Reliefdaten: https://maps-for-free.com ("MFF-maps are released under Creative Commons CC0") sowie © https://www.openstreetmap.org/copyright
Zeltplatz in Sant Pere Pescador, Spanien (Katalonien)
Praia de Mareta und Fortaleza de Sagres, Portugal
© 2019 Peter E. Burkhardt. Alle Rechte vorbehalten, außer gekennzeichnete Werke. Ausgabe Web. Hinweise bitte an www.pegons-web.de/Aktuelles
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Bergdorf Trevélez, Sierra Nevada, Spanien (Andalusien)
Miami Playa an der Costa Daurada, Spanien (Katalonien)
An dieser über 9.000 km langen Reise ist M. schuld, das könnte ich behaupten. Natürlich stimmt das so nicht. Er hatte uns von der letzten Bratwurst vor Amerika erzählt, die es in einer stinknormalen Bratwurstbude geben sollte – allerdings mit einigen Eigenheiten. Eines der besonderen Merkmale war das der Bratwurst beigefügte persönliche Zertifikat, in dem bestätigt wird, dass man dort gewesen ist.
Wo? Am südlichsten und westlichsten Zipfel von Portugal, kurz vor Amerika eben. Dazwischen liegt ja nur der große Teich mit rund 5.700 Kilometern bis New York. Dieses Zertifikat mussten wir haben. So entstand unser Reiseplan, natürlich wie immer mit Auto und minimalem Budget.
Reiseplan ist gut, aber wie es Pläne so an sich haben, wurde auch unser Plan nicht erfüllt, so wie mancher 5-Jahr-Plan in der DDR. Wer nicht weiß, von was ich spreche, darf den letzten Zusatz gerne vergessen. In unserem Falle ging jedenfalls so ziemlich alles schief, was man sich denken kann. Nun, ganz so schlimm war es nicht, aber die Fahrt war doch ungewöhnlich, einschließlich Krankenhausaufenthalt in Chemnitz (mit Rückfahrt von der Schweiz aus und anschließendem Neustart in Chemnitz), Autopanne in Portugal und Höhenprobleme in der andalusischen Sierra Nevada.
Rückblickend, ich schreibe jetzt diese Zeilen im August 2019, muss ich aber gestehen, es war eine schöne, lange, erlebnisreiche und unvergessliche Reise. Da so manches Detail in meiner Erinnerung verloren gegangen ist, möge man mir verzeihen, wenn nicht alles genau beschrieben ist. Doch wer will schon wissen, wann wir was an welchem Tag zum Frühstück gegessen haben: Keiner – auch ich nicht! Dafür sind aber einige Episoden in meinem Gedächtnis so präsent, als wenn es gestern gewesen wäre, und genau das zählt!
Chemnitz > A72 > A93 Weiden > Regensburg A92 > Erding
Erding, Schrannenplatz
Jeder, der Großstädte nicht mag und Dörfer zu einsam oder langweilig findet, ist in Erding genau richtig. Ich kann diese Kleinstadt mit der wirtschaftlich günstigen Nähe zum Münchner Flughafen nur wärmstens empfehlen. Ohne jetzt auf die vielen positiven Fakten eingehen zu wollen sei versichert, in der Kreisstadt Erding hat man alles, was man zum Leben braucht, und doch ist Erding ein ruhiger, schöner und vor allem auch sauberer Ort mit der nötigen Infrastruktur.
Die erste Etappe war ein Katzensprung.
Erding wurde schon im 8. Jh. urkundlich erwähnt, die Gründung einer Siedlung an der Sempt (kleiner Nebenfluss der Isar) dürfte aber viel früher erfolgt sein. Im frühen Mittelalter wurde auch in Erding eine Stadtmauer gebaut. Von den vier Toren ist aber nur das Landshuter Tor ("Schöner Turm") erhalten geblieben. Die Altstadt ist zum Teil ebenfalls noch präsent. Erding ist also keine auf dem Reißbrett geplante Stadt. Schon deshalb ist Erding so liebens- und lebenswert.
Eigentlich heißt das jährlich in Erding Ende August bis Anfang September stattfindende Fest "Erdinger Herbstfest". Ich nenne es hier einfach Erdinger Rummel, denn viel anders erschien mir dieses Volksfest nicht. Es findet auf dem Volksfestplatz statt (Nähe Stadtbad) und ist nach dem Münchner Oktoberfest das viertgrößte oberbayerische Volksfest, gemessen an den Besucherzahlen. Im Jahr unseres Besuchs (2010) war es das 70. Herbstfest dieser Art.
Nun bin ich zwar kein Freund vom Rummel, im wahrsten Sinne des Wortes, denn die auf verschiedenste Weise angefachten Belustigungen und gewissermaßen verordneten Erlebnisfreuden widersprechen meinem Verständnis vom selbstbestimmten Zusammensein mit anderen Menschen. Aber man muss ja nicht hingehen. Für die vielen ortsansässigen Teilnehmer ist es fast schon ein Zwang, dort gewesen zu sein.
In 2010 sollen über 200.000 Besucher in Erding das Volksfest besucht haben (Quelle: Wikipedia "Erdinger_Herbstfest"). Die beiden großen Festzelte (Fischer's Stiftsbrauerei Erding und Erdinger Weißbräuzelt) bieten jede Menge Platz, Musik und Bier. Aber auch die sonstigen Verkaufsstände, Geisterbahnen, Schießbuden, Riesenräder und Berg- und Talbahnen bieten für jeden Interessierten reichlich Abwechslung.
Erdinger Weißbräuzelt
Die ganze Veranstaltung ist, wie das Münchner Oktoberfest auch, hauptsächlich auf Umsatz getrimmt. Von auch nur ansatzweise anspruchsvoller Volkskultur konnte ich nichts entdecken, aber das ist wohl auch nicht beabsichtigt.
Ob nun WEISSBRÄU mit Doppel-S geschrieben wird oder mit "ß" ist mir noch unklar. Am Festzelt steht "Weißbräu". Wahrscheinlich ist das "SS" den Versalien geschuldet.
Das speziell für das Herbstfest gebraute Bier "Festweiße" schmeckt auf jeden Fall, mit "ß" oder auch mit "ss".
Der obigen Aufforderung kamen wir bisher nicht nach. Bis heute (2019) war dies von uns der einzige Besuch des Herbstfestes, und das wird wohl auch so bleiben.
Leider war auch das Wetter nicht so prickelnd. Die Sonne versteckte sich fast immer hinter Wolken. Sie wollte wohl dem fröhlichen Treiben nicht unbedingt zuschauen. Zweimal hat es auch kurz geregnet. Aber wir waren ja auf dem Weg in den sonnigen Süden, also kein Grund zum Missmut. Schon am nächsten Tag fuhren wir weiter.
Erding A92 > München A99 > A8 > Augsburg A8 > B16 Gundelfingen B16 > A8 > Leonberg A8 > Pforzheim
Heutiges Ziel war Pforzheim am oberen Ende des Schwarzwaldes. Der Zwischenstopp in Gundelfingen diente der Pflege verwandtschaftlicher Bindungen. Die zwei Stunden beim Kaffeeklatsch waren schnell vorbei. Der Blick von der Terrasse in den Garten erinnerte uns an die Grill-Party, die uns in Pforzheim erwarten sollte. Schnell packten wir die uns geschenkten selbstgestrickten Socken ein und machten uns auf unsere Socken, immer die "Letzte Bratwurst vor Amerika" im Kopf.
Übrigens, Gundelfingen gehört zum Landkreis Dillingen und liegt im Donautal. Von der Autobahn A8 München-Stuttgart ab der Abfahrt zwischen Augsburg und Ulm sind nur knapp 17 Kilometer zu fahren. Auch Gundelfingen erhielt im Mittelalter seine Stadtmauer. Eines der drei Tore ist erhalten geblieben. Der alte historische Stadtkern ist einen Bummel wert. Wegen der drei Brenz-Arme, die durch die Stadt fließen, wird Gundelfingen auch als Klein-Venedig bezeichnet. Vor allem die über 40 Brücken legen diesen Vergleich nahe. Für einen Rundgang hatten wir keine Zeit und auch nicht die Muse dazu.
Erwähnenswert ist, dass "Gundelfingen" der Name einer alten Adelsfamilie ist. Ob der Stadtname damit etwas zu tun hat, weiß ich nicht.
Von Erding nach Pforzheim 317 km, Stopp in Gundelfingen
Am Freitag und Samstag ließen wir es uns in Pforzheim richtig gut gehen. Im Schuppen des Gartens begrüßte uns ein alter Bekannter, der Siebenschläfer Max. Er hatte sich mit seiner ganzen Familie einquartiert. Wie schon im vergangenen Jahr ließ er sich von Hand mit Apfelstückchen füttern.
Neben dem üblichen Einkaufsbummel in Pforzheim ist mir vor allem die Gartenparty am Samstag in Erinnerung. Auf dem großen Steingrill gelingen die Leckereien besonders gut. Es gibt nichts Schöneres, als bei gutem Essen und mit einem Bier in der Hand von unseren künftigen Reisen zu schwafeln.
Pforzheim B10 > A8 > A5 > B500 Baden-Baden B500 > Freudenstadt > Feldberg > Hintertodtmoos, Gästehaus Mattenhof
Blick von der Schwarzwald-Hochstraße Richtung Westen
Erst der Zoom zeigt die Schönheit mancher Orte.
Hintertodtmoos, Gästehaus Mattenhof (47.75205, 8.00409)
Ich weiß bis heute nicht, wie wir auf den Mattenhof gekommen sind. Ich glaube, es war Zufall, nachdem wir auf einer früheren Reise im Schwarzwald eine bezahlbare Unterkunft gesucht hatten. Für eine Nacht zu zweit mussten wir hier noch nie mehr als einen halben Hunderter ausgeben, mit Frühstück.
Von Pforzheim durch den Schwarzwald nach Todtmoos
Tal zwischen Hintertodtmoos und Todtmoos
Wirklich ein schönes Haus, besonders wenn alles blüht.
Obwohl im Mattenhof hauptsächlich vorbestellte Veranstaltungen stattfinden, ist das Haus ideal für kurze Aufenthalte geeignet. Wir waren bisher gerne dort. Schon allein die Fahrt durch den Schwarzwald auf der Hochstraße B500 ist ein Erlebnis, schönes Wetter und gute Sicht vorausgesetzt. Überhaupt ist der Schwarzwald eine Reise wert.
Hintertodtmoos > Wehr > B34 > A861 > A3 > A2 > Bern A1 > Yverdon-les-Bains, Hotel Migros (46.78847, 6.62190)
Für Schweizer Verhältnisse ist das Hotel Migros relativ günstig. Es ist integraler Bestandteil des Shopping-Centers.
Yverdon-les-Bains, Hotel Migros (46.78847, 6.62190)
Dieses Pizza-Restaurant im EXPO war uns zu teuer.
Eigentlich wollten wir in Yverdon im Engel übernachten, eine sehr günstige kleine Gaststätte mit ein paar Zimmern mitten in der Stadt. Doch dort war alles voll wegen eines Angler-Festes. Der nahe See ist jährlich Anziehungspunkt für viele Fisch-Begeisterte. Ein junger Italiener schickte uns dann zum Micros.
Nur 203 km sind es vom Mattenhof bis nach Yverdon-les-Bains am Lac de Neuchâtel (Schweiz)
Self-Made-Waschanlage gleich neben dem EXPO-Centre
Alles da, auch eine Tankstelle (Blick aus dem Zimmer).
Die Zimmer im Hotel Migros sind hotelüblich, klein und zweckmäßig. Schwierigkeiten hatte ich immer wegen der mangelnden Belastungsfähigkeit der Steckdosen. Manchmal halten die Sicherungen nicht, wenn der Wasserkocher angesteckt wird. Dieses Mal hatten wir aber einen Kocher mit weniger Strombedarf.
Yverdon-les-Bains (Schweiz) A1 > Bern > Basel > A5 Freiburg > Karlsruhe > A6 Nürnberg > A9 > A72 Chemnitz
Ja, richtig gelesen. Kurz vor einem Darmverschluss fuhren wir wieder nach Hause und ich noch am gleichen Tag (fast 12 Uhr nachts) ins Krankenhaus.
Mir konnte geholfen werden. Der nächste Tag (Mittwoch) war Wasch- und Ausruhtag. Ich wollte nicht im Ausland zum Arzt. Nun konnte unsere Reise beginnen.
Chemnitz > A72 > A9 Nürnberg A6 > Heilbronn A81 > Stuttgart A81 > Sindelfingen > Villingen > Hintertodtmoos
Straße zur Kleinstadt Todtmoos
Frühstücksraum im Mattenhof
Neustart von Chemnitz direkt bis zum Mattenhof
Hintertodtmoos, Gästehaus Mattenhof (47.75205, 8.00409)
Hintertodtmoos > Wehr > B34 > A861 > A3 > A2 > Bern A1 > A9 Lausanne > A1/E62 Genf > Frankreich A41 > Chambéry > A49 Valence > A7 Montélimar > N7 F1-Hotel Montélimar Nord (44.67534, 4.79626), jetzt (2019) Lemon-Hotel
Die Sonne stand schon ziemlich hoch, als wir den Mattenhof in Richtung Schweiz verließen. Diesmal fuhren wir nicht über Lyon Richtung Süden, sondern hinter Genf und dann auf der Autobahn A41 in Richtung Osten. Diese Route erschien uns besser, da man am Rande der westlichen Ausläufer der französischen Alpen fährt. So war es dann auch, immer wieder präsentierten sich die Berge wie ein Postkartenmotiv nach dem anderen. Die kleinen Dörfer in den Tälern wirkten wie Miniaturen auf dem Eisenbahnbrett. Auch war die Autobahn nicht so voll wie auf der Lyon-Route, die von den meisten Urlaubern auf der Fahrt nach Spanien benutzt wird.
Von Hintertodtmoos bis Montélimar 535 km
Blick auf die Ausläufer der französischen Alpen
Eine sehr schöne verträumte Gegend
Parkplatz an der A41 (46.01619, 6.11613)
An der A41, 22 km nach Genf, südlich von Cruseilles
Den Parkplatz an der A41 Richtung Grenoble kann ich nur empfehlen: Eßplätze, Kinderspielplatz, sauberes Toilettenhäusl, gepflegt und großzügig. Wir hatten ausgiebig Rast gemacht, an so einem schönen Ort bleibt man gerne sitzen.
Eigentlich wollten wir im F1-Hotel in Chambéry übernachten (45.59510, 5.88970). Doch die zu Hause ermittelten Navi-Daten führten uns in ein Dorf in den Bergen, d.h. sie waren falsch. Alternativ hatte ich das F1-Hotel in Montélimar Nord vorgesehen. Das klappte dann auch. Gegenüber ist ein ibis-Hotel mit mehr Komfort. Man hat sein eigenes Badezimmer und muss nicht über den Gang in eine der Duschkabinen gehen, wie es im F1-Hotel üblich ist. Allerdings war dort alles belegt. Heute (2019) ist das F1-Hotel ein Lemon-Hotel geworden, mit 30 Euro pro Nacht und Zimmer (max. 3 Personen) ähnlich günstig wie früher das F1-Hotel.
In diesem Dorf gibt es kein F1-Hotel, verständlicherweise.
Das ibis-Hotel gegenüber war voll belegt.
Die F1-Zimmer sind eng und ohne Dusche.
Die französische Hotelkette "Hotel Formule 1" ist die günstigste Übernachtungsmöglichkeit, die mir bekannt ist. Natürlich kann man auch im Hostel in einem Mehrbettzimmer übernachten (ähnlich einer Jugendherberge) oder auf einer per Internet gebuchten privaten Couch. Will man aber unabhängig und vor allem privat seine Nacht verbringen, bleibt nur ein Hotel, ein Hostal mit Einzelzimmern oder ein günstiges Restaurant auf dem Lande.
F1-Hotel Montélimar Nord (44.67534, 4.79626)
Unser treuer Opel Omega
Es ist alles eine Frage des Geldes. Insbesondere bei Rundreisen mit täglich wechselndem Standort und ohne Vorbestellung sind die Preise meist nicht so günstig im Vergleich zur Buchung einer Pauschalreise in die meist überlaufenen Urlaubsgebiete. Ein Zeltplatz oder das Campen wären auch möglich, um das Budget niedrig zu halten. Dazu fehlt uns aber die Ausrüstung, unser Omega reicht geradeso, um im Notfall als Schlafhöhle zu dienen.
Montélimar A7 > Orange > A9 Nimes > Montpellier > Narbonne > Perpignan > Argelés-sur-Mer > Banyuls-sur-Mer > Cerbére > Portbou > Colera > Llançà > Sant Pere Pescador, Zeltplatz La Ámfora
Sonne pur und viel Platz, so lieben wir es.
Trotz Saison leere Parkplätze
An Montélimar führt die Autobahn A7 vorbei, die von Lyon kommt und meist ziemlich voll ist. Es ist eine der Haupturlaubsrouten vom Norden nach Süden bis nach Spanien und dem Mittelmeer. Maut muss man auch bezahlen. Der Vorteil ist aber, auf der 3-spurigen Autobahn lässt es sich trotz des regen Verkehrs entspannt fahren. Die vorbildlichen Parkplätze waren fast leer.
Vom F1-Hotel in Montélimar bis St. Pere Pescador 373 km
Diebische Elstern gibt es überall. Wir hatten bisher Glück.
Dazu hatten wir noch ausgezeichnetes Wetter, kein Wölkchen trübte den Himmel. Die Route führt teilweise unmittelbar am Mittelmeer vorbei. Die hier und da freie Sicht aufs Wasser lässt Freude aufkommen. In Spanien nahmen wir nicht die Route über La Jonquera (nahe A7), sondern wir fuhren ab Perpignan unmittelbar an der Küste entlang. So konnten wir uns in Spanien die Maut sparen.
Portbou, der erste spanische Ort nach der Grenze
Portbou, die Bahn verbindet Spanien mit Frankreich.
Colera (Foto 1999)
Portbou ist der erste Ort nach der französisch-spanischen Grenze, wenn man von Perpignan kommend die Küstenstraße in Richtung Süden nimmt. In Frankreich ist das die D914, in Spanien wird es die N-260. Die N-260 wurde ausgebaut, ich glaube wir sind in 2010 noch auf der alten N-260a gefahren, die sich durch die Ausläufer der Pyrenäen schlängelt.
Hier stürzen die Pyrenäen ins Meer.
Schieferfels, Teil der Pyrenäen
Colera (Foto 1999)
Der nächste Ort ist Colera. Der Name hat natürlich nichts mit der Krankheit zu tun. Colera liegt im Tal eines kleinen Flusses, dem Ribera de Molinàs. Durch diese Lage geht es besonders im alten Teil recht eng zu. Am meerseitigen Ende ist ein kleiner zweigeteilter Strand, der aber auch im Sommer nicht sehr überlaufen ist, wahrscheinlich wegen des Kieselstrands.
Den Zeltplatz La Ámfora in Sant Pere Pescador kannten wir auch schon. Er liegt direkt am Meer am etwa 6 Kilometer langen Sandstrand der Bucht von Roses. Es gibt dort noch weitere Campingplätze. Trotzdem wirkt der Strand nicht überlaufen. Bei gutem Wind beherrschen die vielen Surfer das Bild.
Sant Pere Pescador, Zeltplatz La Ámfora (42.18189, 3.10400)
Eingangsbereich
Disko mit Dachterrasse
Für uns war der Zeltplatz aber nur eine kurze Zwischenstation, einerseits wegen des für uns hohen Preises (in 2010 ca. 70 Euro pro Hütte, trotz Nebensaison), andererseits war es noch weit bis zu unserem Ziel im Süden Portugals. Wir blieben trotzdem zwei Nächte und konnten so wenigsten einen vollen Tag am Meer verbringen.
Die kleinen Hütten bieten max. 4 Personen Platz.
Es gibt viel Grün und meistens Hecken.
Spielhalle rechts neben dem Eingang
Der Zeltplatz bietet eigentlich alles, was man braucht, bzw. alles was ein normaler Camper glaubt zu brauchen. Für uns waren Disko, Spielhalle, Pool und die sanitären Anlagen völlig nebensächlich, da in der kleinen Hütte neben Küche und Bad alles andere für 4 Personen vorhanden ist. Sehr schön ist, dass das Auto direkt vor der Hütte stehen darf. Insbesondere für Familien ist die Hütte ideal, es gibt zwei Schlafräume.
Der Pool wurde um eine Riesenrutsche erweitert.
Waschplatz (kostenlos)
Plätze für die Wohnmobile, durch Hecken getrennt
Andere Einrichtungen, wie z.B. der Supermarkt, der Waschsalon, das Restaurant und der Autowaschplatz, waren für uns angenehme Beigaben. So muss man nicht den Campingplatz verlassen, um etwas für den Kaffeetisch zu kaufen. Die Preise im Supermarkt sind zwar etwas höher als in Sant Pere Pescador, aber trotzdem noch moderat. Früh gibt es sogar frische Brötchen, Baguettes und Körnerbrot.
Oben sind Luxus-Appartements.
Straße vom Supermarkt zum Eingang
Jeder hat sein eigenes kleines Grundstück.
Zugang zum Meer direkt vom Zeltplatz
Mit dem Auto am Strand ist kein Problem.
