einem Landgut (Quinta da Guadalupe), das früher im Besitz von Prinz Heinrich gewesen sein soll. Die Häuser existieren nicht mehr, die Kirche wurde 2008 restauriert. Daneben beherbergt ein ehemaliges Bauernhaus eine Ausstellung (Museum) zur Geschichte und zur Schwarzen Madonna, die früher von den Gläubigen verehrt wurde.

Im Museumsgebäude hatte ich eigentlich die junge Frau von vor 3 Jahren erwartet, doch es stand ein Mann mittleren Alters hinter dem Ticket-Tresen. Er meinte, die Frau sei nach der Rekonstruktion nicht mehr im Dienst.

Was der Mann mit Rekonstruktion meinte, war enttäuschend. Der Museums-Teil war neu gestaltet worden, allerdings unter Weglassen vieler Bilder und Skulpturen. Die Fotos und Figuren zur Schwarzen Madonna sind verschwunden. Außerdem fehlen große historische Bilder zum Bau bestimmter Gebäude, die mit der schwarzen Madonna zusammenhängen.

Ich war etwas enttäuscht, wollte ich doch gerade von diesen Bildern mit dem neuen Fotoapparat neue Aufnahmen machen. Übrigens die Coolpix B500 hat mich auch beim Fotografieren im Raum unter ungünstigen Lichtverhältnissen positiv überrascht. Der Blitz reicht für Nahaufnahmen im Raum völlig aus. Die Fokussierung funktioniert einwandfrei, die Bilder sind sauber und farblich in Ordnung — im Gegensatz zu negativen Bewertungen im Web. Die Verzeichnung im Nahbereich ist allerdings beträchtlich. Ohne entzerrende Nachbearbeitung geht es meist nicht.

Meine Enttäuschung setzte sich in der Kirche fort. Man hat sie jetzt bestuhlt, es finden offensichtlich Gottesdienste statt. Nun, dagegen ist nichts einzuwenden. Dafür musste aber der riesige Sonnenstrahl aus Holz weichen, der vom Altar-Fenster aus bis auf den Kirchenfußboden reichte. Dieses Sinnbild göttlicher Verbindung zwischen Himmel und Erde hatte ich so noch nirgends gesehen. Nun ist diese Einmaligkeit weg. Im Jahre 2010 war der Strahl noch vorhanden.

Das Museumsgebäude, sieht frisch renoviert aus.

Portugal 13.4.2018: Guadalupe, Ingrina, Zavial, Salema, Boca do Rio, Burgau
2018 © Peter E. Burkhardt
Kirche Guadalupe

Rückseite der Kirche Guadalupe, ursprünglich aus dem 13. Jh. Das Alter der sichtbaren Steine steht nirgendwo.

Die Heilige Schwarze Madonna am Ausgang des Museums. Die Verehrung der Schwarzen Madonna ist ein weltweites Phänomen und ist neben der späteren Marienverehrung auch schon lange vor Christus üblich gewesen. Der Brauch basiert auf Traditionen ganz unterschiedlicher Kulturen.

Portugal 13.4.2018: Guadalupe, Ingrina, Zavial, Salema, Boca do Rio, Burgau
2018 © Peter E. Burkhardt
Prinz Heinrich der Seefahrer

Im Museum stieß ich auf zwei Abbildungen, auf denen das Wirken vom Prinz "Heinrich der Seefahrer" (Infant "Henrique el Navegadór") zu sehen ist. Näheres zum Prinzen Heinrich steht in meinem Reisebericht Portugal 2015 im Abschnitt "Historisches zu Heinrich der Seefahrer".

Heinrich der Seefahrer (mit Hut), ca. 1470

(Eigenes Foto 2018, Museum Ermida de Nossa Senhora de Guadalupe)   7

Frühling am Hauptweg

Nevegadores do padrão dos Descobrimentos (Lisboa)

(Eigenes Foto 2018, Museum Ermida de Nossa Senhora de Guadalupe)

Ein verfallendes Bauerngut, unweit der Kirche

Insgesamt haben Museum und Kirche unter der Rekonstruktion gelitten, die gesamte Anlage ist jetzt touristisch weniger attraktiv geworden, meiner Meinung nach. Ich hatte mich dann noch ein wenig mit dem Kartenverkäufer unterhalten. Er stimmte mir indirekt zu.

 

 

 

7  Heinrich der Seefahrer (mit Hut), mit Saint Vincent und portugiesischer Königsfamilie (Alfons V.), ca. 1470. Quelle: Eigenes Foto © Peter E. Burkhardt, 13.04.2018 im Museum Ermida de Nossa Senhora de Guadalupe, Portugal. Werk des portugiesischen Malers Nuno Gonçalves, 15. Jh.

Portugal 13.4.2018: Guadalupe, Ingrina, Zavial, Salema, Boca do Rio, Burgau
2018 © Peter E. Burkhardt
Megalíticos auf dem Weg zum Praia da Ingrina

Auf meinem Programm standen noch die Strände Ingrina und Zavial an der Südküste Portugals. Auf dem Weg zum Ingrina-Strand weist auf einer Bergkuppe, übrigens mit Blick auf Vila do Bispo vom Süden her, an der Straße M1257 ein Schild auf sogenannte Megalíticos hin. Viel gibt es nicht zu sehen. Die wenigen riesigen Steine habe ich fotografiert, weiß aber nicht, ob es die ausgewiesenen Objekte sind. Wenigstens eine Info-Tafel hätte man aufstellen können.

In der Gegend von Vila do Bispo, Raposeira und Budens gibt es mehrere solcher Steine und Steinsäulen aus dem 4. und 3. Jahrhundert vor Christus (Neolithikum), die einst kultischen Zwecken dienten. Teilweise sind die Säulen reliefartig bearbeitet worden. Die Säulen stellen das älteste prähistorische Vermächtnis der Region dar. Ich habe aber bisher keines dieser Relikte aus uralter Zeit zu Gesicht bekommen.

Für mich interessanter waren die vielen Blumen, die jetzt blühten. Ich hatte so etwas noch nicht sehen dürfen, da im Sommer und erst recht im Herbst alles Blühende nicht mehr da ist. Wozu die Natur imstande ist, wenn Wiesen nicht gedüngt werden, kann man hier eindrucksvoll bestaunen.

Das Bild (siehe unten) zeigt das kleine Dorf Raposeira, links der neue Teil mit Gewerbegebiet und rechts das alte Dorfzentrum, das es schon zu Zeiten vom Prinz Heinrich gab.

Portugal 13.4.2018: Guadalupe, Ingrina, Zavial, Salema, Boca do Rio, Burgau
2018 © Peter E. Burkhardt

Praia da Ingrina

Zum Ingrina-Strand kommt man über die schmale Straße M1257, die von Raposeira aus zuerst über die Bergkuppe mit den Megalíticos und dann über das Resort Quinta Al-Gharb direkt zum Meer führt (siehe auch Karten im Anhang). Es gibt noch eine mit M1257-1 bezeichnete Straße, die aber ein Stück nach dem Ortsausgang von Raposeira linker Hand abzweigt und über Hortas do Tabual ebenfalls zum Meer führt, allerdings über Zavial direkt zum Praia do Zavial. Beide Straßen, die eigentlich eine Schleife ist, sind geteert und damit gut befahrbar. Weitere schmale Straßen in dieser Region sind nur bessere Wege und nicht asphaltiert. Man sollte sie bei schlechtem Wetter meiden.

Der Ingrina-Strand ist bekannt für riesige lange Wellen, wenn der Wind von Südwesten kommt. Noch höher und spektakulärer als im Jahre 2015 bot sich heute ein Bild der Superlative. Im Mittelteil des Strandes mühten sich Surfer damit ab, auf den Brett zu bleiben. Weiter an die Ränder hätten sie auch nicht gehen dürfen, an den östlichen Klippen ist im vorigen Jahr ein Surfer zu Tode gekommen. Dort schossen heute die Gichtfontänen bis über die 40 Meter hohen Klippen hinaus. Das Ganze veranlasste mich, mein Stativ aufzubauen und Videos zu machen.