Die Bucht von Roses säumt auf der Südseite ein einziger breiter Sandstrand, an dem man weite Wanderungen unternehmen kann. Der Wellengang ist oft ideal zum Surfen. Wir haben dort aber auch schon eine völlig glatte See erlebt, in der man vorzüglich auch weiter draußen lange Strecken schwimmen kann. Einmal war allerdings eine Qualleninvasion erfolgt. Am nächsten Tag waren sie wieder verschwunden.
Die Zeltplatzgrenze ist gleichzeitig Strandgrenze.
Der Strand ist nicht nur lang, auch sehr breit.
Es ist erstaunlich, dass man mit dem normalen PKW fast bis zum Wasser fahren kann, selbst von der öffentlichen Straße aus, die von Pere Pescador kommt. Ob das heute (2019) noch so ist, weiß ich nicht. Wir standen damals sogar eine Nacht am Strand, ohne vertrieben worden zu sein. Die Gendarmerie fährt zwar Streife, toleriert aber parkende Autos, die in Nähe des Fahrweges längs des Strandes stehen.
St. Pere Pescador > Figueres > Besalu > Olot > Ripoll > Borredà > Berga > Sant Llorenc de Morunys > Cambrils > Coll de Nargó > Coll de Bóixols (1380 m) > Tremp > Coll de Montllobar (1080 m) > Benabarre > Barbastro > Huesca > Saragossa > Tudela > Ágreda, Hostal Dona Juana
In Vorbereitung der Route für diese Reise hatte ich gemeint, man könne doch einmal die Pyrenäen quer von Ost nach West durchfahren, zumindest bis in die Nähe von Ágreda. Ich hatte aber unterschätzt, wie zeitraubend das ist. Man darf so etwas nur machen, wenn der Weg das Ziel sein soll. Doch wir hatten nur drei Tage Zeit, nämlich vom 13.9. bis zum 15.9. Am Mittwoch sollte im Aparthotel in Sagres der Urlaub beginnen. Wir wollten eigentlich nur eine Nacht bleiben und schon Sonntag früh Richtung Süden fahren. Es war aber zu schön Sonntag früh auf unserer Bungalow-Terrasse. Das Frühstück dauerte, und am Strand waren wir auch noch nicht. So kamen wir erst am Montag weg.
Trotz der Berg- und Talfahrt schafften wir 618 km.
Eine sehr schöne Strecke (alle Fotos vom Parkplatz aus)
Sant Llorenç de Morunys, Tankstelle (42.13401, 1.59331)
Der See bei Sant Llorenç de Morunys
Parkplatz (42.13857, 1.53898), jetzt (2019) Kreisverkehr
Unter Zeitdruck, schließlich wollten wir ein großes Stück schaffen, wurde die kurvenreiche Berg- und Talfahrt etwas stressig. Trotz der schönen Landschaft hielten wir uns nirgendwo lange auf. Bei jedem Stopp mussten ein paar Fotos reichen, dann ging es weiter. Das Wetter war traumhaft.
Immer wieder schöne Aussichten
Es soll hier noch Wildkatzen und vereinzelt Bären geben.
Coll de Montllobar an der C-1311 (42.15623, 0.79797)
Coll de Bóixols an der L-511 (42.16951, 1.18522)
Keine Ahnung, wie das Nest heißt.
Eigentlich sollte man hier wandern.
Die Pyrenäen sind besonders hier auf der Südseite einen extra Wanderurlaub wert. Es lohnt sich, vom Tal auf den nächsten Felsberg zu kraxeln, oft in fast unberührter Natur und oft nur auf schmalen Pfaden, die seit Jahrhunderten von den Einheimischen genutzt werden. Befahrbare Wege gibt es meist nur bis zu wirtschaftlich interessanten Punkten, sei es ein Holzeinschlag oder hochgelegene Weiden. Doch offenes Weideland ist relativ selten. Das weiß auch der Braunbär, von denen es einige in den oberen Waldregionen geben soll. Allerdings muss das Wetter mitspielen. Im Herbst und Winter sind die Berge oft vernebelt. Der Regen und auf den Gipfeln auch der Schnee bleiben nicht aus. Man muss das Frühjahr und den Sommer nutzen.
Das Hostal in Ágreda war nicht geplant. Ein Schild auf der gerade beginnenden Autobahn A15 wies uns den Weg. Normalerweise sind Hinweise zur Übernachtung auch auf spanischen Autobahnen nicht zu finden, aber hier hatte man wohl die Hinweistafel an der früheren N122 vergessen, zu demontieren.
Die alte N122 führt direkt in den Ort und wird dort zur N112. Manchmal ist es schon ein wenig verwirrend. Doch Spanien hat in den letzten Jahrzehnten viele neue Straßen gebaut bzw. zu Autobahnen ausgebaut. Durch die EU-Mitgliedschaft wurde es möglich. Allerdings geht alles im rasanten Tempo, im Gegensatz zum bürokratischen Schneckentempo in Deutschland.
Hostal Doña Juana in Ágreda (41.85393, -1.92674)
Blick aus unserem Fenster auf der Giebelseite
Unser Zimmer mit Bad 35 Euro, heute (2019) 65 Euro
Die Abendsonne bringt Kerzenlicht.
Das Auto steht gut, Tanken werden wir morgen.
Typisch spanisch-ländliche Hostal-Einrichtung
Àgreda > N-Umfahrg. Soria > O-Umfahrg. Segovia > N-Umfahrg. Ávila > Béja > Plasencia > W-Umfahrg. Cáceres > Puebla de Obando, Hostal Mirasierra
Das schöne Lichtspiel des gestrigen Abends wiederholte sich heute morgen. Die rötlich schimmernde Umgebung bietet immer wieder beste Fotobedingungen, insbesondere wenn die Sonne gerade hinter dem nächsten Hügel verschwindet bzw. am Morgen auftaucht. Ich liebe diese Augenblicke.
Am Morgen des 14.9. wartete wieder die Sonne auf uns.
Irgendwo im Nirgendwo, keine Ahnung wo es war.
Unser täglich Brot gib uns heute und ...
Ein Riesensprung in meist flacher Landschaft: 632 km
Alte Straße als Parkplatz parallel zur neuen Hauptstraße
Man braucht nicht viel, um satt zu werden.
Die EX100 führt direkt durch den Ort Puebla de Obando. Das Hostal gegenüber der Repsol-Tankstelle war genau das Richtige für uns: 25 Euro, aber ohne Frühstück. Im Gastraum empfing uns der typisch spanische abendliche Tumult mit dazwischen spielenden Kindern. Bis nach Mitternacht mussten wir die spanischen Gesänge genießen, ob wir wollten oder nicht.
Puebla de Obando, etwa 60 km vor Badajoz
Mit der Nacht kamen in Puebla die traurigen Lieder.
Gefrühstückt haben wir, jetzt wird gepackt.
Unser Zimmer lag direkt über dem Luftschacht der Kneipe, der natürlich offen war. Wir wussten nicht genau, ob wir weinen oder lachen sollten. Schön klingt es schon, wenn die traurigen Lieder über die nächtlichen Dächer fliegen. Die Spanier sangen mit Inbrunst und Ausdauer, begleitet von Gitarren und einem Klavier. Unsere Nacht war mehr als kurz.
Hostal Mirasierra (39.17559, -6.62090)
Am nächsten Tag der Blick auf die Umgebung
Die Tankstelle sollte mich später noch überraschen.
Puebla de Obando > Badajoz > Estremoz > Évora > Portel > Beja > Ervidel > Aljustrel > Odemira > Aljezur > Bordeira > Vila do Bispo > Sagres, Hotel Navigator
Es war schon 9 Uhr, als wir weiterfuhren. Bis zur portugiesischen Grenze nur etwa 70 und dann nur noch etwa 350 Kilometer, mehr war nicht mehr zu fahren. Für uns ein Klacks, der größte Teil lag hinter uns.
Hier kostete uns die Nacht nur 20 Euro, unschlagbar.
Die Grenze bemerkten wir fast nicht, ein Dankeschön an Brüssel für den grenzenlosen Verkehr. In Spanien gab es schon einsame Landstriche, in Portugal dachten wir manchmal, wir sind allein auf dieser Welt.
Nur noch ein Katzensprung bis Sagres, 410 km
Ein Parkplatz weit im Süden mit wirklicher Kunst an einer Wand, meiner Meinung nach! Das Kind aus Farbe lebt.
Am späten Nachmittag stieg uns die Überraschung ins Gesicht. Wir hatten zwar im Katalog das Hotel gesehen, doch so groß hatten wir uns die Anlage nicht vorgestellt. Eigentlich hassen wir große Häuser mit Fahrstuhl. Doch hier war manches anders. Schnell spürten wir den familiären Charakter, wahrscheinlich auch wegen der sehr freundlichen Dame am Empfang.
Aparthotel Navigator (37.00681, -8.93470) in Sagres
Sagres mit wohltuend flachen Gästeanlagen
Unser Pool, gepflegt, sauber und einladend.
Sie sprach deutsch, hatte durchschimmernd graue Haare und somit ihren Spitznamen weg: Die "Graue Eminenz". Im weiteren Verlauf unseres Aufenthalts sollte sie noch eine besondere Rolle spielen. Wir hatten ja bisher kaum Kontakt zu portugiesischen Leuten und so bestätigte sich wieder einmal das Sprichwort: Der erste Eindruck ist der Beste.
Blick vom Appartement über Sagres hinweg aufs Meer
Schon am 1. Abend ein spektakulärer Sonnenuntergang.
So etwas macht süchtig und schürt Sehnsucht pur.
Dieser Bericht ist, wie bereits erwähnt, erst in 2019 entstanden. Es sind also schon 9 Jahre vergangen. Anhand der Fotos sind mir aber noch viele wichtige Erlebnisse in Erinnerung geblieben. Vor allem habe ich beim Schreiben einen visuellen Leitfaden, der mich durch die Erzählung führt. Insbesondere die vielen Orte und Wege unserer über 6 Wochen dauernden Reise sind nur wegen der Bilder so präsent.
Tägliche Reinigung, sogar am Sonntag.
Die Sagres-Festung (unten mit Teleobjektiv fotografiert)
Zum Zeitpunkt unseres im Voraus gebuchten Aufenthalts in Sagres wussten wir noch nicht, dass aus der Reise eine richtige Rundreise werden würde, mit einem Aufenthalt an der Costa del Sol in Spanien und einem zweiten Kurzurlaub an der Costa Daurada. Doch ich will der Reihe nach erzählen. Vorrangig sagen die Bilder, was wir sahen. Was wir darüber hinaus erlebten, will ich versuchen in Worte zu kleiden.
Sagres liegt "Am Ende der Welt", im Südwesten Portugals.
Praia da Mareta, unser Hausstrand
Gestern angekommen mussten wir heute schon zu unserem eigentlichen Ziel, zur "Letzten Bratwurst vor Amerika". Ich habe anfangs geschrieben, was und wer diese Reise initiiert hat. Nun galt es, den Endpunkt anzusteuern, um unser Zertifikat abzuholen. Doch vorher sahen wir uns den Strand an und besuchten die Stadt Sagres, die völlig unspektakulär ausschaut.
Zwischen Sagres und dem Hotel ist Buschland.
Parkplätze auf dem Hotel-Hof
2. Appartement von links und von oben, unsere Bleibe
Zum Hotel selbst werde ich später Näheres berichten. Jedenfalls hatten wir einen herrlichen Ausblick Richtung Westen und damit auf Sagres, auf die Sagres-Festung und auf das Kap mit dem großen Leuchtturm. Da das Hotel fast auf einem Berg steht, ist die Aussicht besonders schön und vor allem unverbaut. Einen sicheren Parkplatz gibt es auf dem Hotel-Hof.
Man kann bis weit ins Landesinnere schauen.
Die zur Straße zugewandte Seite des Hotels
Kleiner Platz vor der Steilküste
Der längste Sagres-Strand Praia da Mareta liegt gewissermaßen dem Hotel zu Füßen. Allerdings kommt man nicht direkt zum Strand, da das Hotel vom Meer durch eine etwa 40 Meter hohe Steilküste getrennt ist. Es ist möglich, vom Hotel auf der Straße bis hinunter zum Strand zu laufen. Wer gut zu Fuß ist, nimmt aber den kürzeren Weg über den etwas westlich gelegenen Abhang.
Praia da Mareta, etwa 750 m lang
Restaurante Telheiro Do Infante
Die Badesaison ist im September noch voll im Gange.
Am Strand gibt es zwei gute Strandbars. Auf Grund von Ebbe und Flut verändert sich die Strandbreite ständig. Nach einer gewissen Distanz fällt das Ufer steil ab. Man sollte sich nicht zu weit hinauswagen. Später erfuhren wir, dass es an der Steilküste weiter draußen auch Haie gibt. Dort finden sie wegen der kalten Strömung eine Menge Futter.
Restaurante Raposo
Flach bei Ebbe, gefährlich bei Sturm und Flut
Parkplätze oberhalb des Strands
Warum "Ende der Welt"? Nun, nach dem Horizont vor dem Kap gab es für die frühe Seefahrt kein Land mehr. Viele Fischer und Seefahrer kamen von dort nicht mehr zurück. Dieser mystische und zugleich heilige Ort war gefürchtet und geliebt. Schon früh begann man, ein Kloster zu bauen. Abgeschieden von der Welt konnte man jetzt um so besser dem Schöpfer nahe sein.
Sagres mit Wasserturm, hinten der Leuchtturm vom Kap
Cabo de São Vicente mit Leuchtturm (Pontal Gordo)
Der Stand wird von Deutschen geführt.
Welteroberer und Pilger kamen zum Kap und suchten, was sie vielleicht sonst nicht fanden: Die Gnade Gottes, ihre Welt zu erhalten. Heute ist es nicht anders. Wenn auch der weltliche Tourismus die Szene bestimmt, ein Rest von der Heiligkeit des exponierten Ortes vor dem unendlich scheinenden Meer ist geblieben. Und Sagres heißt nicht umsonst so, "sagris" bedeutet "heilig".
Zufahrt von Sagres aus, ca. 6 Kilometer
Da ist sie, die Bude. Zum Beweis unser Auto daneben.
Mit der richtigen Idee lässt sich überall Geld verdienen.
Die Bratwurstbude ist Teil des Marktes, auf dem vor allem Handgestricktes gegen die kalten Atlantikwinde angeboten wird. Natürlich gibt es auch eine Menge anderes Zeug, was kein Mensch braucht, höchstens als Souvenir für die Lieben daheim oder eben ein Bratwurst-Zertifikat für Verrückte wie wir, die mit dem Auto fast 3.000 Kilometer fahren, um hier gewesen zu sein.
Ganz so toll sah die Inhaberin nicht aus.
Warme Pullover gegen die kalten Atlantikwinde
Der Leuchtturm ist einer der stärksten in Europa.
Natürlich gibt es auch eine andere, vernünftigere Interessenlage. Der Leuchtturm zum Beispiel ist durchaus vor allem von innen sehenswert. Die Technik ist faszinierend. Damals hatten wir zwar die Möglichkeit einer Besichtigung nicht genutzt, was ich aber in 2018 nachgeholt habe. Und nicht zu vergessen, das Kap und die Küste ringsum sind mystisch und erlebenswert.
Ich muss noch auf die Wurst warten und das Zertifikat.
Wir bestätigen hiermit der obengenannten Person, dass sie den suedwestlichsten Punkt des Festlandes von Europa und das heilige Cabo de São Vicente mit einem Besuch beehrt hat.
Letzte Bratwurst vor Amerika
Anno Domini
16. SEP. 2010
Das Frühstück genossen wir bei herrlichem Sonnenschein auf dem Balkon. Zwangsläufig streift dann der Blick über Sagres und das Meer. Noch nie war es uns vergönnt, über allem zu thronen und doch der Natur ganz nah zu sein. Man konnte zuschauen, wie das Leben in der Stadt und am Strand langsam in Gang kam.
Die südliche Spitze des Fortaleza-Massivs
Sagres mit gehörigem Abstand zum Hotel
Nach drei Seiten hin blickt man aufs Meer.
Ich musste alles festhalten, geradeso, als könne schon morgen das ganze Panorama nicht mehr da sein. Es sind viele Fotos entstanden. Leider ist Sagres nicht so urig wie manch alte mittelalterliche Stadt. Einen historischen Stadtkern sucht man vergebens, obwohl die Ansiedlung schon sehr alt ist.
Festung von Sagres, die Mauer zum Festland
Festungsmauer oberhalb des Mareta-Strands
Wasserturm von Sagres, hinten das Cabo de São Vicente
Es gab nichts zu meckern. So eine Unterkunft hatten wir noch nie. Wir waren schon mit viel weniger zufrieden. Maximal können im Appartement 4 Personen wohnen. Küche, Bad, Heizung, TV, Mikrowelle, Kühlschrank, Balkon: alles da. Sogar ein kleiner Tresor ist versteckt im Schlafzimmerschrank eingebaut.
Mareta-Bucht, dahinter die Festungshalbinsel
Den Balkon gibt es nur vom großen Wohnzimmer aus.
Die Mikrowelle war neu, sonst alles schon fast uralt.
Das Beste war aber die Aussicht zum Meer Richtung Süden und Westen und ins portugiesische Land Richtung Norden. Nur der Osten blieb uns verwehrt, dort liegt der Hafen. Und je weiter man oben wohnt, desto besser wird es. Wir hatten einfach Glück, denn die Örtlichkeit war uns bei Buchung unbekannt.
Die Morgenplanscher sind schon wieder weg.
Die Küchenbar mit allem, was man braucht.
Ein Fernseher mit auch deutschen Programmen
Von der Festung, auf der "Heinrich der Seefahrer", ein portugiesischer Königssohn, angeblich eine Seefahrerschule gegründet haben soll, kannten wir keinerlei historische Details. Völlig unvorbereitet machten wir uns gegen 11 Uhr auf den Weg, mit Auto natürlich, denn vor dem Festungseingang gibt es einen großen Parkplatz.
Der Parkplatz ist kostenlos und relativ groß.
Diese Luftaufnahme vermittelt einen guten Überblick.
Blick auf unser Apart-Hotel (links)
Der Zutritt ist nur durch ein Tor in der Festungsmauer möglich, dort ist die Kasse. Die Mauer soll es schon gegeben haben, als die Mauren das Gebiet beherrschten. Prinz Heinrich hat sie dann im 15. Jh. ausgebaut. Später wurde sie teilweise wieder zerstört. Durch die Mauer ist praktisch die ganze Halbinsel abgeriegelt.
Zufahrt zum Festungstor
Die letzten Meter ist Laufen angesagt.
Die Mauer könnte einen neuen Anstrich vertragen.
Allerdings hatten wir uns mehr erhofft. Interessant sind eine kleine Kapelle und die alten Kanonen. Das lange querstehende Hauptgebäude ist die Verlängerung alter Pferdeställe und wurde erst in neuerer Zeit errichtet. In diesem sogenannten Besucherzentrum sind ein Museum und ein Souvenirladen untergebracht.
Das sogenannte Besucherzentrum und die kleine Kirche
Prinz Heinrich soll den Bau der Kirche veranlasst haben.
São Francisco (Heiliger Franziskus)
Der Rundgang auf dem Festungsplateau dauerte nicht ewig. Einerseits war es sehr heiß, andererseits waren wie immer bei solch wichtigen Unternehmungen die Foto-Batterien leer. Der Ersatz lag im Auto. Nach 3 Stunden gegen 14 Uhr stiegen wir wieder ins Auto, um noch in Vila do Bispo bei Lidl einzukaufen.
Igreja de Nossa Senhora da Graça
Vergoldeter Holzaltar
Fliesenkunst, die sogenannten Azelejos
Messingleuchter in der Kirche
Die heutige "Kirche der Jungfrau der Gnaden" (Church of Our Lady of Grace oder auch Chapel of Our Lady of Grace) geht auf einen Neubau im Jahre 1570 zurück, der auf dem Fundament des Originalbaus St. Mary (Santa Maria) errichtet wurde. Die St. Mary hat Prinz Heinrich im Jahre 1459 bauen lassen. Während des Erdbebens 1755 wurde die Kirche stark beschädigt, wieder aufgebaut und in der Folge mehrmals restauriert.
Verteidigung der Tonel-Bucht (Richtung West)
Der Zahn der Zeit nagt bis zur völligen Zerstörung.
Blick hinaus auf den Festungshof
In der Kirche steht die Skulptur vom Heiligen Vinzenz. Es ist der Heilige der Seeleute und Winzer. Er fand im Jahre 304 den Märtyrertod. Im 12. Jh. soll ein Schiff mit seinem Leichnam am Kap gestrandet sein. Auch ist der Heilige Franziskus zu sehen (São Francisco). Außerdem gibt es drei Grabstätten in der Kirche: Juan Fernandes de Luna (Kompanie-Chef aus Lissabon) und 2 Festungskommandanten aus dem 17. Jh.
Rampe für die Kanonen über dem Eingangstor
Das wirkliche Alter war nirgends zu erfahren.
Das weit ins Meer ragende Klippenmassiv Ponta de Sagres ist beeindruckend: 1000 Meter Länge, 300 Meter Breite und 60 Meter Höhe. Auf der Festungsmauer über dem Eingangstor hat man einen sagenhaften Rundblick. Leider hat die englische Flotte im Jahre 1587 große Teile der ursprünglich maurischen Festung zerstört. Bis 1632 war aber vieles wieder aufgebaut.
Blick Richtung Süden von der Festungsmauer aus. Auch hier stand das wirkliche Alter der Baulichkeiten nicht auf den Infotafeln.