Auf Steinen hockend genoss ich meine Brotzeit. Von der Westseite des Strands hat man einen super Blick auf die östlichen Klippen und damit auf die hochschießenden Wasserberge.

Trotz des kalten Windes war die Strandbar gut besucht. Die alten Besitzer, das Ehepaar Sebastião hätte es gefreut. Die mit blauen Kacheln kreierte Abbildung an der Hauswand ist immer ein Foto wert.

Das Auto hatte ich etwas abseits abgestellt. Neben mir war ein deutsches Ehepaar mit 10-monatigem Baby im WoMo. Sie waren schon 5 Wochen unterwegs, alle Achtung!

Portugal 13.4.2018: Guadalupe, Ingrina, Zavial, Salema, Boca do Rio, Burgau
2018 © Peter E. Burkhardt

Der Ingrina-Strand hält, was er verspricht: Surfen auf hohem Niveau, wenn der Wind aus dem Süden kommt.

Portugal 13.4.2018: Guadalupe, Ingrina, Zavial, Salema, Boca do Rio, Burgau
2018 © Peter E. Burkhardt

Praia do Zavial

Der Praia do Zavial ist eigentlich nur eine simple Flussmündung. Auch hier sind die Surfbedingungen ausgezeichnet.

Am Zavial-Strand herrschten ebenfalls sehr gute Surf-Bedingungen. Meine kurze Stippvisite beschränkte sich auf ein paar Fotos und Videos. Ansonsten hat sich nichts seit 2015 verändert. Allerdings waren die Parkmöglichkeiten in 2015 wesentlich schlechter als heute. So leer hatte ich die Zufahrtsstraße noch nie gesehen. Im Sommer ist die Straße aus Richtung Zavial zu einem langen Parkplatz umfunktioniert. Entsprechend weit muss man dann das Surfbrett schleppen.

Portugal 13.4.2018: Guadalupe, Ingrina, Zavial, Salema, Boca do Rio, Burgau
2018 © Peter E. Burkhardt

Salema und Praia do Salema

Von Zavial aus biegt in Hortas do Tabual nach rechts eine kleine Straße ab, die nach Figueira führt. Dort nimmt man die erste mögliche Straße Richtung Meer und kommt so direkt nach Salema.

Der ganze Hügel im Westen ist bebaut worden.

Etwa 20 m Sandstrand hat das Meer am westlichen Ende gefressen. Die Treppe von der oberen Straße endet jetzt im Wasser. Auch der Hauptstrand ist viel schmaler geworden.

Schöne Aussicht für die Gäste mit furchtbarer Ansicht von außen. Der Klotz ist keine Errungenschaft, eher ein Missgriff oder ein Erfolg der Lobbyisten.

Die Straße führt erst durch die Appartement-Siedlung von Salema und dann hinunter zum Strand, dem Praia do Salema. In Salema bekam ich fast einen Schreck. Den breiten Sandstreifen hatte es weggespült, wahrscheinlich schon seit einiger Zeit.

Am westlichen Ende ist der Strand ganz verschwunden. Das Meer schlägt bis an die Klippen. Die Treppe, die von der westlichen Zufahrtsstraße zum Strand hinunter führt, endet jetzt am Fuße der Klippen und führt nirgendwohin. Einen Hinweis darauf oder eine Absperrung habe ich nicht gesehen.

Ansonsten ist Salema geblieben, was es schon längere Zeit ist, ein typischer Badeort mit vielen Appartementhäusern auf den Hügeln ringsum. Salema hat mir deshalb noch nie gefallen.

Salema liegt im Naturschutzgebiet (Parque Natural do Sudoeste Alentejano e Costa Vicentina) und sollte eigentlich entsprechend gesetzlicher Baubegrenzungen nur moderat erweitert sein.

Allerdings wundert mich, dass sich Salema trotz des Schutzgebiets ab der 80-iger Jahre so sehr vergrößern durfte. Die Appartement-Häuser auf dem Hügel westlich des alten Fischerdorfes forcieren zwar den Tourismus, sind aber wirklich kein schöner Anblick. Die Häuser sind zwar alle nicht sehr hoch, doch die Zersiedelung der Landschaft schreitet auch hier voran.

Ein absolutes NO-GO ist das große Hotel im Stadtzentrum. Durch den begrenzten Platz wirkt es mit seinen seeseitigen 32 Appartements wie ein Riesenklotz. Wahrscheinlich im April sowieso nicht voll ausgebucht sprach mich auch dieses Mal ein junges Mädchen an, die wohl im Auftrag oder auf Provisionsbasis Werbung für Übernachtungen machte. Das ist mir in 2015 auch schon passiert.

Trotz des Monats April war kein Parkplatz im strandnahen Stadtzentrum zu bekommen. Wie schon früher parkte ich deshalb auf dem großen WoMo-Platz etwas abseits vom Meer an einem fast ausgetrockneten Fluss. Für PKWs gibt es dort noch einen kleineren Platz, der auch im Sommer meistens nicht voll belegt ist.

 

 

Portugal 13.4.2018: Guadalupe, Ingrina, Zavial, Salema, Boca do Rio, Burgau
2018 © Peter E. Burkhardt
Das Zentrum von Salema

Links der naheste Parkplatz zum Meer

Die Hauptstraße führt direkt am großen Hotel vorbei.

Diese Bemalung des Pizza-Shops gefällt mir.

Die Mauer ist eine Begrenzung des WoMo-Parkplatzes. Überall waren jetzt Blumen zu finden.

Der rechte Bau ist auch schon hoch, aber noch tolerierbar.

Im Frühjahr muss viel Wasser geflossen sein.

Im Sommer 2015 war der Bach ganz trocken.

Da das Flussbett mitten durchs Zentrum führt wird so wenigstens eine zu dichte Bebauung verhindert.

 

 

 

 

Portugal 13.4.2018: Guadalupe, Ingrina, Zavial, Salema, Boca do Rio, Burgau
2018 © Peter E. Burkhardt
Strand und Fischereihafen von Salema

Oberhalb vom kleinen Hafen ist die Altstadt von Salema, die sich durch besonders enge Straßen und Gassen am Berghang auszeichnet. Man sollte auf jeden Fall einen kleinen Rundgang machen. Ich habe einmal in so einer schmalen Straßen einem kleinen Lieferwagen gegenüber gestanden. Dessen Außenspiegel berührten auf jeder Seite fast die Hauswände. Meine Rückwärtsfahrt von über 100 Metern bergauf war zwar machbar, aber nicht angenehm. Andernorts sind in solchen Fällen Einbahnstraßen vorhanden, in Salema so gut wie garnicht.

Luxus-Appartements und Strand-Villen

Im Winter werden die meisten Boote in die nahen Bootsschuppen gezogen (ganz links im Bild).

Der Salema-Hauptstrand, jetzt auch hier sehr schmal.

Der kleine Fischereihafen ist sehenswert. Man kann die Bootsbesitzer bei Reparaturarbeiten beobachten.

 

Portugal 13.4.2018: Guadalupe, Ingrina, Zavial, Salema, Boca do Rio, Burgau
2018 © Peter E. Burkhardt

Praia da Boca do Rio

Auch diesen kleinen Strand musste ich wieder besuchen, schon alleine aus Neugier, ob sich etwas verändert hat. Zum Boca-Strand führt eine geteerte Straße. Wenn man ostwärts fährt zweigt sie kurz hinter Salema ab in Richtung Meer. Es gibt einen Parkplatz für Wohnmobile und PKWs direkt an der Straße, die am Strand endet. Auf dem Parkplatz standen mindestens 6 Wohnmobile und mehrere PKWs, recht viel für diese Jahreszeit. Wahrscheinlich sind es alles Strand-Übernachtungsgäste. Die Abgeschiedenheit des Boca-Strands ist ideal zum Campen.