Der Leuchtturm auf dem Kap des Heiligen Vicente
Unser Apart-Hotel hoch über dem Mareta-Strand
Die nächste Zerstörung erledigte die große Erdbeben-Flutwelle in 1755. Das Fort wurde aufgegeben. Erst 1793 erfolgte eine Renovierung. Die heutige Bausubstanz geht auf das Jahr 1960 zurück, in dem der 500. Todestag vom Prinz Heinrich war. Auf den alten Fundamenten sollte die Festung nach historischem Vorbild neu erstehen. Leider wurden dabei uralte Reste unwiederbringlich zerstört.
Kirche der Jungfrau der Gnaden (Church of Our Lady of Grace oder auch Chapel of Our Lady of Grace). Der kleine Glockenturm wurde außen angebaut.
Praia do Tonel, noch in Sagres
Noch eine Kanone in Richtung Westen
Kirche und Besucherzentrum von der Seeseite aus
Die Klippen sind teilweise bis zu 60 Meter hoch.
Sehenswert bzw. erlebenswert sind die Spalten im Felsmassiv, durch die man das Meeresrauschen wahrnehmen kann. Immerhin reichen die Löcher 60 Meter in die Tiefe bis zum Meeresspiegel. Die Geräusche des Wellenschlags werden durch die unterirdischen Hohlräume und den felsigen Kamin noch verstärkt. Bei jeder ankommenden Welle bläst einem ein kräftiger Aufwind ins Gesicht. Zieht sich das Wasser wieder zurück, gurgelt und zischt es und die Luft pfeift von oben hinunter in den Schacht.
Die Miliz kontrolliert die Angler (Angelschein)
Klippenangler brauchen hier eine Genehmigung.
Ein Loch bis hinab zum Meer. Man hört den Wellenschlag.
Man sagt, bei Sturm schnaubt und brüllt ein Ungeheuer aus der Tiefe. Es geht die Sage um, ein Drache habe sich dort unten eingenistet. Er soll schon zur Heinrichs Zeiten im 15. Jh. dagewesen sein. Heinrich der Seefahrer soll mit dem Drachen einen Vertrag geschlossen haben und durfte demzufolge unbehelligt vom Drachen die Festung bauen. Sie einigten sich, der Drache solle die Halbinsel auf der Meerseite schützen und Heinrich von der Landseite aus. Wie in solchen Sagen üblich, waren dann alle zufrieden.
Moderne Info-Punkte (unpassend zur Umgebung, oder?)
Der kleine Leuchtturm ist jüngeren Datums.
Das regelmäßige Blinken reicht bis in unser Hotel-Appartement, ungewohnt und geheimnisvoll.
Trotz widrigster Bedingungen gedeiht hier selbst im Sommer allerlei Kraut, leider für uns unbekannt.
Der Turm steht weit vorn auf dem Festungs-Plateau.
Diese Kanone schützt die östliche Flanke der Festungshalbinsel (Mareta-Bucht).
Im September ein schöner Anblick. Von den Bestäubern (Insekten) haben wir aber nichts gespürt.
Die Vegetation ist das ganze Jahr über aktiv. Im Sommer leben die Pflanzen von dem in ihren fleischigen Blättern gespeicherten Wasser. Im Winter gibt es wegen des warmen Meeres keinen Frost, so dass auch in dieser Jahreszeit das Wachstum nicht ins Stocken kommt. Der Salznebel schadet der Flora nichts. Im Gegenteil, mein Geschmackstest eines der dicken Blätter fiel salzig aus.
Auch Vögel scheinen die Halbinsel reichlich zu bevölkern. Überall waren die Exkremente zu sehen. Ob die Vögel das ganze Jahr über hier sind, darf bezweifelt werden.
Hauptstraße Richtung Vila do Bispo (N268)
Wir hatten Sagres noch nicht inspiziert. Ein paar interessant aussehende Läden an der Hauptstraße nach Vila do Bispo verführten uns, das Auto stehen zu lassen. Man muss wissen, dass wir absolut keine Stadtgänger, Shopping-Typen, Museumsbesucher oder Parkbankdrücker sind. Allenfalls Kirchen und Burgen erregen unsere Aufmerksamkeit. Deshalb war es schon gewissermaßen eine Ausnahme, in Sagres bummeln zu gehen.
Ein echter Hingucker nahe am "Artesanato"
Bild eines örtlichen Künstlers (Motiv unbekannt)
Viele Privathäuser, aber nie hoch
Die wenigen Läden und ein paar Surfschulen beanspruchten uns wenig, von Touristentrubel keine Spur, gut so. Sagres liegt eben doch nahezu am Ende der Welt. Es gibt viele Privat-Vermietungen, auch ein paar größere Appartement-Häuser. Sagres ist ziemlich flächig gebaut, ohne Hochhäuser und mit genügend Abstand zwischen den meist flachen Gebäuden. Natürlich ist alles auf Tourismus ausgerichtet, aber eben ohne Gedränge.
Immer wieder eine Augenweide
Artesanato, der Piratenladen
Vila do Bispo, Stadt des Bischofs. So war es auch. Um 1650 wurde das Gebiet vom König Portugals (D. Manuel der I.) seinem Freund Fernando Coutinho, Bischof der Algarve, als Jagdrevier geschenkt. Prompt hat der Bischof den Namen der Ansiedlung geändert und sich damit ein Andenken gesetzt.
Der Glockenturm ist ausgesprochen schön.
Blick zum kleinen Marktplatz
Türmchen eines Privathauses
Für uns war die kleine Stadt ein Segen, vor allem wegen des großen Lidl-Supermarktes. Die 8 Kilometer nördlich von Sagres sind ein Katzensprung, unsere Versorgung war gesichert. Im Apart-Hotel hätten wir sowieso nur frühstücken können, Selbstversorgung war also angesagt. Lidl hat alles, was wir brauchen.
Igreja Matriz de Vila do Bispo, Pfarrkirche aus dem 16. Jh.
Wohin mit der Wäsche, wenn der Platz nicht reicht?
Schmale Gassen aus längst vergangener Zeit.
Die Gründung der Siedlung geht auf die Neandertaler zurück, wie Funde in der näheren Umgebung belegen. Das Dorf hieß früher Santa Maria do Cabo, später Aldeia do Bispo (Dorf des Bischofs) und heute eben Vila do Bispo (Stadt des Bischofs). Die Stadtrechte erhielt der Ort im Jahre 1662 vom König Pedro II.
Ein Blick über die Dächer Richtung Meer
Auch das gibt es, zu schade fürs Vergammeln.
Blick vom Westen aus zur Kirche
Auf der schmalen Straße M1265, die von Vila do Bispo zum etwa 3 Kilometer entfernten Meer führt, hat man einen herrlichen Blick über den Ort. Vila do Bispo ist etwas abgelegen von seinen Stränden Castelejo und Cordoama. Beides sind Traumstrände mit herzhaftem Atlantikwind und fast immer guten Surfbedingungen.
Wenig Verkehr mit Gras im Straßenbelag
Seitenstraße ohne Charme
Alles überragend der Wasserturm mit löchrigem Dach
Den Hausstrand von Vila do Bispo, den Praia do Castelejo, der bequem über die Straße M1265 erreichbar ist, hatten wir glatt übersehen. Wir hätten von der M1265 links abbiegen müssen. Geradeaus fahrend landeten wir schließlich auf dem Praia da Cordoama. Das ist der nächste Strand Richtung Norden.
Es gibt zwei Parkplätze am Praia da Cordoama.
Restaurante do Praia da Cordoama
Zur Zeit ist Ebbe, der Strand sehr breit.
Ein Highlight ist der Miradouro da Cordoama, ein Startplatz für Gleitschirmflieger, dessen Zufahrt von der M1265 abzweigt. Starker Aufwind erlaubt dort den Start und die Landung mit dem Schirm auf gleicher Stelle. Vom Strand aus kann man das Ganze beobachten. Ein steiler Pfad führt vom Strand bis hinauf zum Miradouro.
Parkplatz (37.10894, -8.93600)
Im Sommer ist selbst die Straße zugeparkt.
Der kleinere von den beiden Parkplätzen
Wir kannten zwar den ganzen Küstenabschnitt noch nicht, wollten aber unbedingt zum Amado-Strand, auf dem sogar Surf-Meisterschaften stattfinden. Das hatte uns M. der Bratwurst-Verführer berichtet. Zum Praia do Amado zu kommen war garnicht so leicht. Man fährt von Vila do Bispo aus die N268 bis zum Ortseingang von Carrapateira und dann links Richtung Meer.
Praia do Amado, über einen Kilometer lang.
Surfen bei jedem Wetter
Escola de Surf, klein aber effektiv.
Der Amado ist gut ausgestattet: Zwei Parkplätze (einer nur für WoMos), ein Restaurant, zwei Surfschulen und sogar Holzstege, auf denen man ohne den Sand berühren zu müssen, die Umgebung erkunden kann. Ich fragte mich bloß: Wer denkt sich denn so etwas aus? Die Natur schonen kann man auch anders. Aber vielleicht kommen zu den Meisterschaften doch zu viele Leute.
Restaurant nahe dem PKW-Parkplatz (37.16865, -8.90126)
Ein Trampelpfad anstelle der Treppe wäre mir lieber.
Nördlich des Amado ist wieder Steilküste.
Parallel zum Meer kann man vom Surfstrand Praia do Amado bis zum Praia da Bordeira mit dem Auto fahren. Die Schotterpiste mündet dann am nördlichen Ortsausgang von Carrapateira wieder auf der N268. Es ergibt sich also gewissermaßen eine Rundfahrt am Meer, was auch viele Flieger-Urlauber mit Mietwagen nutzen.
Restaurante Sítio Do Forno (37.17442, -8.90656)
Der kleine Fischereihafen Zimbreirinha
Neben dem Hafen ist eine kleine Bade-Steinbucht.
Die verkehrstechnisch günstige Lage ist die eine Seite. Die andere Seite ist die Küste selbst. Schroffe hohe Felsen säumen das Ufer, ohne dass man auf diesem Abschnitt direkt ans Meer gelangt. Der ewige Atlantikwind aus Südwest treibt die Wellen an die Felsen, hohe Fontänen und ins Land ziehende Salznebel sind die Folge.
Blick Richtung Süden zum Praia do Amado
Blick Richtung Süden zum Praia do Amado
Blick Richtung Süden zum Praia do Amado
Schon in Urzeiten gab es hier unmittelbar am Meer aus Stein gebaute Unterkünfte für die Fischer. Ausgrabungen belegen das. Die rauhe Küste war also nie ein Hindernis, Fischfang zu betreiben. Vom Prinz Heinrich (1394 bis 1460) ist bekannt, dass er von den Fischern den Zehnten verlangte, eine 10%-ige Steuer auf die Einnahmen aus dem Fischfang.
Haltebucht unterhalb einer urzeitlichen Siedlung
Ponta do Castelo mit Urzeit-Resten einer Fischersiedlung
Ständig gibt es gefährliche Felsabbrüche.
Die Mauerreste der Fischersiedlung stammen allerdings aus dem 12. bis 13. Jh. und wurden nicht ganzjährig genutzt (Islamic Seasonal Fishermen Village). Weiter weg von der Küste hat man viele Überreste vergangener Ansiedlungen gefunden, die teilweise noch älter sind. Diese Küste, die Costa Vicentina, war also keineswegs ein menschenleeres Gebiet am "Ende der Welt".
Hier sind überall Stege und Abgrenzungen.
Natürlich sind die Mauerreste neu aufgesetzt.
Heute ist das Meer ruhig, ausnahmsweise.
Die Überschrift ist etwas ironisch gemeint. Man hat aber tatsächlich von diesem trigonometrischen Vermessungspunkt aus eine Sicht auf Felsreliefs, die einem an anderen Stellen verborgen bleiben. Natürlich muss man sich bis zur Klippenkante vorwagen. Unweit der Betonsäule kann man das Auto auf einem kleinen Parkplatz ohne Not stehen lassen.
Trigonometrischer Punkt (TP), der Torre de Aspa
Ansicht Richtung Süden
Parkplatz am Aussichtspunkt Torre de Aspa
Es ist sowieso anzuraten, den ganzen Küstenabschnitt zu Fuß zu erkunden. Dabei lohnt es sich, die Videoausrüstung (einschließlich Stativ) dabei zu haben. Besonders an windigen, aber unbedingt sonnigen, Tagen gelingen Aufnahmen, die man so nicht erwartet. Wie wild geworden benehmen sich die Wassermassen, als müssten sie zeigen, was sie können.
Jede Bucht zeigt andere Felsstrukturen.
Wahrscheinlich sind es Asche- oder Kalkschichten.
Es soll hier viele Fische geben.
Wer den langen Bordeira-Strand das erste Mal sieht, ist überrascht. Vorn gibt es eine Dünenlandschaft, die bis zum Rand des Ortes Carrapateira reicht. Weiter hinten dann, in nördlicher Richtung, ist Steilküste mit einem schmalen Strandstreifen, der bei Flut teilweise völlig überspült wird. Ich meine, es ist der schönste Strand der Costa Vicentina.
Letzte Klippen vor dem Praia da Bordeira
Bei Sturm schlagen die Wellen bis über die Klippen.
Interessante Schichtungen erloschener Vulkane
Eigentlich hat der große Strand den falschen Namen, denn nicht Bordeira liegt nebenan, sondern Carrapateira. Bordeira ist weiter nordwärts abseits vom Meer an der N268. Es ist ein kleiner Ort am Hang mit wenig Tourismus. Carrapateira dagegen hat ein richtiges Zentrum, liegt am Meer und ist auch von der Fläche her wesentlich größer als Bordeira.
Carrapateira, gegenüber dem Bordeira-Strand gelegen
Diese kleine Blütenpracht gibt es an vielen Stellen.
Kein Fels zum Klettern, zu bröselig für feste Haken
Bis zum 3 Kilometer langen Bordeira-Strand schafften wir es noch, ohne aber hinunter zu gehen. Kaffeeduft drängte sich in unser Gehirn. Morgen ist auch noch Zeit, war unser Motto. Einen ersten Eindruck von der Westküste hatten wir gewonnen. Wir waren überrascht, so wenig Touristen am Meer zu sehen, trotz angeblich steigender Besucherzahlen.
Der 3 km lange Praia da Bordeira (37.19364, -8.90170)
Lange Wellen für gutes Surfen
Surfbrett-Ausleihstation am Bordeira-Strand
Verglichen mit der italienischen Küste, egal ob an der Adria oder an der ligurischen Westküste, kann man Südportugal fast schon als einsam bezeichnen. Im Reiseführer steht, daran seien die Westwinde des Atlantik schuld. Für den Winter mag das zutreffen. Jetzt im September empfanden wir die Temperaturen weder kalt noch heiß, aber gerade deswegen angenehm.
Carrapateira, direkt am Bordeira-Strand
Flussmündung des Ribeira da Bordeira
Sonnenuntergang in Sagres, Montag 20.09.2010
Heute haben wir das Auto stehen lassen und sind hinunter zu unserem Hausstrand gegangen. Das Wasser war noch angenehm warm, hier allerdings wie immer nur etwa 19 Grad. Selten, aber heute war auch kein Wind.
Wieder ein Morgen mit phantastischem Ausblick auf die Mareta-Bucht und das Fortaleza-Massiv
Appartementhaus der Spitzenklasse
Sagres breitet sich aus, man hat noch Platz.
Trotzdem hielten wir es nur knappe 3 Stunden am Strand aus. Auch das schönste Wasserwandern wird langweilig, wenn man schon das dritte Mal die Mareta-Bucht abläuft. Relativ zeitig saßen wir wieder auf unserem Balkon.
Links die überbaute Drachenhöhle (Schneckengang zum Drachenspalt), rechts der kleine Fortaleza-Leuchtturm
Wasserturm, hinten das Vicente-Kap mit dem Leuchtturm
Sonnenuntergang in Sagres, Dienstag 21.09.2010
Heute wollten wir die von Sagres östlich gelegenen Gebiete erkunden. Den Sagres-Hafen soll schon Prinz Heinrich im 15. Jh. ausgebaut haben. Das ist aber nicht sicher. Die Expeditionen zur Eroberung unbekannter Überseegebiete wurden zu jener Zeit von Lagos aus gestartet.
Resort Martinhal mit den Wohnschachteln
Kleine Feriensiedlung westlich von Martinhal
Reparaturhafen nahe am Hafenstrand Praia da Baleeira
Sagres hatte damals sicherlich nur einen unbedeutenden Fischereihafen. Auch heute bietet er nichts Besonderes. Wir hielten nur kurz und fuhren dann weiter Richtung Ferienanlage Martinhal. Dieses Resort ist vor allem bei Familien mit Kindern beliebt, allerdings ziemlich teuer.
Der Hafen mit vorgelagerten Inseln, beliebt bei Tauchern.
Resort Martinhal mit Luxus-Ferienhäusern
Hier gibt's Explorer-Tickets (Delphine, Haie, Vögel)
Der vom Atlantikwind geschützte Strand am Fuße vom Martinhal ist ideal für Familien mit Kindern. Das Resort bietet solchen Feriengästen sogar eigene Kinderbetreuung, so dass man seine "nervenden" Kinder abgeben kann. So ähnlich äußerte sich ein Schweizer Ehepaar, mit dem wir ins Gespräch kamen.
Bildmitte: Hafenzufahrt von Sagres aus
Martinhal-Strand (Richtung Osten gesehen)
Teils Schachtelbau, teils schöne Ferien-Villen
Die wenigen Eindrücke, die wir beim Rundgang gewannen, waren nicht gerade positiv. Irgendwie passt das Resort nicht zur wilden Schönheit der Atlantikküste. Trotzdem sollen im Sommer alle Häuser belegt sein, so erfuhren wir. Scheinbar gibt es doch ein paar Leute, die mit den naturbelassenen Stränden zufrieden sind. Gut so!
Praia do Martinhal am Martinhal-Resort
Dort würden wir auch den Urlaub verbringen wollen.
In dieser Region recht selten (wahrscheinlich gepflanzt)
Um zum nächsten Strand in Richtung Osten zu gelangen, muss man erst einmal nach Vila do Bispo fahren und dann weiter auf der N286 in Richtung Lagos. Unmittelbar an der Küste ist nur Buschwerk vorhanden, durch das einige wilde Wanderpfade führen. Ab dem Martinhal-Resort ist die Steilküste fast unzugänglich. Es gibt bis zum Praia do Barranco keine Badebuchten.
Vila do Bispo, wir sind auf der M1257.
Die kleine Bucht des Praia da Ingrina
Praia da Ingrina Richtung Osten
Der erste gut mit dem Auto zu erreichende Strand ist der Praia da Ingrina. In Raposeira biegt man von der Hauptstraße N286 rechts ab und kommt so auf der M1257 direkt bis zum Ingrina-Strand. Der schön in einer geschützten Bucht gelegene Strand ist bei Surfern beliebt. Vor allem der Wind vom Süden rollt das Wasser in hohen Bergen gegen die Küste.
Verstreut liegen manche Anwesen mitten im Buschwerk.
Ahnen des Restaurante do Sebastião
Anwesen des Restaurante do Sebastião
Die nächste Stippvisite statteten wir dem Praia do Zavial ab. Es ist die nächste Bucht Richtung Osten. Zum Strand gehört die kleine Ortschaft Zavial, die aber nur aus wenigen Häusern besteht. Der Strand ist etwas größer und gleichzeitig eine Flussmündung, im Sommer ohne Wasser. Auch hier sind viele Surfer.
Praia do Zavial Richtung Osten
Das östliche Ende des Strands mit abgebrochenen Klippen
Schild an der Hauptstraße
Heute waren nur wenige Surfer draußen, wahrscheinlich wegen der eher ruhigen See. Die Flussmündung bietet große Sandflächen, die aber bei Flut teilweise mit Wasser gertränkt werden. Der kleine Parkplatz unmittelbar am Restaurant war voll, doch weiter vorn an der Hauptstraße M1257-1 ist meist genügend Platz.
Fußsteig zum Zavial-Strand
Solche Wellen waren heute selten.
Parkfläche an der Hauptstraße, im Hintergrund Zavial
Zwar war es noch nicht sehr spät und deshalb der Besuch der kleinen Kirche in Raposeira geplant. Raposeira liegt an der N125 kurz hinter Vila do Bispo in Richtung Lagos. Die Kirche "Igreja Matriz da Raposeira" aus dem 16. Jh. wird auch "Igreja de Nossa Senhora da Encarnação" genannt. Das Dach war am 16.11.1873 eingestützt und im gleichen Jahr wieder aufgebaut.
Der größte Platz in Raposeira, vor der Kirche
Der Glockenturm endet mit einem achteckigen Prisma.
Das Sonnenlicht spiegelt sich auch auf dem Meer.
Wir hatten die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Die Kirche war zu, das Wetter aber schön und schnell war der Tisch auf unserem Hotel-Balkon gedeckt. Bis zum späten Abend saßen wir wieder über Sagres und genossen den weiten Blick übers Meer. Das Spiel der untergehenden Sonne mit den schwarzen Wolkenbändern zeichnete ein sich ständig veränderndes Gemälde.
Heute geschlossen, wir fahren weiter ohne Besichtigung.
Diese Glocke hat einen hellen und harten Klang.