Der Parkplatz existiert noch nicht sehr lange. Vor einigen Jahren führte nur ein Schotterweg zum Strand.

Freie Kunst in freier Natur auf freier Fläche. (Foto 2015)

Man könnte denken, da liegt ein Mensch. Es war aber nur Plastikmüll. Leider nimmt die Vermüllung stetig zu.

Verändert hat sich nichts. Die alte Ruine eines ehemaligen Strandhauses und ein verfallenes Häuschen am Berg oberhalb des kleinen Flusses stehen immer noch. Warum auch nicht? Ruinen und verfallende Häuser gibt es viele in Portugal. Das stört hier niemand, im Gegenteil, oft ist es eine Touristen-Attraktion.

Der Feuerplatz (Steinkreis) im hinteren Teil des Strands wird offensichtlich gut genutzt. Die Asche sah frisch aus. Und tatsächlich, meine prüfende Hand spürte die Wärme, ohne die verkohlten Reste berühren zu müssen. Bei dem Snack hätte ich dabei sein mögen. Es war schon viertel nach 6, ich spürte Hunger. Für das Abendessen hatte ich zwar noch keine konkreten Vorstellungen. Im Auto ist sicherlich noch etwas zu finden, dachte ich. Doch dann kam Vernunft in den Kopf, ich sollte lieber aushalten und im Hotel essen. Dort wartete noch Fisch auf mich, leider nur vom Lidl und nicht vom Angelhaken.

Portugal 13.4.2018: Guadalupe, Ingrina, Zavial, Salema, Boca do Rio, Burgau
2018 © Peter E. Burkhardt

Das Feuchtgebiet hinter dem Parkplatz (Foto 2015)

Das warme flache Kinder-Planschbecken (Foto 2015)

Landwärts bildet der kleine Fluss, dem der Strand seinen Namen verdankt, im flachen Gelände einen sumpfartigen See, in dem viele Vögel ihr Zuhause haben. Es soll auch Otter geben. Allerdings habe ich noch nie einen gesehen. In trockenen Zeiten ist diese Wasserlandschaft so gut wie verschwunden.

Der Fluss mündet eigentlich am östlichen Strand­ende ins Meer. Je nach Wasserstand bildet sich aber ein kleiner See, besonders wenn der Wind den Sand zur Düne werden lässt und das spärlich fließende Nass seinen Weg durch diese Barriere suchen muss. Das gestaute Süßwasser bildet dann ein flaches und sehr warmes Planschbecken. Vor allem die Kinder freut es.

Auf beiden Seiten des Boca-Strands führen Pfade die Klippen hinauf und man kann herrlich wandern, die Aussicht genießen oder auch nur faulenzen. In 2015 hatte ich eine längere Tour von Salema aus gemacht. Wäre ich weiter Richtung Osten gelaufen, wäre ich schon damals auf die Festungsanlage oben auf dem Berg gestoßen.

Forte da Boca do Rio

Die Festung "Forte de São Luís de Almádena" ist durchaus eine kleine Wanderung wert. Sie thront hoch oben 78 Meter über dem Meer östlich vom Praia da Boca de Río (37.06697, -8.80434).

Die Anlage war früher bis zum Klippenrand von einer Mauer umgeben. Reste davon gibt es noch. Die Festung wurde 1632 zum Schutz der Fischer vor Piratenüberfällen und Freibeutern auf dem Grund einer noch viel älteren Wehranlage errichtet. Das große Erdbeben im Jahre 1755 beschädigte die Festung stark. Sie wurde später im Bürgerkrieg als Militärbasis genutzt und schließlich 1849 ganz aufgegeben.