Wieder ist ein Tag zu Ende, der 22.09.2010
Wir hatten wieder getrödelt, das Frühstück zog sich hin und auch die Aussicht aufs Meer und auf Sagres verleitete uns, länger als nötig auf unserem Hotel-Balkon rumzulungern. Viel hatten wir uns sowieso nicht vorgenommen, da es wieder heiß werden sollte. Auf unserem Miniprogramm stand für heute die kleine Kirche in Raposeira, danach vielleicht noch die Bet-Kirche Heinrichs (Ermida do Guadalupe) und, sollte noch Zeit übrig bleiben, ein Streifzug durch die Küstenorte Salema und Burgau. Fixpunkt für die Rückkehr war wie üblich die Kaffeezeit.
Ein wenig Verpflegung für den Notfall hatten wir trotzdem gepackt und die Tasche ins heiße Auto gestellt. Die Klimaanlage unseres Omega würde es richten. Der Anlasser leierte, diesmal aber ohne Erfolg. Nach dem dritten Versuch wurde ich nervös. Die Batterie zeigte keinerlei Müdigkeit, was sich leicht an der Anlasserdrehzahl beurteilen ließ. Meine Frau öffnete schon ihre Tür wegen der im Auto gestauten Hitze. Sie schien zu ahnen, dass es eine längere Geschichte werden würde. Ich probierte es noch ein paar Mal. Der Motor sprang einfach nicht an.
Nun war guter Rat teuer. Unser Omega hatte uns noch nie verlassen. Ausgerechnet hier fast am ENDE DER WELT machte er nicht, was ich wollte. Gestern hatte ich das Auto noch ganz normal abgestellt, d.h. es lief bis zum Schluss ohne zu muckern. Vielleicht war etwas mit der Zündung? Oder er (der Motor) bekam keinen Sprit. Der Tank war noch halb voll. Eine Pfütze unter dem Auto konnte ich auch nicht entdecken.
Vielleicht gab es hier auch Marder? Der Omega diente rund zwei Jahre vorher schon einmal als Schlafplatz. Ich hatte den Besuch wegen der Haare im Motorraum und einigen Hinterlassenschaften unter dem Auto bemerkt. Im Motorraum selbst war sonst nichts weiter feststellbar. Drei Tage später, wir standen frühmorgens immer noch am gleichen Waldrand in Bayern, wollte mein Omega nicht mehr. Nach kurzem Suchen hatte ich den Kabelfraß entdeckt. Der Schaden ließ sich mit Hausmitteln beheben, so dass wir unsere Reise fortsetzen konnten. Allerdings hatte ich dann zu Hause den Motorraum einer peinlichen Säuberung unterziehen müssen.
Diverse Sprays nährten die Hoffnung, für immer vor Mardern und ähnlichen "Raubtieren" Ruhe zu haben. Die Verzögerung des Marderschadens nach drei Tagen am Standort Waldrand ist nur zu erklären, wenn man weiß, dass die Marder-Männchen sich gegenseitig nicht leiden können und ordentlich Wut bekommen, wenn ein vermeintlicher Liebes-Konkurrent schon vorher in der schönen Schlafhöhle anwesend war. Vor lauter Frust werden dann eben die Kabel zerbissen, denn die Höhle des Konkurrenten muss ja unbewohnbar gemacht werden.
Diese Erinnerung nützte mir jetzt aber nicht viel. Natürlich sah ich mir die Eingeweide unter der Haube genau an, konnte aber nichts Auffälliges entdecken. Wie schon gesagt, da war guter Rat teuer. Meine Frau hatte sich zwischenzeitlich schon wieder in ein klimatisiertes Umfeld, sprich in die Hotel-Suite, begeben. "Hol mich, wenn du fertig bist", meinte sie nur. Mit was eigentlich?
Dem Fehler auf die Spur zu kommen, dürfte eigentlich nicht schwer sein. So ganz unerfahren bei Fehlersuche und Reparatur an Autos (auch an allem anderen, was einen Motor hat) war ich nicht. Vorauszusehen, ob das Bordwerkzeug reichen würde, war bis jetzt nicht.
Ich fing also an, hier und da an den Benzinschläuchen zu ziehen, versuchte auch, unter dem Auto ein Leck zu finden und kroch sogar soweit unter Tage, dass ich den Benzinfilter einsehen konnte. Hell genug war es, und heiß und heißer wurde es auch. Ich kam ins Schwitzen. Mit schon ein wenig zittrigen Händen öffnete ich den Zündverteiler, alles in Ordnung. Um den Zündfunken an den Kerzen zu prüfen, brauchte ich eine zweite Hand am Zündschloss. Zum dritten Mal: Nun war wieder guter Rat teuer.
Ich sah mich um, niemand hätte mir jetzt helfen können, es war ja niemand da. Die meisten Hotelgäste lagen schon am Strand. Der Hotel-Hof wirkte wie ausgestorben. Nicht in der besten Verfassung erschrak ich fast, als mir die schwarze Miez um meine nackten Beine strich. Die Katze hatte ich in den vergangenen Tagen schon mehrmals getätschelt. Sie wollte wohl wieder ihre Streicheleinheiten abholen. Oder es war ein Omen, wenn eine schwarze Katze am kaputten Auto sitzt.
Ein Unheil ist es sowieso, dachte ich, da brauch ich nicht noch eine schwarze Katze dazu. In der Hoffnung, eine helfende Hand im Foyer zu finden, ging ich rein. Eine Wohltat, den kühlenden Luftzug der Klimaanlage zu spüren. Im Innenhof am Pool versuchte der mir bekannte ältere Mann wie immer um diese Zeit mit einem langen Staken den Algen an den Kragen zu gehen. Vielleicht könnte der mir...? Mir bleib keine Wahl, ich hoffte nur, dass er wenigstens den Zündschlüssel bedienen könnte.
Er konnte, zwar kein Wort Deutsch oder Englisch und ich kein Wort Portugiesisch, die Verständigung klappte trotzdem. Um es kurz zu machen, alle Zündfunken waren da, und der Fehler blieb immer noch im Dunklen.
Sehnsucht oder Ungeduld? Keine Ahnung! Jedenfalls stand plötzlich meine Frau neben mir. Wie lange noch...? Keine Ahnung! Ich entschloss mich die laienhafte Suche aufzugeben und Werkstatthilfe in Anspruch zu nehmen. An der Rezeption konnte man mir nur die Tankstellen in Sagres empfehlen, ansonsten wäre in Lagos die nächste Opel-Werkstatt. Wir wollten sowieso im Supermarkt in Sagres noch Brot holen. Beide Tankstellen von Sagres sind nicht weit davon.
Übrigens ist es der einzige Laden, wo es dunkles kerniges deutsches schmackhaftes frisches (fast immer) Kastenbrot gibt, damals jedenfalls. Es scheint in der Region einen deutschen Bäcker zu geben. In der portugiesischen Tradition hat solches dunkles Brot wenig Platz. Dafür gibt es aber andere leckere Sachen, die man in Deutschland nicht findet.
Der junge Mann versuchte mir klar zu machen, dass weder in seiner noch in der anderen Tankstelle eine Reparaturmöglichkeit bestehe. Einen Reifen wechseln könne man, aber wenn es um Elektronik (?) gehe, käme nur die Bosch-Werkstatt in Vila do Bispo in Frage.
Übrigens, eine ADAC-Mitgliedschaft war damals kein Thema. Noch nie war ich wirklich in Not, so dass ich diese Hilfe hätte in Anspruch nehmen müssen. Aus Schaden wird man klug. Heute, neun Jahre später, bin ich treues ADAC-Mitglied, sogar mit Auslandskrankenschutz.
Im Rückblick muss ich schmunzeln. Die Autopanne sollte nicht die einzige Unregelmäßigkeit sein. Bloß gut, dass man nie weiß, was kommt.
Helfende Hand
Ein Aldi oder Lidl wäre mir hier lieber.
Zum vierten Mal: Nun war guter Rat teuer. Wie sollte ich mit einem Auto, das nicht fuhr, die acht Kilometer nach Vila do Bispo kommen? Mein ratloses Gesicht veranlasste den Burschen in der Tankstelle, zum Hörer zu greifen. Ja, es gab 2010 dort tatsächlich noch ein Telefon mit Hörer. Er hatte wohl die Werkstatt in Vila do Bispo an der Strippe. Heute könne man nichts mehr machen, aber morgen früh könne ein Monteur kommen, um zu sehen was los ist. Ich ließ mich darauf ein.
Für heute hatte ich sowieso genug, um nicht zu sagen die Schn... voll. Vor lauter Frust kauften wir nicht nur gesundes Brot, sondern sündigten auch noch mit kalorienstrotzenden Kuchenstücken verschiedenster Art. Die Kaffezeit war bald ran. Man gönnt sich ja sonst nichts. Kinder bekommen auch etwas Süßes, damit sie sich nach dem Hinfallen wieder beruhigen.
Was bleibt war der schöne Sonnenuntergang.
Extra frühzeitig aufgestanden bereute ich, den Mann von der Werkstatt bestellt zu haben. Er kam und kam nicht. Endlich, gegen 11 Uhr klingelte unser Zimmertelefon. Der Bosch-Service sei da. Das klingt gut, dachte ich. Jetzt ist der Fachmann vor Ort und spätestens zu Mittag sind wir wieder auf Tour. Wie sagt man so schön? Träume sind Schäume. Mein hoffnungsvoller Traum vom schnellen Ende des Lebens ohne Auto sollte platzen.
Der Bosch-Service-Mann, ein dicker gemütlicher Mitt-Fünfziger meinte, er habe noch zu Hause erfahren, dass hier Not am Mann wäre. Zu Hause? Ich verstand anfangs nicht. Ja, er wäre noch nicht im Dienst gewesen, da hätte ihn sein Chef angerufen und nach Sagres beordert. Nun gut, entweder fangen die Leute hier recht spät mit der Arbeit an oder hatte der Mann vielleicht Mittelschicht? Ich weiß es nicht.
Vom langen Leiern des Anlassers wurde nun auch meine Batterie müde. Ob ich denn genug Sprit im Tank hätte? Ja. Und ob bei der letzten Fahrt der Fehler schon einmal aufgetreten wäre? Was für Fehler? Ich hatte nichts bemerkt, nicht umsonst stand das Auto dort, wo es hingehört.
Da könne er nichts machen. Ja wie auch, ohne Werkzeug und ohne etwas zu tun. Ich ahnte schon, das wird nichts. Offensichtlich war das Ganze nur ein Alibi-Besuch. Das Auto müsse nach Vila do Bispo in die Werkstatt. Schnell begriff ich, es ist noch lange keine Lösung in Sicht. Meine Hoffnung war, nun würde der Mann den Abschleppwagen rufen und im Prinzip das Auto gleich mitnehmen. Vergeblich gehofft. Die Werkstatt sei auf so etwas nicht eingerichtet. So? Gut das der Mann meine Gedanken nicht lesen konnte. Die reparieren also nur Autos, die selbst noch in die Werkstatt kommen.
Wie geht es nun weiter? Mein Englisch wurde noch schlechter, als es normalerweise schon ist. Er überlegte. Der nächste Abschleppdienst sei in Lagos, es sind nur 30 Kilometer. Er habe aber keine Verbindung mit den Leuten dort und außerdem regelt so etwas sein Chef. Übrigens, er müsse jetzt seinen Job machen und in die Arbeit fahren. Ich solle mich selbst um das Abschleppen kümmern, dann werde man weitersehen.
Ich war sprachlos. Außer OK wusste ich nichts zu erwidern. Schnell war der Mann in seinem kleinen Fiat und noch schneller vom Hotel-Hof verschwunden. Mittlerweile mittags stand ich also wieder alleine neben dem Auto, die Sonne brütete und ich wusste keinen Rat, genau wie gestern um diese Zeit.
Ich musste erst einmal verschnaufen, meine Frau hatte zwar nichts Essbares vorbereitet, weil sie wohl dachte, das Problem sei vielleicht schon gelöst. Beim Kaffee und dem Rest Kuchen von gestern erzählte ich alles. Die schwarze Magie (der Kaffee) und das Ansteigen des Blutzuckerspiegels (der Kuchen) halfen, die Gedanken zu ordnen.
Eine Alternative gab es nicht. Das Auto musste wieder flott gemacht werden. Unsere graue Eminenz an der Rezeption gab sich große Mühe, ein günstiges Angebot für uns rauszuschlagen. 50 Euro Cache, weniger sei nicht möglich. Der Mann am anderen Ende der Leitung schien feste Vorstellungen zu haben. Fast hätte ich gesagt, so wenig? Aber nur fast. Ich tat so, als wenn ich überlege. Dabei hatte ich sowieso keine Wahl.
Spätestens in 2 Stunden würde der Abschleppwagen da sein. Hoffentlich. Es war mittlerweile schon 14 Uhr. Meine Hoffnung, heute noch ein fahrbares Auto zu haben, schwand zusehends.
Tatsächlich, kurz vor 4 hörte ich 3-maliges Hupen, das nur von einem LKW stammen konnte. Das laute Röhren drang sogar bis auf unseren Balkon auf der Pool-Seite des Hotels. Es konnte nur uns gelten. So kann man sich auch anmelden. Als ich auf den Parkplatz kam, war ein etwas älterer, aber sehr robust aussehender Mann schon dabei, seinen Abschleppwagen zur Verladung fertig zu machen. Es sollte also nicht abgeschleppt, sondern verladen werden.
Meinen Einwand, dass Lenkung und Bremsen in Ordnung seien, überhörte er. Oder er verstand nichts. Bis heute ist mir unklar, welche Sprache der recht dunkelhäutig aussehende Mann beherrschte. Er ließ außer "Euros" und "OK" kein einziges Wort verlauten. Noch ehe die Winde seines Lade-Lastenaufzugs in Betrieb ging, forderte er mit einer unmissverständlichen Finger-Geste die ausgemachten 50 Euro.
Um das seitlich eingeparkte Auto längs hinter die Ladefläche zu bringen, war Muskelkraft nötig. Er hatte zwei U-Schienen angelegt, auf denen unser Omega eine Etage höher gehievt werden sollte. Der Omega ist schwer, rund eine Tonne ist zu bewegen. Bloß gut, dass der Parkplatz eben ist. Trotzdem wäre ein dritter Mann hilfreich gewesen, aber wieder war niemand in der Nähe.
Zwei recht dünne Drahtseile spannten sich langsam. Ich hatte kein gutes Gefühl. Doch der Mann musste ja wissen, was er tat, hoffentlich nicht das erste Mal, waren meine Gedanken. Es knisterte, die Seile streckten sich, der Omega begann, sich zu bewegen. Langsam, aber stetig kletterte das Auto die Schienen hinauf. Für meine Begriffe war die Rampe zu steil. Die Motorwinde brummte und zog jetzt offensichtlich unter Voll-Last.
Am Übergang von Schiene zur Ladefläche stockte die Aktion. Der Überlastschalter der Winde hatte wohl ausgelöst und die Windenbremse aktiviert. Nun war erst einmal Ruhe. Die Auto-Vorderräder hingen im Spalt von Schiene zur Ladefläche. Der Lademeister machte kein freundliches Gesicht. Er hatte das Gewicht unseres Omega wohl unterschätzt.
Nach einer Umrundung der Szenerie nahm er wieder das kabelgebundene Bedienpult, wartete ein Weilchen und tippte dann den Hebel für die Winde an. Sie lief wieder. Offensichtlich ist der Überlastschalter temperaturgesteuert und war wieder abgekühlt.
Aufmerksam und mit respektablem Abstand sah ich zu, wie sich die Seile wieder spannten. Den lauten Knall habe ich heute noch in den Ohren. War doch eines der Seile gerissen und mit dem Ende im großen Bogen auf das Dach des Abschleppwagens geschlagen. Doch das andere Seil hielt. Nicht auszudenken, wenn auch dieses zerrissen wäre. Der Lademeister verzog keine Miene. Mit stoischer Gelassenheit klebte sein Daumen am Windenschalter und der Omega kroch langsam auf die Ladefläche.
Ich hatte zu tun, mich von diesem Schreck zu erholen. In unmittelbarer Nähe waren noch mehr Autos geparkt. Das durch die Gegend pfeifende Seil hätte viel mehr Schaden anrichten können. Mir ist nur unklar, wieso das Seil nicht hielt. Wahrscheinlich waren schon vorher einige der Stahlfasern defekt.
Zum Arretieren des Autos mussten die Handbremse und zwei Bremsklötze reichen. Keine Spur von Ladungssicherung per Spannbänder oder dergleichen. Jetzt war es wichtiger, den Schaden des Abschleppautos zu inspizieren. Der Lademeister kletterte auf sein Fahrerhaus-Dach und fluchte vor sich hin. Wahrscheinlich hatte das Seilende einigen Schaden angerichtet.
Ohne zu fragen wies er mir den Beifahrerplatz zu, und ehe ich auch nur weiter über das Geschehene nachdenken konnte, verließen wir den Hof. Wenn schon das Aufladen unseres Omega einem Drama glich, der Transport in die Werkstatt nach Vila do Bispo war die reinste Höllenfahrt.
Ich glaube, er hatte seine Fracht vergessen. Er nahm den kürzesten Weg durch Sagres, schmale Straßen mit vielen Vorfahrtsregelungen und einigen Stopp-Schildern. Das gilt aber nur für normale Verkehrsteilnehmer, nicht für den Abschleppwagen aus Lagos. Mit Karacho ohne einen einzigen Stopp erreichten wir die N268, auf der für Einheimische sowieso die 90 nur als Mindestgeschwindigkeit gelten. Zurückblickend durch die kleine Scheibe auf unser geliebtes Auto dachte ich nur: Hoffentlich geht's gut!
Es geschehen noch Wunder. Die 8 Kilometer hatten wir schneller hinter uns gebracht, als ich dachte. Im Gewerbegebiet ging es eng zu. Vor der Werkstatt war kaum Platz, zu viele Autos standen rum. Das Abseilen erfolgte deshalb auf der Straße. Ich bekam den Werkstatt-Manager überhaupt nicht zu Gesicht. Nach weniger als 10 Minuten waren Abschleppwagen samt Fahrer verschwunden, mich mit verblüfftem Gesicht neben meinem Omega zurücklassend.
In der Werkstatthalle herrschte emsiges Treiben, vor allem aber akute Platznot. Selbst wenn ich gewollt und gekonnt hätte, für mein Auto wäre nichts frei gewesen. Mit Mühe zwängte ich mich durch die dicht stehenden Fahrzeuge, um zum vermeintlichen Büro zu kommen. Einen der Monteure nach dem Chef fragend wies der nur in Richtung Tor. Dort stand tatsächlich ein junger Mann an einer Art elektrischen Prüfstand, der mit einem großen älteren Mercedes verkabelt war. Wahrscheinlich handelte es sich um einen Motor-Check, denn dieser heulte immer mal wieder auf um dann wieder in ein stotterndes Diesel-Getucker überzugehen.
Ein Weilchen sah ich dem stark beschäftigten Reparaturmann zu, noch nicht wissend, dass dies wirklich der Werkstatt-Chef war. Nebenbei bedeutete er mir, ich müsse noch warten. Erst müsse der Mercedes raus, dann käme ich dran. Das alles erfuhr ich, ohne dass eine Reparaturannahme oder ähnliches erfolgte. Papiere wurden auch keine verlangt, ich glaube meinen Namen hatte er sich auch nicht gemerkt.
Es verging fast eine Stunde. Auf der Straße hatte jedes ankommende Auto Mühe, am Omega vorbei zu kommen. Das Auto weiter zur Seite zu schieben wäre mir aus eigener Kraft nicht möglich gewesen. So konnte ich nur hoffen, nicht auch noch Lackschäden abzubekommen.
Endlich. Inzwischen war der Mercedes-Besitzer eingetroffen. Seine Absicht, das reparierte Auto abzuholen, war zwar erkennbar, doch es geschah nicht. Bestimmt 15 Minuten lang tauschten die Beiden erst einmal Neuigkeiten (oder alten Klatsch?) aus, bis schließlich ein Handschlag das Gespräch beendete.
Nun war der Prüf- und Reparaturplatz der Werkstatt frei. Ansonsten war die Halle vollgestellt. Wo plötzlich die 3 Leute herkamen weiß ich nicht. Jedenfalls schoben wir zu fünft den schweren Omega die Zufahrt hinauf, direkt mit der Schnauze vor den Prüfschrank.
Die Kommunikation war äußerst schwierig. Obwohl, das Grundproblem verstand der junge Mann, er war noch keine dreißig. Ohne nochmals einen Start zu versuchen wurde das Auto mit dem Automaten verkabelt. Auf dem Bosch-Bildschirm erschienen allerlei Anzeigen und Auswahlpunkte. Der Mann hangelte sich durch den portugiesischen Menübaum und landete schließlich auf einer Seite mit Handlungsanweisungen für den Motorstart. Soviel verstand ich, die wenigen englischen Begriffe auf dem Schirm reichten mir.
Er prüfte den Kraftstoffdruck bei Anlasserbetätigung und siehe da, kein Kraftstoff! Bereits jetzt schwante es mir. Vor 3 oder 4 Wochen hatte ich die Kraftstoffpumpe gewechselt, zusammen mit dem Kraftstoff-Filter. Vielleicht war die Pumpe wieder hin? Ich sagte es ihm. Ohne zu zögern begann er, den Kofferraum auszuräumen und den Deckel zum Tank zu öffnen.
Man muss wissen, beim Omega Kombi (Caravan) ist die Kraftstoffpumpe im Tank eingebaut, d.h. sie ist direkt im Benzin montiert. Der Zugang erfolgt durch einen großen Deckel vom Kofferraum aus. Denn der 65-Liter-Tank liegt unter dem Kofferraumboden.
Gespannt verfolgte ich die Arbeiten, die dem jungen Mann flott von der Hand gingen. Ich fragte mich nur, wenn tatsächlich die Pumpe kaputt war, wo er eine neue hernehmen wollte. In Gedanken sah ich mich schon die 8 Kilometer zurück nach Sagres trampen.
Doch es kam anders. Er fummelte mit seinen relativ kleinen Händen im Tank herum, befestigte den Deckel provisorisch und startete. Der Motor sprang an. Wie sagt man: Mir fiel ein Stein vom Herzen. Was zum Teufel hat er bloß gemacht?
Wieder war die Verständigung schwierig. Endlich verstand ich: Es hatte sich nur der abgehende Schlauch vom Pumpenstutzen gelöst. Da sowieso alles im Benzin schwimmt, drückte die Pumpe das Benzin wieder zurück in den Tank. Von außen ist sowas nicht sichtbar.
Normalerweise passiert so etwas nicht. Wahrscheinlich war ich selbst schuld und hatte den Schlauch beim Pumpenwechsel nicht wieder richtig montiert. Der Monteur machte nun Nägel mit Köpfen, sicherte die Schläuche mit Schlauchschellen und verschraubte den Deckel wieder. Ende der Reparatur!
Trotzdem waren über 30 Minuten vergangen. Meine Frage nach der Rechnung blieb bis heute nur mit einem Abwinken beantwortet. Ich drückte ihm 20 Euro in die Hand, das war's.
Mit Freude im Herzen kam auf dem Heimweg ein Fahrgefühl auf, das ich nur mit Freiheit beschreiben kann. Freiheit, mobil zu sein, Freiheit, wieder mit meinem geliebten Omega durch die Lande cruisen zu können. Noch nie war ich seit meinem 15. Lebensjahr ohne Fahrzeug. Anfangs mit Moped, später mit verschiedenen Motorrädern, dann mit den unzähligen Trabis in der DDR-Zeit und schließlich mit meiner Lieblingsmarke Opel hatte ich immer Feuer unter'm Hintern, wenn auch nur in Form der Explosionen im jeweiligen Brennraum.
Zu Hause (im Hotel) wartete meine Frau schon, ohne etwas zu wissen. Zwei Handys konnten (und wollten) wir uns damals nicht leisten.
Heute, nach den aufregenden letzten zwei Tagen, konnten wir endlich die Kirche in Raposeira besichtigen. Die Tür stand auf. Drinnen war niemand. So hatten wir Muse, uns alles in Ruhe anzuschauen.
Kirche in Raposeira (Igreja Matriz da Raposeira)
Die Kassettenform der Decke ist typisch portugiesisch.
Michelangelo's "Die Erschaffung Adams" (nur der Mittelteil des Gemäldes dargestellt)
Die Kirche wurde Anfang des 16. Jh. gebaut. Das Hauptportal, der Triumphbogen und das Weihbecken zeugen vom sogenannten manuelinischen Stil. Die seitlichen Altaraufsätze im Barockstil verdienen besondere Aufmerksamkeit.
Triumphbogen im manuelinischen Stil
Das Altargemälde, eine spätere Schöpfung
Barocker Altaraufsatz, vergoldete Holzschnitzereien 18. Jh. Es gibt je einen rechten und einen linken Seitenaltar.
Obwohl Heinrich der Seefahrer (Prinz Heinrich, 1394 bis 1460) in Raposeira gewohnt hat und dort auch einige Häuser hatte, kann er den jetzigen Kirchenbau nicht gekannt haben. Wahrscheinlich gab es einen Vorgängerbau, denn Prinz Heinrich soll in der Kirche von Raposeira gebetet haben.
Maria: Schutzpatronin aller Christen, Vorbild im Glauben, Fürsprecherin und Mittlerin
Kreuz Christi (Kruzifix), Heiland Jesus Christus am Kreuz
Hier blieben die Leute unverletzt.
Die Marienverehrung ist im katholischen Portugal besonders ausgeprägt.
Fenstergemälde
Blick auf den Kirchenvorplatz
Mit der Kirche verbindet sich eine Tragödie. Am 16. November 1873 fand eine örtliche Wahl statt. Dabei stürzte das Kirchendach ein. Es gab mehrere Tote und Verletzte. Nur die Leute am Wahltisch in der Hauptkapelle blieben unverletzt. War das ein Zeichen?
Noch im gleichen Jahr wurde die Kirche wieder vollständig aufgebaut.
Zwischen Raposeira und Figueira verläuft nicht nur die gut ausgebaute N125, sondern parallel dazu die alte Landstraße. Die neue N125 wurde erst später angelegt. An dieser Landstraße liegt die Einsiedlerkapelle Guadalupe. Sie wurde im romanisch-gotischen Stil im 13. Jh. als Kirche der Christusritter gebaut. Christusritter ist eine Nachfolgeorganisation des Templer-Ordens.
Alte Landstraße parallel zur neuen N125
Museum in einem ehemaligen Bauernhaus
Hier gibt es die Tickets, außerdem Fotos, Bildbände und Bücher (leider nicht in Deutsch).
Die Einsiedlerkapelle (Ermida do Guadalupe)
Die Schwarze Madonna, weltweit verehrt (The Myths Of The Black Madonna).
Die Kirche gehörte zu einem Landgut (Quinta da Guadalupe), das früher im Besitz von Prinz Heinrich gewesen sein soll. Die Häuser existieren nicht mehr, die Kirche wurde 2008 restauriert.
Gleich neben der Kirche wurde in einem ehemaligen Bauernhaus eine Ausstellung zur Geschichte der Kirche und zum Glaubenskult der Schwarzen Madonna eingerichtet.
Since the earliest times that the human species tried to explain and control the surrounding universe. This is one of the characteristics of every religion. Through the myth religion finds explainations to the universe, life and social organization. Through the ritual religion aims to control the unseen forces the rule the universe and life.
Die Verehrung der Schwarzen Madonna ist ein weltweites Phänomen und ist neben der späteren Marienverehrung auch schon lange vor Christus üblich gewesen. Der Brauch basiert auf Traditionen ganz unterschiedlicher Kulturen.
Seit den frühesten Zeiten versuchte der Mensch, das ihn umgebende Universum zu erklären und zu kontrollieren. Das ist ein Merkmal jeder Religion. Durch die Bildung von Mythen werden diese Erklärungen für das Leben und die soziale Organisation gefunden. Religiöse Rituale kontrollieren Unsichtbares, das scheinbar unser Leben lenkt.
Diese Fotosammlung zur Schwarzen Madonna ist bemerkenswert, wenn nicht sogar einzigartig. Leider werden die Bilder nach einer Umstrukturierung der Ausstellung (zwischen 2016 und 2018) nicht mehr gezeigt.
Die Kirche soll die älteste Kirche der Algarve sein. Viele Kirchen der Algarve wurden von der riesigen Wasserwelle des See- und Erdbebens von 1755 überrollt und zerstört, die Ermida do Guadalupe aber nicht. Somit ist ein Bauwerk erhalten geblieben, dessen historischer Bezug und die Verbindung zum christlichen Glauben nicht hoch genug eingeschätzt werden kann.
Prinz Heinrich, auch "Heinrich der Seefahrer" genannt, soll hier viele Stunden der Andacht zugebracht haben.
Die Kapelle ist nicht groß, dafür aber sehr alt. (13. Jh.)
Rosetten-Fenster über der Eingangspforte
Die Fensterstütze hat die Form des Apostelkreuzes (auch Weihekreuz genannt).
Lichtstrahl, den Gott zum Menschen schickt.
Buntglas-Fenster an der Rückwand des Altarraums
Einzige Glocke in einem Seitenfenster. Die Kapelle hat keinen extra Glockenturm.
Eine Besonderheit zur Bauweise der Kapelle sei noch erwähnt. Einige Teile sind nicht streng symmetrisch angeordnet. Man könnte vermuten, dies seien Fehler oder die Baumeister konnten es nicht besser. Dem ist aber nicht so. Beispiele sind das nicht mittig angeordnete Eingangsportal mit den Spitzbögen oder auch die unsymmetrische Anordnung der äußeren Seitenpfeiler.
Der Grund für die Asymmetrie mancher Konstruktionselemente hat etwas mit einer damaligen volkstümlichen Tradition zu tun. Man wollte die menschliche Unvollkommenheit präsentieren, in Demut vor Gott, denn "Nur Gott ist vollkommen".
Zugang aus Richtung Eingangstor
Oft zu sehen, Kühe auf der Straße
Eine Art Reiher, Name unbekannt
Südseite der Kirche
Ein restaurierter uralter Brunnen
Sie halten sich oft zwischen den Kühen auf.
Salema kannten wir nur aus dem Reiseführer. Es ist ein typischer Touristenort mit vielen Appartement-Häusern, einem kleinen Strand und einem alten Ortsteil, der früher einmal ein Fischerdorf war. Wir fuhren von der kleinen Guadalupe-Kirche aus in Richtung Lagos, bogen dann in Budens ab und landeten so auf der gut befahrbaren Landstraße M537 direkt in Salema.
Wir parken weit oberhalb vom Salema-Zentrum.
Blick vom Westen auf Salema-Zentrum
Großes Hotel direkt im Zentrum
Salema liegt im Tal einer Flussmündung, zumindest der ältere Teil von Salema. Ringsum hat man an den Hängen jede Menge Ferienhäuser gebaut, die ein Mehrfaches der Fläche des alten Fischerdorfes einnehmen. Noch bevor wir uns ins Zentrum wagten, nutzten wir weit oben einen freien Parkplatz und stiegen dann direkt am Meer eine gut befestigte Holztreppe hinab.
Straße Richtung Salema-Altstadt
Ein Holzsteg führt hinunter zum Weststrand.
Blick Richtung Westen vom zentralen Strand aus.
Von oben hat man eine schöne Sicht auf die Lage von Salema. Der Strand ist fast einen halben Kilometer lang, einen kleinen Fischereihafen gibt es auch. Direkt in der Senke hat man neben einem ständig besetzten Parkplatz ein großes Hotel hingesetzt, das durch seine Höhe und Dominanz ziemlich hässlich wirkt.
Zufahrt hinunter ins Salema-Tal
Ein schönes Ferienhaus in exponierter Lage
Die Promenade Richtung Osten zum Fischereihafen
Ringsum drücken die bebauten Hügel auf den Badeort. Wäre nicht das Meer, würde die gefühlte Enge eher abschrecken als einladen. Dabei liegt Salema im Naturschutzgebiet "Parque Natural do Sudoeste Alentejano e Costa Vecentina". Im Gegensatz zu Sagres scheint man hier eine Bauzulassung leichter erhalten zu können.
Im Hintergrund der östliche (alte) Teil von Salema
Auf der Strandbrücke an der Flussmündung
Typischer Badestrand für Badetouristen
Salema ist konsequent auf Tourismus getrimmt. Insbesondere seit den 80-iger Jahren sind die Besucherzahlen durch den zugelassenen Bau-Boom rasant gestiegen. Lohnenswert ist allerdings ein Streifzug durch den östlichen alten Teil des Ortes, der vom Fischereihafen aus am Hang liegt. Kaum einen PKW breit und ohne Fußsteige geht es ziemlich eng zu.
Die Altstadt von Salema
Fußwege sind sowieso nicht möglich.
Haus der Orchideen
Die steil ansteigende Straße führt zu schönen Ausblicken auf die westliche Seite des Salema-Tales. Auch gibt es hier und da bemerkenswerte architektonische Besonderheiten. Insgesamt machen alle Häuser einen gepflegten Eindruck, wie immer mit Ausnahmen. Manche halb verfallenen Häuschen will einfach niemand kaufen, vielleicht wegen des Preises?
Ein interessanter Wäscheplatz
Unpassend, aber geduldet sicher wegen der Gesetzeslage.
Parken nicht möglich, auch nicht nötig.
Beim Streifzug durch die Altstadt sind wir abseits von der Hauptstraße durch ganz romantische Gassen gekommen. Besonders in Richtung Süden wird jeder Quadratmeter vor den kleinen Häusern genutzt, um einen "Balkon" zum Meer zu haben. Es gibt viele kleine, dafür aber günstige Privatunterkünfte, die durch ihre Lage nicht zu toppen sind.
Mir gefallen die Straßenlaternen.
Steil und schmal, ein Grauen für Autofahrer
Schöne Gärten auf kleinem Platz
Trotzdem, die romantische Wildheit rund um Sagres und vor allem an der Atlantikküste in Richtung Norden ist geeigneter, wenn man die ursprüngliche Natur sucht. Salema ist ein Badeort, familienfreundlich, mit vielen Übernachtungsmöglichkeiten, mit noch mehr Einkaufsmöglichkeiten und eben auf die normalen Touristen ausgerichtet.
Das westliche Hochland von Salema.
Zu teuer? Ich wäre glücklich, dort zu leben.
Schöne Terrasse im 1. Stock
Kommt man vom Rundgang in der Altstadt zurück zum Strand, ist vor allem der westliche Teil interessant. Wenn die Flut es noch zulässt, kann man den ganzen Tag im Schutze der hohen Klippen faul am Wasser liegen. An diesem Strand soll es auf einem Felsen 140 Millionen Jahre alte Dinosaurier-Spuren geben. In 2010 wussten wir allerdings noch nichts davon.
Interessant sind die Minigassen über dem Meer.
Am Horizont das Meer Richtung Westen
Wenig Platz, selbst wir kamen nicht vorbei.
Bei hoher Flut kann es passieren, dass die Wellen bis zu Felswand reichen. Da sollte man beizeiten zum mittleren zentralen Teil des Strands wechseln. Dort ist zwar meist viel Betrieb, aber man ist sicher. Wir hatten unweit des Zentrums abseits vom Meer einen großen WoMo-Parkplatz entdeckt. Er liegt etwas versteckt und bietet viel Platz, sogar kostenlos.
Unteres Ende der Altstadt
Der westliche Strand, nicht immer wasserfrei.
Machen wir's den Schwalben nach, bau'n wir uns ein Nest.
Noch etwas Zeit in der Tasche fuhren wir weiter so nahe wie möglich am Meer entlang in Richtung Osten. Nach dem kleinen Ort Barrancão, der zwar an der M537, aber nicht direkt am Meer liegt, kommt man nach Burgau. Burgau ist auch ein ehemaliges Fischerdorf, jetzt natürlich ein begehrter Badeort, da es einen schönen ruhigen Sandstrand gibt.
Am Ende der Straße zum Meer ist Parkplatz knapp.
Ein Parkplatz mit Zugangsbeschränkung
Restaurante Ancora
In Burgau ist wenig Platz. Die Häuser hängen am Hang hinunter zum Meer und unten ist kaum Fläche, das Auto abzustellen. In 2010 hatten wir unseren Omega weit oben in einer Wohnsiedlung stehen. Deshalb war Fussmarsch angesagt, aber wir wollten uns sowieso den Ort anschauen. Burgau hat sich seinen ursprünglichen Fischerdorf-Charme bewahrt, trotz Tourismus.
Es gibt einige Bars, die auch noch offen waren.
Auch Burgau wächst und braucht Mietflächen für Gäste.
Der westliche Teil des schmalen Burgau-Strandes
Direkt am Meer entdeckten wir einen relativ großen Parkplatz, der aber fast leer war. Weiter oben war dagegen alles zugestellt. Ich kann nur vermuten, dass der große Parkplatz nicht umsonst zu haben war. Oder er war nicht für Jedermann erlaubt. Nun gut, wir waren ja nicht zum Parken gekommen, sondern wir wollten die Ortslage erkunden.
Fast leerer Parkplatz, wahrscheinlich kostenpflichtig.
Das östliche Ende des Burgau-Strandes
Ich habe Kaffee-Durst.
Begeistert hat mich ein "Gummibaum", der direkt oberhalb des Strandes stand. Als Kind musste ich den Platz mit so einem Gummibaum teilen, unserer war nicht so groß. Ich wusste garnicht, dass diese Art von Pflanzen so groß werden. Übrigens, er war meiner Mutter Lieblingsgewächs. Niemand durfte ihn versorgen, damit er ewig gedeihen möge. Alles nur Erinnerung!
Die Bar direkt am Strand hat noch auf, aber keine Gäste.
"Gummibaum", die Erinnerung aus meiner Kindheit
Ende September immer noch frisch.
Auch in Burgau merkten wir: Es ist bereits Nachsaison. Die kleinen Läden waren fast leer, ein für mich passendes T-Shirt habe ich trotzdem nicht bekommen, nicht etwa wegen meiner Größe. Es hing nur noch Ramsch rum. Schon den Kaffee-Duft in der Nase (natürlich nur als Einbildung) machten wir uns auf den Heimweg. Vom Rumlaufen in Ortschaften hatten wir genug.
Meiner Meinung nach nur noch Ramsch
Raus aus Burgau, heim geht's Richtung Sagres.
Ist der Himmel nicht blank, sagt die Sonne "Gott sei Dank"
Da Lidl in Vila do Bispo am Weg liegt, hatten wir doch noch fast eine Stunde die Zeit bis zum Kaffee verlängert. Das ist hart, wenn man feste Zeiten gewöhnt ist. Dafür gönnten wir uns süßen Kuchen und ganz viel Müßiggang auf dem Hotel-Balkon. Bei dieser unserer Aussicht braucht es dazu keine Anstrengung, insbesondere wenn wieder ein herrlicher Sonnenuntergang dabei ist.
Sicher abgestellt in einem Wohngebiet weit weg vom Meer
Lidl-Einkäufe zum Auspacken, jetzt ist erst mal Kaffeezeit.
Fast unwirklich, aber doch real und schön.
Im Norden Portugals gibt es viele Berge, im Süden eher nicht. Einzig das Monchique-Gebirge bietet mit seinem 902 Meter hohen Fóia etwas Abwechslung in der sonst nur hügeligen Landschaft. Aufmerksam geworden auf das Mittelgebirge waren wir durch einen entsprechenden Eintrag im Reiseführer. Ohne Näheres zu wissen machten wir uns also am heutigen Sonntag auf den Weg.
Unsere Fahrt ging über Vila do Bispo, Aljezur und Marmelete zuerst nach Monchique. Um zum Berg Fóia zu kommen, muss man die Kleinstadt Monchique durchfahren. Danach geht es nur noch bergan bis zum Gipfel. In Marmelete, ein Dorf mitten in den ähnlich dem Erzgebirge bewaldeten Bergen, wollten wir uns eigentlich die kleine Kirche anschauen, sind aber dann doch weitergefahren.
Marmelete, erste Station unseres Ausflugs in das Monchique-Gebirge mit dem Berg Fóia (am Horizont rechts)
Marmelete, eingebettet im westlichen Teil der Serra de Monchique. Hier kann man in Ruhe die Natur geniesen, weitab vom Strandtrubel der Algarve.
Die kleine Gemeindekirche von Marmelete. Wie sie innen aussieht weiß ich bis heute nicht, obwohl ich in 2015, 2018 und in diesem Jahr (2019) in Marmelete war.
Bis Monchique fährt man fast ausschließlich durch Wald, der durch die vielen Eukalyptusbäume auffällt. In der Stadt selbst hielten wir uns nicht auf, unser Ziel war vordergründig der Berg. Die Durchfahrt war nicht ganz leicht, auf verwinkelten Straßen geht es ständig bergauf. Nach der Stadt wird der Wald lichter bis schließlich auf dem Berg überhaupt keine Bäume mehr da sind.
Auf dem Fóia fallen vor allem die reichlich vorhandenen Antennen auf. Das ist auch kein Wunder, als höchster Berg im Süden Portugals wird die gute Sende- und Empfangslage ausgiebig genutzt. Es sind in der Hauptsache Relais-Stationen zum Empfang, Verstärken und Weitersenden der vielen Funksignale. Was wäre die heutige Welt wohl ohne Funk? Nicht vorstellbar!
Der Antennenwald auf dem Berg Fóia
Shop auf dem Fóia
Der höchste Berg Portugals ist übrigens rund 1000 Meter höher, es ist der Torre in der Serra da Estrela mit 1903 Metern in Mittelportugal.
Geologisch ist der Fóia ein Vulkan, der einige kleinere Brüder in der näheren Serra hat. Das ganze Gebiet war vor vielen Millionen Jahren vulkanisch sehr aktiv. Die Serra de Monchique ruht auf Schiefergestein, das für Wasser relativ undurchlässig ist. Die Niederschläge fließen deshalb oberirdisch in Richtung Meer und bescheren der Südküste Portugals eine gute Wasserversorgung. Zusammen mit dem Gebirgsstau der warmen Südwinde sind für eine reiche Vegetation die besten Bedingungen vorhanden.
Die höchste Erhebung bildet ein Felsenhaufen am südlichen, dem Meer zugewandten Teil vom Fóia. Man kann die wenigen Höhenmeter auf stark begangenen Pfaden überwinden und steht als Lohn der Mühe dann wirklich auf dem Gipfel, auf 902 Metern über dem Meeresspiegel. Das ist nicht hoch, lässt aber bei schönem Wetter den südlichen Küstenverlauf der Algarve erkennen.
Der begehbare Gipfel, Höhe 902 Meter
Wahrheit oder Legende?
Das Monchique-Gebirge ist außerordentlich. Die Pflanzenvielfalt ist erstaunlich. Es gibt jede Menge Korkeichen, die auch wirtschaftlich genutzt werden. Die Korkernte an einem Baum hat lange Pausen, die erste Korkschicht darf erst nach dem 20-igsten Lebensjahr geschält werden.