Von dort oben hat man einen herrlichen Blick auf die umliegende Küste. Man kann die Festung auch von Barrancão aus (M537) mit dem Auto erreichen. Die Festung ist auch als "Fortaleza de Almádena" und "Forte da Boca do Rio" bekannt.

Datei: Forte_de_Almadena_519w.jpg, Urheber RHaworth, 2009, © nach CC BY-SA 3.0

Forte de São Luís de Almádena in Boca do Rio   8

(Urheber RHaworth, 2009, © nach CC BY-SA 3.0)

Datei: Forte_de_Almadena_523w.jpg, Urheber RHaworth, 2009, © nach CC BY-SA 3.0

Forte de São Luís de Almádena   9

(Urheber RHaworth, 2009, © nach CC BY-SA 3.0)

 

8  Forte de São Luís de Almádena in Boca do Rio. Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Forte_de_Almadena_519.jpg,
Urheber RHaworth, 17 July 2009. Lizenz: https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.en,
Horizontbegradigung/Zuschnitt/Farbanpassung: Peter E. Burkhardt, Weitergabe des Fotos zu gleichen Bedingungen

9  Forte de São Luís de Almádena. Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Forte_de_Almadena_523.jpg,
Urheber RHaworth, 17 July 2009. Lizenz: https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.en,
Zuschnitt/Farbanpassung: Peter E. Burkhardt, Weitergabe des Fotos zu gleichen Bedingungen

Portugal 13.4.2018: Guadalupe, Ingrina, Zavial, Salema, Boca do Rio, Burgau
2018 © Peter E. Burkhardt

Burgau und Praia do Burgau

Burgau, ebenfalls an der M537 gelegen, hatte ich zuletzt in 2010 besucht. Während ich damals weitab vom Strand parken musste, konnte ich heute direkt an der Strandbar das Auto abstellen. Auch in Burgau ist der Strand schmaler geworden. Ansonsten sind mir keine Veränderungen aufgefallen.

In Burgau ist wenig Platz, vor allem im Sommer, wenn die Touristen das Sagen haben. Einst ein kleines Fischerdorf verbringen jetzt zig Tausende jedes Jahr ihren Urlaub in dem sich immer mehr vergrößernden Ort.

Ähnlich wie in Salema erobern auch in Burgau die Ferienhäuser das umliegende Gelände.

Noch sind einige Parkplätze frei. Im Sommer würde selbst ein drei Mal so großer Platz nicht reichen.

 

 

Portugal 13.4.2018: Guadalupe, Ingrina, Zavial, Salema, Boca do Rio, Burgau
2018 © Peter E. Burkhardt
Nicht alles ist schön in Burgau

Ein Jammer ist ein direkt über dem Strand gelegenes Gebäude mit umlaufenden Garten, dass ungenutzt dem Verfall preisgegeben ist. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein privater Besitzer dieses gewinnbringende Objekt vergammeln lässt. Gewinnbringend wäre es natürlich nur, wenn es touristisch genutzt würde.

Offensichtlich ist aber dieses Gebäude in öffentlicher Hand, genauso wie ein ähnliches Objekt im Zentrum von Salema. Außen ist eine Alarmeinrichtung zu sehen. Leider konnte ich das Wappen über der Tür nicht deuten. Vielleicht ist das Objekt eine Einrichtung der Wasserwacht oder so etwas Ähnliches. Ich kann da nur Vermutungen anstellen.

Eines ist aber gewiss: Wer solche Schandflecken jahrelang ungenutzt stehen lässt, muss sich nicht wundern, wenn nicht genügend Mittel durch den Tourismus in die Kassen gespült werden. Als Fremder (und Unwissender) mache ich mir so meine Gedanken. Wieso nutzt man nicht vorhandene Resourcen?

Ende der Erkundungsfahrt

Es war 18.45 Uhr, als ich wieder ins Auto stieg. Für heute hatte ich genug vom Rumfahren, ich hatte Hunger und fuhr zurück zum Hotel.

 

 

Fortsetzung siehe Urlaub in Portugal 2018, Teil 2

 

© Peter E. Burkhardt