Vor allem die oft riesigen Eukalyptusbäume sind nicht nur schön anzuschauen, sondern verströmen darüber hinaus ihren starken für den Hals angenehmen Geruch. Aber auch Lavendel und Rosmarin, die heißen Quellen und das aus dem Berg sprudelnde Trinkwasser tragen ihren Teil bei, sich beim Wandern in der Apotheke Gottes zu fühlen.
Neben einem Restaurant und weiteren Gebäuden, deren Zweck mir im Verborgenen blieb, ist vor allem der Souvenir-Laden interessant. Neben dem Handgestrickten (Pullis, Strickjacken u.ä.) fällt vor allem ein großes Regal mit Spirituosen ins Auge. Neben Wein werden auch harte Sachen angeboten. Außerdem gibt es viele Keramiksachen und Schnitzereien aus der Region.
Warme Stricksachen für kalte Tage
Keramik, ähnlich dem Laden in Sagres
Großer Parkplatz, wenig Autos, auch im Sommer?
Vorteilhaft ist natürlich der große Parkplatz, wenngleich ich ihn bei späteren Bergbesuchen nie habe voll gesehen. Vielleicht ist das im Hochsommer anders. Aber nicht nur mit dem Auto ist der Fóia ein Ziel. Besonders den wandernden Naturfreunden dürfte es gefallen, dass von Monchique aus öfters geführte Touren bis zum Gipfel stattfinden.
Hinten das Weinregal, auch mit harten Sachen der Region
Hier und an der Westalgarve ist das manchmal nötig.
Ich hatte meinen Fotografen dabei.
Es war reiner Zufall, dass wir auf der Rückfahrt vom Fóia den Aussichtspunkt mit Quelle entdeckten. Eigentlich hatten wir vor, in Vila do Bispo unsere Wasservorräte aufzufüllen. Dort gibt es an einem zentralen Wäsche-Waschplatz auch eine frei zugängliche Trinkwasserleitung. Mit der Bergquelle war das nun nicht mehr nötig. Das Wasser soll trinkbar und sehr gut sein.
Kleiner Händler mit Produkten aus der Region (Honig u.a.)
Aus der Quelle besser als vom Supermarkt, angeblich.
Fahrtrichtung Monchique, rechts die Quelle
Dem Verlauten nach soll es sogar eine Heilquelle sein. Allerdings habe ich dazu nirgends verlässliche Aussagen finden können. Da das Wasser direkt unterhalb des Fóia-Gipfels entspringt, kann es durchaus mineralhaltig sein und sauber sowieso. Die Einheimischen holen sich hier regelmäßig Wasser, natürlich auch die vielen WoMo-Reisenden.
Super Aussicht bis zum Meer (Lagos 25 km)
Die Säule trägt die Heilige Maria (auf der anderen Seite).
Und wieder der Abend in Sagres (So 26.09.2010)
Nur noch zwei Tage, dann würde unser Sagres-Aufenthalt zu Ende gehen. Am Mittwoch früh war Abreise. Für größere Ausflüge hatten wir keine Lust mehr. Da noch Spanien geplant war beschlossen wir, in Sagres den Strand und das Meer zu genießen. Das Wetter spielte mit. Also ließen wir den Omega stehen und kraxelten die Böschung zum Mareta-Strand hinab.
Praia de Mareta, breit, ruhig, windgeschützt.
Oben unser Hotel, unten eines für Reiche.
Man sollte die Warnung ernst nehmen!
Der Strand wird wegen seiner Breite und geschützten Lage als Familienstrand beworben. Bei schönem Wetter ist das auch so. In späteren Jahren musste ich bei Sturm und Unwetter mehrmals das Gegenteil erfahren. Bloß gut, dass man nicht immer alles vorher weiß. Wir genossen den Montag, ohne auch nur einen Schritt zu laufen oder wegzufahren.
Blick nach Westen auf das Fortaleza-Massiv
Hier kam es schon zu Verletzten durch Steinschlag.
Gegenlicht am Mareta-Strand
Weil es gestern so schön war, faul rumzuliegen und im Wasser bei angenehmer Brise spazieren zu gehen, haben wir das Gleiche heute auch gemacht. Kräfte sammeln war angesagt. Dazu war der Strand das Beste. Und trotzdem: Ruhe und Gelassenheit sieht anders aus. In Gedanken war ich schon unterwegs. Hoffentlich würde unser Omega nicht wieder dagegen sein.
Am Morgen des Dienstag, letzter Strandtag.
Kleiner Leuchtturm der Festung von Sagres
Manche kommen, manche gehen, wir auch.
Nur bis zum frühen Nachmittag hielten wir aus. Das ausgiebige Kaffee-Trinken bei den Resten eines Lidl-Fertig-Kuchens nebst Studium der spanischen Landkarte forderte seine Zeit. Bis zum Abend saßen wir, diskutierten die geplante Route und taten ansonsten nichts, so wie schon fast zwei Tage lang. Lange starrte ich bei untergehender Sonne aufs Meer, fast gedankenverloren.
Die Flut zieht sich zurück, der Strand wird breiter.
Hinten der große Leuchtturm vom ENDE DER WELT
Letzter Abendgruß in Sagres
Sagres > Lagos > Tavira > Ayamonte (Europabrücke) > San Juan del Puerto > Huévar, Hostal Pechi
Nun war eigentlich der Haupturlaub zu Ende. Alles Vorherige war Anfahrt, alles noch Folgende war Heimfahrt. Grob gesehen stimmt das sogar. Doch von Konfuzius, dem chinesischen Philosoph (551 v.Chr. bis 479 v.Chr.), wissen wir: "Der Weg ist das Ziel". Wirklich gesagt hat Konfuzius diese Worte zwar nicht, auch nicht auf chinesisch. Jedenfalls gibt es keine überlieferten Schriften von ihm, in dem so etwas steht. Aber der Spruch entspricht dem Geiste von Konfuzius. Die Mühe, ein Ideal (man kann auch sagen ein Ziel) erreichen zu wollen, zählt. Der Weg dorthin lehrt Erfahrungen, die nützlich sind und die die eigene Weisheit nähren. Angekommen zu sein ist erstrebenswert und möglich, aber nicht das Wesentliche. Deshalb ist es auch nicht schlimm, einmal nicht anzukommen.
Der letzte Morgen in Sagres
Nur noch packen, heute (29.09.) ist Abreise.
Ich schreibe, dass wir Das und Das wollten und impliziere damit, dass es wieder einmal ganz anders kam.
So, Konfuzius ist nicht das Thema. Jedenfalls hatten wir auf der Fahrt von Chemnitz nach Sagres schon manches Unvorhergesehene erlebt. Auf das nun Folgende waren wir genauso gespannt. Wir hatten zwar Dank unserer neuesten Errungenschaft, ein Navi, die Route durch Spanien grob festgelegt. Das nächste und wichtigste Ziel war Trevélez in der Sierra Nevada. Dieser höchst gelegene Ort Spaniens sollte irgendwann einmal Ausgangspunkt einer schon lange geplanten Wanderung zum höchsten Berg des spanischen Festlands werden, dem Mulhacén. Um zu testen, wie uns die Höhenluft bekommt, wollten wir von Trevélez aus eine Tageswanderung machen. Trevélez liegt auf 1480 Meter Höhe, bis zum Mulhacén-Gipfel sind es dann aber trotzdem noch rund 2000 Höhen-Meter.
Unser heutiges Ziel war ein kleines Hostal in Huévar.
Erstes Highlight war die Europabrücke an der Grenze.
Mir bleibt nichts anderes übrig. Ich muss der Reihe nach erzählen was war und nicht, was hätte sein sollen.
Eigentlich hätten wir erst 12 Uhr das Appartement verlassen müssen, wir saßen aber schon halb 11 im Auto. Genau 13.21 passierten wir den Fluss Guadiana, d.h. die Grenze zu Spanien. Das Ausmaß der riesigen Brücke ist nur von der Seite richtig zu sehen.
Puente sobre el Guadiana, Urheber: Calapito 2007, Lizenz: Public domain (Gemeinfrei)
Das Haus Pechi in Huévar hatte ich im Web recherchiert. Wir waren angenehm überrascht, auch der Preis (40 Euro) war in Ordnung. Bereits 15.21 Uhr konnte ich das erste Foto aus dem Hostal-Zimmer ins Hinterland machen. Da blieb noch genügend Zeit für den Stadtbummel.
Die Puente Internacional del Guadiana (spanisch) oder Ponte Internacional do Guadiana (portugiesisch) verbindet Spanien mit Portugal über den Grenzfluss Guadiana. Nach fast 6 Jahren Bauzeit wurde sie 1991 fertiggestellt. Bis dahin war zwischen den Grenzorten Ayamonte (Spanien) und Castro Marim (Portugal) nur Fährbetrieb möglich.
Die Schrägseilbrücke aus Stahlbeton und Stahl ist 666 Meter lang. Der mittlere Teil zwischen den Pylonen hat eine Länge von 324 Metern. Einer der Pfeiler wurde in den 10 Meter tiefen Fluss gesetzt. Der Guadiana ist an dieser Stelle fast 500 Meter breit.
95 m hohe Pylone. Wir fahren 20 m über dem Fluss.
15.21 Uhr. Hinter dem Hostal ländliche Idylle
Die spanische Seite. Wir hätten zum Strand fahren sollen.
Hostal Casa Pechi in Huévar (rotes Haus)
Zuerst gab es ein kleines Parkplatzproblem. In der Nähe des Hostals war alles zugeparkt. Sogar auf den Fußwegen stand das Blech, unser Omega natürlich auch. Das Gepäck wollten wir nicht sonst wie weit schleppen. Gerade als wir nun die kleine Ortschaft erkunden wollten, fuhr ein Auto weg. Umparken war angesagt. Über Nacht hätte ich unser Auto nicht auf dem Fußweg stehen lassen können.
Im alten Ortskern steht die Iglesia de la Asunción.
Jedes Zimmer hat seinen kleinen Balkon, wieso?
Huévar hat rund 3000 Einwohner (in 2010). Das ist viel im Vergleich zur Geschichte. Einst von den Römern gegründet wuchs Huévar zur Zeit des Al-Andalus beträchtlich. Mit der christlichen Eroberung begann aber eine Zeit des Verfalls, bis schließlich im 14. Jh. überhaupt niemand mehr dort wohnte. Früher hatte Huéva den Namen Erbas. Der heutige Name stammt vom arabischen Scheich Ali-Al-Huevar.
Ziemlich verlassen sieht es aus, keine Leute.
Schmiedeeiserne und keramische Kust, hier oft zu sehen
Die spätmittelalterliche Pfarrkirche ist der Nuestra Señora de la Asunción gewidmet. Sie steht nicht wie die meisten Kirchen allein, sondern ist mit angrenzenden Wohnhäusern verbaut. Interessant sind die Storchennester auf dem Turm. Übrigens, dass Erdbeben 1755 mit Epizentrum vor der portugiesischen Küste wirkte sich auch hier aus und brachte den Turm zum Einsturz.
Iglesia de la Asunción
Eingangstor mit gotischem Spitzbogen
Iglesia de la Asunción aus dem 15. Jh.
Leider war die Kirche verschlossen. Zu gerne hätten wir in der Kühle ein paar ruhige Minuten verbracht. Es soll einige interessante Skulpturen geben, die aus der Gründerzeit stammen. Die Kirche ist im gotisch-mudéjarischen Stil gebaut und ausgestattet. Der islamische Einfluss ist deutlich spürbar. Das zeigt sich auch bei anderen Gebäuden im alten Stadtkern.
Das Turmdach ist mit blauweißen Kacheln belegt.
Hier wird deutlich, wie zugebaut die Kirche ist.
Gemälde und Bilder 16. bis 18. Jh.
In Deutschland bleiben die Störche nur in den milden Jahreszeiten. Sie fliegen im Herbst nach Süden, aufgrund der immer milderen Winter aber oft nur bis in die Mittelmeerregion. Dort müssen sie sich Futter und Platz mit der spanischen Störchenpopulation teilen. Diese ständig in Spanien lebenden Störche kann man eigentlich zu jeder Jahreszeit beobachten.
Leider waren keine Störche zu sehen.
Auch hier, keine Menschen auf der Straße.
Mächtige, aber sehr schöne Türklopfer
Entsprechend zahlreich sind die manchmal riesigen Storchnester, die insbesondere für die alte Bausubstanz ein großes Risiko darstellen. Denn das Storchenpaar fügt jedes Jahr ein wenig mehr Holz hinzu, so dass die Nester immer dicker (höher) und damit schwerer werden. Auch der Kot ist für alte Gebäude ein Problem. Die Storchendichte hat zugenommen.
Niemand zu Hause
Palmen wie am Mittelmeer
Die Keramikkunst ist typisch für Andalusien.
Huévar > Sevilla > Arahai > Osuna > Estepa > Archidona > Loja > Motril > Castell de Ferro, Hotel Iberico
Nur wenige Pausen gönnten wir uns auf der Fahrt von Huévar zur Costa del Sol, der Sonnenküste südlich der spanischen Sierra Nevada. In Sevilla wollten wir uns eigentlich die Kathedrale anschauen.
Aussichtspunkt Mirador de Calahonda (36.70244, -3.41027)
Calahonda, Blick vom Mirador
Hafen von Calahonda
Doch der Verkehr war so chaotisch, die Hitze so groß und unser Verlangen auf Kultur so gering, dass ich sie links liegen ließ. Ich war froh, als wir Sevilla hinter uns hatten und fortan das schöne Andalusien genießen konnten.
Costa del Sol als Sprungbrett nach Trevélez
In Castell de Ferro sind wir eher zufällig gelandet.
Altstadt von Calahonda (ehemaliges Fischerdorf)
Als ersten Fixpunkt steuerten wir Motril an, ein größerer Urlauberort an der Costa del Sol. Rückblickend war ich froh, in Nähe des Strands keinen Parkplatz zu finden. Viel zu viel Stadt, viel zu viel Trubel! Immer möglichst in Meeresnähe passierten wir Calahonda und kamen dann zum Mirador von Calahonda, von dem man einen sagenhaften Blick aufs Meer und Calahonda hat.
Turmruine Torre del Zambullón, historischer Wachturm
Meerblick, dazwischen liegt der Ort
Schmaler geht es nicht, man kann aber sitzen.
Danach, kaum 2 Kilometer weiter, liegt plötzlich Castell de Ferro im Tal. Die in den Fels gehauene Straße führt mitten durchs Zentrum von Castell de Ferro. Der Ort gefiel uns. Der Versuch, nahe am Meer auf einem Zeltplatz mit festen Häusern eine Bleibe zu finden, scheiterte. Die Betreiberin verwies uns auf das Hotel Iberico, in dem wir uns dann für 45 Euro die Nacht einquartierten.
Das Hotel Iberico steht protzig da, ist es aber nicht.
Der Parkplatz im Hof ist sehr angenehm.
"Schön ist es, auf der Welt zu sein..." (sagt der Igel zu ...)
Die Zufahrt zum Iberico ist etwas umständlich. Man muss durch eine Brücke auf die andere Seite der Hauptstraße fahren. Das Hotel ist gewissermaßen durch die Straße und den Ort Castell de Ferro vom Meer getrennt. Hinter dem Hotel in nördlicher Richtung breiten sich viele Folienzelte aus, so wie sie massenhaft auch in der Gegend von Almería zu finden sind.
Hinter dem Hotel gibt es einen Tennisplatz.
Auch ein flacher Kinder-Pool ist da.
Castell de Ferro, die Eisenburg (ein Rest?)
Die Nähere Umgebung des Hotels ist akzeptabel. So sind z.B. ein Spielplatz, ein flacher Pool und ein Tennisplatz vorhanden. Leider war alles schon wegen der aktuellen Nachsaison außer Betrieb. Im Winter scheint hier absolut nichts los zu sein. Übrigens, der große Campingplatz nahe des Strandes war deshalb auch schon teilweise geschlossen.
So etwas wächst in Sachsen nicht.
Palmen mit Früchten (keine Ahnung wie sie heißen)
Ein wirklich schöner Anblick
Wir hatten noch genügend Zeit, uns im Ort umzusehen. Vor allem interessierte uns natürlich der Strand. Trotz oder gerade wegen des Kieselstrands gefiel er uns. Man kann mit Schuhen laufen, ohne mit Sand kämpfen zu müssen. Auch die Sachen bleiben sandfrei und es knirscht nicht zwischen den Zähnen, wenn man sich bei Wind am Wasser sonnt und erholt.
Uferpromenade in Castell de Ferro
Castell de Ferro ist nach Motril der größte Ort.
Häuser und Berge beschatten den Strand.
Die Uferpromenade lädt, wie soll es anders sein, zum Promenieren ein. Die strandnahen Häuser sind in Motril nicht allzu hoch. Trotzdem lag am Abend der Strand schon teilweise im Schatten. Man merkte, dass Nachsaison ist, von Urlaubergetümmel keine Spur. Die Angler hatten Ruhe, auf einen Fisch zu warten. Gegenüber der Bucht brannte die Sonne noch auf die Foliendächer.
Die Saison ist zu Ende, die Motoren sind abgebaut.
Kein Badegast stört beim Angeln.
Sie saßen jeden Abend hier.
Die terrassenförmig angelegten Gemüsezelte sind in dieser Gegend, d.h. an den südlichen Hängen der Sierra Nevada, allgegenwärtig. Nicht umsonst heißt die Küste Costa del Sol. Hier wird zum großen Teil produziert, was später auf dem deutschen Gemüsetisch landet. Allerdings sollten wir Tage später mitbekommen, unter welchen Bedingungen die Menschen leben und arbeiten.
An diesen Hängen steigt immer warme Meeresluft auf.
Plastikzelte wo auch immer es geht.
Ende September Blüten dank Tropical Costa.
Nach unserem Rundgang landeten wir noch im kleinen örtlichen Dia-Supermarkt. Das Wichtigste war vorhanden. Wie immer hatten wir ohne Frühstück gebucht. Gegen 18.30 Uhr streifte mein Blick vom Balkon aus schon wieder über das recht weit entfernte Meer. Ein Sorge kam auf. Die riesigen LKWs fuhren gefühlt fast durch's Zimmer. Ich dachte, hoffentlich wird's ruhiger.
Einkauf im Dia-Supermarkt. Nicht groß, aber ausreichend.
Der Schwerlastverkehr brummt direkt am Hotel vorbei.
Erst die Makroaufnahme zeigt die wirkliche Schönheit.
Am Morgen des Freitag belohnte uns der strahlend blaue Himmel für das zeitige Aufstehen. Schon nach 5 Uhr donnerten die LKWs wieder durchs Tal, mit hoher Geschwindigkeit trotz Beschränkung. Wir wussten, lange würden wir nicht bleiben. Direkt vor dem Hotel, auf der kleinen Zubringerstraße, warteten ein paar Gemüsearbeiter auf den täglichen Transport zur Arbeit.
Blick am zeitigen Morgen auf die LKWs
Werkstatt direkt neben der N340
Für heute hatten wir uns vorgenommen, den weiteren Küstenstreifen Richtung Almería zu erkunden, vor allem die Verhältnisse am Meer inklusive Übernachtungsmöglichkeiten. Am Ortsausgang von Castell de Ferro zweigt eine ziemlich schmale Straße ab, die direkt am Meer entlangführt. Diese alte Carretera de Almería nennt sich jetzt N340a (früher N340). Sie wird offensichtlich nicht mehr so richtig instand gehalten, wahrscheinlich nur noch für Anlieger. Am Ende standen wir vor einem durch Erdrutsch verschütteten Straßenabschnitt und mussten nach Castell de Ferro zurückfahren.
Neugierig geworden, bogen wir an der Unterführung links ab, um einen Blick in das Meer der Plastikhäuser zu werfen. Irgendwie kam es uns unheimlich vor. Wir fühlten, dass wir beobachtet wurden. Weiter vorn stand eine Gruppe farbiger "Gärtner". Zwei hatten ein Spritzgerät auf dem Rücken. Wie gesagt, unsere Anwesenheit schien hier nicht willkommen zu sein.
Die Straße kommt von Motril und führt nach Almería.
Atalaya La Estancia, Leuchtturm mit Aussichtsplattform
An der alten Uferstraße, der N340a
Die neue Fernverbindung N340 ist gut ausgebaut und verläuft weit oberhalb der Steilhänge. Uns interessierten die direkt am Meer liegenden Orte, die aber von der N340 aus gut erreichbar sind. Von Castillo de Ferro aus führt die N340 zuerst an Casarones (36.73971, -3.30886) vorbei. Gleich danach kommt Castillo de Baños, das auch nur ein kleines Fischernest ist.
Auch von hier kommt unser Gemüse!
La Mamola Promenade
La Mamola Promenade
In darauffolgenden La Mamola haben wir uns etwas umgesehen. Der Ort ist ansprechend. Es gibt auch Pensionen direkt an der Uferstraße. Viele kleine Läden und ein Supermarkt sind auch vorhanden. Zu dem hier herrschenden subtropischen Klima muss ich nichts sagen. Selbst im Winter ist es warm. Vom Süden her staut sich die afrikanische Luft vor der Sierra Nevada.
La Mamola (36.74527, -3.28126)
Pension AMAT, direkt am Meer (Bildmitte)
Mamola-Strand, auch hier Kieselsteine, 1,5 km lang
Kurz nach Mamola folgt Los Yesos (36.75123, -3.26614) mit einer mauerbewehrten Uferstraße. Nur ganz am Ende hört das befestigte Steinufer auf, und es gibt ein Stück Kieselstrand von ca. 80 Metern, an dem man ins Wasser kann. Hier ist also kein Badeurlaub angesagt. Das von den Bergen bis ins Meer hinein steil abfallende Gelände lässt nur manchmal einen Strand zu.
Torre de Melicena. Ein Weg führt hinauf.
Blick zurück Richtung Castell de Ferro
Ein Mann am Strand, ganz ohne Sand.
Der nächste Ort Melicena ist wieder ein recht schöner Urlaubsort. Hier gibt es sogar ein Highlight, den Felsen "Punta y Peñón de San Patricio". Er markiert das östliche Ende von Melicena. In diesem Ort würde ich Urlaub machen, vorausgesetzt natürlich, man hat eine Unterkunft direkt am Strand mit Blick aufs Meer. Bis heute (2019) war ich noch nicht wieder dort.
Melicena-Uferstraße (36.75228, -3.23810)
Hinten das Wahrzeichen von Melicena
Punta y Peñón de San Patricio (36.75028, -3.23372)
Nach dem gestrigen Ausflug an der Costa Tropical, die ihren Namen verdient, denn die Temperaturen sind im Sommer wirklich hoch und im Winter angenehm warm, haben wir heute einen Strandtag in Castell de Ferro eingeschoben. Wegen des Krachs an der stark befahrenen Straße war für den nächsten Tag unsere Weiterfahrt nach Trevélez geplant.
Am Strand von Castell de Ferro
Viel Kies und keine Leute. So lieben wir es.
Das Castell de Ferro in Castell de Ferro.
Der Strand ist bekiest, gut, um die Mahlzeiten am Wasser einzunehmen. Unser Campingkocher und die nötigen anderen Utensilien mussten wir nicht schleppen, da im hinteren Bereich genügend Parkraum vorhanden war. Dass dort nur Anlieger hin dürfen, bemerkte ich erst abends bei der Rückfahrt. Der Tag war angenehm, fast menschenleer und hitzefrei bei leichter Brise.
Ruhige See und warmes Wasser, ideal um zu schwimmen.
Das Essen ist fertig! Der Tisch war auch schon gedeckt.
Blick vom Balkon, letzter Abend im Iberico
Castell de Ferro > GR-5206 Los Carlos > Rubite GR-5206 > A-4131 > A-348 Torvizcón A-348 > A-4130 Almegíjar A-4130 > A-4132 Trevélez (Pension David Disney, Calle Cuesta 11, 18417 Trevélez, )
Die knapp 70 Kilometer von Castell de Ferro aus waren nur ein Katzensprung. Wir hatten genug Zeit, die Fahrt hinauf in das "Riesengebirge" zu genießen und waren gespannt. Trotz Studium des Reiseführers konnten wir uns nicht vorstellen, was uns erwarten würde.
Überall werden die Flächen in den Südtälern genutzt.
Zwar nicht schön, aber eine wichtige Einnahmequelle
An der gesamten Küste südlich der Sierra Nevada werden die Flächen der Flusstäler intensiv für den Gemüseanbau genutzt. Jedes Fleckchen ist mit Plasikfolie überspannt und sichert so eine gute, teilweise zweimalige Ernte. Die Flüsse selbst sind im Sommer meist ausgetrocknet. Das ist für die Gemüsebauern problematisch, da Grundwasser knapp ist. Man ist aber dabei, in der Region Meerwasser-Entsalzungsanlagen zu bauen. Wie allerdings das damit teuer hergestellte Brauchwasser von den Bauern bezahlt werden soll, ist mir unklar. Die Gewinne der Bauern sind schon jetzt aufgrund der niedrigen Gemüsepreise im europäischen Supermarkt viel zu gering.
Die kürzeste Tagesroute unserer großen Reise, nur 67 km.
Zwischen Meer und Sierra Nevada liegt ein Vorgebirge.
Fußwegabsturz durch Erdrutsch
Trevélez liegt, wenn man vom Süden nach Norden auf die Berge der Sierra Nevada schaut, im rechten Tal des Bergrückens, dessen Ende den Mulhacén bildet (siehe Anhang). Im Tal fließt der Fluss Trevélez, aus den Bergen kommend, in Richtung Süden. Trevélez hängt terrassenförmig am Berghang in im Mittel 1480 Meter Höhe und ist damit der höchste Ort Spaniens.
Trevélez von der Zufahrt A-4132 aus gesehen
Der untere Teil von Trevélez
Pfarrkirche von Trevélez (nur Iglesia genannt)
Unser erster Anlaufpunkt war die Kirche, da es sich vor ihr hervorragend parken lässt. Die Kirche selbst war verschlossen. Der Ort lässt sich in zwei Teile gliedern, den oberen Teil mit einem marktähnlichem Platz und den unteren Teil, ebenfalls mit einer größeren Verkehrsfläche, die man auch als Platz interpretieren kann. Beide Teile verbindet eine relativ breite Straße.
Nur noch 18 km bis Trevélez
18 Uhr und super Wetter. Wir hatten bei Ankunft Glück.
Die Kirche sieht fast wie ein Wohnhaus aus.
In einer Art Kiosk im unteren Teil (Centro de Informatión) mieteten wir bei David, dem Inhaber des Kiosk, ein kleines Appartement mit der Option, einige Nächste bleiben zu dürfen. Ein Anruf bei seiner Frau Paula genügte, und der Diel war perfekt. Allerdings liegt die Unterkunft im oberen Teil von Trevélez. David beschrieb uns den Weg entlang der Hauptstraße zum Marktplatz. Von dort aus sollte Paula uns abholen.
Blick aus dem Zimmer auf die dahinter liegende Schule
Die Unterkunft selbst war geräumig, einfach, aber recht kalt. Es gab zwar eine Heizungsmöglichkeit mit Gas, doch offensichtlich waren die Räume schon tagelang nicht beheizt und deshalb total ausgekühlt. Man muss wissen, in dieser Höhe kann es Ende September in der Nacht durchaus schon Frost geben. Eine heiße Suppe und warme Gedanken halfen uns, den nächsten Tag mit Vorfreude zu erwarten.
Wie schon angedeutet, wollten wir eine kleine Wanderung in die Berge machen, um die Machbarkeit des geplanten großen Aufstiegs zum Mulhacén zu testen.
Nach längerem Warten kam sie. Leider war wegen der ganz schmalen Gassen keine Anfahrt bis zur Unterkunft möglich. Wir mussten sortieren und das Wichtigste in zwei große Taschen packen. Mir schmeckte das garnicht. Die Schlepperei nervte. Es sei nicht weit, meinte Paula. Es waren aber dann doch bestimmt 500 bis 600 Meter bis zum eingequetschten Minihaus, gleich neben dem Haus des Vermieters.
Oberer Teil mit übereinander gestapelten Minihäusern
Der kleine Markt- und Parkplatz mit unserem Auto
Küche. Alles da, was man braucht.
Es gibt auch einen Kohleherd, allerdings war er kalt.
Am Abend noch ignoriert spürten wir am nächsten Morgen einen Druck auf der Brust, verbunden mit etwas Atemnot. Ursache musste die Höhe gewesen sein. Die Wolken zogen tief durch den Ort, es war wie früher im Waschhaus. Ab und zu war der blaue Himmel zu sehen. Unsere Entscheidung stand eigentlich schon früh fest: Wir würden hier und jetzt nicht wandern gehen.
Links geht's zum Ortsausgang (A-4132) und Campingplatz.
Kaffee und Bar El Chorrillo
Teppiche teilweise exotisch, aber günstig
Entweder war die Last der letzten Tage zu groß, oder wir waren tatsächlich für Aufenthalt und Wanderung im Hochgebirge ungeeignet. Oder es war die drückende Wetterlage. Vom Vermieter meldeten wir uns ab. Eine zweite Nacht kam nicht in Frage. Am heutigen Tag wollten wir uns aber in Trevélez etwas umsehen, schließlich ist dieser Ort etwas Besonderes.
Rechts die Straße zum oberen "Marktplatz"
Oberer Teil von Trevélez mit dem Haus Tienda Maruja
Wir hatten mehrere Läufer gekauft (Bazar Peñabon).
Treveléz ist bekannt für seinen luftgetrockneten Serrano-Schinken und für den Schinken aus Jabugo (Helva), so steht's in jedem Bericht. Wir sind nicht so begeistert davon. Dafür haben uns aber die Teppiche und Läufer gefallen, die in herrlichen Farben aus Rohstoffen der Region angeboten werden. Mit ein wenig Handeln kamen wir für 4 Stücke zu einem sehr günstigen Preis.
Der obere Ortsteil (mit Kirche Parroquia San Antonio)
Eine besonders schöne Wanderroute soll das Trevélez-Tal sein. Man kann bis zur Laguna Hondera in 2980 Metern wandern, um von da zum Mulhacén II und weiter zum Mulhacén I zu gelangen. Der II ist der kleinere Bruder, aber auch schon 3360 Meter hoch. Es gibt aber auch einen kürzeren Weg, der steil ansteigend zur Schotterstraße GR411 führt und dann auch zum Mulhacén (siehe Karte im Anhang).
Auf jeden Fall ist Trevélez ein sehr günstiger Startpunkt zum Eldorado der Hochgebirgswanderer. Mietet man sich mit dem Auto auf dem Campingplatz ein, hat man jede Zeit der Welt, in Ruhe die Berge zu erkunden.
Auffällig waren die vielen Zimmerangebote. Es ist unproblematisch, hier zu übernachten. Trevélez ist Ausgangspunkt vieler Touren in die Sierra. Auch das Zurücklassen von Gepäck, das zu schwer ist für die Berge, ist kein Problem. Dazu muss man nicht die ganze Unterkunft mieten. An der A-4132 Richtung Busquístar gibt es einen Campingplatz (ab 15 Euro für ein kleines Zelt).
Aus dieser Richtung kamen wir (A-4132).
Hinten das Flusstal des Trevélez (Blick Richtung Sierra)
Brücke über dem Fluss Trevélez
Überall gibt es freilaufende Pferde.
Lang ausgedehnt war unser Rundgang nicht. Zu sehr belastete uns die Luft der immer wieder durchziehenden Wolken. Die Fotos habe ich natürlich nur bei Sonne gemacht. Es war manchmal so dunkel, als würden Gewitterwolken das Bergdorf einwickeln wollen. Von dem Campingplatz wussten wir. Wir hätten das Gelände inspizieren sollen.
Hotel und Bar Pepe Alvarez an der Hauptstraße
Bar und Restaurant SIERRA NEVADA
Hostal und Restaurant REGINA
Uns trieb es aber talwärts. Hoffentlich wird der Kreislauf wieder besser, waren meine einzigen Gedanken. In den Alpen hatten wir bisher nie Probleme, nicht einmal auf der Zugspitze. Trotzdem, Trevélez ist einen Besuch wert. Unser Test war zwar fehlgeschlagen, aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Ich wusste, irgendwann würde ich den Mulhacén bezwingen.
Die Hauptstraße rechte Seite
So waren die Häuser früher, der Natur angepasst.
Wir fahren die gleiche Straße zurück (Mirador Trevélez)
Trevélez A-4132 > A-4130 Laroles A-337 > Puerto de La Ragua A-337 > La Calahorra A-337 > Guadix N-342 > GR-7100 > A-315 Poblado del Negratin (Embalse de Negratin) A-315 > Cuevas del Campo > Hinojares (Abstecher) > Huesa > Quesada > Peal de Becerro > A-315 Torreperogil, Hostal Casablanca (38.03577, -3.29483)
Im Fernsehen hatten wir von deutschen Auswanderern gehört, die sich in Felswohnungen einquartiert hatten und auch Besucher empfangen würden. Wir waren neugierig, lagen doch die Höhlenwohnungen von Campo gewissermaßen direkt an unserer Reiseroute.
Pass über die Sierra Nevada, A-337 (37.11399, -3.02987)
Zwar wieder 2000 m hoch, aber ohne Probleme.
Doch ich will der Reihe nach berichten. Kaum dass wir Trevélez verlassen hatten und den ersten Stopp 500 Meter weiter unten einlegten, ging es uns besser. Die Luft war trockener, die Brust wieder frei, das Atmen leichter. Also hatte es doch an der Höhe gelegen.
Erst in Torreperogil konnten wir übernachten.
Heutiges Ziel waren die Cuevas del Campo
Eigentlich sind die Berge der Sierra Nevada viel zu schön, um einfach so von Süd nach Nord zu fahren, ich meine ohne Ausflüge zu machen und Übernachtungen einzulegen. Aber wenn man das will, kann man nicht nur 5 Wochen, sondern Monate lang unterwegs sein und hat dann trotzdem vieles verpasst. Übrigens, die Pass-Straße war mit Schneestöcken markiert.
Castillo de La Calahorra, kann besichtigt werden
Calahorra Castl (37.18379, -3.06525)
Abzweig Guadix
Nächster markanter Ort war ein kleines Dorf am nördlichen Fuße der Sierra Nevada mit einer schönen weithin sichtbaren Burg (oder auch Castillo). Erst im Nachgang habe ich recherchiert, dass der Ort La Calahorra heißt. Zur Burg führt eine kleine Straße. Es gibt ein Restaurant und die Möglichkeit der Besichtigung. Wir ließen das Objekt im wahrsten Sinne des Wortes links liegen.
Calahorra ist ein kleiner Ort südlich der Sierra Nevada.
Iglesia de La Calahorra
Irgendwo in der Prärie, gut für die Brotzeit
Nach einer Mittagspause mitten in der Pampa kamen wir schließlich zum Embalse de Negratin, ein Stausee am Ort Negratin. Die Gegend sah eher trostlos aus, von touristischer Nutzung war nicht viel zu entdecken. Außer der knappen Foto-Session hielten wir uns nicht lange auf. Das Wetter ließ zu wünschen übrig. Kurz vorher hatte es sogar ein wenig geregnet.
Das felsige Umfeld ist sicher gut zum Wandern.
Ohne Aufenthalt fuhren wir weiter.
Eine Bar am Embalse de Negratin
Die Sperrmauer, still ruht der See.
Nicht etwa die Höhlen, sondern der ganze Ort nennt sich Cuevas del Campo. Felswohnungen befinden sich nur am Nordrand des Ortes. Wir erwarteten mehr, als uns dann geboten wurde. Zumindest hatten wir gehofft, einmal in das Innere einer solchen Wohnhöhle schauen zu können.
Die Häuser am Rande des kleinen Ortes nutzen nur teilweise die Felsen als Wohnraum. Meist wurde angebaut. Wie tief die Wohnungen in den Fels gehen, konnten wir natürlich nicht feststellen. Der Ort flimmerte wie ausgestorben in der Mittagshitze. Keiner war zu sehen. Irgendwo zu klopfen getrauten wir uns nicht. Es sah auch nicht nach einer deutschen Siedlung aus.
Rauchabzug über einer der Felshöhlen
Kein Mensch auf der Straße
Verlassene Wohnhöhlen, oder einfach nur Abstellräume?
Aus manchen Felsen ragte ein Rauchabzug heraus. Andere Eingänge schienen schon lange nicht mehr benutzt worden zu sein. Irgendwie war die Situation etwas eigentümlich, fast unangenehm. Im Rückblick glaube ich, wir hatten die falsche Siedlung erwischt. Es war keinesfalls das im Fernsehen gezeigte Umfeld. Wir fuhren weiter, ohne das Ziel erreicht zu haben.
Einen Platz für's Auto zu finden wahr schwierig.
Eigentlich sah das Viertel ganz normal aus.
Die Hündin lief uns hinterher, vielleicht vor Hunger.
Unsere weitere Fahrt war gekennzeichnet von Versuch und Irrtum. In einer wirklich außergewöhnlichen Gegend lag zu unseren Füßen der Ort Hinojares. Dort müsste es doch ein Hostal oder ähnliches geben. Wir fuhren ins Tal und hatten Mühe, irgend jemand fragen zu können. Auch hier waren die Straßen wie leergefegt und die Sonnenrollos runtergelassen.
Schon die Fahrt hinunter war abenteuerlich.
Hinojares, Zentrum: (37.71558, -2.99918), kein Bett für uns
Wegweiser (37.70988, -2.99972) > Ri Torreperogil
In einem kleinen Büro konnten wir endlich eine junge Frau entdecken, die wohl etwas mit Tourismus-Information zu tun haben musste. Jedenfalls stand es auf dem kleinen Schild neben der Tür. Sie war offensichtlich nicht im Siesta-Modus. Ihre Auskunft war nicht erbaulich. Es sei Saisonende, jetzt bräuchte niemand mehr ein Zimmer, alles habe zu.
Teils ein Aussehen wie in deutschen Sandgruben
Mir hat die Gegend gefallen.
Eigentlich super, angeblich auch geschlossen.
Schon einige Kilometer vor dem Ort Torreperogil prangte uns das Hinweisschild zum Hostal Casablanca entgegen. Jetzt wussten wir, wo unser Bett heute sein würde. Den Autos nach zu urteilen war das Hostal gut besucht. Ohne viel Umstände parkten wir uns ein, zahlten die 42 Euro und waren kurz darauf in einem typisch spanischen Zimmer, gut gepflegt, mit sauberem Bad.
Vor dem Hostal Casablanca
Blick aus dem Zimmer (Rückseite)
Viel braucht man nicht: Zwei Betten...
Eine kleine Episode sei nicht vergessen. Meinem Foto im Ausweis glaubte der junge Mann hinter dem Tresen nicht richtig. Jedenfalls fragte er, ob es wirklich mein Passport sei. Es sei nun dahingestellt, warum. Sein Blick glitt jedenfalls mehrmals vom Ausweis über mein Gesicht, dann zu meiner (hübschen) Frau und schließlich wieder zum Ausweisfoto. Wer weiß, was er wohl dachte.
Nicht zu übersehen!
Hübsch, selbst im Hinterhof mit Stil.
...und einen Fernseher, und natürlich das Bad mit Dusche.
Torreperogil N-322 > Albacete > N-322 Requena A-3 > València N-340 > Castellón de la Plana > Amposta > N-340 Miami Playa, Pension Mayer, Haus Casa Blanca (41.00974, 0.94391)
Heute machten wir einen Riesensprung Richtung Norden. Geplant war das nicht. Vorläufig hatte ich Lidl in Requena anvisiert. Wir mussten unsere Vorräte auffrischen. Den Supermarkt kannten wir von früheren Reisen.
Voll getankt am Dienstag Start in Torreperogil
Zwischenstopp und Einkauf in Requena
Ab hier das neue Ziel: Miami Playa an der Costa Dourada
Mindestens bis zur Costa del Azahar wollten wir kommen. Das ist die Küste der Provinz Valencia. In Requena packte uns die Lust, bis Miami Playa weiterzufahren. Schon in 2004 hatten wir dort Urlaub gemacht.
Wir fahren auf die N-322 Richtung Norden.
Heute wurden es 695 km (ungeplant).
Am 5.10. verlassen wir Andalusien.
Gestern hatten wir Glück. Die gute Hausmeister-Seele des Hauses Blanca war noch erreichbar und in kurzer Zeit im Hof des Casa Blanca. Die Eigentümer sind Deutsche mit Sitz in Deutschland. Das Gäste-Management erledigt ein Beauftragter vor Ort. Da unser Appartement von 2004 frei war, konnten wir für eine Woche buchen.
Blick vom Treppenaufgang aus
Unser Hausstrand zu Füßen des Casa Blanca
Abendsonne bis in die letzte Ecke
Dieses Mal waren wir gegenüber 2004 wesentlich entspannter. Damals wurden wir während der Anreise in Barcelona ausgeraubt. Aber das ist eine andere Geschichte (siehe Reisebericht von 2004, z.Zt. in Arbeit). Jetzt war erst einmal "chilling out" angesagt. Der nahe Strand lockte, das Wasser war noch relativ warm.
Casa Blanca, unser Urlaubsdomizil für eine Woche
Am Horizont die Küste von Cambrils
Balkon mit Meerblick
Hier wird schom im Oktober der Sand gepflügt.
Immer wieder herrliche Durchblicke
Treppenaufgang Casa Blanca vom Hof aus
Das Haus sieht durch den äußeren Treppenaufgang ziemlich wuchtig aus, ist es aber nicht. Im Gegenteil, das ganze Anwesen zeichnet sich durch den privaten und individualisierten Charakter aus.
Unser Strandtag, Windschutz muss sein.
Wir lieben diese Costa Daurada.
Blüten auf dem Hof des Casa Blanca
Der Hof ist zwar klein, bietet aber genügend Parkplätze. Am Ende ist sogar noch Platz für einen abgetrennten Grillplatz unter Bäumen. Das ganze Objekt hebt sich positiv von Unterkünften des Massentourismus ab.
Obwohl die Costa Dourada recht weit im Norden der Ostküste Spaniens liegt, herrscht hier noch lange bis in den Winter hinein ein mildes Klima mit durchaus angenehmen Wassertemperaturen. Es gibt breite und auch schmale Sandstrände und von Klippen geschützte Buchten, aber auch im Bereich größerer Orte, z.B. Cambrils, mit Steinen befestigte Uferstreifen.
Immer wieder: Sauber und gepflegt!
Mediterrane Vegetation
Reiche Früchte
Uns war schon in 2004 aufgefallen, dass hier sehr viel für die Reinhaltung der Strände getan wird. Mehrmals in und am Ende der Saison wird mit speziellen Maschinen der Strand gepflügt und vom Unrat befreit. Das ist zwar ein Eingriff in die Natur, aber nur so ist es bei der großen Zahl an Badeurlaubern möglich, für ein sauberes Umfeld zu sorgen.
Strand zwischen Miami und L'Hospitalet de l'Infant
Rosenblüte im Oktober
Lidl in Cambrils
Richtung Süden vom Casa Blanca aus erstreckt sich ein langer flacher Sandstrand, der bis zum Yachthafen von "L'Hospitalet de l'Infant" reicht. Letzteres ist die erste geschlossene Ansiedlung nach Miami Playa. Die vielen Ferienhäuser und Villen bilden aber eine fast lückenlosen Bebauung. Hohe Gebäude gibt es nicht außer einem einzigen Hotel am Rande von Miami.
Blick nach Norden Richtung Cambrils
Hinter der Felsecke liegt unser Hausstrand.
Nach deutschem Recht ein frisch gebackener Renter
Es ist angenehm, am Strand entlang zu laufen, vor allem, wenn weit und breit keine Leute sind. Wir trainierten unsere Füße, Sand und Wasser sind die besten Physiotherapeuten. Zwar wird es hier im Sommer nicht ganz so ruhig zugehen, aber genau deshalb sind wir erst in der Nachsaison unterwegs. Auch an diesem langen Strand ist uns die Sauberkeit angenehm aufgefallen.
Blick nach Süden Richtung L'Hospitalet de l'Infant
Blick Ri L'Hospitalet de l'Infant, hinten der Yachthafen
An der Uferstraße Richtung L'Hospitalet de l'Infant
Miami Playa N-340 > T-323 Mont-roig del Camp T-310 > Montbrió del Camp T-313 > T-320 > N-420 > C-242 Cornudella de Montsant C-242 > T-3225 Siurana, Mirador de Siurana (41.26073, 0.93910)
Hätte uns Mecki (der Hausmeister) nicht den Tipp gegeben, wir hätten das Bergdorf Siurana nie kennengelernt. Der Ort hat ca. 35 Einwohner (2010), gehört zur Gemeinde Cornudella de Montsant und thront auf einem Tafelberg (Kalksteinfelsen) in 737 Metern Höhe. Siurana hat nur einen befahrbaren Zugang. An drei Seiten ist der Ort wegen der bis zu 50 Meter hohen Felswände nicht erreichbar.
Info-Tafel am Ortseingang
Zufahrt zum Ort
Siurana, Teil von Falcet, Provinz Tarragona
Schild in der Siedlung kurz vor Siurana
Im Ort sind fremde Autos verboten (Blick nach draußen)
Das Schild (Bild links) in 2 m Höhe
Schon die Römer, später die Mauren, nutzten die strategisch günstige Lage der Ansiedlung auf dem Felsen. Im 12. Jh. eroberten die Mauren das Gebiet. Die Felsenfestung ergab sich als letzte Bastion des Waliats von Al-Andalus in 1153 den Truppen des Grafen Raimund Berengar IV. Die romanische Kirche wurde vermutlich unmittelbar danach gebaut.
Sehr nahe am Felsabbruch gebaut
Das Gelände hiner der Kirche reicht bis zum Felsrand.
Man beachte die Spiegelung links im Durchgang.
Schade, dass ausgerechnet am Samstag, unserem Ausflug nach Siurana, der Himmel bedeckt war. Das Bilderbuchwetter am frühen Morgen in Miami schwand mit jedem Kilometer in Richtung Norden. Kurz vor Siurana goss es in Strömen. Wir mussten auf unserem Stellplatz ein wenig warten. Dann wurde es zwar trocken, aber fast alle Fotos sind ohne Sonne.
Weinlaub im Oktober
Ein Steintisch. Die Platte ist sicher sehr alt.
Carrer del Roser
Leider war die Kirche verschlossen. Sie befindet sich am äußersten Ende von Siurana, an der unzugänglichsten Stelle des Felsplateaus. Das Langhaus der romanischen Kirche misst etwa 10 Meter und schließt mit einer halbrunden Apsis ab. Der Glockenturm befindet sich an der Südseite der Westfassade. Es gibt noch eine separate Säule mit Gedenkkreuz.
Die Wiese gehört mit zum Kirchengelände.
Die separate Säule mit dem Gedenkkreuz.
Erinnerung
Interessant ist das Eingangsportal der Kirche. Es wird mit drei Bögen überspannt, die auf 6 Säulen ruhen. Ein Relief über dem Türsturz zeigt Jesus Christus mit insgesamt 8 Apostel. Das wurde durch allerdings nicht vollständige Inschriften belegt. Ob das Portal aus der Gründerzeit der Kirche stammt oder aus späterer Zeit, ist nicht eindeutig bekannt.
Alles sieht ordentlich und restauriert aus.
Santa Maria de Siurana (Església de Santa Maria)
Haupteingang der Kirche
Der Stausee von Siurana bildete sich durch das Aufstauen des Siurana-Flusses, der ein Zubringer des Ebro ist. Die 63 Meter hohe Staumauer wurde im Jahre 1972 fertig. Man hatte schon 1960 mit dem Bau begonnen. Jahrelange Unterbrechungen verzögerten den Bau. Heute ist das Gebiet beliebt bei Wassersportlern und Touristen. Es gibt einen Club Nàutic de Cornudella mit Bootsverleih, Kanu und Kajak.
Der größte See in der Gegend, Trinkwasserversorgung
Die Talsperre war gut gefüllt.
Im nahegelegenen Dorf Cornudella de Montsant kann man sich auch Mountain-Bikes ausleihen oder einen Kletterkurs buchen. Geführte Wanderungen bis hinauf nach Siurana gibt es ebenfalls. Übernachtungsmöglichkeiten gibt es reichlich, entweder im "Camping Siurana" (ab 10 Euro) oder auch im Hostal oder privat. Das wilde Campen wurde in den letzten Jahren zunehmend bekämpft.
Talsperre von Siurana
Cornudella de Montsant, Ort im Tal mit guter Bodega
Die alten Gemäuer faszinieren uns immer wieder. Mit welcher Enge doch die Leute früher zurecht kommen mussten. Andererseits war eben die Fläche oft begrenzt, so wie in Siurana durch das Felsplateau oder auch in Kleinstädten des Mittelalters durch die nötige Stadtmauer zur Abwehr von Überfällen.
Restaurant, wegen des Regens ohne Gäste (Bar L' Acàcia)
Eine wirklich schöne Arbeit, denke ich.
Auf jeden Fall hat sich der Künstler Mühe gegeben.
Wir hatten den Eindruck, dass Siurana allein schon wegen der Besucher gut in Schuss gehalten wird. Fast alle Gebäude sind in einem guten Zustand und offensichtlich originalgetreu restauriert. Im Ort soll es sehr gutes Olivenöl geben. Man kann auch eine Übernachtung buchen, allerdings nicht ganz billig.
Zentrum von Siurana
Kunst kommt vom Können.
Heilige Stätte am Ortseingang
Das Gebiet um Siurana ist nicht nur landschaftlich sehr reizvoll, sondern auch ein Paradies für Sportkletterer. Schon vor rund 30 Jahren begann die Kletterei. Zwischenzeitlich entstand ein regelrechter Klettertourismus. Es ist das größte Klettergebiet Kataloniens. Es werden Kletterkurse angeboten, die allerdings schon eine gewisse Erfahrung voraussetzen.
Das Plateau, auf dem Siurana steht
Hier wohnt der Geist von Siurana.
Wir sind die letzten Besucher.
Es gibt viele gesicherte Sektoren mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad. Für Extremkletterer ist sicherlich die "La Rambla" nicht nur interessant, sondern eine Herausforderung. Die Wand ist 45 Meter hoch, mit Überhang und zählt zu den schwierigsten Touren der Welt. Daran ändern auch die 17 Haken nichts. Wer sie schafft, kann stolz auf sich sein.
Unüberwindbar, deshalb war Siurana so sicher.
Kletterfelsen der besonderen Art. Es gibt viele Überhänge.
Regengeschützt, aber nicht ungefährlich
Es war schon 18 Uhr, als wir, wie sagt man so schön, vom Regen in die Traufe kamen. Noch in der Schlange beim deutschen Bäcker hatte die Sonne geschienen. Einige Kilometer vor Miami türmten sich plötzlich wieder die Wolken auf. Am späten Abend gab es dann jede Menge Niederschlag, fast wie in Siurana. Mitte Oktober ist das aber nicht ungewöhnlich.
Das Unwetter kommt vom Süden.
Die Sonne macht ein Schauspiel daraus.
Wir sitzen im Trockenen. Morgen ist Abreise.
Wir ließen uns die deutschen Backwaren trotzdem schmecken. Viele hier Eingewanderte haben erkannt, dass der Urlauber heimische Produkte mehr liebt als manches spanische Einerlei. Nun gibt es auch schon im Supermarkt Schwarzbrot und beim Bäcker leckere Nusstaschen. Heute war der letzte Abend. Morgen würden wir die lange Heimfahrt antreten.
Spätes Kaffeetrinken vom deutschen Bäcker
Fast wie ein Vulkanausbruch
Kurz danach hat es gegossen und gestürmt.
Miami Playa N-340 > Cambrils > Tarragona > N-340 Vilafranca del Penedés C-15 > C-37 Manresa N-141c > Vic C-37 > C-152 Olot N-260 > Besalú > Figueres NII > La Jonquera > D900 Le Boulou > Perpignan A9 > Narbonne > Béziers > Montpellier, F1-Hotel Montpellier Sud (43.58639, 3.89679)
Montpellier als Übernachtungsziel hatten wir schon bei der Urlaubsplanung in's Auge gefasst. Die Hotelpreise in Frankreich sind allgemein höher als in Spanien. Eine Ausnahme ist die F1-Kette. Im "Montpellier Süd hotelF1" zahlten wir erträgliche 32 Euro, natürlich ohne Frühstück.
Die Fahrt von Miami Playa bis Montpellier war trotz über 500 Kilometer nicht so anstrengend. Wahrscheinlich zog uns schon das Gefühl vorwärts, wieder Richtung Heimat fahren zu können. In Spanien ist die Autobahn für uns gesperrt, es passiert einfach zuviel. In Frankreich dagegen hatten wir die freie Fahrt genutzt, trotz Maut.
Barcelona sind wir weitläufig umfahren. Das ist besser so.
Montpellier A9 > A9 Orange A7/E15 Montélimar > A7/E15 Valence > A7/E15 Lyon > A432 > A42/E611 > A40/E21 Genf A1 > Lausanne A9 > A1 Yverdon-les-Bains > A1 Bern > A2 > A3 > A861 > B34 > Wehr L148 > L151 Hintertodtmoos, Gästehaus Mattenhof (47.75227, 8.00442)
Ziel: Der Mattenhof in Hintertodtmoos (Schwarzwald)
Frankreich, Schweiz, Deutschland (590 km)
Der Mattenhof musste es sein. Wir fühlen uns wohl, wenn man uns kennt und freundlich begrüßt. Wie immer waren wir uns schnell einig. Den günstigen Preis verschweige ich lieber. Mitten im Süd-Schwarzwald gelegen ist die Umgebung von Todtmoos hervorragend geeignet, Wald und Wiesen in Deutschland zu genießen. Natürlich haben wir hier auch nicht am Frühstück gespart. Es ist einfach zu gut, als dass man auf die deftige Pfanne (auf Wunsch) verzichtet.
Todtmoos, ein kleiner Ferienort mitten im Schwarzwald.
Unser heutiges Schlemmerziel (14.10.2010)
Die Zimmer im Mattenhof sind zwar einfach, dafür aber bäuerlich und genau nach unserem Geschmack. Leider war das Wetter nicht ganz so traumhaft, am nächsten Morgen hatte Nebel das ganze Tal verschluckt. Heute waren wir liederlich und speisten außer Haus, im Restaurant Maien. Und ein Rundgang in Todtmoos stand sowieso noch aus. Morgen würden wir in Pforzheim sein, unser nächster kleiner Zwischenaufenhalt. Eine Nacht war geplant, es wurden zwei.
Es hatte geregnet, fast kein Mensch auf der Straße.
Wir hatten genug Platz, die Saison war vorbei.
Hintertodtmoos L151 > L149 > B317 Todtnau L126 > L124 > Freiburg B31 > A5 Offenburg > Rastatt > A5 > A8 Pforzheim
Was nimmt man mit zu guten Freunden? Natürlich, auch einen Strauß Blumen. Es war purer Zufall, dass an unserer Route ein Gladiolenfeld zum Selberschneiden lag. Damit hatten wir nicht gerechnet. Es war zwar wegen des Regens schmierig und nass, aber was tut man nicht alles!
Frische Gladiolen für's Wohnzimmer
Nur 215 km. Es war fast wie ein kleiner Spaziergang.
Die knapp zwei Tage in Pforzheim vergingen wie im Fluge. Es gab viel zu erzählen, die Familien-Hobby-Damenfriseurin musste auch ran, und weitere Besuche im Ort waren nötig. Schließlich kamen wir von einer kleinen Weltreise zurück.
Pforzheim > A8 Leonberg > Augsburg > A8 > A99 München > A92 Erding
Erding liegt am Weg. Man hat ja sonst nichts weiter vor. Es war am Sonntag, am 17.10.2010, als wir reichlich spät nach Erding kamen. Wir waren erst um 12 Uhr in Pforzheim weggekommen. Unser Enkel freute sich. Die 4 Tage waren aber auch rum wie nix. Leider spielte das Wetter nicht so richtig mit. Eigentlich dachte ich, ein letztes Bad im Erdinger Weiher nehmen zu können.
Weiher in Erding, eine Kiesgrube mit Bademöglichkeit
Doch das Wasser war schon zu kalt und die Luft sowieso. Der Weiher ist eine Kiesgrube und entsprechend tief. Am hinteren Ende wird immer noch Sand und Kies gebaggert. Das Wasser hat eine gute Qualität, naturbelassen und fischreich. Über den See zu schwimmen ist ein Highlight. Selbst im Sommer halten sich die Besucherzahlen in Grenzen, und man hat seine Ruhe.
Auf der Rückfahrt sparten wir Gundelfingen aus.
Und wieder in Erding, Schrannenplatz
Kronthaler Weiher (Badesee mit Freizeitanlagen)
Kies- und Sandförderung im abgetrennten Becken
Der Erdinger Weiher (richtig: Kronthaler Weiher) ist für uns besonders anziehend. Er bietet in allen Jahreszeiten Ruhe und Erholung. Selbst im Winter tut die gesunde Landluft gut. Vom Stadtzentrum aus (Lange Zeile) ist man schnell vor Ort, zu Fuß oder auch mit dem Auto.
Ettinger Fehlbach (Saubach), fließt in die Sempt
Große Liegewiesen. Es ist Herbst.
Neben Fischen gibt es viele Vogelarten.
Die Nutzung durch das Kieswerk stört überhaupt nicht. Ebenso wurde nur moderat in die Natur eingegriffen, um die nötigen Freizeitanlagen zu errichten. Die Bewirtschaftung fällt nicht nachteilig auf. Neben einer Minigolf-Bahn sind im Sommer auch Kiosk und Eisbar geöffnet.
Erding > A92 Regensburg > Weiden > A93 > A72 Chemnitz
Letzter Tag, letztes Glück. Es trifft tatsächlich zu, dass wir uns sehr auf Weiden gefreut haben. In diesem Ort in der Oberpfalz wohnt nämlich eine Familienfreundin, deren Gesellschaft königlich und herzlich zugleich ist. Mehr verrate ich hier nicht. Ganz nebenbei haben wir immer eine Mittags- und/oder Kaffeepause, die stets äußerst angenehm ausfällt.
Manchmal zieht sich das dinieren hin bis spät in die Nacht, bei anregender Unterhaltung und pseudo-philosophischer Betrachtungen zu uns und der Welt. Es tut gut, gleichgesinnte und im Leben weitgereiste Freunde zu haben.
Sieben Wochen und über 9.000 Kilometer, soviel hatten wir uns bisher am Stück noch nicht geleistet. Eigentlich ist nichts Besonderes passiert, aber wie immer, die Teile machen das Ganze oder auch umgedreht, das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile. Egal wie man es betrachtet, diese Reise wird nicht so schnell im Hirn verblassen.
Wenn alles glatt geht, mag das für manche Menschen schön sein. Stolpern stört da nur. Langweilig wird es dann aber auch. So denke ich zumindest. Angenehm, dass bei uns sowieso nicht immer alles glatt läuft, und dass es regelmäßig anders kommt, als gedacht oder geplant.
Ich erinnere nur an mein Intermezzo im Chemnitzer Hospital von der Schweiz aus, oder an die Autopanne in Sagres, oder auch an die gesundheitlichen Probleme in Trevélez. Über viele kleine Dinge lohnt es sich nicht immer zu berichten. Doch gerade kleine Dinge werden groß und bedeutungsvoll, wenn sie im Nachgang Wirkungen entfalten, die mit Zunahme an Erfahrung und Älterwerden zu tun haben.
Hervorheben möchte ich den Aufenthalt am ENDE DER WELT in Sagres. Jetzt aus Sicht des Jahres 2019 kann ich sagen, das war das Beste, was uns bisher passiert ist, nämlich für diesen Ort einen Aufenthalt zu buchen. Die rauhe Westküste Portugals, gleich um die Ecke die etwas gemäßigte Küste der Algarve und natürlich die von unserem Hotelbalkon beobachtbaren sagenhaften Sonnenuntergänge haben einen bleibenden Eindruck hinterlassen.
Gefangen genommen hat uns in Sagres die Mystik des einsamen Ortes des Cabo de São Vicente. Ich kann mich einfach nicht diesem dankbaren Gefühl entziehen, vor Augen geführt zu bekommen, wie klein und endlich unser Mensch-Sein ist und wie groß, liebevoll und unendlich Mutter Erde für uns sorgt – wenn wir es nur wollen.
Danke an M., der uns den Tipp mit der Bratwurst gegeben hat. Ohne es zu wollen, hat er nicht nur eine sättigende Mahlzeit empfohlen, sondern uns an den Rand des Göttlichen geführt. Am ENDE DER WELT mögen schon seit Urzeiten die Menschen über sich und die Natur nachgedacht haben – wir waren dabei.
Ganz am Rande bemerkt, am Kap hatte man zu Beginn der vieltausendjährigen Geschichte ein Kloster errichtet. Das ist bezeichnend. Jetzt sorgt der Leuchtturm dafür, dass unser kleines Lebenslicht auf uns Menschen aufmerksam macht. Der abgesetzte Strahl mag schwach sein, ich meine, er wird gesehen und erwidert. Und nicht zuletzt bedeutet Sagres = Heilig, wie war!
Nicht die schönen Augenblicke bleiben, die sind flüchtig und sollten genossen werden, wenn sie da sind. Es bleibt die Erfahrung und die Einsicht, dass jedes Ding seine gute und seine weniger gute Seite hat. Bewahrt man die bessere Seite in der Erinnerung auf und mixt sie mit dem Erkenntnisgewinn aus der Erfahrung, dann entsteht ein Sud, der in zukünftigen Zeiten hilft, über die Runden zu kommen.
Diese Karte im Anhang zeigt natürlich nur einen winzigen Teil der Sierra Nevada. Da dieser Bericht erst gegen Ende des Jahres 2019 geschrieben wurde, konnte die im Oktober 2019 entstandene Karte mit aufgenommen werden. Das geschah aus wichtigem Grund. Mein Traum, den höchsten Berg in der Sierra Nevada, den Mulhacén, zu besteigen, ist inzwischen verwirklicht.
Die Karten rechts verdeutlichen, wo Trevélez und der Ort Capileira liegen. Trevélez hatten wir in 2010 besucht, Capileira war in 2017 mein Startpunkt für die Besteigung des Mulhacén. Beide Orte liegen an einem Gebirgszug, der sich vom Süden nach Norden erstreckt und an dessen nördlichen Ende der Mulhacén den Abschluss bildet. Dabei ist Trevélez am rechten (östlichen) Hang, Capileira dagegen am linken (westlichen) Hang positioniert.
Beide Orte sind auf hoher Lage und eignen sich gleichermaßen als Ausgangspunkt für die Besteigung des Mulhacén. Obwohl der Weg von Trevélez aus kürzer, aber auch steiler ist, bietet Capileira meiner Meinung nach günstigere Startbedingungen. Man kann mit dem Auto bis zu einem in 2150 Meter Höhe gelegenen Parkplatz fahren, um dann die alte Hochstraße GR411 bis in die Nähe des Gipfels zu benutzen. Die GR411 war früher frei befahrbar, jetzt versperrt eine Schranke jeden Zugang.
An dieser Stelle sei verraten, dass es an einem einzigen Tag des Jahres ganz legal möglich ist, mit dem eigenen Auto bis in eine Höhe von 2705 Meter zu gelangen. Von dort aus sind dann nur noch 777 Höhenmeter zu überwinden. Allerdings muss man am gleichen Tage zurückkehren, da das Auto nur bis zum Abend im Sperrgebiet stehen darf.
Im Gegensatz dazu bleiben von Trevélez aus rund 2000 Höhenmeter. Dafür ist der steile Anstieg landschaftlich abwechslungsreicher, aber auch anspruchsvoller und kräftezehrend. Außerdem ist die Verweilzeit in den Bergen nicht begrenzt, Zelt und Ausrüstung vorausgesetzt.
Näheres zur Besteigung des Mulhacén steht im entsprechenden Reisebericht für 2017.